Ältester Sohn des Pfalzgrafen
Gottfried von Lothringen und der Ermentrud
von Frankreich, Tochter von König
Karl III. dem Einfältigen; durch seine Großmutter
väterlicherseits Oda
von Sachsen war er mit den LIUDOLFINGERN
verwandt
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1598
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Gottfried I. Herzog in Nieder-Lothringen
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+ 964
in Italien
Gottfried ist ohne näheren
Amtsbereich als 'dux' belegt; Herkunft und mögliche Abhängigkeit
von Brun, dem Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, sind
umstritten.
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Winfrid Glocker: V, 40; Seite 291
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Gottfried
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* 925/35, + 964 Sommer
958 Graf im Hennegau, 962 auch im Gillgau, 959 Herzog von Nieder-Lothringen
oo NNw
Die Überlegungen, die es uns erlauben, den 964 in Italien von einer
Seuche dahingerafften "Godefridus dux Lothriensis"
(Continuator Regionis a. 964, S. 174) auf Grund der genealogischen
Notiz, die anläßlich des Hammersteinschen Ehescheidungsprozesses
angefertigt wurde (MG. Const. I, S. 639), und der genealogischen Angaben
der Vita Adelheids
von Villach (c. 3, SS XV/2 757) als einen Sohn des Pfalzgrafen
Gottfried anzusehen, sind zuletzt zusammengefaßt bei Hlawitschka,
Anfänge S. 51 f. Vgl. ebd. S. 145 zum Geburtszeitpunkt sowie zu einer
eventuellen außerehelichen Verbindung des Gottfried
dux. Den Tod Gottfrieds berichtet
uns der Continuator Regionis a. 964, S. 174, und die Annales Hildesheimenses
a. 963, S. 22; vgl. zum Tod Gottfrieds auch
Hlawitschka, Anfänge S. 55. Die Belege für die Grafenstellung
Gottfrieds sind bei Nonn, Pagus S.
128 und 188, zusammengestellt; dieser äußert sich S. 194-198
zu der von der Forschung intensiv diskutierten Frage, ob Gottfried
von Erzbischof Bruno im Jahre 959 als Herzog in Nieder-Lothringen eingesetzt
wurde, zustimmend.
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Gottfried war ein Schüler
und Freund des Erzbischofs Brun von Köln und folgte vermutlich seinem
Vater als Stellvertreter des Herzogs in dessen kriegerischen Angelegenheiten.
Ob Brun ihn schon 953 oder 959 als Herzog in Nieder-Lothringen einsetzte,
ist nicht völlig zu klären. Auf dem Hoftag im Juni 958 in Köln
wurden Reginar III. alle Besitzungen abgesprochen und dessen Stellung im
Raum zwischen Maas und Schelde übertrug OTTO
I. dem Grafen Gottfried.
Dieser wurde damit beauftragt, im niederlothringischen Raum die Ordnung
aufrechtzuerhalten und Bruns letzten Gegner namens Immo auszuschalten.
Die Meinungen gehen auseinander, ob Gottfried
den Herzogstitel nur als Heerführer erhielt oder ob er bereits 958
oder 959 als Herzog von Nieder-Lothringen eingesetzt wurde. Er war der
Anführer eines Aufgebotes schwerer Reiterei, die Brun seinem Bruder
OTTO I. als Verstärkung nach Italien
sandte. Der Herzog starb im Juni 964 auf diesem Feldzug bei der
Belagerung und Eroberung Roms an der Pest. Wie nahe er der Herrscherfamilie
stand, bezeugt eine Stiftung des Königs für das Seelenheil des
getreuen Gottfried.
Er war in der Gegend von Mons begütert, hatte aber auch Beziehungen
zur niederrheinischen Landschaft, wo seine Schwester Gerberga
mit dem edlen Megingoz,
dem Stifter des Klosters Villich, vermählt war.
Rüdiger E. Barth: Seite 148-152
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"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"
Versuchen wir nun, Gottfried von Jülich,
Sohn des Pfalzgrafen gleichen Namens, Bruder des Kölner
Erzbischofs Wicfried, in seiner angeblichen Eigenschaft als Herzog
von Nieder-Lothringen erwähnenden Belegquellen methodisch ähnlich
zu prüfen.
Konsultieren wir wiederum zunächst die Diplome der Reichskanzlei.
Am 11. Juni 958 nennt sie ihn comes. Im gleichen Monat und Jahr gibt
ihm die Reichskanzlei erneut den Grafentitel. Im übrigen verrät
uns diese Urkunde, dass Juni 958 Gottfried der
Hennegau als gräfliches Amtsgut übertragen wurde in der Nachfolge
des von Brun verbannten Reginar III. Beide vorgenannten Diplome wurden
anläßlich des Kölner Hoftages ausgestellt. Dass Gottfried
schon 958 zum Herzog eingesetzt worden sei, ist also auszuschließen.
Ein Jahr nach Gottfrieds
Tod schreibt ein kanzleifremdes, im Original erhaltenes Diplom
vom 2. Juni 965 pro remedio anime... dilecti quondam ducis nostris Godefridi.
Wenngleich der dux-Titel vom Aussteller posthum nachträglich
eingefügt worden sein kann, hätten wir hier das einzige, zu Lebzeiten
OTTOS I. und nach Gottfrieds
Ableben ausgestellte Königsdiplom, das Gottfried
den zwar aussagearmen Kurztitel dux einräumte, ohne allerdings jegliche
ethnische oder geographisch-politische Zuordnung, geschweige denn teilungspolitischen
Hinweis. Auf keinen Fall gibt dieses Diplom einen chronologischen Hinweis
auf eine eventuelle Erhebung Gottfrieds zum Herzog. Darüber hinaus
ist Gottfried in den Urkunden der Reichskanzlei
nicht erwähnt.
Untersuchen wir nun die Privaturkunden.
Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Abschrift einer in Aachen 31.
Oktober 953 datierten Urkunde für die Abtei Stablo-Malmedy erwähnt
regnante rege Ottone fratre nostro,
anno XVIII, Godefrido duce. H. Breslau
hielt sie für unecht. Köpke-Dümmler nehmen recht unklar
Stellung, neigen jedoch zu der Annahme, dass Gottfried
schon 953 Herzog gewesen sei. Ohne sich klar auszudrücken,
hält Waitz die herzogliche Gewalt Gottfrieds
für gegeben. Vanderkindere macht zunächst Zweifel an diesem Beleg
geltend, und zwar weil in dem damaligen binnenlotharingischen Unruhen der
damals noch jugendliche Gottfried wohl
kaum von Brun, Gottfrieds Lehrer, an
die Spitze eines lotharingischen Heeres gestellt werden konnte.
Dezember 962 schenkt Brun dem Kölner Cäcilienstift den Fronhof
Stommelen im Gilgau in comitatu Gotfridi comitis.
Also 962 immer noch der comes-Titel - nicht etwa comes et dux -, und zwar
einer Schenkungsurkunde seines ehemaligen Lehrers, des Erzbischofs von
Köln. Ein auf Juni 964 datierte Präkerie der Abtei Prüm
mit einem Eberhard weist Gottfried
in der Zeugenreihe nach dem Propst und 26 Mönchen, das heißt
zwar an 28. Stelle, aber an 1. Stelle der Laien als dux aus. Hier sind
erhebliche chronologische Bedenken angebracht. Im Juni 964 befand sich
Gottfried gemäß Ruotger
in Italien und erlag dort der Pest im selben Monat. Hinzugefügt sei,
dass diese auf Juni 964 datierte Klosterurkunde nur in einer Kopialschrift
von Ende des 11. Jahrhunderts vorliegt.
Ruotger ist zum Jahr 964 die erste verläßliche Quelle, die
Gottfried den dukalen Rang einräumt. Zeitliche Übereinstimmung
des dukalen Titels bei Ruotger mit der Beauftragung Gottfrieds,
ein lotharingisches Heereskontingent nach Italien zu führen, legen
nahe, den funktionalen Bereich dieses Titels Gottfrieds
auf eine zeitlich beschränkte und außerordentliche
Heerführerfunktion einzuschränken und weniger auf einen permanenten
herzoglichen Willens- und Aufgabenbereich in Lotharingien zu beziehen.
Den bedeutendsten Rang nimmt natürlich in seinem direkten raumpolitischen
Einflußbereich die ihm 958 ganz oder teilweise übertragene Grafschaft
Hennegau ein. Der Hennegau war mehr als 50 Jahre Teil des reginarischen
Machtbereichs gewesen. Ein Gebiet, das in der Berichtsepoche von Valenciennes
im Süden über Mons bis zur Grafschaft Namur reichte und Orte
beinhaltete wie Chimay an der heutigen belgisch-französischen Grenze,
Nismes und Couvin südlich von Namur. Ob Valenciennes schon damals
zum hennegauischen Besitzstand zu zählen war, ist schwer zu dokumentieren.
Es ist möglich, dass Gottfried wie
sein Vorgänger Laienabt der Abtei St. Waudru in Mons und Vogt des
Klosters Ste. Aldegonde bei dem südlich von Mons gelegenen Maubeuge
gewesen war. Gottfrieds Stellung in
diesen beiden Abteien sicherte ihm Ausdehnung seines Einflußbereichs
in das Tal der Sambre in Richtung Beaumont, südöstlich von Mons.
Ein schon zitiertes Königsdiplom von Juni 965 entsprach Gottfrieds
zu dessen Lebzeiten formulierten Wunsch, einen 18 Hufen umfassenden, bei
Villers-Gislain zwischen Mons und Binche gelegenen Lehnsbesitz dem Kloster
Ghislain zu schenken. Eine Privaturkunde des Jahres 962 erwähnt Gottfrieds
Grafschaft Gilgau im Westen Kölns.
Literatur:
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Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite
196,228,233,243 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter,Stefan/ Hg.): Otto
III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997,
Seite 92,93A - Rüdiger E. Barth: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 132,139,140,141-143,145,146-148,
149-151,152,153,155,156,160,164-166,176,179,190 - Hlawitschka, Eduard:
Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien
zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert,
Saarbrücken 1969, Seite 51,55-57,70,72,94,126-128,132,134,138,144-146,148,173
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