Begraben: Brauweiler
3. Tochter des Kaisers OTTO II. DER ROTE und
der Theophanu von Byzanz, Tochter
von Konstantin Skleros
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 392
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Mathilde
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* 978, + 4. November 1025
Esch
Begraben: Brauweiler
Tochter OTTOS II. und der Kaiserin Theophanu
oo Pfalzgraf Ezzo
10 Kinder
Der Heiratstermin ist umstritten; fraglich ist, ob er noch in die Zeit der Vormundschaftsregierung der Theophanu fallen kann, die nach der Brauweiler Fundatio ihr Einverständnis zu der Ehe mit einem Adligen des Reiches gegeben haben soll. Die gleiche Quelle überliefert die Anektode, Pfalzgraf Ezzo habe die Königstochter von OTTO III. zugesagt bekommen, nachdem ihm dieser für ein gewonnenes Schachspiel einen Wunsch freigestellt hatte. Die Heirat erregte nach Thietmar von Merseburg das Mißfallen vieler. Von den 7 Töchtern wurde lediglich eine (Riche[n]za) an Mieszko II. von Polen verheiratet, die anderen wurden Äbtissinnen bedeutender Klöster. Über die politische Bedeutung Ezzos ist wenig bekannt, diskutiert wird eine mögliche Anwartschaft Ezzos oder seiner Söhne auf die Königsnachfolge 1002, für die es in der zeitgenössischen Überlieferung jedoch keinen Rückhalt gibt.
Literatur:
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E. Kimpen, Ezzonen und Hezeliniden in der rhein. Pfgft., MIÖG
Ergbd. 12, 1933, 1-91 - U. Lewald, Die Ezzonen, RhVjbll 43, 1979, 120-168
- W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ...., 1989, 211ff.
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Winfrid Glocker: VI, 8; Seite 295
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Mathilde
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* 978 Sommer, + 1025 XI 4
c 993
oo Ezzo Graf im Bonn-, Auel- und (?) Ruhrgau, lothringischer Pfalzgraf
* c 954, + 1034 V 21/22
Mathilde ist uns als Schwester
OTTOS III. bezeugt bei Thietmar IV
c. 60, S. 200, und in den Brunwilarensis monasterii fundatorum actus c.
5, SS XIV 127. Der oben gegebene Termin für Mathildes
Geburt stützt sich auf die beiden Nachrichten bei Richer III c. 68,
S. 84, der bezeugt, dass Theophanu
im Sommer 978 schwanger war und beim Annalisto Saxo a. 991, wo Mathilde
als "tercia" bezeichnet ist. Die Quellenbelege zu Mathildes
Heirat mit Pfalzgraf Ezzo
sind von BU. 1081a zusammengestellt. Zur Stellung Ezzos
als Graf vgl. Nonn, Pagus S. 177 und 185. Zu Todestag und -jahr
Mathildes vergleiche Bresslau, Jbb. Konrads II. Bd. 1, S. 112,
Anm. 1, zum Tode des Pfalzgrafen
Ezzo ebenda Bd. 2, S. 127. Nach der Angabe der Brunwilarensis monasterii
fundatorum actus c. 21, SS XIV 136, wurde Ezzo
ungefähr 80 Jahre alt, womit sich das Geburtjahr c 954 ergibt. Im
übrigen vgl. zu Pfalzgraf
Ezzo und dessen Familie Lewald, Ezzonen passim.
Die Hypothesen von Faußner, Kuno S. 103-108, über eine frühere
Ehe des Pfalzgrafen vor dessen Vermählung mit Mathilde,
aus der 5 von den bekannten 10 Kindern hervorgegangen sein sollen, sind
abwegig, wie Hlawitschka, Richeza S. 237-240, nachgewiesen hat.
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Mathilde wurde im Nonnenkloster
Essen bei ihrer klugen und gebildeten Cousine Mathilde von Schwaben, der
Tochter des Herzogs Liudolf, erzogen. Die Ehe wurde von der Mehrzahl der
Großen als nicht ebenbürtig angesehen und deshalb abgelehnt.
Dass OTTO III. seine Schwester
beim Brettspiel an den Pfalzgrafen
Ezzo verloren haben soll, wie sie die Gründungsgeschichte
des Klosters Brauweiler berichtet, halte ich für eine fabelhafte Ausschmückung.
Auf jeden Fall ist die Vermählung Mathildes
mit dem Pfalzgrafen Ezzo
nicht auf gewöhnliche Weise zustandegekommen. Der König hat seiner
Schwester, um ihre Stellung zu erhöhen, eine reiche Ausstattung mitgegeben,
zu der wahrscheinlich auch Saalfeld gehörte.
Werner Trillmich: Seite 186
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Als Vermittler der Lothringier bei Hofe diente ihnen Pfalzgraf
Ezzo, dessen Gemahlin Mathilde,
OTTOS II. Tochter, am 4. November
1025 in Esch an der Sauer verstarb, während man in Aachen miteinander
verhandelte. Feierlich holten die versammelten Herren die Leiche der Fürstin
ein, um sie ins Familienkloster Brauweiler zu geleiten, wo Erzbischof Pilgrim
am 7.11. die Beisetzung vornahm.
Ursula Lewald: Seite 139
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"Die Ezzonen. Das Schicksal eines rheinischen Fürstengeschlechtes"
Kaum ein Jahr nach dem Eintreffen der ersten Mönche starb unerwartet
1025 die Pfalzgräfin Mathilde.
Weil die Kirche, die ja als Grablege des Geschlechtes dienen sollte, noch
nicht fertig war, mußte sie unter einem Zelt bestattet werden. Wie
Adelheid von Villich fand sie ihr Grab im Kreuzgang. Erst 3 Jahre später
konnte Erzbischof Pilgrim das inzwischen vollendete Gotteshaus einweihen.
Die Nachricht vom Tode seiner Frau erreichte Ezzo,
als er gerade in Aachen mit dem Großen totius Lotharingiae ein Colloqium
abhielt.
Dr. E. Kimpen: Seite 5-7
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"Ezzonen und Hezeliniden in der rheinischen Pfalzgrafschaft"
Aber sämtliche vorstehenden Besitzungen, die zum größten
Teil längst bekannt sind und keiner näheren Erörterung bedürfen,
können bei weitem nicht alles gewesen sein, was durch
Ezzos Ehe an die EZZONEN gelangte.
Halten wir uns doch einmal die bisher viel zu wenig gewürdigte Tatsache
vor Augen, daß Ezzos
Gattin und Kinder unter allen Umständen zu den Allodialerben desjenigen
Zweiges der LIUDOLFINGER gehörten,
welcher im Jahre 1002 mit dem Tod des kaiserlichen Romantikers, OTTOS
III., sein Ende fand. Da 2 von den 3 Schwestern OTTOS
III., Adelheid und Sophie, Äbtissinnen geworden waren,
OTTO auch in jungen Jahren und ledig
starb, kann keinem Zweifel unterliegen, dass Mathilde
früher oder später den allerwesentlichsten Teil des Erbes OTTOS
III. erhalten mußte, wann es nach Recht und Billigkeit
zuging. Allerdings kam es über dies Erbe sofort nach OTTOS
Tod zu einem schweren Kampf, dadurch veranlaßt, dass OTTOS
Nachfolger HEINRICH II. in Ezzos
Besitzungen einfiel und Güter wegnahm, die Ezzo
"ex hereditate nobilissimae suae coniugis" besaß. Offenbar beanspruchte
HEINRICH II. entweder als Agnat OTTOS
oder mit der Behauptung, es sei Reichsbesitz, manches davon. Aber nach
jahrelanger Fehde hielt er es endlich doch für besser, sich mit Ezzo
zu versöhnen. Über den Inhalt der in der Erbschaftsfrage
geschlossenen Einigung sind wir nicht ausdrücklich unterrichtet. Wenn
aber gesagt wird, dass HEINRICH II. Ezzo
die schon genannten Höfe Kaiserswerth, Duisburg und Saalfeld zu etwaigem
Eigentum gab, "ut non minore apud se quam a majoribus suis familiaritatis
vel honoris emeriti gratia potiatur", so kann nur angenommen werden, dass
der Kaiser damals die Allode Mathildes im Rahmen ihrer berechtigten Ansprüche
Ezzo überließ oder wenigstens zusicherte und ihm, vielleicht
als Ersatz für erlittenen Schaden oder als sonstigen Ausgleich, obendrein
die genannten Schenkungen machte. Auf alle Fälle wurden zum mindesten
Mathildes Nachkommen letzten Endes
die einzigen Erben Kaiser OTTOS III.
und seiner Geschwister. Ezzos
Geschlecht mußte also namentlich in Sachsen und Thüringen eine
ganz ungeheure Macht gewinnen. Diese mag sogar noch eine weitere, freilich
viel kleinere Vermehrungen erfahren haben, weil die Abkömmlinge der
Tochter Kaiser OTTOS III. infolge des
kinderlosen Absterbens von HEINRICH II.
und seinen sämtlichen Geschwistern immerhin ja auch zu deren Erben
gehört haben könnten.
Zum Jahre 1025 wird berichtet, dass Ezzos
Gattin Mathilde bei einem Besuch des
Grafen Hezelin
auf dessen Gut Aeccheze, was für Esch gehalten wird, gestorben sei.
Winfrid Glocker: Seite 211-220
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Während die beiden älteren Töchter
Kaiser OTTOS II. und der Theophanu,
Sophie und Adelheid, - wie wir gesehen haben - die Äbtissinnenwürde
in den ottonischen Hausklöstern
Quedlinburg und Gandersheim übernehmen sollten und daher auch schon
in sehr jungen Jahren auf diese Aufgabe vorbereitet wurden, heiratete die
jüngste der Schwestern Kaiser OTTOS III.,
die nach der Mutter OTTOS DES GROSSEN
den Namen Mathilde erhielt, den rheinischen
Pfalzgrafen Ezzo.
1. Die Heirat mit dem Pfalzgrafen Ezzo
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Thietmar von Merseburg berichtet uns, die Heirat zwischen Mathilde
und Ezzo, dem
rheinischen Pfalzgrafen, hätte vielen mißfallen. Noch deutlicher
illustriert dieses Unbehagen der 2. uns überlieferte Quellenbericht
über diese Vermählung, den wir in der Geschichte der Gründer
des rheinischen Klosters Brauweiler nachlesen können.
Erklärend müssen hier einige Worte zu dieser Quelle eingeschoben
werden. Brauweiler bei Köln wurde gegen Ende der Regierungszeit Kaiser
HEINRICHS II. als Hauskloster der EZZONEN-Familie
eingerichtet. Über die Klostergründung und noch mehr über
die Familie der Gründer selbst sind wir durch einen Quellentext unterrichtet,
der von den verschiedenen Herausgebern den Titel "Fundatio monastrerii
Brunwilarensis" oder auch "Brunwilarensis monasterii fundatorum actus"
erhalten hat; dieses Werk ist der hausgebundenen Adelsliteratur zuzurechnen.
Der Autor war ein Brauweiler Mönch und erzählt uns zur Hochzeit
der Kaiser-Schwester Mathilde, Pfalzgraf
Ezzo habe seine Braut beim Würfelspiel mit Kaiser
OTTO III. gewonnen. Auch eine solche Nachricht läßt
sich als eine gewisse Verstimmung über die Vermählung lesen.
Die Forschung hat diese Hinweise mit der Annahme zu erklären versucht,
Ezzo sei kein
ebenbürtiger Ehemann für eine Kaisertochter und Kaiser-Schwester
gewesen. Man dachte weiter noch daran, die Eheschließung werde eben
zur Zeit der vormundschaftlichen Regierung erfolgt sein, also unter einem
schwächeren weiblichen Regiment.
Um diese Frage mit Sicherheit beantworten zu können, müssen
wir das genaue Jahr der Eheschließung kennen. Die Quellen haben es
uns aber nicht überliefert, und auch das Geburtsjahr Mathildes,
das uns zu einer ungefähren Bestimmung weiterhelfen würde, ist
nicht genau bekannt. Der einzige verwertbare Hinweis findet sich in der
Brauweiler Gründungsgeschichte, nach der die Mutter der Braut, die
Kaiserin Theophanu, ihre Zustimmung
zur Eheschließung ihrer Tochter gegeben habe. Weil Mathilde
aber wahrscheinlich erst 978 geboren ist, wäre sie bei
einer Eheschließung zu Lebzeiten ihrer Mutter maximal 13 Jahre alt
gewesen. So nehmen wir mit Mathilde Uhlirz besser an, die Ehe sei 993,
als Mathilde 15 Jahre alt war, geschlossen
worden, und die Kaiserin Theophanu
habe somit nur eine Eheabsprache oder einer Verlobung zugestimmt.
Auch die Machtstellung des Pfalzgrafen
Ezzo zur Zeit seiner Verehelichung ist nur schwer abzuschätzen.
Ezzo scheint die
Stellung eines Großgrafen innegehabt zu haben: sein Vater ist als
Graf im Eifelgau, Ruhr, Gellep- und Zülpichgau bezeugt, und Ezzo
erbte nach dem Tod des Vaters die Mehrzahl der Grafschaften und die Pfalzgrafenwürde.
Die Brauweiler Gründergeschichte versteigt sich sogar zu der Behauptung,
Ezzo habe zu der
Kaiserin Theophanu in einem derart
vertrauten Verhältnis gestanden, daß er "preter regium nomen
secundus in regno" gewesen sei. Mit dieser Sicht der Dinge steht der Brauweiler
Mönch allerdings allein: wir finden in keiner anderen Quelle auch
nur eine Andeutung, dass Pfalzgraf
Ezzo wenigstens zum äußeren Kreis der Berater der Kaiserin
Theophanu gehört habe.
Freilich scheinen die Vorfahren des Pfalzgrafen bereits zum karolingischen
Reichsadel gehört zu haben. So braucht man nicht unbedingt an einen
gesellschaftlichen Abstieg der Kaisertochter zu denken, wenn man die Eheschließung
in ihrem Rang in der Adelshierarchie bewertet, und wir können uns
gut vorstellen, dass die Kaiserin Theophanu
die Zustimmung zur Heirat Ezzos
mit ihrer Tochter Mathilde erteilt
haben wird.
Der rheinische Pfalzgraf holte seine Braut angeblich aus dem Stift
Essen, das in der späteren OTTONEN-Zeit
in enger Beziehung zur Herrscherdynastie stand, und wo die ältere
Cousine der Kaisertochter Mathilde,
die ebenfalls den Namen Mathilde trug (sie war eine Tochter des aufständischen
Schwabenherzogs Liudolf), ihren Schützling nur sehr unwillig herausgab.
Als Morgengabe erhielt die nunmehrige Gemahlin des Pfalzgrafen
Ezzo das Gut Brauweiler.
2. Pfalzgraf Ezzo und der Thronwechsel 1002
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Die Ehe der Kaisertochter Mathilde und
Ezzos war mit
3 Söhnen und 7 Töchtern sehr kinderreich. Die Söhne der
Mathilde waren nach dem Tod Kaiser
OTTOS III. die nächsten männlichen Verwandten des
verstorbenen Herrschers. Von einer möglichen Thronkandidatur der Söhne
des Pfalzgrafenpaares, die Hermann,
Liudolf und Otto
hießen, hören wir aber in keiner Quelle etwas, nicht
einmal in der Brauweiler Gründergeschichte. Der Brauweiler Mönch
schildert allerdings Kaiser HEINRICH II.
als einen machtgierigen, schon lange nach der Herrschaft lechzenden
"regni invasor", dem auch erst nach Überwindung vieler Schwierigkeiten
der Gewinn der Macht gelang. Doch es gibt noch einen weiteren Hinweis auf
eine mögliche Beteiligung des Pfalzgrafen
Ezzo an den Vorgängen beim Thronwechsel 1002, eine Interpolation
aus einer nicht erhaltenen Fassung der Brauweiler Gründergeschichte,
die deren letzter Benutzer, der Bollandist Gamans, in den "Acta Sanctorum"
tradiert hat, allerdings nur in der stark paraphrasierenden Wendung: "narratur,
quod Otto 3 Heriberto Coloninsi commiserit insignia Imperii, ad sororis
Maritum Erenfridum deferenda". Zu dieser Nachricht fügt sich ein angeblicher
Partikel der Heiligen Lanze, der noch heute in der Abtei Brauweiler aufbewahrt
wird: gerade die Heilige Lanze hatte in den letzten Regierungsjahren OTTOS
III. eine besondere Bedeutung unter den Reichsinsignien erlangt.
Wie wir aus Thietmars Chronik wissen, hatte Erzbischof Heribert von Köln
auch tatsächlich die Heilige Lanze vorausgesandt, bevor es bei Polling
zu der folgenschweren Begegnung des Leichenzuges mit
Herzog Heinrich IV. von Bayern kam. Unter der Zusammenschau
all dieser Hinweise - Interpolation, angeblicher Lanzenpartikel und Voraussendung
der Heiligen Lanze - kommt ein Teil der Forschung zu der Schlußfolgerung,
Pfalzgraf Ezzo
müsse von Kaiser auf dem Sterbebett zum Nachfolger designiert worden
sein, während andere die Ansicht vertreten, der Pfalzgraf sei als
sehr naher Verwandter des verstorbenen Herrschers nur in besonderer Weise
dazu legitimiert gewesen, die Insignien bis zu einer Entscheidung über
die Thronfolge zu verwahren, ähnlich wie diese auch die Kaiserin
Kunigunde nach dem kinderlosen Tod HEINRICHS
II. war und tat.
Aus dem tradierten Quellenmaterial wird man die Frage einer möglichen
Thronkandidatur Ezzos
mit voller Sicherheit nicht entscheiden können. Einerseits
ist zu bedenken, dass gerade die neuesten Arbeiten zum Thronwechsel 1002
herausgearbeitet haben, wie stark damals der Gesichtspunkt des Geblütsrechts
in die Diskussion um die Thronkandidaten eingetreten ist. Somit wäre
es erstaunlich, wenn Thronbewerber wie Markgraf Ekkehard I. von Meißen
und Herzog Hermann II. von Schwaben ihren Anspruch angemeldet hätten,
deren Verwandtschaft mit dem verstorbenen Kaiser bis auf Herzog Otto den
Erlauchten zurückgeführt werden mußte, und dann aber die
Nächstverwandten in keiner Weise als mögliche Bewerber mit in
der Diskussion gewesen wären. Andererseits - um diesen Gedanken gleich
wieder einzuschränken - müssen wir mitbedenken, daß die
Ezzo-Söhne
damals höchstens 7-8 Jahre alt gewesen sein können: somit hätte
für sie nur der ungeliebte Vater agieren können.
Es scheint gegen HEINRICH II. dann
doch in Zusammenhang mit der Moselfehde, bei der der König gegen die
luxemburgischen Brüder seiner Gemahlin kämpfen mußte, zu
einem Eingreifen des Pfalzgrafen
Ezzo gekommen zu sein: dies berichtet die Brauweiler Gründergeschichte.
Die Forschung vermutet, soweit sie diese Nachricht nicht wie die ganze
"Fundatio" als wertlos einschätzt, es könne sich hinter einer
Beteiligung Ezzos auf
der Seite der Königsgegner der Konflikt um das Erbe Kaiser
OTTOS III. verbergen: die Kinder von
Ezzos Gemahlin Mathilde hatten
ja als nächste Verwandte des verstorbenen Kaisers wesentlich bessere
Erbansprüche vorzuweisen als König HEINRICH
II. Die Auseinandersetzung zwischen Pfalzgraf und König
eskalierte nun mehr und mehr; doch da lenkte HEINRICH
II. plötzlich ein und entschädigte Ezzo
mit Reichsgut. Dieser plötzliche Sinneswandel des Herrschers wurde
von der Forschung teilweise mit Erstaunen konstatiert, teilweise, wie es
die Brauweiler Gründergeschichte schon vorgedacht hatte, mit der Einsicht
des "heiligen Königs" erklärt. Die überzeugendste Motivierung
des Handelns HEINRICHS II. ließe
sich aber in der Vermutung sehen, der Ausgleich zwischen
Ezzo und dem König sei im Zusammenhang mit der Vermählung
der Ezzo-Tochter
Richeza mit
Mieszko II., dem Sohn des Polenherzogs
Boleslaw Chrobry, erfolgt. Die Heirat ist in den Zusammenhang
der Entspannung zwischen dem Reich und Polen zu stellen, und somit hatte
HEINRICH II. guten Grund, sich mit
dem Brautvater gut zu stellen, sofern er nicht sogar selbst eine tragende
Rolle bei dieser Eheschließung übernommen haben sollte.
3. Die Kinder der Kaisertochter Mathilde und des Pfalzgrafen
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Von den insgesamt 10 Kindern des Pfalzgrafen
Ezzo erhielten nur 2 einen Namen, der dem väterlichen Namensgut
zuzuordnen ist. Alle übrigen 8 Kinder erhielten ottonische
Namen. Hierin zeigt sich die hohe Wertschätzung, die der mütterlichen
Herkunft zugemessen wurde, die sich ebenso deutlich in der Grabinschrift
einer der Töchter, der Äbtissin
Theophanu von Essen, ablesen läßt: die Inschrift nennt
allein die mütterliche Abstammung der Theophanu
von der Tochter Kaiser OTTOS II., während
der Vater, Pfalzgraf Ezzo,
nicht nur einmal andeutungsweise einer Erwähnung für wert befunden
wurde.
Eine besondere Rolle unter den Kindern des Pfalzgrafenpaares war Richeza
zugedacht, der ältesten Tochter Mathildes.
Sie wurde im Jahr 1013 im Zusammenhang mit den Bemühungen um einen
deutsch-polnischen Interessenausgleich im Friedensvertrag von Bautzen mit
Mieszko, dem Sohn des damaligen
Polenherzogs Boleslaw I. Chrobry, verheiratet: also eine ausgesprochen
politische Hochzeit, bei dem die friedensstiftende Kraft einer Ehe deutlich
zu spüren ist. Nach dem Tode Kaiser HEINRICHS
II. ließ sich Boleslaw Chrobry
zum König proklamieren, ebenso wie dies sein Sohn, Mieszko
II., bei der bald darauf folgenden Thronfolge tat, und
Richeza trat in die Würde einer "regina Poloniorum" ein. Die
Kaiserenkelin vermittelte über ihre Kinder ottonische
Blutsanteile an die wichtigsten Herrscherfamilien des Ostens, an die PIASTEN,
ARPADEN und RURIKIDEN.
Von den weiteren Kindern des Pfalzgrafenpaares folgten 2 Söhne,
Liudolf und
Otto, in den
Amts- und Besitzbereich ihres Vaters nach, während die übrigen
7 in kirchliche Dienste traten. Der 3. Sohn, Hermann,
wurde als Hermann
II. Erzbischof von Köln, die Töchter standen als Äbtissinnen
bedeutenden Stiften und Klöstern vor: in dieser wichtigen Stellung
in der Reichskirche dokumentierte sich die Bedeutung der EZZONEN-Familie
im Diesseits und sorgte darüber hinaus auch für die notwendige
Fürbitte für die Familie im Jenseits.
4. Zusammenfassende Würdigung der Kaisertochter Mathilde
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Bei der Heirat der Kaisertochter Mathilde
mit dem rheinischen Pfalzgrafen haben wir den ersten und auch einzigen
Fall der Verehelichung einer Königs- oder Kaisertochter seit der Verheiratung
der Luitgard mit Herzog Konrad dem Roten von Lothringen. Die Töchter
der OTTONEN-Dynastie seit Liutgard
hatten eher Aufgaben im Bereich der Fürsorge für das Seelenheil
der Familie übernommen. Bei dieser Wertung ist freilich mit zu bedenken,
dass OTTO III. und HEINRICH
II. kinderlos verstarben und somit auch keine Töchter für
eine eventuelle Eheschließung zur Verfügung standen. Möglicherweise
war diese Kinderlosigkeit Kaiser HEINRICHS II.
mit ein Grund für den Ausgleich des Königs mit dem rheinischen
Pfalzgrafen nach dessen Eingreifen in die Moselfehde: wenn nämlich
der Friede von Merseburg 1013 durch ein Ehebündnis bekräftigt
werden sollte, so boten sich, da der König ja keine Kinder hatte,
die Töchter Mathildes und Ezzos
als die königsnähsten Damen und möglichen Bräute
an, und dies mag dann HEINRICH II.
zu einem Vergleich mit Ezzo
bewogen haben.
Nicht mit letzter Sicherheit zu beurteilen ist eine mögliche Kandidatur
Ezzos bzw. eines
seiner Söhne beim Thronwechsel 1002. In der Forschung besteht keine
Einigkeit in der Antwort auf diese Frage, wiewohl neueste Stellungnahmen
ein klares "Nein" ausschließen dürften.
991
oo Ezzo Pfalzgraf von Lothringen
ca 954-21.5.1034
Kinder:
Hermann II. Erzbischof von Köln (1036-1056)
ca 995-11.2.1056
Liudolf Vogt von Brauweiler
ca 995-11.4.1031
Otto II. Herzog von Schwaben (1045-1047)
ca 995-7.9.1047
Richeza
ca 995-21.3.1063
1013
oo Mieszko II. Herzog von Polen
990-10.5.1034
Adelheid Äbtissin des Klosters St. Gertrudis zu Nivellis
-20.6.vor 1011
Ida Äbtissin des Klosters St. Maria zu Köln
- ca 1060
Mathilde Äbtissin von Vilich
-
Theophanu Äbtissin von St. Cosmos zu Essen
-5.3.1056
Heilwig Äbtissin des Stiftes St. Maria zu Neuß
-21.9.1076
Sophia Äbtissin von St. Maria zu Gandersheim
- 1031/38