Begraben: St-Denis
Tochter des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1018
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Nantechild, fränkische Königin
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+ 642
Begraben: St-Denis
Der merowingische König Dagobert I. verstieß 629 seine kinderlos gebliebene Gemahlin Gomatrud und heiratete ein Mädchen aus dem Dienstpersonal, die Sächsin Nantechild. Sie gebar ihm 634 seinen zweiten Sohn Chlodwig II. Nach Dagoberts Tod 638/39 erhielt dieser Neustroburgund, sein älterer Bruder Sigibert III. Austrasien; vom Königsschatz bekam auch die Königin-Witwe Nantechild ein Drittel. Für den erst 4-jährigen Chlodwig II. führte sie zusamemn mit dem Hausmeier Aega die Regentschaft. Als Aega gegen die Burgundofarones vorging, stellte sich Nantechild schützend vor diese Adelssippe. 642 erneuerte sie im Interesse der Zentralgewalt das burgundische Hausmeieramt und gab es dem Franken Flaochad; die Zustimmung der burgundischen Großen wurde mit Ämtergarantien gewonnen. Nantechild war von den Frauen Dagoberts ("der fast zur gleichen Zeit drei Königinnen und mehrere Konkubinen hatte"), Fredeg. IV, 60) die einzige von politischem Einfluß.
Quellen:
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MGH SRM II (Fredegar IV, 58-90; Liber hisr. Fr. 42; Gesta
Dagoberti I. regis Fr.) -
Literatur:
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E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 42-44
- Ders., Spätantikes und frk. Gallien, I, 1976, 205 - Ders., Die Merowinger
und das Frankenreich, 1988, 126-147 -
Da die Burgundofaronen 629 Dagobert als König anerkannten, folgte ihnen auch die Mehrzahl der neustrischen Bischöfe und Großen. Dagobert nahm den "weisen Rat" an, den Bruder mit einem Unterkönigreich Toulouse zu entschädigen, das den S Aquitaniens von den Pyrenäen bis hinauf nach Saintes, Perigeux, Cahors, Rodez und Javols (mende) umfaßte. Aber er ließ Chariberts Mentor Brodulf bei der Umfahrt durch die frankoburgundische Königsprovinz töten und verstieß seine Gattin Gomatrud, die Schwester seiner Stiefmutter Sigihild, weil sie kinderlos geblieben war. Zur Königin erhob er Nantechild, ein sächsisches Mädchen aus dem Dienstpersonal.
Werner Karl Ferdinand: Seite 350,355
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"
Gleichzeitig schuf Dagobert
mit der Nachfolgeregelung von 633 einen bleibenden Vorteil für Paris
und Neustrien. Er hatte seine erste Gemahlin wegen Kinderlosigkeit verstoßen
und danach Nanthild geheiratet. Sie
gebar ihm einen Sohn, den er Chlodwig nannte,
und dies war zweifellos als Programm zu verstehen.
Unter Dagoberts jungem
Nachfolger Chlodwig II. (639-657) wurde
die Regierungsgewalt in Neustrien und Burgund von der Königin-Mutter
Nanthild und dem Hausmeier Aega übernommen.
Schieffer Rudolf: Seite 16,18
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"Die Karolinger"
Als Dagobert wenig
später (626?/29?) die angetraute Gattin verstieß und seine Magd
Nanthild
an deren Stelle treten ließ, scheint Arnulf das als schwere Desavouierung
empfunden zu haben.
Anschaulich wird in der Fredegar-Chronik geschildert,
wie Pippin sogleich den Umschwung zu seinen Gunsten in Auster herbeiführte:
"... mit Kunibert beschloß er, wie es einst gewesen, so für
immer das Band der gegenseitigen Freundschaft fest zu bewahren und dazu
die Freundschaft aller gemeinsamer Anhänger unter den Austrasiern
auf ewig an sich zu binden, indem er ihnen klug und freundlich entgegentrat
und sie milde regierte. Durch Gesandte wurde der gebührende Anteil
Sigiberts
an den Schätzen Dagoberts von
der Königin Nanthild und dem
König
Chlodwig (von Neuster) abverlangt und zur Übergabe ein
Gerichtstag anberaumt".
Riche Pierre: Seite 34
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"Die Karolinger"
Über den Königsschatz verfügte zunächst freilich noch die Königin-Witwe Nanthilde. Es gehörte zu Pippins ersten politischen Maßnahmen, einen Teil dieses Schatzes zu beanspruchen und nach Metz zurückführen zu lassen.
Schneider Reinhard: Seite 146-150
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Verscheidene Anzeichen sprechen für die Auflösung
seiner Ehe mit Gomatrud wegen Kinderlosigkeit.
Dagoberts
neue Ehefrau Nanthilde schenkte ihm
zunächst ebenfalls keinen Erben, und dessen Ausbleiben weitete sich
ganz offensichtlich zu einer austrasischen Staatskrise aus, bis endlich
Dagoberts
Nebenfrau
Ragnetrude doch noch einen
Sohn Sigibert gebar. Den vielfach widersprüchlichen
Quellen ist zu entnehmen, daß
Dagobert
das Kind von seinem Bruder Charibert
in Orleans aus der Taufe heben ließ und es möglichst nicht in
Austrasien behalten wollte. Dieses Manöver hatte nur bis kurze Zeit
nach Chariberts Tod Erfolg. Im Jahre
633 mußte sich der König austrasischem Druck beugen und in die
Schaffung eines austrasischen Unterkönigtums einwilligen.
Ein Jahr nach Sigiberts III.
Erhebung zum König von Austrasien wird Dagobert
von seiner Frau Nanthilde ein
Sohn
Chlodwig geboren.
Im 16. Jahr seiner Herrschaft (638/39) erkrankte der
König von Neustrien und Burgund schwer. In unmittelbarer Erwartung
des Todes (+ 16.1.639) traf er eilends notwendige Verfügungen für
seinenm Todesfall, die die Erbregelung von 634/35 ergänzten. Seinem
Getreuen Aega kommendierte
Dagobert persönlich
die Königin Nanthilde und den
unmündigen Chlodwig,
der sub
tenera aetate regnum patris ascivit.
Faktisch wurde die Herrschaft für den unmündigen
König von Aega undd er Königin-Witwe
Nanthilde ausgeübt, die als Regenten anzusprechen sind.
Aegas Rolle resultierete aus dem Kommendationsakt des sterbenden Königs,
der auch Nanthilde
als Mutter des Erben
aus dem Kreis von Dagoberts Frauen
herausgehoben hatte, wie die Regentschaft der Königinwitwe für
den unmündigen Sohn und König im fränkischen Recht der Herrschaftsnachfolge
ohnehin vorgezeichnet gewesen war.
Eine tatsächliche Teilung erfuhr jedoch Dagoberts
Königsschatz, der nach längeren Verhandlungen zwischen Austrasien
einerseits und Nesutrien/Burgund andererseits gedrittelt wurde: Aequa
lanciae erhielten Sigibert,
Chlodwig
und die
Königin Nanthilde
ihre Anteile. Nur bei Nanthildes Anteil
besteht insofern Klarheit, als sie den dritten Teil des Schatzes erhielt,
den Dagobert selbst erworben hatte,
wobei die Gesta Dagoberti sogar noch die Einschränkung machen für
die Zeit, in der Dagobert mit
Nanthilde
verheiratet war.
628
oo 2. Dagobert I.
um 608-19.1.639
Kinder:
Chlodwig II.
634- Herbst 657
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 274 - Dahn
Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die
Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 447,450,453
- Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 126-147,153,166,170 - Jarnut,
Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Verlag Stuttgart 1986,
Seite 126 - Riche, Pierre: Die Karolinger. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1992, Seite 34 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger.
Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 16,18 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter.
Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 126,153,166,170 - Werner Karl
Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. in:
Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag
L. Schwann Düsseldorf, Band I Seite 213,215 - Werner Karl Ferdinand:
Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1995, Seite 350,355 -