Begraben: Monte Cassino
Ältester Sohn des fränkischen
Hausmeiers Karl Martell aus seiner 1. Ehe mit der Chrotrud
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 995
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Karlmann, fränkischer Hausmeier
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* vor 714 (vielleicht 706/08), + 17. August 754
Vienne
Begraben: Montecassino
Eltern: Karl Martell und Chrotrud
Kinder:
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Drogo,
weitere Söhne
Nach dem Tod des Vaters schalteten Karlmann und sein jüngerer Bruder Pippin III. der Jüngere noch 741 den Halbbruder Grifo aus und teilten das Reich unter sich auf. Karlmann erhielt die Herrschaft über Austrien, Thüringen ud Alemannien. 742-746 bekämpfte er zum Teil zusammen mit Pippin konkurrierende 'duces' in Aquitanien, Bayern und Alemannien und führte Grenzkriege gegen die Sachsen, was zu einer Stabilisierung der umstrittenen karolingischen Herrschaft über die Außenbereiche des Regnum Francorum führte. Um dieser eine stärkere Legitimitätsbasis zu verleihen, wurde Anfang 743 Childerich III. als König eingesetzt. Aufgeschlossen zeigte sich Karlmann trotz des Widerstandes weiter Adelskreise gegenüber der Reformtätigkeit des Bonifatius auf mehreren Synoden (Concilium Germanicum, Les Estinnes, vielleicht auch 745, 747). Im Spätsommer oder Herbst 747 entsagte Karlmann aus religiösen oder politischen Motiven der Herrschaft zugunsten seines sehr bald von Pippin verdrängten Sohnes Drogo. Er begab sich zunächst nach Rom, wo er von Papst Zacharias zum Kleriker gemacht wurde. Auf dem Monte Soratte gründete er unter anderem das Silvesterkloster, zog sich dann aber, wohl 750, nach Montecassino zurück, wo er das Mönchsgelübde ablegte. 754 kehrte er ins Frankenreich zurück, um der mit Papst Stephan II. abgestimmten Italienpolitik seines 751 zum König aufgestiegenen Bruders entgegenzuwirken. Er wurde interniert und starb - angeblich nach schwerer Krankheit - unter der Obhut seiner Schwägerin Bertrada.
Literatur:
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NDFB XI, 272-274 - C. Rodenberg, Pippin, Karlmann und
Papst Stephan II., 1923 - Th. Schieffer, Winfrid-Bonifatius und die chr.
Grundlegung Europas, 1954 - G. Tangl, Die Sendung des ehem. Hausmeiers
K. in das Frankenreich i. J. 754 undd er Konflikt der Brüder, QFIAB
40, 1960 - I. Heidrich, Titular und Urkk. der karol. Hausmeier, ADipl.
11/12, 1965/66 - W. Mohr, Frk. Kirche und Papsttum zw. K. und Pippin, 1966
- D. Riesenberger, Zur Gesch. des Hausmeiers K., WZ 120, 1970 - K. H. Krüger,
Kg.skonversionen im 8. Jh., FMASt 7, 1973, bes. 183ff. - W. Affeldt, Unters.
zur Kg.serhebung Pippins ..., eebd. 14, 1980 - M. J. Enright, Iona, Tara
und Soissons. The Origin of the Royal Anointing Ritual, 1985, bes. 110-115
- H. J. Schüssler, Die frk. Reichsteilung von Vieux-Poitiers (742)
und die Reform der Kirche in den Teilreichen K.s und Pippins. ..., Francia
13, 1985 -
45 Karlmann
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Karlomannus, maior
domus, filius quondam Karoli, ist der Titel seiner
Urkunden; J. Halkin- C.G. Roland, Recueil des chartes de l'abbaye de Stavelot-Malmedy
1, Brüssel 1909, Nr. 17 und 18, Seite 49ff. Karl Martell primogenito
suo Carlomanno nomine Auster, Suavia, que nunc Alamannia dicetur, atque
Toringia sublimavit; alterius vero secundo filio iuniorePippino nomine
Burgundiam, Neuster et Provintiam praemisit; Contin. Fredegarii c.
23, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 179. Vgl. auch bei Nr. 33. Quellen: BM²
43b-53f.
Schnith Karl:
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Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern
Im Sommer 747 trat Karlmann
ins Kloster ein. Dieser Klostereintritt liegt in einem gewissen Dunkel,
weil die Quellen weder den Anlaß für diesen Schritt nennen noch
darüber berichten, ob Karlmann
seinen Reichsteil an seinen Bruder Pippin
abgetreten
hat oder ob er davon ausging, dass seine Kinder in sein Erbe eintreten
würden. Bei aller Eigentümlichkeit ist der Schritt
Karlmanns
nicht einmalig in seiner Zeit; auch früher schon hatten Angehörige
des arnulfingischen Geschlechts eine
Neigung zu religiöser Hingabe gezeigt, wie die Geschichte des Spitzenahns
Arnulf
beweist. Zudem kennen wir besonders aus dem angelsächsischen England
einige Beispiele davon, dass der König eine Wallfahrt nach Rom unternahm,
von der er nicht mehr auf seinen Thron zurückkehrte, weil er sich
entschloß, den Rest seiner Tage in einem römischen Kloster zu
verbringen. Bonifatius, der ein sehr enges Verhältnis zu
Karlmann
hatte, könnte ihn auf diese Vorbilder hingewiesen haben. Wenige Jahre
nach Karlmann (749) hat übrigens
auch der langobardische König Ratchis
auf seinen Thron verzichtet, um sein Leben im Kloster Monte Cassino zu
beschließen.
oo N.N.
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Kinder:
Drogo
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Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 4,18-40,46,48,240,255
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karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986, Seite 93,191 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband
31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 44-47,111, 126,144,246
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn
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Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 468,473,485 - Deutsche
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Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin
1982, Seite 286,291,292, 304 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das
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Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co.
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