Einziger Sohn des fränkischen
Hausmeiers Karl Martell aus seiner 2. Ehe mit der bayrischen
Prinzessin Swanahild
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1712
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Grifo
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* 726 (oder später), + 753
Sohn Karl Martells und seiner wohl rechtmäßigen Gattin Swanhilt
Führte nach dem Tode seines Vaters, der Grifo einen Teil an Neustrien, Austrien und Burgund „in medio principatus sui“ zuerkannt hatte, einen lebenslangen Kampf um die Teilhabe an der Herrschaft. Er geriet nach 741 in Spannungen mit seinen älteren Halbbrüdern Karlmann und Pippin III. dem Jüngeren, suchte mit seiner Mutter und zahlreichen Anhängern Zuflucht in Laon, wurde anschließend sechs Jahre zu Chevremont in Klosterhaft gehalten und erst 747 von Pippin entlassen. Unzufrieden mit der ihm von diesem zugestandenen Besitzausstattung, entzog sich Grifo dem Einfluß Pippins und eroberte mit seinen Anhängern das Herzogtum Bayern, die Heimat seiner Mutter. Nach erneuter Niederlage und Aussöhnung erhielt er Le Mans mit zwölf Komitaten, rebellierte aber 748 erneut und zog ins aufständische Aquitanien, um von dort aus zu den Langobarden zu gelangen. 753 wurde er im burgundischen St-Jean-de-Maurienne von Grafen Pippins getötet.
Literatur:
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NDB VII, 67f. - H. L. Mikoletzky, Karl Martell und G.
(Fschr. E. Stengel, 1952), 130-156 - Braunfels, KdG I, 1965,55,67, 79
[E. Hlawitschka] - R. McKitterick, The Frankish Kingdoms under the Carolingians,
1983, 33f. -
Vater:
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Karl Martell
Mutter:
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Swanahilde
Nachdem ihm seine Mutter „mit bösem Rat die Hoffnung
auf den Besitz des gesamten Reiches“ (Einhard) gemacht hatte, ließ
er sich dazu verleiten, seinen Brüdern Karlmann
und Pippin den Krieg zu erklären,
wurde aber besiegt.
749 wollte er Herzog Tassilo III. die Herrschaft in Bayern
entreißen, was am Widerstand der Franken scheiterte.
Herzog in Neustrien, wo er 12 Grafschaften regierte.
Literatur:
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ADB 9; R. Reiser, Agilolf od. D. Herkunft d. Bayern,
1977.
41 Grifo
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Filiationsbelege bei Nr. 33; dazu
Contin. Fredegarii c. 35, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 183: germanus
ipsius rege (i. e. Pippini) nomine Gripho
... interfectus est. Quellenzusammenstellung
bei H. L. Mikoletzky, Karl Martell und Grifo (wie in Nr. 33), Seite 155f.
Schieffer Rudolf: Seite 43,49-52,57
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„Die Karolinger“
Vor solchen Hintergrund dürfte
Grifo, der Sohn aus der zweiten Ehe Karl
Martells mit Swanhild, nicht
nur von edelster Abkunft, sondern geradezu das Unterpfand der karologischen
Hoffnungen in S-Deutschland gewesen sein.
Von daher gewinnt auch das widerwillige Eingeständnis
der Metzer Annalen zusätzliches Gewicht, dem jungen Grifo
aus Karls Ehe mit
Swanhild
sei nachträglich auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes"
(improbae mulieris), vom Vater ein Erbteil ni Neuster; Auster und
Burgund, also inmitten des Reiches, zuerkannt worden. Dies steht womöglich
für noch weitergehende Zusagen, denn Swanhild
und ihr Sohn, nicht aber Karlmann
und Pippin werden fünf Wochen
vor Karls Tod in dessen letzter Urkunde
als Zustimmende erwähnt, standen also bis zum Ende mit ihm in sichtlichem
Einvernehmen.
Karl Martell ließ
sich aber eindeutig darüber hinaus noch für den dynastisch konsequenten
Gedanken gewinnen, auch seinen höchstens 15-jährigen Sohn Grifo
aus zweiter Ehe, der samt seiner Mutter besonderer Sympathie in Bayern
gewiß sein durfte, mit einem eigenen Anteil auf Kosten der älteren
Halbbrüder auszustatten.
Tatsächlich scheint die politische Ungewißheit
nur kurz gewesen zu sein. In einem sehr zügigen Drama zog nämlich
die "bayerische Partei" der letzten Jahre Karl
Martell rasch den kürzeren: Hiltrud
eilte zu Herzog Odilo nach Bayern und heiratete nun den Vater ihres kleinen
Sohnes Tassilo gegen den Willen ihrer Brüder. Falls Swanhild
von dort Unterstützung für Grifo erwartete,
blieb dies vergebens, denn Karlmann
und Pippin haben anscheinend noch vor
der Jahreswende 741/42 den Versuch ihres Halbbruders im Keim erstickt,
sein zentral gelegenes Teilreich (ode rmehr?) an sich zu reißen.
Grifo wurde Laon umzingelt und schließlich
auf dem Chevremont bei Lüttich gefangengesetzt, während seine
Mutter im alten Königskloster Chelles bei Paris verschwand, das hier
erstmals in Händen der KAROLINGER
begegnet. Die Abqualifizierung der zweiten Gemahlin Karls
als Konkubine bildete offenbar die moralische Rechtfertigung dieses Vorgehens
und dürfte sich von daher in der Überlieferung ausgebreitet haben.
Nach einer lange verkannten Nachricht der Reichsannalen
hatten Karlmann und Pippin
742 auf dem Rückweg aus Aquitanien in Vieux-Poitiers eine abermalige
reichsteilung vereinbart, die offenbar der Ausschaltung Grifos
Rechnung tragen sollte.
In unklarem Zusammenhang steht die Nachricht, dass der
früher schon ausgeschaltete Halbbruder Grifo
747 gleich nach Karlmanns Verzicht
von Pippin auf freien Fuß gesetzt
wurde, eine Versöhnung jedoch ablehnte und mit "sehr vielen jungen
Männern aus fränkischem Adel, die ihren eigentlichen Herrn verließen",
zu den feindlichen Sachsen eilte. Als der Hausmeier auf die kaum verhüllte
Rebellion mit einem raschen Feldzug bis zum Harz reagierte, floh Grifo
weiter nach Bayern, wo er sich nach dem Tod des Herzogs Odilo (748) neue
politische Chancen ausrechnete. Im Namen von dessen Witwe, seiner Halbschwester
Hiltrud,
und ihres unmündigen Sohnes Tassilo, die er in seine Gewalt brachte,
begann er - als AGILOLFINGER und KAROLINGER
zugleich - über diesen Dukat zu herrschen, unterstützt nicht
bloß von bayerischen, sondern auch fränkischen und alemannischen
Großen. Pippin war dadurch herausgefordert,
749 erneut mit starker Macht nach Bayern zu ziehen, warf seine Gegner bis
hinter den Inn zurück und zwang sie zur Ergebung. Während Hiltrud
die Vormundschaft über Tassilo in Bayern belassen wurde, erschienen
Grifos
Herrschaftsansprüche
in der Francia offenbar immer noch als fundiert und sein Anhang als gewichtig
genug, um Pippin zu veranlassen, ihm
eine Abfindung mit 12 Grafschaften um Le Mans zu gewähren. Auch damit
nicht zufrieden, wandte sich Grifo
bald als letzter Zuflucht innerhalb des Reiches Aquitanien zu, dessen Herzog
Waifar ihn jedoch nur für begrenzte Zeit schützen konnte. Beim
Versuch, zu den Langobarden nach Italien durchzubrechen, wurde er 753
in
den Alpen von Leuten Pippins im Kampf
getötet und damit vollends zum Opfer des dynastischen Rangstreits
mit dem älteren Stiefbruder.
Spindler Max: Seite 164
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„Handbuch der bayerischen Geschichte“
Grifo wurde 741, von
seiner Mutter zum Aufstand angestachelt, wohl um sich einen größeren
Anteil am Erbe zu erkämpfen, von seinen Halbbrüdern besiegt und
gefangengesetzt.
Bayern blieb zwar zu Lebzeiten Odilos ruhig, aber der
bayerische Widerstand gegen die fränkische Herrschaft war keineswegs
gebrochen. Er knüpfte sich hinfort an Grifo,
der im Jahre 747 aus der Haft entlassen worden war. Grifo
hatte sich zunächst nach Sachsen, dann nach Thüringen gewandt,
im Jahre 748 aber nach Bayern, wo eben Herzog Odilo gestorben war. Er konnte
hier auf besondere Unterstützung hoffen, weil seine Halbschwester
Hiltrud
als Witwe des Herzogs eine vormundschaftliche Regierung für ihren
jungen Sohn Tassilo III. führte. Grifo bemächtigte
sich der beiden und begann in Bayern aus eigenem Recht zu herrschen; da
er über seine Mutter ja ebenfalls dem agilolfingischen
Herrscherhaus angehörte, fand er in Bayern, aber selbst in Franken
und Schwaben Unterstützung. Pippin
war gezwungen, im Jahre 749 abermals mit einem starken Aufgebot nach Bayern
zu ziehen; Grifo zog sich bis hinter
den Inn zurück. Als die Bayern sahen, dass Pippin
mit seinem Heer Anstalten machte, über den Fluß zu setzen, gaben
sie den Kampf auf, unterwarfen sich und stellten Geiseln. Grifos
Geschichte ist damit noch nicht beendet, für Bayern aber hat sie keine
Bedeutung mehr.
Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 17-20,259
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"Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"
Karls Zustand muß
sich derart verschlimmert haben, daß man ihn zeitweise kaltstellen
konnte. Ohne jeglichen Zweifel war es Swanahild,
die agilolfische Gemahlin, die ihren
Gatten in ihrem Sinne zu beeinflussen wußte und ihn schließlich
von den Schalthebeln der Macht entfernte: Als Karl
Martell wenige Wochen vor seinem Tod dem Kloster Saint-Denis,
in dem er beigesetzt werden wollte, eine letztwillige Verfügung zukommen
ließ, unterzeichneten den Schenkungsakt zum Zeichen ihrer Zustimmung
neben einer Reihe von Grafen und Klerikern nur die inlustris matrona
Sonechildis
und sein Sohn
Grifo, nicht dagegen
Karls
Söhne erster Ehe. Swanahild konnte
eswagen, mit Hilfe des Grafen Gairefred von Paris ihre Hand auf einen Teil
der Einkünfte zu lege, die der Abtei Saint-Denis vom jährlichen
Dionysius-Markt unds einem Umsatz zustanden. Vor allem aber erreichte sie,
daß Karl Martell, ohne seine
optimates zu konsultieren, seine spätestens im Frühjahr
737 getroffene Regelung der Erb- und Herrschaftsnachfolge umstieß
und für Swanahilds Sohn
Grifo
eine terna portio aus Teilen Neustriens, Austrasiens und Burgunds
inmitten der den älteren Söhnen zugedachten Herrschaftsbezirke
zusammenfügte. Für die Stieftochter Hiltrud
jedoch arrangierte Swanahild die Verbindung
mit ihrem Verwandten Odilo, so daß mit dessen mit
Hiltrud
gezeugter Sohn gegenenfalls ein weiterer Ere bereitstand.
Daß Grifo,
den Vater und Mutter einst dem Gebet des Bonifatius enpfohlen hattenn,
vielleicht die potstas in Thüringen übernehme, hatte Bonifatius
augenscheinlich erfahren, bat er doch ihn um Schutz und Unterstützung
für sich und seine Untergebene in dieser Region. Mitten im Text geht
der an Grifo gerichtete Brief in die
Anrede an die filia carissimi über.
Vor dem in einer Quelle postulierten Herrschaftsantritt
der Söhne
Karl Martells aus erster
Ehe stand die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem vom Vater asl
Miterben nachgeschobenen Halbbruder Grifo,
den seine Mutter Swanahild gedrängt
haben soll, sich des Gesamterbes des verstorbenen Hausmeiers zu bemächtigen.
Karlmann
und Pippin kamen mit ihren jeweiligen
Anhängern überein, ebendies mit miöitärischen Mitteln
zu verhindern, gegebenenfalls Grifo
gefangenzusetzen und ihn dadurch zu hindern, seine und seiner Mutter Pläne
zu reaslisieren.
Auf die Kunde vom Aufmarsch der Brüder hin stob
die um Swanahild gescharte Hofpartei
auseinander. Swanahild sorgte mit willigen
Helfern dafür, daß ihre Stieftochter Hiltrud
rasch zu Herzog Odilo nach Bayern gelangte, der sie nunmehr rechtsförmlich
zur Ehefrau nahm - angeblich zunm Leidwesen ihrer Brüder. Sie selbst
zog sich mit ihrem Sohn Grifo und ihren
und Grifos Parteigängern in die
civitatis Laon zurück, von den Kräften der Stiefsöhne belagert.
Bald erkannte Grifo die Aussichtslosigkeit
seines Widerstandes, er ergab sich den Halbbrüdern. Diese scheinen
sich in diesem Moment getrennt zu haben: Karlmann
setzte Grifo in Chevremont gefangen
und wies Swanahild ins Kloster Chelles
ein. Während er so im Kernraum der karolingischen
Macht die angestrebte Ordnung wiederherstellte und vielleicht in diesem
Operationsrahmen Theodoald, den einst
von Pippin dem Mittleren als Nachfolger
berufenen Hausmeier, als lästigen Mitbewerber beseitigte [Annales
Petaviani ad a. 741, MGH SS 1, Seite 11 und Annales Alamannici ad a. 741,
hg. von Lendi (wie Anm. 15), Seite 150: .. et Theod(o)aldus
interfectus est. Dazu Collins, Deception (wie ANm. 121), Seite 230-235.
Oder sollte Theodoaldgar der von Bonifatius
741/42 einmal erwähnte avunculus ducis Francorum gewesen sein? Dann
freilich wäre er gegen den Willen des Hausmeiers getötet worden;
vgl. MGH Ep. sel. 1, Seite 180-186 Nr 50.], zog sein Bruder Pippin
mit seinem Onkel Childebrand ins nördliche
Burgund, wohl um einer etwaigen Installation Grifos
und seiner Partei zuvorzukommen. Da Karl Martells
Erb- und Nachfolgeregelung zugunsten Grifos
und
dessen Versuch, das ihm zugesprochene Erbe anzutreten, das Teilungsprojekt
von 735/37 umgestoßen hatten, lag es nunmehr nach
Grifos
vorläufigem Ausschaltung an Karlmann
und Pippin, das Machterbe des Vaters
gemeinsam anzutreten.
Ungeklärt ist, wie man das Angebot des Hausmeiers
Pippin im Jahre 748 an seinen Halbbruder Grifo
aufzufassen hat, wonach Grifo mit 12
Grafschaften in Neustrien ausgestattet werden sollte. Die sogenannten Einhardsannalen
vergleichen dieses Angebot mit einer Vergabe more ducum und nannten
es auch ein beneficium.
Dahn Felix: Seite 473-474,478,479
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Nun steht fest, daß Bonifatius wenigstens in einem
Brief an Grifo voraussetzt, daß
dieser in die Lage kommen werde, das Christentum in Thüringen zu schützen.
Daraus erhellt unzweifelhaft, daß, im Gegensatz zu jener Erbteilung,
auch Grifo Herrschergewalt, und zwar
vielleicht auch in Thüringen, erhalten sollte, denn "potestas" ist
doch nicht bloß "Einfluß". Hierauf, auf ein Wort aus dem Jahre
741 selbst, ist ungleich mehr Gewicht zu legen, als auf den handgreiflich
gefärbten (nach dem späteren Auftreten Swanahilds),
dieser bitter feindlichen, für Pippin
blind parteischen Bericht der Metzer Annalen, wonach Karl
auf Anraten Swanahilds dem Sohn
Grifo
einen Teil in der Mitte seines "Fürstengebietes" verliehen hat, nämlich
ein Stück von Neustrien, von Austrasien und von Burgund.
Nach der einen Quelle war es Swanahild,
welche Grifo anstachelte, sich nicht
mit jener Abfindung zu begnügen, sondern nach dem "ganzen Reich" zu
trachten. Er bemächtigte sich Laons (Laudunum) und erklärte den
Brüdern den Krieg, welche ihn jedoch sehr rasch dort einschlossen
und zur Übergabe zwangen, worauf ihn Karlmann
nach Neufchateau (bei Luxemburg), nahe den Ardennen bringen ließ,
wo er in Haft blieb, bis Karlmann die
Regierung niederlegte. Nach den Annalen von Metz dagegen ergreifen die
"Franken", das heiß die beiden Hausmeier, unzufrieden mit jener Belehnung
Grifos, die Waffen, ihm auch diese
Abfindung zu nehmen. Grifo flieht mit
Swanahild nach Laon und wird hier zur
Aufgabe gezwungen. Einhard wie die Metzer Annalen sind
Swanahild
und Grifo sehr feindlich. Es muß
daher auffallen, daß letztere gleichwohl "den Franken", welche die
beiden Hausmeier dann "mit sich nehmen", immerhin die Schuld des Angriffs
zuschieben. Gleichzeitig hatte die offenbar ränkekundige Baierin ihre
Stieftochter Hiltrud angeregt, mit
Hilfe von Genosinnen über den Rhein zu fliehen und nach Baiern zu
gehen, wo sie sofort gegen ihrer beiden Brüder Willen Herzog Oatilo
(Odilo), Swanahilds Verwandten, heiratete.
Die Sieger begnügten sich, Swanahild
in das berühmte Nonnenkloster Chelles zu verweisen, das wiederholt
ähnlichen Zwecken ehrenvoller Haft gedient hatte und künftig
noch dienen sollte; sie wurde sogar zur Äbtissin bestellt, aber doch
gewiß auch ihr das Verlassen der Mauern unersagt; damals (741) wurde
ein "avunculus" der beiden Hausmeier getötet, aber zweifelhaft bleibt,
ob dieser "avunculus" jener Theudoald
ist, der 741 getötet wurde, und ob dieser Theudoald
jener bekannte Sohn Grimolads war,
oder ein Bruder Hrothrudis'; keinesfalls
wird der "avunculus" von seinem Neffen ermordet, denn Bonifatius sagt,
er könne den zum Nachfolger in seinem Bistum Bestinmmten nicht wohl
einsetzen, da dessen Bruder den "avunculus" der Franken-Herzöge getötet
habe; diese sind also mit der Tötung nicht einverstanden.
Milder geartet, wie es scheint, als Karlmann,
entließ Pippin nun (nach sieben
Jahren) Grifo aus der Haft, gab ihm
Grafschaften und mehrere Inbegriffe fiskalischer Güter und hielt ihn
im "palatium" in Ehren. Aber Grifo
wollte sich dem Bruder nicht beugen, obwohl er geehrt unter ihm lebte,
er scharte noch viele Edle um sich, nach eigener angemaßter Herrschaft
trachtend, und floh mit ihnen über den Rhein zu den Sachsen. Ja, noch
mehrere Jünglinge aus edlen fränkischen Geschlechtern fielen
von ihrem rechten Herrn (das heißt Pippin)
ab und folgten Grifo (747). Erst im
folgenden Jahr unternahm Pippin einen
Zug gegen die Sachsen, in welchem er Grifo
zur Flucht zwang. Dieser wandte sich nach Baiern, der Heimat seiner Mutter
wo Herzog Oatilo am 18. Januar 748 gestorben war, er brachte dessen Witwe
Hilthrud
und dessen siebenjährigen Knaben Tassilo in seine Gewalt und maßte
sich im Lauf des Jahres 748 die Herrschaft im Land an. Im folgenden Jahr
(749) erschien Pippin, drang bis an
den Inn, nahm Grifo und dessen Verbündeten,
den Herzog Lantfrid von Alemannien gefangen und setzte Tassilo zum Herzog
von Baiern ein. Am 11. Februar 748 hält
Pippin
noch Hofgericht im "palatium" zu Vern zwischen Paris und Compiegne. Der
unversöhnliche Grifo, abermals
begnadigt, entzog sich alsbald, noch im selben Jahr, abermals durch Flucht
der Unterwerfung. Er wandte sich diesmal zu Waifar von Aquitanien. Pippin
verlangte (750) die Auslieferung, begann aber, als sie verweigert
wurde, keinen Krieg.
Auf dem Rückweg aus dem Sachsenfeldzug im Jahre
753, vielleicht in Bonn, erhielt der König die Nachricht, daß
sein unruhiger Stiefbruder Grifo endlich
zur Ruhe gekommen sei. Derselbe hatte sich von Aquitanien aus zu einem
andern Gegner
Pippins, zu dem
Langobarden-König Aistulf, begeben wollen, dort Umtrtiebe
gegen den König ins Werk zu setzen, war jedoch auf dem Weg bei der
Stadt Maurienne an den Fluß Arche, von den beiden fränkischen
Grafen Theudo von Vienne und Friedrich vom jenseitigen Jura getötet
worden. Auch diese beiden Grafen aber fielen. Der Flüchtling hatte
also bewaffnetes Gefolge um sich und focht scharf um sein geächtetes
Leben.
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 9,17-19,42,259 -
Dahn
Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977, Seite 474,478,479 - Geuenich Diter: Geschichte der Alemannen.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 106 Anm. 38 -
Dahn
Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 474,478,479 - Herm,
Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien,
New York 1987, Seite 53,75 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche
Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft
Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa.
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite
74,84,98 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 43,49-52,56-58 - Schnith
Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern
zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 16 - Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 386,388 -