Sohn des Hunnen-Königs Uldin
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1067
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Rua (Ruga), Herrscher der Hunnen 432-434
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†
Oheim des Attila
Nach Uldin faßte Rua die bisher kaum organisierten hunnischen Gruppen in Europa zusammen und konnte mit seinem Bruder Octar ein Reich mit dem Zentrum wohl östlich von Pannonien leiten, das ethnisch heterogene Elemente enthielt. Mit Theodosius II. handelte Rua einen Tribut von jährlichen 350 Pfund Gold aus; die Abtretung Pannoniens durch Aëtius 433/434 bedeutet hunnische Besiedlung kaum, sondern lediglich Oberhoheit mit rechtlich unklaren Folgen, lieferte aber hunnische Krieger für die Kämpfe Roms in Gallien. Umfang und Struktur des hunnischen Reiches ist unbekannt, doch war Ruas Herrschaft der Anfang hunnischer Großmachtbestrebungen und der Erpressungspolitik gegen Byzanz. Sein plötzlicher Tod (Ermordung durch Neffen?) gab zu Fabeln Anlaß.
G. Wirth
Die Namen dieser Könige spielen eine untergeordnete
Rolle. Balamber
hieß wohl der erste; Hunimund war
sein Sohn, gezeugt mit einer Goten-Prinzessin, der Enkelin des alten Ermanarich.
Von Uldin wird uns berichtet und von
Ottkar
oder
Oktar
- sowie von dessen Bruder Rugila
oder
Ruas.
Rugila, Anfang des
5. Jahrhunderts an die Macht gekommen, erkennt, daß mit Erpressung
oft mehr zu holne ist, als mit Raub. Er verlegt das Zentrum seines Herrschaftsbereiches
nach Pannonien, in die ungarischen Ebenen. In ein Gebiet also, wo sich
seine Kreiger unbeschwert tummeln und erholen könnnen und von dem
aus er in kürzester Zeit an alle wichtigen Brennpunkte der oströmischen
Welt gelangen kann. Rugila verlegt
sich aufs Verhandeln und trotzt dem Kaiser in Konstantinopel Tributzahlungen
ab. Man tauscht Gefangene aus, schickt Gesandtschaften hin und her, stellt
einander Geiseln. Besonderen Wert legen die Hunnen darauf, daß ihnen
alle Überläufer ausgeliefert werden. Der Kaiser ist umso leichter
erpreßbar, als es Rugila gelungen
ist, den Rücken frei zu bekommen. Ein großer Teil der sarmatischen
(iranischen Nomaden) und germanischen Völker zwischen Ostsee, Schwarzmeer
und Böhmen hatte die Oberhoheit der Hunnen anerkannt und sich ihrem
Herrschaftsgebiet in lockerer Form angeschlossen.
Unter Rugila lernen
die Hunnen vor allem auch den Umgang mit Geld und Geduld. Unter Rugila
hatten die Hunnen und Römer jedenfalls einen modus vivendi,
einen Weg des Zusammenlebens gefunden.
Der erste förmliche Tributvertrag zwischen
Rugila
und dem oströmischen Kaiser datiert aus dem Jahre 430 und sah eine
jährliche Zahlung von umgerechnet 300 Kilo Gold vor. Damit begann
eine Periode steter Goldlieferungen, die zwei Jahrzehnte währte. Für
den gut entwickelten Erwerbssinn der Hunnen spricht die Tatsache, daß
sie in 20 Jahren mehr Gold aus den römischen Staatskassen herausholten
als alle Germanenvölker zusammen in 200 Jahren. Rugila
freilich waren nur noch wenige Jahre vergönnt, diesen Goldsegen zu
genießen. Drei Jahre später erschlug ihn nämlich
auf offenem Felde der Blitz.
Neben Rugila herrschte,
quasi als sein Statthalter im Westen, jener Ottkar
oder
Oktar,
der einige Jahre vor seinem Bruder seiner Völlerei zum Opfer fiel.
Jener Mitregent des Rugila,
der Ottkar,
Oktar oder auch Uptar genannt
wird, und der die hunnischen Interessen im Westen vertrat, war in offenbar
lange und erbitterte Gefechte mit den Burgundern
verwickelt gewesen.
Literatur:
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Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste
Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 145-149,151 - Schreiber
Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf
1990 Seite 44,85-88,92,105,130,146,161,207,300 -