Aetius Flavius                                 Römischer Feldherr
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* um 390 21.9.454 ermordet
 

Sohn des Magister militum Gaudentius
 

Lexikon des Mittelalters:
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Aëtius, Flavius
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* um 390, 21. September 454

Nach 405 Geisel bei Westgoten (Alarich I.), später bei den Hunnen, mit deren Hilfe er 425 den Usurpator Johannes zu stützen versuchte. Von der siegreichen kaiserlichen Partei amnestiert, stieg er in Machtkämpfen gegen Konkurrenten (Felix, Bonifatius) rasch empor (429 Magister utriusque militiae, 434 Patricius, 432,437,446,454 Konsul) und sicherte bis zu seiner Ermordung durch Valentinian III. Gallien für das Imperium: 432, nach längerem Krieg, Sieg über die Franken unter Clogio und Anerkennung der römischen Oberhoheit in Nord-Gallien, 433 Juthungensieg in Rätien, 436 Sieg über die Burgunder (443 Ansiedlung des Restes in Savoyen), Ansiedlung von Alanen in Mittelfrankreich und der Bretagne; vorübergehende Anerkennung der Aremorica als selbständiger Staat sowie der westgotischen Position in Süd-Gallien 440 nach wechselvollen Kämpfen. Trotz persönlich guten Verhältnisses zu den Hunnen (Abtretung Pannoniens wohl schon 428) führte die Offensive Attilas 451 zur Abwehrschlacht auf den Katalaunischen Feldern zusammen mit Westgoten, Burgundern und gallischen Truppen, zugleich aber der hieraus gewonnene Machtzuwachs (Verlobung des Sohnes Gaudentius mit der Tochter des Kaisers) zur Katastrophe. Der Ermordung des Aetius durch Kaiser Valentinian bei einer Audienz folgte im März 455 der gewaltsame Tod des Kaisers durch Anhänger des Aetius Von diesen Ereignissen an datiert der Zerfall des Weströmischen Reiches. Auch die römische Position in Gallien, auf Initiative und Persönlichkeit des Aetius beruhend, ging schnell verloren.

G. Wirth



ILLUSTRIERTES LEXIKON DES ALTERTUMS.: Seite 17
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AETIUS, Flavius

Bedeutender römischer General

Um 390 n. Chr. als Sohn des Kavallerie-Kommandanten Gaudentius bei Silistria an der Donau geboren. Im Alter von 15 bis 18 war er als Geisel erst bei Alarich, dann bei den Hunnen, woraus sein gutes Verhältnis zu den Hunnen-Fürsten uund sein Verständnis ihrer Kriegsführung resultierte. 425 n. Chr. wurde Aetius zum Unterbefehlshaber in Gallien ernannt. Er verdrängte seinen Vorgesetzten Felix und 432 n. Chr. dessen Nachfolger Bonifatius und erlangte mit Hilfe der Hunnen  den Oberbefehl über die ganze Armee des Weströmischen Reiches. Er wurde in den Patrizierstand erhoben war vier mal Konsul (432,437,446 und 454 n. Chr.). Während seiner Amtszeit verloren die Römer Britannien und Africa, doch war Aetius erfolgreich bei der Verteidigung Galliens. Im Bündnis mit den Westgoten besiegte er 451 n. Chr. den gefürchteten Attila auf den katalaunischen Feldern. Unter Galla Placidia und Valentinian III. am Hof von Ravenna allmächtig geworden, verlobte Aetius seine Tochter dem Sohn Valentinians III. [Richtigstellung: Da Valentinian nur zwei Töchter hatte, kann kein Sohn mit einer Tochter des Aetius verlobt worden sein. Aetius verlobte seinen Sohn Gaudentius mit der jüngeren Kaiser-Tochter Placidia.] Aetius' Beziehungen zur aristokratischen Senatspartei erweckten das Mißtrauen Valentinians, der ihn des Hochverrats bezichtigte und ihn am 21. September 454 n. Chr., während einer Audienz im Palatin Palast in Rom tötete.

E. Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches.



Lexikon Alte Kulturen: Seite 27
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Aetius, Flavius
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* Durostorum (Silistra) um 390, Rom 454

Weströmischer Feldherr und Staatsmann

Sohn des Reichsfeldherrn (magistter Equitum) Gaudentius

Von Galla Placidia, der Mutter Kaiser Valentinians III., um 425 zum Feldherrn für Gallien ernannt. Wurde 429 zweiter Reichsfeldherr und bemühhte sich um Festigung seiner Macht durch Ausschaltung von Rivalen im Kampf um die Position als erster Reichsfeldherr, die er 434 mit Hilfe der Hunnen erreichte. Verteidigte ab 434 erfolgreich die römischen Reichsinteressen in Gallien gegen eindringende germanische Volkerschaften (436 Vernichtung der Burgunder, Ansiedlung der Stammesreste im Gebiet der oberen Rhone). Aetius war viermal Konsul (432,437,446,454), dazu mit dem Titel Patricius ausgezeichnet. Er bestimmte 20 Jahre von der Provinz aus die Geschicke des Weströmischen Reiches. Zwar gelang ihm 451 vor allem mit Hilfe der Westgoten auf den Katalaunischen Feldern die Abwehr des hunnischen Angriffs unter Attila auf Gallien, aber den Niedergang des Reiches konnnte er nicht aufhalten. Mißtrauen des stadtrömischen Senats und die Absicht, seinen Sohn mit der Kaiser-Tochter zu verheiraten, führten zur Ermordung des Aetius durch Kaiser Valentinian III.

Literatur:
Mommsen, Th.: Aetius In. Mommsen: Ges. Schrr., Band 4. Berlin u.a.² 1965. - Moss, J.R.: The effects of the policies of Aetius on the history of western Europe. In: Historia 22 (1973). Seite 711.



Gregor von Tours: Buch II Kapitel 8
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Und weil von diesem Mann in der Folge noch öfters die Rede sein muß, erscheint es nötig, hier seiner Abkunft und seiner Sinnesart zu gedenken. Sein Vater Gaudentius war aus einem vornehmen Geschlecht in der Provinz Scythien; er begann seine kriegerische Laufbahn unter den Haustruppen und wurde bis zum Oberbefehlshaber der Reiterei befördert [1 Er  wurde magister equitum.]. Seine Mutter, eine reiche und vornehme Frau, war aus Italien. Aetius, ihr Sohn, schon als Knabe in die Leibwache des Kaisers aufgenommen, wurde drei Jahre dem Alarich und später den Hunnen als Geisel gegeben. Er wurde in der Folge der Schwiegersohn des Carpilio, des frühern Befehlshabers der Haustruppen, und von Johannes zum Aufseher des Palastes befördert. Er war von mittlerer Größe, männlicher und angemessener Gestalt, so daß er weder schwächlich noch zu beleibt war, rege und gewandt, ein sehr kühner Reiter, ein geschickter Bogenschütze unnd unermüdlich im Kampf mit dem Wurfspeere, ein sehr erfahrener Kriegsmann, aber zugleich auch vertraut mit den Geschäften des Friedens; alle Habsucht lag ihm fern, und die Leidenschaft vermochte wenig über ihn; mit großem Verstand ausgestattet, ließ er sich durch schlechte Ratgeber niemals von seinem Vorhaben abbringen; Beleidigungen übersah er, die Arbeit war seine Lust, Gefahren schreckten ihn nicht, und Hunger, Durst und Nachtwachen hielt keiner aus wie er.
 
 
 
 

  1. oo N.N.
               vor 433

  2. oo Pelagria
           um 410 vor 440

  3. oo N.N., Tochter des Westgoten-Königs Theooderich I.
               
 
 
 
 

Kinder:

  Carpilio
       nach 440

  Gaudentius
  434 nach 455
 
 
 
 

Literatur:
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Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher in Byzanz. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 Seite 16 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 23,52,98,105,107,108,153,351,352 - Gregor von Tours Buch II Kapitel 7,8 - Günther Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 77,78,80,84,85,86,87,88,89,90,91,92,93,96, 99,101,102,103,104,142 - ILLUSTRIERTES LEXIKON DES ALTERTUMS. MECO Verlag GmbH Dreieich 1993 Seite 17 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/Zürich 1990 Seite 27 - Löwe Gerhard/Stoll Heinrich Alexander: Die Antike in Stichworten. Koehler & Amelung Leipzig 1967 Seite 15 - Mann Golo: PROPYLÄEN WELTGESCHICHTE. Eine Universalgeschichte. Vierter Band. Rom Die römische Welt. Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt am Main - Berlin, Propyläen Verlag 1986 Seite 565-572,574,598,612,666 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 59,121 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 157,166,168,169,170,180-188,190,195-198,201,205-207,217,220,233,234,235,237,302 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977 Seite 204,217,272 - Schreiber Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite 138, 140,141,142,145,153-159,235,236,238,239,241-244, 247,249-264,291-310 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite 115,136,159,163 -