Rotruda (Roza)                               Gräfin von Bergamo
-------------------                               Geliebte König Hugos von Italien
    -29.3.945
 

Tochter des Königsrichters Walpert in Pavia und der Christina, die gefoltert wurde, um mögliche Schätze ihres Gatten preiszugeben
 

Rotrud war seit 928/29 die Geliebte König Hugos von Italien.

Liudprands von Cremona: Seite 416
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"Werke" in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII

Buch III
14. Hugo übrigens, betört von den reizen zahlreicher Konkubinen, verweigerte er seiner Gemahlin, der erwähnten Bertha, nicht nur die eheliche Liebe, er verwünschte sie sogar in jeder Weise; wie gerecht Gott dies später gestraft hat, wird man angehöriger Stelle zu erzählen nicht verdrießen. Obgleich er eine ganze Anzahl Konkubinen hatte, war er zu dreien besonders heftig in schändlicher Liebe entbrannt: Pezola, von niedrigster unfreier Herkunft, von der er einen Sohn namens Boso hatte, den er nach Widos Tod als Bischof in der Kirche von Piacenza einsetzte [19 Boso wird erstmals am 26. März 941 als Bischof und Erzkanzler Hugos erwähnt.], dann Roza, die Tochter des oben [20 Vgl. III 41.] erwähnten später enthaupteten Walpert, die ihm eine wunderschöne Tochter schenkte; an dritter Stelle die Stephania, eine Römerin von Geburt, die ihm einen Sohn namens Tedbald gebar, den Hugo später als Archidiakon in der Kirche von Mailand einsetzte, um nach dem Ableben des Erzbischofs an dessen Stelle zu treten. Wie es aber kam, daß Gott die Verwirklichung dieser Pläne nicht zuließ, will ich, falls ich am Leben bleibe, an der gehörigen Stelle meiner Schrift enthüllen. Die Leute gaben ihnen aber wegen der Schamlosigkeit ihres Lebenswandels den Namen von Göttinnen, und zwar hieß Pezola Venus, Roza Juno wegen ihrer Eifersucht und ihres ständigen Hasses, da jene nach der Hinfälligkeit des Fleisches an Schönheit übertraf; Stephania aber wurde Semele genannt. Und da der König nicht der einzige war, der mit ihnen verkehrte, entstammten ihre Kinder unbekannten Vätern.

Werner Karl Ferdinand: Seite 465
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

VII. Generation
30-32
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Die Lebensdaten der Rotlinda lassen sich präzisieren. Ihre Mutter Rotrud/Roza, "Tochter des angesehenen Königsrichters Walpert aus Pavia" (Hlawitschka 188), war zunächst Gattin des Pfalzgrafen Giselbert (Hlawitschkla 186-188), der nach 927 V 14, vor 929 XI 19 starb (ebd. 188). Wir dürfen annehmen, daß König Hugo die illegitime Verbindung mit der Frau seines Pfalzgrafen einging, als diese etwa 928 Witwe geworden war, womit etwa 929/30 die Geburtszeit der Rotlinda wäre, was sehr gut zu ihrer ersten Nennung als Gattin des Grafen Elisiardus 945 III 29 (Hlawitschka 174f.) paßt: 14-16 ist das damals bei weitestem häufigste Lebensalter der Frauen bei der Eheschließung. Rotlindas Mutter, Rotruda comtissa, que Roza vocatur, erscheint in der gleichen Urkunde, ebenso Lanfranc (Hlawitschka 217), legitimer Sohn Rotruds und Stiefbruder der Rotlinda. Über Nachkommen aus Rotlindas erster, kurzer Ehe ist nichts bekannt. In zweiter Ehe hat die Tochter König Hugos den Grafen Bernhard von Pavia geheiratet, Sohn des Grafen Maginfred von Parma, also einen bedeutenden italienischen Grßen; vgl. Hlawitschka 175, Anmerkung 3 zu Elisiardus, und die dort genannten Urkunden. Von ihnen ist bemerkenswert das D O II 130 von 976 VI 30, in dem Bernhard mehrere (Königs-)Höfe, die ihm durch seine Frau zugekommen waren und die man ihm wegen Hochverrats konfisziert hatte, restituiert erhielt. Die beiden Gatten werden zweimal Bernardus et Rotlinda comites genannt! Daraus und aus dem Umfang des ihnen in voller Verfügung restituierten Besitzes geht das Ansehen hervor, daß die Hugo-Tochter unter Kaiser OTTO II. offenbar besaß. Der Besitz wird ausdrücklich auch ihren Erben vorbehalten, so daß mit dem Vorhandensein von Kindern aus dieser Ehe zum Zeitpunkt der Urkunde gerechnet werden darf. Eines dieser Kinder lernen wir jedenfalls kennen: Es ist der Ubertus diacconus (er trägt den alten Leitnamen der Familie König Hugos, Hucbert/Hubert), der zusammen mit seiner Mutter, Rolend cometissa filia bone memorie domni Ugoni regis 1001 X 14 zu Pavia den Rechtsstreit gegen den Kaiser und das Reich um die Abtei S. Salvatore e S. Felice zu Pavia vor dem kaiserlichen Gericht verliert, D O III 411. Ubertus/Hubert ist Diakon der Kirche von Pavia, und sein Vater wird, im Unterschied zur Mutter, als schon verstorben genannt (bome memorie Bernardi comiti [sic]. Andere filiis filiabus ipsius Rolend ohne Namensnennung erwähnt. Diese Kinder, die Brandenburg nicht kennt, sind der achten Generation der Nachkommen KARLS DES GROSSEN zuzurechnen. Rotlinda hat also ein Alter von über 70 Jahren erreicht. Liudprand, Antapodosis IV, 14, ed. Becker 112 hat zwar die besondere Schönheit der Rotlinda hervorgehoben (quae [sc. Roza] ei [sc. Hugoni] mirae pulcritudinis peperit natam), aber auch ihre Abkunft vom König angezweifelt: Et quoniam non rex solus his (sc. Pezola, Roza; Stephania) abutebatur, earum nati ex incertis patribus originem ducunt. Abgesehen davon, daß Fragen dieser Natur in keiner Genealogie zwingend geklärt werden können und in unserem Fall von der Anerkennung der Kinder Hugos als solche durch den König selbst ausgegangen werden kann, ist zu bemerken, daß die Verbindung Hugos mit Roza, wie wir zeigten, um 930 datiert, während Liudprand summarisch die Konkubinen angreift, die Hugo der legitimen Gemahlin Bertha (die Hugo erst Ende 937 heiratete) vorgezogen habe.
Auch die Verbindung mit Pezola muß wesentlich früher, nach 926 zwar, aber vor etwa 930 liegen, wenn aus ihr hervorgehend Boso um 940 Bischof wird und Bertha 944 nach Byzanz verheiratet wird.
Wandelmoda endlich, mulier nobilissima (Liudprand, Antap. III, 20) hatte Hugo den Sohn Hubert, der Ende 936/37 schon Markgraf in Tuszien wurde, geboren, ehe Hugo Hilda/Aldaex Francorum genero Teutonicorum (ebd.) heiratete, also vor etwa 924; Wandelmoda gehört also der provenzalischen Periode Hugos an. Hildas gleichnamige Tochter muß ihrerseits 925 spätestens geboren sein, wenn sie 936 den römischen patricius und princeps Alberich ehelichte und ihm etwa 939 den Sohn Octavian schenkte. Gegenüber Brandenburg, der diese Fakten teils übersah, teils auf die Zeitstellung der Konkubinen kaum achtete, ergeben sich danach erhebliche Umdatierungen und Umstellungen in der Reihenfolge der Frauen und Konkubinen Hugos.
Von der Mutter des Mailänder Archidiakons Theobald, der Römerin Stephania, können wir chronologisch Näheres nicht ermitteln. 958-962 schrieb Liudprand in der Antapodosis (vgl. ed. Becker, Einleitung IX), in deren viertem Buch (von den sechs Büchern) er feststellt, König Hugo (also vor 948) habe den Theobald zum Archidiakon in Mailand gemacht in der Hoffnung, ihn später den Erzstuhl besetzen zu sehen. Theobald war also etwa 961 Archidiakon, Erzbischof ist er nicht geworden.
Sohn einer Mutter, deren Namen wir nicht kennen, ist endlich Gotifred, Abt von Nonantula, Brandenburg gibt zu ihm kein Datum. Man fragt sich, ob er nicht identisch ist mit den Bischöfen gleichen Namens, die zu seiner Zeitstellung gut passen: Erzbischof Gottfried von Mailand, 975 etwa VII bis 980 IX 19 (Gams 796), oder Bischof Gotifred von Brescia, 970-976, der  976 Bischof von Luna (Luni) wird, wo er bis etwa 998 lebt (Gans 779 und 817).



Hlawitschka, Eduard: Seite 118,127,175
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"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

Im März 945 intervenierte Aledram in Pavia bei Hugo und Lothar für die Schenkung einiger in der Grafschaft Tortona gelegener Besitzungen an den Grafen Elisiard und dessen Gemahlin Rotlind mit ihrer Mutter Rotrud.
[Die fünfte Urkunde gibt sich als Abschrift aus dem Jahre 1073. Wenn nach ihr am 3. Mai 903 Amelrich und Franca bereits vermählt waren, dann müßte Francas Vater Lanfranc - auch bei der Annahme von Hochzeiten in sehr jungen Jahren - schon 870 von Rotruda (die ihn als ihren eigenen Sohn bezeichnet, vgl. CdL Seite 1089, nr. 634) geboren worden seien. Dies paßt aber keineswegs zu der Tatsache, daß König Hugo nach 927 - also 57 Jahre später! - mit Rotruda noch eine Tochter, Rotlind, zeugte.]
Mit einer Urkunde vom 29. März 945 schenken Hugo und Lothar der Rotruda comitissa, que Roza vocatur, et Elisiardo comiti atque Rotlinde, uxori sue et filie nostre, Besitzungen aus Königsgut in Garbanigno, Petra Nigra und Besemuntio in comitatu Terdonensi sowie drei Mühlen bei Pavia. Elisiard hatte also die illegitime Tochter König Hugos mitRotruda(der Tochter des Königsrichters Walpert und Witwe des Pfalzgrafen Giselbert I.) zur Frau genommen.

Keiser Bruno: Seite 42
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"Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit"

Die neuen Favoritinnen des Palastherrn hießen Pezola, Roza und Stefania. Pezola kam aus der Unterschicht. Jeder in Pavia bewunderte ihre Schönheit. Die spottlustigen und am Treiben des Hofes sehr interessierten Bürger Pavias gaben Hugos Damen Beinamen. Pezola nannten sie Venus. Die ihretwegen ständig eifersüchtige Roza hieß beim Volk Juno. Rozas erster Mann, Graf Giselbert von Bergamo, hatte zusammen mit Graf Samson seinerzeit Adelheids Vater die Heilige Lanze überbracht. Roza besaß ein robustes Gemüt. Ihr Vater, der Richter Walpert, war von König Hugo wegen einer Verschwörung hingerichtet worden. Das Schicksal des Vaters hielt Roza nicht davon ab, Hugos Konkubine zu werden. Sie gebar ihm die wunderschöne Tochter Rotlinda.
 
 
 
 

  oo Giselbert I. Pfalzgraf von Italien
              -14.5.917/19.10.929
 
 
 
 

Kinder:

  Lanfranc Pfalzgraf
        - 952/53

Illegitim

 Rotlinda
  930-14.10.1001

  29.3.945
  1. oo Elisiardus Graf
                -948

   950
  2.oo Bernhard Graf von Pavia
                 -30.6.976
 
 
 
 

Literatur:
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Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 58,222,237,369-372,377 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 118,127,175,217,233 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 Seite 42 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 416 -