Sohn des Grafen
Adalbert I. im Thurgau
Adalbert II. war 854/85 Graf im Alpgau, 855/93 Graf im Thurgau, 868/89 Graf im Osten der Bertoldsbaar, 882/88 Graf im Hegau, 882 Graf im pagus Untersee. Er baute in Rätien die Hausmacht konsequent aus, stand gegen die Bischöfe von Chur und Konstanz und war eine wichtige Stütze der KAROLINGER gegen Hoch-Burgund.
Tellenbach Gerd: Seite 56
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"Der großfränkische Adel"
Jener Adalbert, von dem wir ausgegangen waren, der mächtige Graf im Scherragau, im Thurgau und in Raetien, der Rheinau begünstigte und von ihm italienischen Besitz erwarb, ist, wenn auch nicht sicher, so doch wahrscheinlich ein Enkel Hunfrids I., ein weiterer Sohn vielleicht des früherenAdalbert. Dass er italienische Güter und Interessen hatte, ist bisher unbeachtet geblieben. Man sieht aber, dass es durchaus in der Familientradition liegt, wenn Herzog Burkart I. 926 mit seinem Schwiegersohn König Rudolf II. von Hoch-Burgund nach Italien zog.
Schmid Karl: Seite 263,268
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"Wolvene und das Kloster Rheinau"
Graf Adalbert aber,
der consobrinus des Laienabtes Gozpert, war sicherlich kein anderer, als
der "Thurgaugraf" aus der Familie der sogenannten "HUNFRIDINGER".
Er war als missus des Königs bei den erwähnten Tauschhandlungen
876 in Eschenz und 878 in Hagin (wohl Haagen bei Lörrach) mit dem
Auftrag tätig, Königsgut wieder einzuweisen. Vermutlich hatte
er den Tausch sogar vermittelt, denn seine Verwandtschaftsbeziehung zu
Gozpert war ja zugleich eine solche zu Wolvene. Und sicher nicht zufällig
erhielt er 892 von Gozpert die potestas redimendi für Laufen. Dieser
Verwandtschaftszusammenhang läßt zugleich die Besitztranslationen
Adalberts
in Italien mit Rheinau und dem Rheinauer Abt Wolvene in den 70-er Jahren
in einem noch helleren Licht erscheinen. Der Graf erhielt von Rheinau im
Gau Tortona Besitzungen für 100 Pfund, und Wolvene, der diese Summe
übernahm, übergab dafür seiner Abtei Güter im Klettgau,
in Altenburg und Lottstetten, dazu im Albgau die Weizener Kirche mit Zubehör,
und was er in Mettingen und Bannholz innehatte, sowie seinen Besitz in
Nußbaumen im Thrugau. Etwa 2 Jahre später (873/74) tauschte
Adalbert
mit Kloster Gavi (Italien) gegen Gurtweil im Albgau.
In Gegenwart Adalbertshatte
Abt Gozpert am 18. Juni 892 den Nordteil der Laufener Mark an Rheinau zurückgegeben.
Von 874 an - bis 889 - hatte in jener Gegend Adalberteinen
Comitat inne, der im Jahre 875 geradezu Scherra hieß:
Adalbertus
comes, in suo comitatu, qui dicitur Scherra.
Borgolte Michael: Seite 21-28
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"Die Grafen Alemanniens"
ADALBERT (II)
---------------------
(§ 854 IX 4 - ?894 1 10,
Alpgau 854 IX 4 - 885 IV 24, ?894 1 10 [?],
Thurgau 855 VI 25, 860 V 1 - 893 VI 24, ?894 1 10,
Osten der Bertoldsbaar 868 VI 21 - 889 1 20,
Hegau 879 V 1 [?], 882 VI - 888 11 28,
Pagus Untersee 882 VI,
? Westen der Bertoldsbaar 889 VI 5,
? Zürichgau 893 V 14)
Belege mit comes- bzw. Grafen-Titel:
----------------------------------------------
W II n. 493,473,495 (= ThUB I Nr. 93), UB Zürich
I Nr. 80 (= Cartular Rheinau Nr. 9, ThUB I Nr. 94), W II Nrn. 505,520 (Titel
in der sub N. comite-Formel nach Einwirkung von Reagenzien ausgefallen),
521,471 (= ThUB I Nr. 83), 472 (= ThUB I Nr. 86), 478 (= ThUB 1 Nr. 90),
Vita S. Meginrati 448 (= Sankt Meinrad 40f.), W II Nrn. 480,538, Anh. Nr.8,483
(= ThUB I Nr. 76), 494 (= ThUB I Nr. 80), 496f.,500,507 (= ThUB I Nr. 97),508,509
(= ThUB 1 Nr. 98),510 (= ThUB 1 Nr. 99), 511 (= ThUB I Nr. 100),512 (=
ThUB I Nr. 101),513f.,518,523,929f.,532 (= ThUB I Nr. 102), 533 (= ThUB
1 Nr. 103), 535 (= UB Appenzell I Nr. 4), 536 (= UB Appenzell I Nr. 5),
581,539 1 Nr. 104),540 (= ThUB 1 Nr. 105),543 (= ThUB I Nr. 106),544-547,
UB Zürich I Nr. 116 (= Cartular Rheinau Nr. 11, ThUB I Nr. 107), W
II Nr. 568, UB Zürich I Nr. 121 (= Cartular Rheinau Nr. 12), W II
Nrn. 571 f.,577 (= ThUB I Nr. 110), 583 (= ThUB I Nr. 111), D LdD Nrn.
159 (= W II Nr. 587; dazu: Clavadetscher-Staerkle, Dorsualnotizen 132 f.),
160 (= W II Nr. 588; dazu: Clavadetscher-Staerkle, Dorsualnotizen 132 f.),
W II Nr. 589 (= ThUB I Nr. 112), UB Zürich I Nr. 126 (= Cartular Rheinau
Nr. 15; ThUB 1 Nr. 115), W 11 Nr. 573, UB Zürich I Nr. 124 (= Cartular
Rheinau Nr.13, ThUB I Nr.113), W II Nrn. 592 (= ThUB I Nr.114), 593f.,595
(= ThUB I Nr.116), 597f.,600 (= ThUB I Nr.118), 601 (= ThUBI Nr.119), UB
Zürich I Nr.131, W II Nrn. 605, 607 (= ThUB I Nr.120), Formvlae 408
Nr. 21, W III Anh. Nr. 8, W II Nrn. 611 (= ThUB I Nr.121), 625f.,617f.,619
(= ThUB I Nr.122),621 (= ThUB I Nr.123), 624,634,629f.,631 (= ThUB I Nr.124),
635f.,637 (= ThUB I Nr. 127), 638,640 (= ThUB I Nr. 128), 643f.,646-648,651
(= ThUB I Nr. 129),655 (= ThUBT Nr. 130),656 (= KLÄUI, Oberwinterthur
343), Formvlae 386 Nrn. 14 f., W II Nrn. 659f., Formvlac 388 Nr. 18, W
II Nrn. 665,658 (= ThUB I Nr. 131), D Arn Nr.43, W II Nr. 669 (= ThUB I
Nr.135), DD Arn Nrn. 182 (dazu. Chronik des Gallus Öhem 60f.), D Arn
Nr. 51 (= W IIl Nr.670, ThUB I Nr.136), W II Nrn. 671 (= ThUB I Nr. 137),
672, D Arn Nr. 71 (= ThUB I Nr. 139), W II Nr. 679 (= ThUB I Nr. 141),
UB Zürich I Nr. 157 (= Cartular Rheinau Nr. 23), W II Nr. 686, Ex
miraculis S. Waldburgis 542 Z. 30, W II Nrn. 689 f., 691 (= ThUB I Nr.
145), D Arn Nr. 191 (= ThUB I Anh. Nr. 1), Codice Necrologico-Liturgico
Brescia 62 (fol. 34v), Liber anniversariorum monasterii Lindaugiensis 180
ad 8.1. (mit den Titeln: Grave, Pfallenztgrave des Rines), ? CL III Nr.
3535 (ebd. Nr. 2575 B weitere Ausfertigung ohne comes-Titel), ? Clavadetscher-Staerkle,
Dorsuatnotizen 126f. (zu W II Nr. 561, diese ohne comes-Titel), ? D K III
Nr. 101, ? Schwarzmaier, Reichenauer Schuldregister 20, ? St. Galler Gedenkbuch
pag. 13 (= Piper, Libri Confrat. 30, col. 57,21), ? Liber Viventium Fabariensis
pag. 66 (= Piper, Libri Confrat. 370 col. 56, 5)
Belege ohne comes-Titel:
-------------------------------
D K III Nr. 1 (= UB Zürich I Nr. 127, Cartular Rheinau
Nr. 14, mit der Bezeichnung missus), UB Zürich I Nr. 132 (= Cartular
Rheinau Nr. 20, mit dem Titel. missus dominicus), W II Nr. 673, UB Zürich
I Nr. 156 (= Cartular Rheinau Nr. 23), D Arn Nr. 111 (= W 11 Nr. 688, ThUB
1 Nr. 144), Liber Memorialis von Remiremont 4rB1 (mit Todestag 8.1.), Nectologium
monasterii sancti Galli 464 ad 8.1. (= St. Galler Todtenbuch 30 - mit dem
Titel dux Alamannorum), ? UB Zürich 1 Nr. 153
Literatur:
-----------
Stälin, Geschichte I 330, 332 - Baumann, Gaugrafschaften
11-16, 146f. - Pupikofer, Thurgau I 151-156 - Dümmler, Ostfrk. Reich
III 569 - Tumbült, Hegau 626 - Krüger, Zähringer I 590--592
- Tumbült, Albgau 156-159 - Schultze, Gaugrafschaften 121, 178 - Knapp,
Buchhorner Urkunde 209f. - Seidel, Zürichgau 24f. - Bauer, Gau und
Grafschaft 59 A.80,96 mit A.32,97, 100,112,115 A.112 - Tellenbach, Königtum
und Stämme 52 Nr. 29d - Meyer-Marthaler, Rätien 76,79f. mit A.
202,81 A. 209 - Jänichen, Baar und Huntari 91, Tafel: "Die Grafen
der Baaren" im Anhang - Tellenbach, Der großfränkische Adel
52,55 - Schmid, Königtum, Adel und Klöster 257,261-263,268,276f.,308
- Ders., Familie, Sippe und Geschlecht 8 - Ders. Kloster Hirsau 102 - Hlawitschka,
Franken in Oberitalien 64 - Schmid, Bemerkungen 223 - Keller, Einsiedeln
22-25 - Maurer, Land zwischen Schwarzwald und Randen 42, 44f.,47,58f.,100
- Kläui, Oberwinterthur 48,53 - Schulze, Grafschaftsverfassung 81f.,90f.,104f.,117,
123f.,127,330 A. 145 - Schwarzmaier, Reichenauer Schuldregister 20-23 mit
Tafel I - Zotz, Breisgau 77,80,81 A. 121,87 - Walther, Fiskus Bodman 255f.
- Borst, Pfalz Bodman 199f. - Goetz, "Dux" und "Ducatus" 307 - Ders., Typus
einer Adelsherrschaft 140 A. 44 - Borgolte, Geschichte der Grafschaften
Alemanniens, s. v. - Rappmannn Die älteren necrologischen Aufzeichnungen
Die urkundlichen Belege für einen Grafen
Adalbert, die im folgenden Artikel zusammengestellt sind, setzen
im Jahr 854 ein und erstrecken sich über einen Zeitraum von 40 Jahren.
Obwohl der Beweis, dass es sich jeweils um eine und dieselbe Person gehandelt
hat, nicht geführt werden kann, gehe ich mit der bisherigen Forschung
von der Personenidentität aus; die Überlieferung läßt
keine auffälligen Zäsuren in der Belegfolge erkennen. Als Terminus
ante quem für das Ende der Nachweise gilt eine Thurgauer Urkunde mit
dem Vermerk sub comite Hadalb(er)to ivniore (W II Nr. 692); ein jüngerer
Graf
Adalbert wird hier ausdrücklich von seinem gleichnamigen
Vorgänger unterschieden. Das Datum der carta - 27. Januar 894 - muß
freilich nicht schon mit dem effektiven Wechsel der Amtsinhaber zusammengefallen
sein, da die diakritische Bezeichnung ivnier auch noch einige Zeit nach
der Ablösung sinnvoll war und verstanden werden konnte. Nun wird aber
in den zeitgenössischen Miracula s. Waldburgis zum Jahr 893 berichtet,
dass Adalpertus Alamaniae comes inlustris
nach Monheim gekommen sei, um am Grab der heiligen Frau pro se suisque
zu beten. Das auszeichnende Attribut kann natürlich kaum Adalbert
den Jüngeren bezeichnet
haben, paßt aber zu dem Adalbertus illustriseiner
St. Galler Urkunde von 889 (W II Nr. 673) und zu dem A[dal]pertus
venerabilis comes eines Königsdiploms aus demselben Jahr
(D Arn Nr. 48). Adalbert "der Erlauchte"dürfte
also 893 noch gelebt haben und im Thurgau in diesem oder am Anfang des
folgenden Jahres von Adalbert
(III) dem Jüngeren abgelöst worden sein. Die Befunde
in den anderen Landschaften Alemanniens, in denen nach unserer Vermutung
AdalbertGrafenrechte
ausgeübt hat, stimmen zu der für den Thurgau erschlossenen Beleggrenze.
Das erste Zeugnis, das für Adalbert
in Anspruch genommen wird, stammt aus dem Schwarzwälder Alpgau und
datiert vom 4. September 854 (W II Nr. 493). Kurz vor oder wenig nach diesem
Termin ist hier Albrich nachgewiesen. Die widersprüchlichen Zeitangaben
der betreffenden Urkunde(n) mit seinem Namen lassen keine Antwort auf die
Frage zu, ob AdalbertAlbrichs Vorgänger
oder Nachfolger war bzw. ob beide Grafen zeitweilig nebeneinander amtiert
haben. Jedenfalls löste sich der Alpgau seit dieser Zeit aus der engen
Verbindung mit dem Breisgau, mit dem er bisher einen Comitat gebildet hatte
(Borgolte 123). 876 und 885, aus welchen Jahren die nächsten Alpgauer
Belege Adalbertsüberliefert sind
(W II Nrn. 594,643), ist Albrich nicht mehr bezeugt. Nach herrschender
Lehre wurde Adalbert im Alpgau um 890,
also früher als im Thurgau, durch Chadaloh (II) ersetzt (zuletzt Schulze
105). Bei diesem Urteil sah man von einer um 894 ausgestellten Urkunde
ab, die eine Schenkung im Thurgau und im Alpgau festhielt und in deren
Grafenformel Adalbert genannt war (W
II Nr. 691). Die bisher geltende Voraussetzung, Adalbertsei
hier lediglich als Graf im Thurgau bezeichnet, erscheint keineswegs zwingend
(anders Tumbült, Albgau 159 A. 1). Man muß vielmehr damit rechnen,
dass Adalbertals Amtswalter im Gebiet
alter Tradita charakterisiert werden sollte, Chadaloh also nur zeitweilig
an seine Stelle oder neben ihn getreten war. Wegen des Datums der Urkunde
ist es auch möglich, dass nicht mehr Adalbert,
sondern schon Adalbert
(III) der Jüngere gemeint gewesen ist.
Im Alpgau verfügte Adalbertoffenkundig
auch über Allod. Man darf ihn nämlich mit jenem Adibrecht
comes gleichsetzen, der 873/74 totam hereditatem in Gurtweil
an Kloster Rheinau tradierte, um dafür den locus Gavi im italienischen
Gau Tortona zu erhalten (UB Zürich I Nr. 121). Die Beziehungen zu
Rheinau und nach Italien waren keineswegs ephemer. Aus einer weiteren Urkunde
vom Jahr 871 geht hervor, dass Wolvene, der Rheinauer Klostervorsteher,
für die Übergabe von Gütern im Klettgau, Alpgau und Thurgau
von seiner Abtei eine beträchtliche Summe Geldes bekam, die Rheinau
von dem Grafen Adalbert pro illa hereditate
sita in Tartonense pago, que ad praefatum monasterium pertinebat, empfangen
hatte (UB Zürich I Nr. 116). Während über Adalberts
Ambitionen in Italien nichts Näheres bekannt ist, scheint er am Schicksal
Rheinaus - wie Schmid (Königtum, Adel und Klöster, danach Maurer)
gezeigt hat - starken Anteil genommen zu haben. Bereits 858 dürfte
er beim Reichstag zu Ulm dabei gewesen sein, als Wolvene die von ihm wiedererrichtete
Abtei an Ludwig den Deutschen übergab.
In Wolvenes Traditionsurkunde werden unter 7 gräflichen Zeugen 2 Adilberte
genannt (UB Zürich I Nr. 80). Wenn einer der beiden mit Adalbertidentisch
war, muß der andere nicht unbedingt in Alemannien gesucht werden;
auf dem placitum in Ulm waren auch Große aus anderen Gegenden des
Reiches anwesend, Boten LUDWIGS II.
aus Italien sind nachgewiesen (Schmid 276, Tumbült, Albgau 157f. A.5).
Rund 20 Jahre nach Ulm nahm Adalbertwohl
an einer Tauschhandlung zwischen Wolvene und König
Ludwigs Sohn KARL auf der
einen und Graf Gozbert (II, III) auf der anderen Seite teil, in der es
abermals um den Nutzen Rheinaus ging. Adalbert,
der hier nicht den Grafentitel trägt, wird dabei als missus des Prinzen
bezeichnet (D K III Nr. 1; Schmid 261 f.). Als Wolvene 1 oder 2 Jahre darauf
den Tausch mit Gozbert bekräftigte, geschah dies coram Adilberto
misso dominico (UB Zürich I Nr. 132). Weshalb Graf
Adalbert wiederholt in so engem Kontakt mit Rheinau erscheint,
wird verständlich, wenn man zuletzt zwei Quellen von 892 betrachtet.
Abt Gozbert von Rheinau übertrug nach einer im Original erhaltenen
Urkunde am 18. Juni dieses Jahres dem Kloster unter anderem vor Graf
Adalbertals Zeugen Besitz im Hegau (UB Zürich I Nr. 157).
Aus einem anderen, abschriftlich und nicht in ursprünglicher Fassung
erhaltenen Dokument vom gleichen Tag geht hervor, dass Gozbert dem Kloster
außerdem Liegenschaften im Thurgau vermacht hatte. Diese Tradition
band der Abt an den Vorbehalt, ut, quandocumque voluero, cum uno solido
redimendi habeam potestatem et si a me redemptum non eruit, tunc Adilprehtconsobrinus
meus vel legitimes heres eius redimendi habeat potestatem (... ) (UB Zürich
I Nr. 156). Der consobrinus Gozberts war offenbar identisch mit dem Zeugen
im Grafenrang und so auch nach unserer Vermutung mit dem Amtswalter im
Alpgau. Gozbert von Rheinau seinerseits ist aber nach den Forschungen Schmids
(s. Art. Gozbert II, III) ein Verwandter des Klostervorstehers Wolvene
gewesen.
Für Adalberts Amtsführung
im Hegau werden im allgemeinen nur die St. Galler Urkunden 636 vom 23.5.884
und 665 vom 28.2.888 zitiert (Bauer 97; Tumbült, Hegau; Schultze 178;
vgl. Schulze 104). Man darf hier aber wohl auch Nr. 621 vom Juni 882 hinzunehmen;
nach dem Wortlaut der Urkunde übergab Bischof Salomon II. von Konstanz
an Abt Hartmut von St. Gallen Güter in den Ortschaften Möggingen
und Hemmenhofen sowie in Goldach (im Kt. St. Gallen) und erhielt dafür
Immobilien im Thurgau. Hemmenhofens wegen darf der Vermerk sub
comite Adalberto auf den Hegau bezogen werden (anders Tumbült
626 A. 4). Dagegen gehörte Möggingen zum Pagus Untersee, also
zum Fiskalland von Bodman; Adalbertwurde
demnach als 1. Graf des Hegaus als zuständig in dem
bedeutenden Königsgutsbezirk
am westlichen Bodensee angesehen (Borgolte 204). Schwieriger ist die Deutung
einer carta vom 1. Mai 879 (W III Anh. Nr. 8). Danach tradierte Paldinc
St. Gallen Besitz in pago, qui dicitur Linzgauge, den er von König
Ludwig erhalten hatte, tauschte dafür aber ein, quicquid
in villa, quae dicitur Achstetten, et in eadem marcha ad jus supradicti
monasterii pertinere videtur. In der sub NN. comitibus-Formei sind Adalbert
und Udalrich (IV) aufgeführt. Für Udalrich (IV) darf man annehmen,
dass er als Amtswalter im Linzgau vermerkt war. Adalbert
wurde wohl kaum erwähnt, weil das Empfängerkloster St. Gallen
im Thurgau lag (gegen Meyer von Knonau, Nachträge 251 A. 8, bereits
Tumbült, Albgau 158 A. 3) oder weil der Actumort der Urkunde, Bodman,
dem Hegau angehört hätte (gegen diesen Irrtum Baumanns, Gaugrafschaften
12, Borst und Walther), sondern weil der nicht identifizierte Ort Achstetten
am westlichen Bodensee lag. Schulze, dem wir mit dieser Deutung folgen
(81 f. A. 23), machte mit Recht auf den Fluß und den Ort Aach aufmerksam
(Karte bei Borgolte, Kommentar: Hegauer Aach I. 13-15, M 15; s. aber auch
Stockacher Aach: NM 13-14). Nach Walther (275) bildete aber die Hegauer
Aach die Grenze des Fiskus Bodman, so dass man den Beleg Adalberts
auf den Hegau ebenso wie auf den Pagus Untersee beziehen kann.
Das Rechtsgeschäft der Urkunde W III Anh. Nr. 8
wurde in loco, qui dicitur Potamus, in palatio regio abgeschlossen, wo
die Beteiligten ex permisso quoque ipsius domni regis Karoli zusammengekommen
waren. Unter den Zeugen werden die Grafen Adalbert,
Udalrich (IV) und Hildebold genannt. Die Teilnahme der Grafen an der Tauschhandlung
haben Tumbült (Albgau 158 A. 3) und neuerdings Borst und Walther im
Zusammenhang mit der Herkunft der Güter Paldincs aus Königsbesitz
(s. D LdD Nr. 165) und mit dem Actumort gedeutet. Wohl zurecht hielten
sie Adalbert, Udalrich und Hildebold
für Königsboten, zumal Adalbertund
Hildebold in derselben Funktion auch sonst nachgewiesen sind. Andererseits
zeigt die Anwesenheit der Amtswalter im Linzgau und im Hegau aber auch,
welche Anziehungskraft die Königspfalz auf die Grafen der Nachbarschaft
ausgeübt hat.
Im Hegau ist Adalbert häufiger
als alle anderen Grafen belegt; allerdings läßt sich nicht feststellen,
ob es in karolingischer Zeit jemals
eine Grafschaft des Hegaus gegeben hat oder ob diese Landschaft am Rheinausfluß
Randgebiet eines anderen Comitats war (Borgolte 203).
Die Thurgauer Belegreihe eröffnet ein versprengtes
Einzelstück (W II Nr. 473); nach der Epoche
Ludwigs des Deutschen vom September 833 ergibt sich für
die St. Galler Urkunde das widerspruchsfreie Datum vom 25. Juni 855, während
Wartmann, vom Tod LUDWIGS DES FROMMEN
rechnend, 860 VI 25 ermittelt hatte. Am 16.2.854 ist im Thurgau noch Udalrich
(III) belegt, 857 bis 859 hat hier Adalhelm, am Jahresanfang 860 Gerold
(IV) amtiert. Ob einige mit zwei Zeitrechnungselementen oder nach den Epochen
von 833 und 840 stimmig datierte Urkunden mit Adalberts
Namen vor oder nach 860 eingeordnet werden müssen (W II Nrn. 495,520f.),
läßt sich nicht entscheiden. Die gesicherte, fest geschlossene
Zeugnisreihe für Graf
Adalbert im Thurgau setzt deshalb erst am 1. Mai 860 ein (W
II Nrn. 471 f.). Wenn der gleichnamige Graf von 855 mit Adalbert
identisch
war - dafür spricht der Alpgauer Erstbeleg von 854 -, dann muß
Adalbert
am Beginn seines Wirkens im Thurgau neben anderen Grafen amtiert haben
oder hinter diesen zeitweilig ganz zurückgetreten sein.
Die Thurgauer Zeugnisse für Adalbert
reichen, nimmt man den Beleg des Hadalbertus ivnior als Zäsur (s.
o. S. 22), bis 893 VI 24 bzw. ?894 I 10 (Nachweise oben W II Nrn. 478-500,507-536,539-545,547,
568,571-583, D LdD Nr. 160, W II Nr. 589, UB Zürich I Nrn. 126, 124,
W II Nrn. 592f.,595-601,605, 607,611,625f.,617-619; evt. 621 [dazu oben
S. 23]; 634,631,635,637-640,646-660,658,669, D Arn Nr. 51, W II Nr. 671,
D Arn Nr. 71, W II Nr. 679,686,690,691 [dazu oben S. 22]; ferner wohl das
Falsifikat D Arn Nr. 191 mit unsicherem Datum, vgl. BRANDI, Die Reichenauer
Urkundenfälschungen 13 Nr. 45,37,51f.). Gelegentlich wird er ausdrücklich
als comes Durgaugensis, comes in Durgouue u. ä. bezeichnet (W II Nr.
572, UB Zürich I Nr. 124, W II Nrn. 595, 617f., DD Arn Nrn. 51, 71).
Seine Teilnahme an thurgauischen Rechtsgeschäften ist in vier Fällen
bezeugt (W II Nr. 471, D LdL Nr. 160, W II Nrn. 631, 656).
In einer Thurgauer Traditionsurkunde vom 20. Mai 868
wird statt Adalberts
in der Grafenformel Gerold genannt (W II Nr. 578); es handelt sich wohl
um den gleichzeitigen Grafen im benachbarten Zürichgau (s. Art.Gerold
IV). Da Adalbertunmittelbar vor und
nach diesem Zeugnis im Thurgau nachgewiesen ist, kann man kaum von einer
Unterbrechung seiner Amtsführung sprechen (W II Nrn. 535 f., 539 f.).
Dasselbe gilt für einen Thurgauer Beleg des Grafen Udalrich (IV) (W
II Nr. 524, vgl. Nrn. 523,529), bei dem das von Wartmann angegebene Datum
867 III 1 nicht gesichert ist, und für eine mit dem Vermerk sub Ruodolfe
comite schließende carta von 878, in der Güter im Thur- und
im Zürichgau erwähnt sind (W II Nr. 606, s. Art. Rudolf I, II,
III; vgl. W II Nrn. 601, 607).
Gelegentlichen Belegen "fremder« Grafen für
den Thurgau in Adalberts Amtszeit steht
mindestens ein Zeugnis für Adalbert
im Zürichgauer Comitat gegenüber. Als ein Hupret am 14. Mai 893
seinen Besitz zu Mönchaltorf Übertrug, notierte Schreiber Bero
sub Adalberto comite (W II Nr. 689). Da nicht sicher ist, ob Adalgoz damals
schon im Zürichgau amtiert hat, kann man nicht ausschließen,
dass Adalbert nach Rudolfs (I, II)
Abgang die Grafschaft am Zürichsee mitübernommen hatte. Zwei
weitere St. Galler Urkunden mit AdalbertsNamen,
die vielleicht im Juni und im Juli 869 ausgestellt wurden, könnten
ebenfalls dem Comitat im Zürichgau angehören; doch ist in einem
Fall eine Ortsbestimmung nicht endgültig gelöst (W II Nr. 546),
während im anderen die Tradita in einer Grenzzone zur Thurgaugrafschaft
lagen (W II Nr. 547; s. Borgolte, Kommentar, zu den betr. Nrn.). Ohne dass
wir seine Funktion genau erfassen könnten, scheint Adalbert
im
Jahr 877 bei einem Rechtsgeschäft des Felix- und Regulaklosters von
Zürich beteiligt gewesen zu sein (UB Zürich I Nr. 131). In Cham
am Zuger See schenkte die Königstochter Berta, die Äbtissin des
Klosters, ad presentiam
Adalberti comitisder
monastischen Gemeinschaft Besitzungen im Elsaß, die sie von
Lothar II. erhalten hatte (dazu Borgolte, Die Geschichte der
Grafengewalt im Elsaß 33f.).
Auch eine hagiographische Quelle bringt einen Grafen
Adalbert mit Vorgängen südlich des Zürichsees
in Verbindung. Nach der Vita S. Meginradi wurden die Mörder Meinrads,
verraten durch den Raben des Heiligen, von den Richtern und dem christlichen
Volk sub comite Adalberto zum
Tode durch Verbrennen verurteilt. Da das Martyrium des Einsiedler Zellengründers
für 861 bezeugt ist, wird in der Vita Adalbert gemeint sein.
Die Zeugnisse Adalberts
in der Baar setzten 868 ein und erstrecken sich bis 889. Eine St. Galler
Urkunde vom 21. Juni 868 hält einen Tausch in pagello, qui dicitur
Peractoltespara fest, der in Wurmlingen in comitatuAdalperto
comite vorgenommen worden war (W II Nr. 581). 7 Jahre später
bestätigte Ludwig der Deutsche
einen Tausch zwischen Abt Hartmut von St. Gallen und Adalbert;
dabei hatte der Graf in suo comitatu qui dicitur Scherra eine Kirche in
Vilsingen mit Zubehör weggegeben (D LdD Nr. 159). In "Privaturkunden"
von 882 und ?885, die sich auf Wurmlingen, Spaichingen und Böttingen
beziehen, erscheint Adalbertin der
Grafenformel (W II Nrn. 624, 644). In einem Diplom König
ARNULFS vom 20.1.889 wird schließlich Nusplingen in pago
qui vocatur Scerra in comitatu Adalberti
lokalisiert (D Arn Nr. 43). Der Comitat Adalberts,
der in einem der zitierten Zeugnisse ausdrücklich nach dem Scherra
benannt worden ist (zu D Arn Nr. 48 s.u.), dürfte um 817, einige Zeit
vor dem Erstbeleg des Scherra-Namens (Borgolte, Geschichte der Grafschaften
Alemanniens 128), entstanden sein (ebd. 160). Die letzte Baar-Urkunde mitAdalbertsNamen,
die eine Schenkung
König ARNULFS
an Reichenau von 889 VI 5 betrifft (D Arn Nr. 48; ferner die Fälschung
D Arn Nr. 182, danach Chronik des Gallus Öhem 60 f.; vgl. Schulze,
127), bezieht sich wohl auf Donaueschingen, das kaum zur Landschaft Scherra
und - nach der Lage am Donauursprung - auch nicht zur Grafschaft im Osten
der Bertoldsbaar gehört hat (s. Borgolte 160). Wenn die Güter
der villa Esginga, wie es in der Urkunde heißt, ad comitatumAdalperti
qui Skerra dicitur usque huc pertinebant, hat Adalbert
wohl über Königsgut im Westen der Bertoldsbaar verfügt;
ob er die dortige Grafschaft zeitweise mitverwaltet hat, ist aber ungewiß
(Borgolte 160). Noch im selben Jahr 889 ist hier sein Sohn Burchard
als Graf bezeugt.
Von den Belegen der Baar ausgehend haben Glöckner
(CL III 146 A. 1) und Jänichen (vgl. Schmid, Kloster Hirsau 102) Adalbert
auch in einer Lorscher carta von 864/76 erschlossen (CL III Nrn. 3535,
2575B). Demnach hat Graf Adalbert (ohne
Titel Nr. 2575B) mit Abt Thiotroch von Lorsch Besitz in Zimmern in Elsenzgoue
gegen Liegenschaften in pago Naglacgouue (Nagoldgau) eingetauscht (vgl.
Schaab, Elsenzgau 613; Seiler, Nördliches Württemberg 632 A.
1). Wenn die Annahme der Identität Adalbertsmit
Adalbert zutreffen sollte, wäre
doch das "private" Rechtsgeschäft für die Rekonstruktion
der
Grafenrechte Adalbertsohne erhebliches
Gewicht.
Auf einem als Schmutzblatt verwandten Fragment in der
Reichenauer Handschrift CCLIX der Karlsruher Landesbibliothek, das Schwarzmaier
als Teil eines Schuldregisters interpretiert, ist mehrfach ein Graf
Adalbertus als Empfänger von 60 solidi genannt. Dies war
die Buße, die den Grafen bei Verletzung des Gerichtsbannes zustand.
Nach der Vermutung von Schwarzmaier ist Adalbert
mit
Adalbertals
dem Grafen im Scherra gleichzusetzen, weil die Schrift ins ausgehende 9.
Jahrhundert datiert werden könne und sieben von 27 Namen der in dem
Bruchstück aufgeführten Schuldner in der Zeugenreihe von W II
Nr. 386 aus Straßberg belegt seien. Näherhin soll die Quelle
nach D Arn Nr. 48 vom 5. Juni 889 entstanden sein. Weder die Datierung
noch die Lokalisierung des Schriftstücks sind jedoch überzeugend
begründet. Die St. Galler Urkunde 386 gehört sicher in die Mitte
des 9. Jahrhunderts, am ehesten ins Jahr 843 (s. Art. Liutolt); mehr als
40 Jahre später können nicht mehr sehr zahlreiche Zeugen am Leben
gewesen sein. Die Von Schwarzmaier angeführten Übereinstimmungen
des Namengutes sind keineswegs auffällig; zum Schluß auf Personenidentitäten
fehlt allemal eine signifikante Parallelltät von Namengruppen. Für
die zeitliche Bestimmung bieten die wenigen Textzeilen paläographisch
kaum genügend sichere Anhaltspunkte. Die Identität des GrafenAdalbertmit
Adalbert ist also zweifelhaft.
In zwei St. Galler Urkunden von 883 (Nr. 630) und ?889
(Nr. 672) wird ein Adalbert
in der Grafenformel erwähnt, ohne dass die jeweils gemeinte Grafschaft
bekannt wäre. Aus chronologischen Gründen wird im einen wie im
anderen Falle Adalbertgemeint sein.
Nicht als amtierender Graf, sondern als Geschäftspartner
des Steinachklosters und als Zeuge scheint Adalbert noch zweimal im Linzgau
und vielleicht einmal im Argengau belegt zu sein. Um 858/64 tradierte Engilrih
in vice Adalb(er)ti comitis St. Gallen
Liegenschaften in pago Linzgauge in villa, que dicitur Adaldrudouuilare
(W II Nr. 505), und 883 war Adalp(re)t comeszugegen,
als Pruning in Friedrichshafen mit Hartmut von St. Gallen Güter in
der Mark von Kluftern eintauschte (Nr. 629). Die Argengauer Urkunde stammt
aus den Jahren 865,866 oder 872 (W II Nr. 561). Sie hält einen Tausch
von Gütern in Rickenbach und an der Leiblach fest (s. Art. Udalrich
III, IV, V). Der ohne Titel genannte Kontrahent Abt Grimalds,
Adalbert,
wird im Archivvermerk (Clavadetscher-Staerkle, Dorsualnotizen 126f.) als
comes bezeichnet. Aufgrund der Zeitstellung der Urkunde könnten wir
vermuten, dass der Indorsator
Adalbert
für den Tauschpartner St. Gallens hielt, doch steht dem Schluß
entgegen, dass der Titel (von späterer Hand?) wieder ausgestrichen
wurde. Man muß aber zumindest nach den beiden anderen cartae annehmen,
dass Adalbert, der Graf im Alp-, Thur-
und Hegau und in der Baar, Besitz und Interessen auch am Nordufer des Bodensees
hatte.
Als König ARNULF
am 6. Januar 893 die von seinen Vorgängern verliehenen Rechte St.
Gallens bestätigte (D Arn Nr. 1 1 0), befahl er wahrscheinlich gleichzeitig
den Großen Alemanniens, dem Kloster bei allen Streitigkeiten durch
den gebannten Eid Recht zu schaffen und Opponenten vor das Königsgericht
zu bringen (D Arn Nr. 111). Unter den namentlich aufgeführten regni
istius primates steht ein Adalbertusan
erster Stelle (s. a. Artt. Bertold IV, Burchard, Udalrich III, IV, V) -
eine Position, die wohl Adalbert "dem Erlauchten",
kaum schon dem jüngeren Adalbert(III)
zukam.
Unbeachtet blieb bisher in der Forschung, dass in der
Formularsammlung Notkers von St. Gallen (Um 890, s. von den Steinen, Notkers
Formelbuch) und in den etwa gleichzeitigen Formulae Sangallenses Miscellaneae
(Zeumer, in: Formvlae 378-380; Ders., Ueber die alamannischen Formelsammlungen
543 ff.) vier Musterurkunden erhalten geblieben sind, in denen Adalbertin
der Grafenformel steht. Die in die Formulare aufgenommenen genauen Datierungen
zeigen, dass tatsächlich im Rechtsleben gebrauchte Urkunden zugrundegelegen
haben. Leider enthalten die Formulae keine Ortsangaben, so dass wir diese
Belege räumlich nicht zuordnen können. Nach den Daten vom 1.3.879
(Formvlae 408 Nr. 21), 31.1.887 (386 Nrn. 14f.) und 9.7.887 (388 Nr. 18
mit der ungewöhnlichen Wendung Adalberto
comite constituto) ist jeweils wohl Adalbertgemeint
gewesen.
In der Literatur sind außer den bisher genannten
Belegen zwei weitere Urkunden für Adalbert
zitiert worden, bei denen wohl doch zweifelhaft bleibt, ob sie den Grafen
wirklich betreffen. 884 bestätigte KARL III.
dem Kloster Honau auf Bitten Graf Adalbertsgewisse
Rechte (D K III Nr. 101). Im Elsaß ist Adalbertsonst
nicht nachgewiesen; und ob der Titel dilectus comes als "Lob" und "Rühmung"
Adalbertsverstanden
werden kann, wie Borst (200) meint, müßte erst mit einer sorgfältigen
Untersuchung dieses Diktatelements gezeigt werden. Früher hat bereits
Krüger auf eine Züricher Urkunde von 889 hingewiesen, in der
ein titelloser
Adalbert als Vogt des
Grafen Eberhard (I) vorkommt (UB Zürich I Nr. 153). Die bereits erwähnten
Beziehungen
Adalberts zum Zürichgau
decken wohl kaum die Vermutung Krügers ab, dass auch hier Adalbertbezeichnet
werden sollte.
Über die Verwandtschaft Adalbertswurde
bereits gesagt, dass er zum Umkreis der Rheinauer Stifterfamilie gehörte;
andererseits dürfte er mit den "UDALRICHINGERN" versippt gewesen sein.
Für diese Annahme sprechen der Besitz des Grafen im alpgauischen Gurtweil,
wo auch Udalrich (V), der Gründer von Aadorf, begütert war (UB
Zürich I Nr. 121, W II Nrn, 691,643; vgl. Goetz, Typus einer Adelsherrschaft
140 A. 44), und Gedenkbucheinträge im Liber Memorialis von Remiremont
sowie im Liber vitae von Brescia, in denen
Adalbertund
Udalrich (V) ("der Jüngere") nebeneinander anscheinend in einer Verwandtengruppe
notiert sind (Rappmann; s.u.). Adalberthatte
einen Sohn namens
Burchard.
Diesem Burchard
schreibt
die Forschung den ersten, vergeblichen, Versuch zu, das schwäbische
Herzogtum wieder zu errichten. Der Bruder des Prätendenten, Adalbert
(III), wird zurecht mit dem Nachfolger Adalberts
im Thurgau gleichgesetzt; er ist somit auch als weiterer Sohn Adalberts
zu betrachten. Burchards
gleichnamigem Sohn gelang es 917 tatsächlich die Herzogswürde
in Alemannien zu erlangen; deshalb darf Adalbertals
Stammvater
des Herzogsgeschlechts der BURCHARDINGER gelten.
Ungesichert ist demgegenüber die Annahme der Forschung,
Adalbert
sei selbst ein Enkel Hunfrids
von Rätien, mithin ein HUNFRIDINGER,
gewesen (vgl. zuletzt Goetz, "Dux" und "Ducatus" 307; Borst; dagegen schon
früher Schmid, Familie, Sippe und Geschlecht 8). Die Ableitung Adalberts
von Adalbert (I) vom
Thurgau ist nicht belegt, die Adalberts
(I) von Hunfridsehr
zweifelhaft. Im jüngeren Necrolog von St. Gallen (10./11. Jh.) ist
zum 8.1. ein Adalbertus dux Alamannorum eingetragen (Necrologium monasterii
sancti Galli 464); offenkundig war hier derselbe Große gemeint, der
in einem necrologisch angelegten, um 900 datierten Eintrag im Liber Memorialis
von Remiremont (4rB1) ebenfalls zum 8. Januar als Adalbertus ohne nähere
Kennzeichnung berücksichtigt wurde (vgl. Liber Memorialis von Remiremont
I 165 zu "22"). Der Eintrag aus Remirernont weist dichte Parallelen zu
einer Namengruppe im Liber vitae von Brescia auf, an dessen Spitze ein
Adalbertus
comes steht (Codice Necrologico-Liturgico
Brescia 62 = fol. 34v; s.a. Art. Adalbert III). In allen drei Quellen war
zweifellos derselbe Adalbert gemeint
(s. Keller 22f., Zotz 77,87). Erst der Nachweis Rappmanns, dass der in
Remiremont zum 26.5. vermerkte Odelricus zum selben Tag auch im jüngeren
Reichenauer Necrolog notiert wurde, also vor 896/900 verstorben sein muß
(s. Art. Udalrich III,IV,V), ermöglicht aber eine Datierung von Adalberts
Tod
um 900 und daher eine Identifikation des dux Alamannorum mit Adalbert (zu
den Namen von Remiremont und Brescia vgl. auch St. Galler Gedenkbuch pag.
13, dazu bereits Hirsch, Erhebung Berengars 40 A.1). Zum 8.1. ist auch
im Lindauer Necrolog ein grave Albreth, pfallenztgrave des Rines, eingetragen
(Liber anniversariorum monasterii Lindaugiensis 180). Dieser als "Pfalzgraf"
titulierte Große, hinter dem sich zweifellos
Adalbert
verbirgt, wird im Totenbuch des Damenstiftes zu Unrecht mit dem Gründer
Lindaus identifiziert, der tatsächlich am Beginn des 9. Jahrhunderts
gelebt haben dürfte(Adalbert
I).
Wer mit dem Adalbertus com(es) gemeint ist, der im Liber
Viventium von Pfäfers (pag. 66, vgl. Schmid, Familie, Sippe und Geschlecht
8 A. 12) einen Eintrag mit Baertrada, Humfredus, Duta, Odolricus, Humfredus
anführt, konnte bisher nicht geklärt werden (vgl. Weis, Die Grafen
von Lenzburg 250 AA. 10, 12; Schmid, Ein karolingischer Königseintrag
110 A. 79).
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oo N.N.
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Kinder:
Burchard I.
855/60- 911
Adalbert III.
-
911 hingerichtet
Dietbirg (Theotberga)
-
oo Hucbald Graf von Dillingen
- 909
Manegold
-
Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer
und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986 Seite 19,21-28,29,31,34,49,54,59,63,67,79, 85-87,91,115,127,130,137-139,163,182,226,257-259,261,264-266,268
- Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1984 Seite 30,96-98,99,100,105,109,123-125,128,157,159-162,
202-205,209-211,214,232,235,243, 255-257 - Hlawitschka Eduard:
Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen
um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite
64-66 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft
und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1998 Seite 120,478,483 -
Tellenbach Gerd: Der großfränkische
Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs.
in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen
und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1957, Seite 40-70 -