Nichte der Königin
Mathilde
Tochter des Grafen
Wichmann der Ältere im Bardengau aus dem Hause der BILLUNGER
und der Bia,Tochter
von Graf Dietrich
Thiele Andreas: Tafel 155
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs-
und Grafenhäuser I
HADWIG
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+ 1014
Nach 959 Äbtissin von Gernrode und Vreden.
oo 952
SIEGFRIED Markgraf der
Ostmark
+ 959
A 42
Me: 4.7. Haduui abb + 1014 Gernrode und Vreden
Es handelt sich um Hadwig,
die Witwe
Siegfrieds (G 69), des Sohnes Markgrafen Gero,
die seit ca. 959 Äbtissin in Gernrode war (Schulze, Gernrode,
S. 4); zu anderen Verwandten vgl. Kommentar G 2.
Da Thietmar VII, 3 berichtet, sie habe Mathilde,
die Tochter des BILLUNGERS Bernhard
I. iure consanguinitatis in Gernrode erzogen und
sie ferner als neptis der Königin
Mathilde bezeichnet, wird sie in der Forschung wohl zu Recht
als Tochter Wichmanns des Älteren angesehen (vgl. Bork, Billunger,
S. 78 ff.).
Zur Ehe Wichmanns mit einer Schwester der Königin
Mathilde vgl. Kommentar G 39. Tenhagen, Die Vredenschen Äbtissinnen,
S. 145 versucht nachzuweisen, dass sie auch Äbtissin von Vreden
war, was billungische Verwandtschaftszusammenhänge zusätzlich
wahrscheinlich macht; vgl. auch Althoff, Borghorst, S. 248.
Zum Todesdatum: Thietmar VII, 3.
S 11) HADWIG
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* 939, + 1014 VII 4
952
oo Siegfried, Graf, Sohn des Markgrafen Gero
+ c 959
dann Äbtissin von Gernrode und (?) Vreden
Hadwig ist bei Thietmar
VII c. 3, Seite 400 als eine "neptis" der Königin
Mathilde bezeugt. Die Forschung hielt sie daher gemeinhin für
eine Schwester der Grafen Wichmann der Jüngere und Ekbert, auch wenn
hierfür keinerlei Quellenzeugnis vorliegt. Althoff, Adelsfamilien,
argumentierte nun, da wir das Geburtsjahr der Äbtissin
Hadwig mit 939 kennen und Bia, die Schwester der Königin
Mathilde, spätestens 931/32 gestorben ist, dass sie keinesfalls
die Mutter der Äbtissin Hadwig
und auch nicht als die Mutter Wichmanns
des Jüngeren und Ekberts
in Frage käme. Mit Hlawitschka, Kontroverses III., ist gegen Althoff
einzuwenden, dass Hadwig ja nur als
Nichte der Königin Mathilde bezeugt
ist und somit eben eine Tochter der Friderun gewesen sein dürfte
(wobei allerdings noch die oben S. 353 bereits erwähnte Perechtheit
die
Mutter Hadwigs und der Brüder
Wichmann
und Ekbert gewesen sein könnte).
Eckhardt, Funde (2. Aufl.) Seite 86, macht im Zusammenhang
mit dem verwandtschaftlichen Umfeld der Königin
Mathilde
noch auf die Familie der Harzgrafen (WETTINER aufmerksam,
die auf Grund ihres Namensgutes zu Mathildes Verwandtenkreis
gehören könnte.
Zu Unrecht gilt in einem Teil der Literatur der Erzbischof
Theoderich I. von Trier (965-977) als Verwandter der OTTONEN,
ja sogar als Neffe der Königin
Mathilde, so in dem Artikel von Franz-Josef Heyen im LThK Bd.
3, Sp. 387, bei Pauly, Geschichte Bd. 2, S. 56, und auch bei Althoff, Necrolog
S. 250 f. Wie Bosdorf, Trier S. 9, Anm. 38, feststellt, handelt es sich
um die Verwechslung Theoderichs von Trier mit Bischof Theoderich von Metz
(vgl. S 6).
Ebenfalls ungesichert scheint die Argumentation Althoffs,
Necrolog S. 268-279, den Continuator Reginonis (Erzbischof
Adalbert von Magdeburg) der Verwandtschaft der Königin
Mathilde zuzuordnen: vgl. dazu die recht skeptischen Äußerungen
bei Karpf, Herrscherlegitimation S. 47, Anm. 4.
Eine Tafel zum verwandtschaftlichen Umfeld der Königin
Mathilde findet man bei Schmid, Nachfahren S. 87.
Die Aebtissin Hatwig guten Andenkens starb. Es
starb auch der Bischof Bernhar von Farden, und ihm folgte der Kölner
Propst Wikkier.
In demselben Jahre übergab auch die Liebe des Kaisers
an Frau Adelheid zwei Schwestern mit
ihren Töchtern und zugehörigen Gütern, nämlich Montag
den 1. November das Kloster des seligen Markgrafen Gero, welches
derselbe dem Andenken seiner Seele und seines Sohnes erbaut, und wo er
seine Schwiegertochter Hatuwig, welche geistlich lebte, einer Genossenschaft
von Nonnen vorgesetzt hatte, und Dienstag den 2. desselben Monats die edle
Genossenschaft zu Frethun. Als sie diese erhalten, nährt, liebt, pflegt
sie dieselben auf edle Art, wie es so hohem Range geziemte, und angeleitet
durch die Weisheit ihrer ausgezeichneten Tante, an der sie sich gebildet
hatte, lehrt sie sie emsig im Eifer der Frömmigkeit, daß sie
niemanden, sei es an Verdiensten oder an Beispielen für diesen Zweck
ihrer Stiftung nachzustehen scheinen sollten.
Althoff Gerd: Seite 74,79,214
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung.
Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."
Außerdem wird in der Forschung angenommen, daß
auch Hadwig, die 1014 verstorbene Äbtissin von Gernrode
und Vreden, eine Tochter Wichmanns des Älteren gewesen
sei [Hierfür gibt es zweifelsohne gute Gründe; vgl. Bork, Billunger,
Seite 78f. und unten Kommentar A 42.]. Über deren Lebensdaten sind
wir durch Thietmar von Merseburg sehr genau unterrichtet. Sie wurde 13-jährig
mit Siegfried, dem Sohn des Markgrafen Gero, verheiratet,
der nach siebenjähriger Ehe um das Jahr 959 verstarb. Demzufolge muß
sie 939 geboren sein. Ihre vermeintliche Mutter Bia war zu
diesem Zeitpunkt schon längst gestorben. Hinzu kommt, daß Bia
im Gandersheimer Necrolog als praeposita bezeichnet wird.
Sie gehörte also an ihrem Lebensende einer geistlichen Gemeinschaft
an, was eine Ehe mit dem 944 verstorbenen Wichmann dem Älteren
ebenfalls ausschließt. Zu diesen Befunden paßt, daß weder
Friderun
noch Bia im Lüneburger Necrolog erscheinen, was angesichts
der sonstigen Vollständigkeit der Eintragungen von Familienangehörigen
auffällt und ebenfalls gegen eine Ehe einer der genannten Frauen mit
Wichmann
dem Älteren spricht. Es bleibt also nichts andere übrig,
als entweder anzunehmen, Wichmann habe eine andere,
namentlich
unbekannte Schwester der Königin Mathilde
geheiratet, oder die Tatsache einer verwandtschaftlichen Bindung zwischen
der Familie der Königin Mathilde
und den BILLUNGERN zu konstatieren, ohne eine genauere genealogische
Zuordnung zu wagen [Der für die Heirat entscheidende Beleg, in dem
Egbert als
materterae filius eius (sc. OTTO
I.) bezeichnet wird, stammt aus den Annales Quedlinburgenses
des Jahres 955 und wurde dort von Thietmar von Merseburg übernommen.
Die Nachricht der Annales Quedlinburgenses ist wiederum aus den verlorenen
Hersfelder Ananlen übernommen (vgl. Holtzmann, Die Quedlinburger Annalen,
Seite 84.]. An der Tatsache der Verwandtschaft selbst zu zweifeln, besteht
gerade angesichts der neuen Beobachtungen zu den Anfängen des billungischen
Gedenkens kein Anlaß.
So heiratete Hathwig, die als Tochter Wichmanns
des Älteren angesehen wird, Siegfried, den Sohn des Markgrafen
Gero. Durch diese Ehe erklären sich wohl die zahlreichen Einträge
von Mitgliedern der Sippe des Markgrafen im Lüneburger Necrolog, von
denen die ältesten die der beiden vor 959 verstorbenen Söhne
Geros,
des eben genannten Siegfried und seines Bruders Gero, sind
[Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen BILLUNGERN und der
Sippe
des Markgrafen Gero wurden zweimal geknüpft: zunächst heiratet
Hathwig
(A 42) Siegfried (G 69), den Sohn des Markgrafen Gero; später
verband die Ehe der BILLUNGERIN Swanhild
(G 168)mit dem Grafen Thietmar (G 98) beide Sippen erneut.
Zu den Angehörigen der Sippe
Geros im Lüneburger Necrolog
vgl. Kommentar G 2.].
952
oo Siegfried, Sohn des Markgrafen Gero
x -24.6.959
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 74,79,214,350
A 42 - Annalen von Quedlinburg a. 1014 - Annalista
Saxo: Reichschronik Seite 36,52 - Beumann, Helmut: Die Ottonen,
Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 98 - Bork
Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen
Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951
Seite 78-80 -
Freytag, Hans-Joachim: Die Herrschaft der Billunger
in Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1951 Seite 70 - Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989 S 11 Seite 354 - Hlawitschka,
Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin
Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Holtzmann
Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1971 Seite 149,182,206 - Ludat, Herbert: An
Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches
und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar
1995 Seite 246 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 752 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales
Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 10,39,190,232 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband
1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 155 - Thietmar
von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe,
Seite 54, 246,344,346,354,356 -