Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von
Ringelehim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfrieds;
Schwester der
Königin
Mathilde
Althoff Gerd: Seite 366
**********
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
K 17
Me: 25.5. Bia soror
regine
Mathildis, Schwester der
Königin
Mathilde
Bia begegnet zu diesem
Datum auch in der Abschrift eines ottonischen
Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen, in einem späteren
Gandersheimer Necrolog (dort als praeposita) und in einem heute verlorenen
Trierer Diptychon; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken
der Liudolfinger, S. 387 und 402.
Sie starb vor 931/32, da die Liste in St. Gallen
zu diesem Zeitpunkt angelegt wurde, und nach 929, da sie in diesem
Jahr noch in zwei Einträgen der ottonischen
Familie
in die Verbrüderungsbücher von St. Gallen und Reichenau erwähnt
wird, die nur lebende Personen enthalten; vgl. Schmid, Neue Quellen, S.
168 f.
In der Forschung ist umstritten, ob sie oder ihre Schwester
Fridarun die Gemahlin des BILLUNGERS
Wichmanns
des Älteren
war. Gegen beide Annahmen sprechen gewichtige
Gründe; vgl. dazu den Kommentar G 39.
Wichmann war nämlich älter als sein Bruder, und er hatte eine Schwester der Königin Mathilde zur Frau.
Althoff Gerd: Seite 73-74
***********
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung.
Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."
In diesem Zusammenhang ist auch ein Problem zu diskutieren,
das in der Forschung bis heute nicht gelöst erscheint. Zwar geht man
einhellig davon aus, daß der BILLUNGER Wichmann der Ältere
eine Schwester der Königin Mathilde geheiratet
habe. Strittig und unentschieden ist jedoch, ob es sich um Friderun
oder Bia handelte. Ein konkretes Quellenzeugnis gibt es für
diese Heirat nicht. Doch werden Wichmann
der Jüngere und Egbert
der Einäugige, die man mit guten Gründen, jedoch ohne
ein direktes Quellenzeugnis, als Söhne Wichmanns des Älteren
ansieht, von Widukind von Corvey als consobrini und nepotes
OTTOS
DES GROSSEN bezeichnet. Außerdem ist von den beiden
Brüdern in den Annales Quedlinburgenses und, daraus übernommen,
bei Thietmar von Merseburg als von materterae regis filli die Rede.
Scheint somit durch die angeführten Quellen das Verwandtschaftsverhältnis
genügend genau angegeben, so entdeckt man bei der Durchsicht der anderen
einschlägigen Quellenstellen gewichtige Gegengründe, die eine
Heirat Wichmanns des Älteren mit einer der genannten Schwestern
der Königin Mathilde geradezu
ausschließen. Friderun kann, das hat schon Ruth Bork richtig
gesehen, deshalb nicht die Frau Wichmanns gewesen sein, weil sie
erst im Jahre 971 starb. Widukind bemerkt nämlich schon für die
50-er Jahre in Bezug auf Wichmann den Jüngeren, er sei, destitutus
a patre et matre, von OTTO DEM GROSSEN
erzogen worden. Ruth Bork entschied sich deshalb für Bia
als Gemahlin des älteren Wichmann. Diese muß
jedoch auf Grund ihres Todesdatums ebenfalls von der Zuordnung ausgeschlossen
werden. Da Bia
nämlich in der
Abschrift des ottonischen
Familiennecrologs
im Verbrüderungsbuch von St. Gallen erhalten ist, muß sie spätestens
in den Jahren 931/32 gestorben sein [279 Dies ergibt sich
zwingend aus der Abfassungszeit der Necrologabschrift im St. Galler Verbrüderungsbuch;
vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger,
Seite 376.]. Nun nennt aber Widukind von Corvey, dem in diesen Fragen zweifelsohne
die Rolle eines Kronzeugen zukommt, den jüngeren Wichmann und
Egbert
noch
zu den Jahren 953/54
iuvenes und adolescentes. Selbst wenn
also einer von ihnen im letzten Lebensjahr der Bia
geboren
worden wäre, wäre er zum besagten Zeitraum 22 oder 23 Jahre alt
gewesen, der andere Bruder in jedem Fall noch älter. Selbst dieser
knappste Zeitansatz schließt daher eine Bezeichnung wie adolescentes
in
den Jahren 953/54 wohl aus.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als entweder
anzunehmen,
Wichmann habe eine andere, namentlich unbekannte Schwester
der Königin Mathilde geheiratet,
oder die Tatsache einer verwandtschaftlichen Bindung zwischen der Familie
der Königin Mathilde und den BILLUNGERN
zu konstatieren, ohne eine genauere genealogische Zuordnung zu wagen. An
der Tatsache der Verwandtschaft selbst zu zweifeln, besteht gerade angesichts
der neuen Beobachtungen zu den Anfängen des billungischen Gedenkens
kein Anlaß.
Hlawitschka, Eduard: Seite 94,97
******************
"Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte
des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich
klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“
Im Reichenauer Eintrag folgen nach 15 Namen, um die es
hier besonders geht, im 3. Teil, den wir hier zunächst vorziehen wollen,
Königin
Mathildes Vater Theoderich, dessen Bruder Widukind,
Königin Mathildes Mutter Reginhild
und sodann vier Schwestern der Königin (Perehtheid [32 Perehtheid
ist von Karl Schmid, Neue Quellen Seite 188; ND Seite 393, lediglich wegen
ihrer Nennung in den beiden Einträgen neben bzw. zwischen den Schwestern
Mathildes
als Schwester der Königin vermutet worden. Das ist sehr plausibel.
Eventuelle könnte Perehtheid aber auch die Gemahlin von Mathildes
Onkel
Widukind gewesen sein, der kurz vorher genannt ist.],
Pia,
Friderun, Amalrat).
Mit dem Namen Sigepert sind wir auch schon zu den letzten
drei Namen der Reichenauer Liste überhaupt, die der Gruppe der engeren
Angehörigen der Königin Mathilde angehängt
sind, gelangt. Da oben bereits der zweite Name - Ekkipert - mit Ekbert
dem Einäugigen, dem Sohn des Grafen Wichmann und einer
Schwester der Königin Mathilde
- wahrscheinlich Bias - in Verbindung gebracht worden ist [54
Vgl.
oben Seite 94 mit Anmerkung 33. - Zur Frage, welche der Schwestern
Mathildes
die
Mutter Ekberts des Einäugigen war, vgl. jetzt E. Hlawitschka,
Kontroverses aus dem Umfeld König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde,
in: Festschrift für A. Becker, Sigmaringen 1987, Seite 50 ff.], bleibt
somit nur noch die Frage, ob auch der Träger des letzten Namens -
Piso - in der Verwandtschaft
HEINRICHS I.
und Mathildes
nachzuweisen ist.
Hlawitschka, Eduard: Seite 50-54
******************
"Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs
I. Gemahlin Mathilde"
Der dritte hier zu behandelnde Fragenkreis betrifft das
Problem, von welcher der Schwestern Königin
Mathildes die in mehreren Aufständen gegen OTTO
DEN GROSSEN hervorgetretenen Brüder Ekbert der Einäugige
und
Wichmann
der Jüngere abstammten [91 Zu diesen beiden Brüdern
vgl. die eindrucksvolle Skizze von W. Goez, Gestalten des Hochmittelalterts
(1983), Seite 41-53.]. Zumal sich die Jahrbücher der deutschen Geschichte
für die Zeit Kaiser Ottos des Großen von
R. Köpke und E. Dümmler dafür ausgesprochen hatten, Friderun
als diejenige Mathilden-Schwester
anzusehen, die mit dem Grafen Wichmann dem Älteren vermählt
war und die Mutter der beiden später so oft aufrührerischen Grafen
Wichmann der Jüngere und Ekbert gewesen ist, schien
anschließend für die meisten Historiker lange Zeit diese Frage
endgültig gelöst zu sein [93 Vgl. zuletzt W. Goez, Gestalten
(wie Anmerkung 91) Seite 43, wo Friderun ohne jede Einschränkung
als Gemahlin Wichmanns des Älteren genannt ist.]. Erst neuerdings
ist sie bei Untersuchungen von Nekrologproblemen durch G. Althoff wieder
aufgeworfen worden. Dieser kommt zum Ergebnis, dass weder Friderun noch
Bia
die Mutter dieser Rebellen gewesen sein könne. Muß dies das
letzte Wort bleiben ?
Wie schon von R. Köpke und E. Dümmler - aufgrund
vor allem der Angaben bei Widukind von Corvey und bei Thietmar von Merseburg
- festgestellt worden ist, hatte Graf Wichmann der Ältere (+ 23.4.
oder 12.5.944) zwei Brüder, nämlich den von OTTO
I. als Markgrafen der Nordmark eingesetzten Hermann
Billung (+ 27.3.973) und den Bischof
Amelung von Verden (+ 5.5.962). Von diesen Autoren ist desgleichen
schon bemerkt worden, dass eigentümlicherweise nur insofern als Söhne
des älteren Wichmann erscheinen, als Markgraf Hermann als
patruus Wichmanns des Jüngeren
beziehungsweise
Wichmann
der Jüngere und Ekbert als nepotes Herimanni und
als confratres auftreten, der erste auch als propinquus
OTTOS
I.
und als materterae regis filius bezeichnet wird, der
zweite zudem als consobrinus regis genannt ist. Zugleich ist dabei
nicht zu vergessen, dass Wichmann der Jüngere 953 seinen
patruus Hermann Billung beschuldigte, der paternae hereditatis
raptor zu sein, und dass sich Ekbert ihm anschloß, so
dass sich beide unter der gleichen Argumentationsweise (eadem sententia)
gegen Hermann erhoben; und das ist nur möglich, wenn beide
Brüder waren und ihr Vater damals schon nicht mehr lebte, was wiederum
auf den 944 verstorbenen
Wichmann den Älteren zurückverweist
[96 Widukind, Res gestae Sax. II 4 Seite 70f., und Thietmar, Chron.
II 31 f. Seite 76 ff. (zu Wichmann dem Älteren und seinen Brüdern);
Widukind, Res gestae Sax. III 24 Seite 116, III 29 Seite 117, III 50 Seite
130, III 69 Seite 145, III 18f Seite 114; Thietmar, Chron. II 12 Seite
52 f. (zu Wichmann dem Jüngeren und Ekbert dem Einäugigen).
Desgleichen heißt Ekbert in den Annales Quedlinburgenses ad
955, MGH SS 3 Seite 58, von denen Thietmar auch abhängig ist, materterae
regis filius; ebenso die Annales Hildesheimenses ad 955, ed. G. Waitz,
MGH SS rer. Germ. (1878) Seite 21, und die Annales Altahenses maiores ad
955, ed. E. von Oefele, MGH SS rer. Germ. (1891) Seite 9.]. Wichmann
der Jüngere und Ekbert der Einäugige waren demnach
- wie wohl unabweisbar ist - Brüder und zugleich Söhne Wichmanns
des Älteren
und einer Schwester der Gemahlin HEINRICHS
I.
Dass Friderun diese Schwester nicht gewesen sein
kann, hat schon R. Bork damit begründet, dass diese erst im Jahre
971 verstarb, während Widukind von Corvey schon für die
Mitte der 50-er Jahre von Wichmann dem Jüngeren sagte, er sei
ehedem
destitutus a patre et matre gewesen und deshalb von OTTO
DEM GROSSEN an Sohnes Statt aufgenommen und erzogen worden [97
R.
Bork, Die Billinger (wie Anmerkung 70) Seite 40 und 45 ff.; Widukind, Res
gestae Sax. II 50 Seite 129.]. Entschied sich R. Bork sonach für
Bia
als Mutter Wichmanns des Jüngeren und Ekberts,
so wandte sich aber G. Althoff auch gegen diese Ansicht. Er geht nämlich
davon aus, dass Bia schon
vor 936
verstorben ist, da sie damals (das heißt zwischen 931/32 und 936)
bereits in das in Gandersheim geführte ottonische
Familiennekrolog, das wir aus einer von Althoff entschlüsselten Abschrift
im St. Galler Verbrüderungsbuch rekonstruieren können, mit ihrem
uns bekannten Todestag eingeschrieben war [98 G. Althoff, Unerkannte
Zeugnisse (wie Anmerkung 9) Seite 402. Zur Datierung des Gandersheimer
Nekrologauszuges vgl. ebd. Seite 376.], den ein Auszug aus einem Trierer
Nekrolog oder Diptychon und die in Merseburg überlieferte Fassung
des ottonischen Totengedenkens aufweisen
[99 Zur Nennung Bias im Trierer Nekrolog- oder Diptychonauszug
vgl. oben Anmerkung 64; zum Merseburger Nekrolog, das das ottonische Totengedenken
enthält vgl. E. Dümmler, das alte Merseburger Todtenbuch, Neue
Mitteilungen aus dem Gebiet histor.-antiquarischer Forschungen 11 (1867)
Seite 234: VIII K. Iun. Bia soror regine
Mathildis obiit, Faksimile in: MGH Libri mem. N. Seite 2,
hg. von G. Althoff und J. Wollasch (1983) Seite 6.]. Ein Todesjahr 931/32
- auf diesen Zeitpunkt reduziert Althoff die korrekterweise bis 936 währende
Spanne -, das sich somit für
Bia ergibt,
sei nämlich für die Mutter sowohl Wichmanns des Jüngeren
als
auch Ekberts, die beide von Widukind von Corvey zu 953/54 noch als
iuvenes
und adolescentes bezeichnet werden, zu früh. "Selbst wenn einer
von ihnen im letzten Lebensjahr der Bia geboren
worden wäre", so wird argumentiert, "wäre er zum besagten Zeitraum
(953/54) 22 oder 23 Jahre alt gewesen, der andere Bruder in jedem Fall
noch älter." [100 G. Althoff, Adels- und Königsfamilien
(wie Anmerkung 9) Seite 74; Widukind, Res gestae Sax. III 25 und 29 Seite
116f.] Das aber passe nicht zu iuvenes und adolescentes.
Außerdem müsse man wohl die erst 939 geborene Hathwig,
die 1014 als Äbtissin von Gernrode (und Vreden) verstarb,
als Tochter
Wichmanns des Älteren
und als Schwester des
jüngeren Wichmann und Ekberts des Einäugigen ansehen,
was noch weniger mit Bia
als Gemahlin
Wichmanns
des Älteren vereinbar sei. Schließlich sei Bia auch
mit ihrem Todestag (25. Mai) in einem in Abschrift des 17. Jahrhunderts
erhaltenen spätmittelalterlichen Nekrolog, das aus älteren Zeiten
die Gründer der Nonnengemeinschaft und die Äbtissinnen überliefert,
als praeposita eingeschrieben worden; sie werde also an ihrem Lebensende
einer geistlichen Gemeinschaft angehört haben, "was eine Ehe mit dem
944 verstorbenen Wichmann dem Älteren ebenfalls ausschließt".
Und letztlich seien zudem "weder Friderun noch Bia
im Lüneburger
Nekrolg" zu finden, "was angesichts der sonstigen Vollständigkeit
der Eintragung von Familienangehörigen (der BILLUNGER) auffällt
und ebenfalls gegen eine Ehe der genannten Frauen mit Wichmann dem Älteren
spricht". So bleibt ihm "nichts anderes übrig, als entweder anzunehmen,
Wichmann
habe eine andere unbekannte Schwester der Königin
Mathilde geheiratet, oder die Tatsache einer verwandtschaftlichen
Bindung zwischen der Familie der Königin
Mathilde und den BILLUNGERN zu konstatieren, ohne eine
genauere genealogische Zuordnung zu wagen".
Betrachtet man diese Alternative, so ist man zunächst
auf jene Perehtheid, die in den Reichenauer und der St. Galler Gedenklisten
HEINRICHS
I. vom Jahre 929 in der Gruppe der bekannten Schwestern Mathilde
enannt
ist, als mögliche Mathilden-Schwester
und Gemahlin Wichmanns des Älteren verwiesen. Nur sie kann
eigentlich - wie diese Lebendenliste der OTTONEN-Familie
und ihrer Verwandten von 929 zeigen - überhaupt noch in Frage kommen.
Schon K. Schmid hat ja bei seiner ersten Beschäftigung mit jenen Namenslisten
gemeint: "Weil in beiden Einträgen unter den Namen der anderweitig
bekannten Schwestern Mathildes eine
Perehtheid erscheint, darf man wohl annehmen, auch sie sei eine
bislang nicht bekannte Schwester, jedenfalls aber eine nahe Verwandte der
Königin gewesen". Eine Perehtheid als weitere Mathilden-Schwester
kann in der Tat das von Althoff gezeigte Dilemma auflösen.
Bei aller Hinneigung zu dieser Erklärung bleiben
aber auch einige Bedenken. Die in die beiden Reichenauer und St. Galler
Gedenkbucheinträge aufgenommene Perehtheid kann nämlich
ebenso gut wie eine Schwester Mathildes auch
eine
Tante der Königin - eventuell die Gemahlin Widukinds,
des Bruders von Mathildes Vater
Dietrich
(Theoderich), der ja gleichfalls mit in das Gedenken aufgenommen wurde
- gewesen seien. Außerdem ist eine Perehtheid genauso wenig
im Lüneburger Nekrolog, das die BILLUNGER und ihre Angehörigen
verzeichnet, aufgenommen wie Friderun und Bia;
und sie fehlt dazu auch im sonstigen ottonischen
Totengedenken,
nämlich im Merseburger Nekrolog und im Gandersheimer und im Gandersheimer
Nekrologsauszug von "931/32-936" (wenn man sie nicht mit einer Mitte Juni
oder gegen Ende November vor "931/32-936" verstorbenen
Berehta [105
Vgl. G. Althoff, Unerkannte Zeugnisse Seite 402 f., Nr. 40 und 71. - An
dieser Stelle kann man wohl noch darauf verweisen, dass die Gründerin
des Klosters Borghorst (+ 988) Berta hieß, eine Tochter Bertheidis
(neben einer weiteren Tochter Hadwig) hatte und dass sich von dieser
Familie Beziehungen zu den BILLUNGERN
feststellen, wenn auch nicht
näher konkretisieren lassen.] gleichsetzen will), und desgleichen
in den Fuldaer Totenannalen. Insofern ist auch das letzte - gerade gegen
Bia als Wichmann-Gemahlin angeführte
- Argument Althoffs, das die Nichterwähnung Bias
im Lüneburger Totenbuch aufgreift, gewiß nicht sehr
tragfähig. Und das gilt sicherlich auch für die Mitteilung aus
dem spätmittelalterlichen Gandersheimer Nekrolog, das eine am 25.
Mai verstorbene Bia
praeposita festhält;
praeposita
könnte nämlich durchaus eine Verlesung des Kopisten oder eine
Falschauflösung einer Abkürzung (etwa von
praebenda, der
Festlegung der Memoriengabe, oder von praepotens = sehr mächtig,
vornehm) sein. Aber dieses Problem löst sich sogar viel einfacher:
am 25. Mai, dem Todestag der
Mathilden-Schwester
Bia,
verstarb nämlich tatsächlich eine Gandersheimer Pröpstin
Bia, - allerdings erst 1251 oder 1252. Und da außerdem die erst 1014
verstorbene Äbtissin Hathwig von Gernrode durch Thietmar von
Merseburg lediglich als eine
inclita neptis reginae
Mathildis bezeugt ist, nicht indessen mit den Wichmann-Söhnen
in Verbindung gebracht wird, spricht auch hier nichts zwingend gegen Bia
als Gemahlin Wichmanns des Älteren; denn Hathwig
kann selbstverständlich eine Tochter der erst 971 verstorbenen Friderun
gewesen sein. Deshalb bleibt allein das Argument ernstlich zu prüfen,
ob die Bezeichnung der beiden Söhne Wichmanns des Älteren
- das heißt
Wichmanns des Jüngeren und Ekberts des
Einäugigen - zum Jahre 953/54 als iuvenus und adolescentes
noch möglich war, auch wenn sie schon vor "931/32-936",
der Todeszeit
Bias, geboren waren,
oder ob es diese Bezeichnungen unmöglich machen, sie auch als
Bias Kinder zu betrachten.
Nun hat schon A. Hoffmann festgestellt, dass die im Mittelalter
gängigen Lebensalterseinteilungen fast ausschließlich auf die
Differentiae und Etymologiae Isidors von Sevilla zurückgehen. Diese
zeigen nach der infantia (bis zu 7 Jahren) und der pueritia
(bis zu 14 Jahren) als dritten Abschnitt die adolescantia, die vom
15. bis zum 28. Lebensjahr reicht, gefolgt von der iuventus, die
die Zeit vom 28. bis zum 49. oder 50. Jahr ausfüllt, und der senectus
oder gravitas und dem senium. Besonders heimisch gemacht
hat dieses System im Ostfrankenreich oder vielmehr im werdenden deutschen
Reich der "Praeceptor Germaniae", Hrabanus Maurus: Gradus aetatis sex
sunt: infantia, pueritia, adolescentia, juventus, gravitas atque senectus.
Primaetas infantia est pueri nascentis ad lucem, quae porrgitur in septem
annis. Secunda aetas pueritia is est, pura et necdum ad generandum apta,
tendens usque ad 14 annos. Tertia, adolescantia ad gignendum adulta, quae
porrigitur usque ad 28 annos. Quarta, juventus, firmissima aetatum omnium,
finiens in quinquagesimum annum etc. Setzt man diese damals gängige
Schema der Lebensalterbezeichnungen auch bei Widukind von Corvey voraus
- und es ist nichts darüber bekannt, dass Widukind ein anderes System
entwickelt haben sollte -, so entfällt letztlich aber auch dieses
Argument. Als iuvenes und adolescentes wurden Wichmann
der Jüngere und Ekbert für die Zeit um 953/54 von
Widukind durchaus richtig charakterisiert, auch wenn sie schon um 928/30
von Bia -
nicht erst etwa 934/35, was gleichfalls möglich ist - geboren waren
[111 Bei dieser Frage ist zunächst daran zu erinnern, dass
Widukind, Res gestae Sax. III 50 Seite 129, sagt, Wichmann der Jüngere
sei destitutus a patre et matre von OTTO
DEM GROSSEN loco filiorum aufgenommen, erzogen und mit
der väterlichen Amtsposition betraut worden. Da Wichmann der Ältere
944
verstarb, dürfte diese Quasiadoption, die keinerlei rechtliche Folgen
hatte und eher einer Annahme zur Pflegekindschaft gleichkam, wohl 944 stattgefunden
haben. Wenn man sich dies vor Augen hält und das damalige Großjährigkeitsalter
des vollendeten 12. Lebensjahres (so nach dem Sachsenspiegel) einkalkuliert,
dürfte Wichmann der Jüngere sogar erst 932/33 geboren
sein (eventuell verstarb seine Mutter im Kindbett). Und auch das schließt
Bia nicht als Mutter
Wichmanns des
Jüngeren und Ekberts des Einäugigen aus, denn der
Gandersheimer Nekrologauszug, der Bias
Todestag
bereits enthielt, ist korrekt nur auf "931/32 bis Sommer 936" zu datieren,
nicht auf 931/32 als Entstehungszeit zu reduzieren, vgl. oben Anmerkung
98.]. Damit scheint in der Tat Bia,
wie schon R. Bork meinte, die Gemahlin Wichmanns des Älteren
und Mutter der so oft rebellischen Wichmann-Söhne gewesen zu
sein, wenngleich auch eine Perehtheid als die an jener Stelle stehende
Schwester Mathildes nicht völlig
auszuschließen ist.
Bork Ruth: Seite 40-42
*********
"Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des
deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert."
Wie auch aus dem letzten Abschnitt hervorgeht, führen
die Fragen, die um das Erbe und die Nachkommenschaft Wichmanns des Älteren
kreisen, immer wieder zu seiner Gemahlin, die eine der beiden in Frage
kommenden Schwestern der Königin Mathilde,
Frederuna oder Bia - meines Erachtens mit größerer
Wahrscheinlichkeit die letztere - gewesen sein muß [4 Als
Schwestern der Königin Mathilde,
der Tochter des westfälischen Grafen Theoderich, sind Frederuna,
Bia und Amalrada bekannt, von denen die letztgenannte ausscheidet,
da sie nachweislich mit dem Grafen Eberhard von Hamaland verheiratet war
und von einer eventuell zweiten Ehe in Siegberts Vita Deoderici SS IV,
464, nichts vermeldet wird. Weitere Angaben, bzw. Belegstellen über
die Herkunft der Mathilde, die mütterlicherseits
aus dänischen und friesischen Geschlechtern stammte, finden sich in
der Vita Math. reg. SS. IV, 284, und in der Vita Math. reg. ant., SS. X,
576, und bei Thietmar I,9 (6) Seite 14. Angaben für Bia im
Mers. Necrol. (N. Mitt. XI,2 Seite 234) und für Frederuna in Browers
Annal. Forts. v. A. 4) .. (I, 470), die allein einige Auszüge des
später verloren gegangenen Trierer Domnekrologiums enthalten, in den
sich das Zeugnis für die Schwesternschaft der Frederuna und
der Mathilde wie auch der Bia
und der Mathilde befand (siehe auch
Wilmans I, 433 Anmerkung 6).].
Als Anzeichen dafür dürften folgende Momente
in Frage kommen: Wichmann der Jüngere bezeichnet sich als er
sterbend seine Waffen dem Kaiser zu übergeben befiehlt, als dessen
Verwandter. Widukind bedient sich dabei des Ausdrucks "propinquus", [1
Widukind,
III, 69 Seite 145.], den er sonst nur zu Anfang seiner Erzählungen
für das Verhältnisder miteinander verschwägerten Könige
Thiadrich und Irminfried
gebraucht [2 Widukind I, 9 Seite 11 und I, 10 Seite 17.], sodaß
wir daraus kaum ganz bestimmte Beziehungen herauslesen können, sondern
zunächst nur die Tatsache eines Verwandtschaftsverhältnisses
irgendwelcher, eventuell auch fernerer Art feststellen. Nun nennt er aber
Ekbert,
dessen brüderliches Verhältnis zu Wichmann dem Jüngeren
aus seinen Schilderungen deutlich genug hervorgeht, [3 Widukind,
III, 25 Seite 116, III, 29, Seite 117, III, 50 Seite 129, III, 53 Seite
132, III, 55 Seite 135.] einmal den "consobrinus regis" [4 Widukind
III, 19 Seite 114.], ein Ausdruck, der allgemein für Geschwisterkinder
gebraucht wurde, in der älteren Literatur aber auch speziell für
das Geschwisterkind von mütterlicher Seite [5
Vgl. Du Gange,
Diefenbach Suppl. Bd. und Georges.]. Dafür, daß das letztere
auch hier in Frage kommt, spricht eine Aussage Thietmars [6
Thietmar,
II, 12 Seite 52 ... "confratres autem ... Wigmannum materterae regis
filium et Ekbertus fugavit."], in der er Wichmann den Jüngeren
im
Zusammenhang mit dem Kaiser einen Sohn der Schwester seiner, nämlich
OTTOS,
Mutter nennt.
Goez, Werner: Seite 41,43
************
"Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen,
Salier und Staufer."
Wichmann war OTTOS
leiblicher Vetter, seine Mutter Bia (?) eine Schwester von HEINRICHS
I. Gemahlin Mathilde.
Um die Jahrhundertmitte waren die Eltern Wichmanns
des Jüngeren längst verstorben. Als sich sein gleichnamiger
Vater - der dritte der Brüder - wohl mit Bia vermählte,
einer Schwägerin König HEINRICHS I.,
kann die Braut nicht mehr jung gewesen sein. Es läßt sich vermuten,
daß bei dieser Eheschließung der Wunsch des Grafen im Gau Wigmodia
die Hauptrolle spielte, in familiäre Beziehungen zum Herrscherhaus
zu kommen und dadurch eine weitere soziale Aufwertung zu erfahren.
oo Wichmann I. der Ältere Graf im Bardengau
und in Wigmodien
um 900-23.4.944
Kinder:
Wichmann II. der Jüngere
um 930-22.9.967
Ekbert der Einäugige
um 930-4.4.994
Bruno Bischof von Verden (962-976)
-26.4.976
Er stiftete das Kloster zu Odenstadt.
Hadwig Äbtissin von Gernrode (959-1014)
939-4.7.1014
oo Siegfried, Sohn Geros
-24.6.959
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 73,158,161,
165,366 K 17 - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur
Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert.
Dissertation Greifswald 1951 Seite 40-42 - Goez, Werner: Lebensbilder
aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer, Primus Verlag
Darmstadt 1998 Seite 41,43 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus
dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift
für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 Seite 50-54 - Hlawitschka,
Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des
11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich
klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1987, Seite 88,94,97 - Köpke, Rudolf/Dümmler
Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1962 Seite 580 - Laudage, Johannes: Otto der Große.
Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 112 -