Ältester Sohn des Grafen
Johann II. von Avesnes-Hennegau-Holland und der Philippa
von Luxemburg, Tochter von Graf Heinrich V.
Lexikon des Mittelalters: Band IX Seite 147
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Wilhelm I. der Gute, Graf von Hennegau, Holland und Seeland
------------------------ (in Seeland als W. III.
gezählt)
* um 1287, + 7. Juni 1337
Sohn von Johann von Avesnes und Philippa von Luxemburg
Bereits in jungen Jahren beteiligte sich Wilhelm
I. der Gute aktiv am siegreichen Kampf seines Vaters gegen den
Grafen von Flandern um den Besitz der Grafschaft Seeland. Als Nachfolger
seines Vaters (September 1304) setzte er zunächst das Bündnis
mit dem König von Frankreich, Philipp
dem Schönen, loyal fort, erwies sich in der Folgezeit
aber als geschickter Diplomat: Durch einen Vertrag (1323) mit Ludwig von
Nevers, Graf von Flandern, beendete er den langen dynastischen Konflikt
mit dem Haus DAMPIERRE und betrieb als politische Gallionsfigur in den
Niederlanden fortan eine aktive Neutralitätspolitik. Er war mit Johanna
(Jeanne)
von
Valois, Schwester des künftigen
französischen
Königs Philipp VI., verheiratet
und vermählte die ältere seiner beiden Töchter, Margarete
mit Kaiser
LUDWIG VON BAYERN, die jüngere,
Philippa,
mit König Eduard III. von England,
dem er in den Bürgerkriegswirren (Sturz Eduards
II.) mit zum Throne verhalf. Auf Wilhelm
I. der Gute folgte sein Sohn Wilhelm
II. (IV.).
WILHELM III. "DER GUTE"
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* um 1280, + 1337
Wilhelm III. folgte 1304 seinem Vater in der Regierung. Er war der Cousin von Kaiser HEINRICH VII., der ihn in seinem Erbe anerkannte. Er musste trotzdem noch jahrelang um sein Erbe ringen, setzte sich erst 1323 gegen alle Kontrahenten durch und wehrte alle erhobenen Hoheitsansprüche von Geldern, Brabant und Flandern ab. Es bestanden unter anderem welche auf S-Holland für Brabant und auf Seeland für Flandern. Er brachte das Bistum Utrecht von Geldern wieder auf holländische Seite und erbte 1317 vom Onkel Amstel und Woerden. Er unterwarf die Westfriesen wieder, wurde als Anhänger und Stütze von Kaiser LUDWIG IV. VON BAYERN und von diesem mit ganz Friesland belehnt, ohne diese Herrschaft jemals realisieren zu können. Er gab 1325/26 der englischen Königin Isabella und ihrem Liebhaber Mortimer Asyl und half ihnen in England. Er war einer der mächtigsten Fürsten des Deutschen Reiches, genoss höchstes Ansehen und wurde daher oft zu Vermittlungen herangezogen. Er unterstützte die Städte und hielt den Adel im Zaum. Er versuchte vergeblich, in Avignon zwischen Kaiser und Papst zu vermitteln. Er brachte 1337 noch das deutsch-englische Bündnis zustande, das den Beginn des Hundertjährigen Krieges bedeutete. Er war Gegner des entstehenden Gildewesens und förderte Landgewinnung und Deichbau; Hauptgegner waren Geldern und Dordrecht.
oo 1305
JOHANNA VON VALOIS
+ 1342
Tochter des Grafen Karl I. und der Margarete von Anjou-Sizilien,
Schwester des Königs Philipp VI. von Frankreich
Für LUDWIGS Sache
setzte sich nicht nur der Vater der Kaiserin, Wilhelm von Holland-Hennegau,
ein; auch die HABSBURGER traten als
Fürsprecher auf.
Johann III. von Brabant hatte nun seinen Sohn einer Tochter
des Grafen Wilhelm von Holland-Henengau verlobt und beharrte auf
dieser Verbindung, auch als am französischen Hof intensive Bemühungen
einsetzten, eine französische Prinzessin hier ehelich-politisch wirksam
werden zu lassen.
Der Zündstoff ging auch in den folgenden Jahren
nicht aus. Plötzlich schien sich das Blatt zu wenden, und Herzog Johann
von Brabant sah sich einer von Frankreich wegstrebenden Koaltition der
niederländischen Adeligen und Wilhelm III. von Holland-Hennegau
gegenüber.
Valenciennes, dei Hauptstadt des Wilhelm von Holland-Hennegau,
war Mittelpunkt englisch-niederländischen Zusammenarbeit und Propaganda
auf dem Festland geworden. Dort wurden im Frühjahr 1337 die meisten
niederländischen Fürsten zum Krieg gegen Frankreich verpflichtet.
Der englische König sagte zu, zum Schutz der holländischen Marken
jährlich tausend Bewaffnete zu finanzieren (24. Mai 1337). Die Grafen
von Holland-Hennegau, von Berg, von Limburg und andere schlossen Sudsidienverträge
mit England ab.
Auf dem Richstag in Frankfurt, Ende Juli 1337, auf dem
die Unversöhnlichkeit des Papstes Hauptthema war, stand auch die niederländische
Frage auf dem Programm. Graf Wilhelm III. von Holland, der Schwiegervater
des Kaisers, war am 7. Juli des Jahres verstorben, sein Sohn Wilhelm
IV. - Schwiegersohn Johanns von Brabant - folgte ihm in der Herrschaft
Holland-Hennegau nach. Es ging auch um die wichtige Nachfolge des Verstorbenen
in der Ausübung der Reichsgewalt in den Niederlanden.
Seinem Sohn, Herzog Stephan,
übertrug er das Amt des Landfriedenshauptmannes fast für ganz
Süd-Deutschland, also die Überwachung der öffentlichen Friedenswahrung,
wie er einst (November 1317) Graf Wilhelm III. von Holland zum Hauptmann
des rheinischen Landfriedens bestellt hatte.
Berg Dieter: Seite 212,223
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"Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im
Europa des Mittelalters."
So begab sich die Königin
Isabella auf Betreiben des Grafen von Valois an den Hof des
Grafen
Wilhelm III. von Holland, Hennegau und Seeland, der mit Johanna
- der Schwester Philipps von Valois -
verheiratet war, eine geschickte Heiratspolitik betrieb und eine Ehe seiner
zweiten Tochter Philippa mit dem Prinzen
von Wales anzustreben schien. Die dyanstische Verbindung zum Hause
PLANTAGENET gelang schließlich durch die Verlobung Eduards
III. mit
Philippa, wobei
deren Mitgift zum Teil zur Finanzierung des Invasionsheeres herangezogen
wurde.
Nachdem König Philipp
in Flandern einmarschiert war und mit Unterstützung der Grafen
Wilhelm I. von Hennegau und Wilhelm V. von Jülich ein Bauernheer
unter Führung von Nikolaas Zannekin in der Schlacht bei Cassel am
23. August 1328 vernichtet und bereits zuvor Graf Ludwig Waren englischer
Kaufleute beschlagnahmt hatte, griff Eduard III.
in das Geschehen ein.
Leo Heinrich Dr.: Seite 724-730
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."
Jean d'Avesnes starb am 22. August des genannten
Jahres, und sein Sohn Guillaume folgte ihm.
Guillaume führte das in Hennegau schon ganz
einheimische, glänzende, französische Ritterleben auch nach Holland.
Besonders wurde ein Hoftag gerühmt, den er gleich Anfangs seiner Regierung
eine ganze Woche hindurch in Haerlem hielt. Dem Adel durch seine Ritterlichkeit,
den Städten durch die politische Richtung, die schon seinen Vater
ihnen befreundet und mehreren der mächtigsten Adelsgeschlechter widerwärtig
genmacht hatte, verbunden; der Geistlichkeit durch reiche Stiftungen, die
er machte, wert, verdiente er von allen Seiten sich den Beiname "des
Guten", den er in der Geschichte führt [1 Der beste Beweis,
wie geliebt Guillaume von allen seinen Untertanen war, siehe oben
Seite 343.].
Guillaume war allgemein eben so geliebt wie geachtet;
seine Gemahlin, Jeanne de Valois, war
eine Schwester des Königs von Frankreich; seine ältere Tochter
Margaretha war mit dem deutschen
König LUDWIG vermählt;
eine jüngere, Johanna,
mit dem Grafen von Jülich; eine dritte, Philippa,
mit dem Könige von England [2 Siehe oben Seite 342.]. Den
König LUDWIG wollte er mit 800 Rittern auf seinem Römerzuge
begleiten, wurde aber an der Rhone (er war nach Frankreich gezogen, um
einen Versuch zu Versöhnung des Papstes mit dem König zu machen)
zum Umkehren bestimmt. Seine Tätigkeit in Beziehung auf die Angelegenheiten
Flanderns, die besonders in den späteren Jahren wichtig war, ist früher
dargestellt worden. Guillaume starb am 7. Junius 1337.
Hundt, Barbara: Seite 91,163,212,260
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"Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach."
So rückte der 19. Oktober 1314, der Wahltag, heran.
Viele Persönlichkeiten waren schon unter LUDWIGS
Gefolge zu entdecken, die in seinem ganzen weiteren Leben eine wichtige
Rolle spielten: Wilhelm III. von Holland-Hennegau, Gerhard von Jülich,
Adolf von Berg, Berthold von Henneberg, Berthold von Marstetten, genannt
von Neuffen, die Grafen von Truhendingen und Graisbach, die Herzöge
Hermann und Ludwig von Teck usw.
Die Ehe wurde geschlossen, um LUDWIGS
Position im Nordwesten des Reichs zu stärken. Margaretes
Vater, Graf Wilhelm III., zu dessen Besitz Holland, der Hennegau,
Seeland und Friesland gehörten, war eindeutig der mächtigste
und einflußreichste Fürst im Nordwesten.
Bereits Anfang Janaur 1330 hatte König
Christoph von Dänemark die Kardinäle gebeten, eine
Aussöhnung in Gang zu bringen. Energischer war
LUDWIGS Schwiegervater, Graf Wilhelm III. von Holland-Hennegau,
an die undankbare Aufgabe herangegangen. Als irrtümlich der Tod des
Gegen-Papstes nach Holland gemeldet wurde, machte er sich nach Paris auf
den Weg. Es gelang ihm, seinen Schwager, König
Philipp VI. von Frankreich, vorübergehend für LUDWIGS
Aussöhnung mit der Kurie zu gewinnen. Bei Wilhelms Weiterreise
begleitete ihn der Bruder des französischen Königs. Graf Wilhelm
von Holland-Hennegau hatte mit seinem Aussöhnungsversuch kein
Glück. Seine vorausgesandten Boten kamen zurück und berichteten,
Johannes XXII. weigere sich, den Grafen zu empfangen, und habe sogar
die Brücke nach Avignon abbrechen lassen. Er fürchtete, der Graf
könnte mit seinen 800 Rittern Begleitung Gefahr bedeuten.
Graf Wilhelm war äußerst aufgebracht
darüber, und auch Philipp VI.
schrieb an den Papst einen gereizten Brief. Ende März 1331, als sich
der Holländer während des Reichstags zu Nürnberg beim Kaiser
aufhielt, wollte sich Johannes XXII. durch Gesandte bei ihm entschuldigen
lassen. Nun weigerte sich aber Wilhelm von Holland-Henengau, die
Boten des Papstes zu empfangen und drohte, der Papst werde ihn "nolens
volens" sehen.
Besonders der Nordwesten des Reiches bot sich für
diese Suche an. Graf Wilhelm III. von Holland-Hennegau war Eduards
Schwiegervater; eine Schwester der englischen Königin war mit Wilhelm
von Jülich verheiratet - zwei mächtige Verwandte; Eduards
Schwester Alianora wiederum mit dem
reichen Grafen von Geldern. Kaiserin Margaretes
Bruder, Wilhelm IV. von Holland-Hennegau, verlobte sich gerade
in dieser Zeit mit einer Tochter des ständig zwischen England und
Frankreich schwankenden Herzogs von Brabant.
23.5.1305
oo Johanna von Valois, Tochter des Grafen
Karl
um 1294-7.3.1342
(Thoma * nach 1293, + 14.3.1352)
Kinder:
Johann
- jung
Wilhelm IV.
um 1307/1318-26.9.1345
Ludwig
- jung
Margarete
1311-25.6.1356
Quesnoy
25.2.1324
oo 2. LUDWIG IV. König des Deutschen Reiches
1.4.1282-11.10.1347
Philippa
um 1312-15.8.1369
25.1.1328
oo Eduard III. König von England
13.11.1312-21.6.1377
Isabella
-26.1.1360
1335
1. oo Johann Herzog von Brabant
24.11.1327- 1335
1354
2. oo Robert Graf von Namur
um 1326-18.4.1391
Johanna
um 1315- 1374
1324
oo Wilhelm I. Herzog von Jülich
-26.2.1361
Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer, Seite 214,219,222,246
- Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige
im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 212,223 - Erbe
Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen
Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 49 - Hundt,
Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle
Verlag Esslingen München 1989 Seite 91,163,212,260 - Leo Heinrich
Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton
Verlag Halle 1832 Seite 343,724-730- Schnith Karl (Hrsg.):
Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, Seite 270,273-277,279, 283,285,287,289,297,371
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag
1993 Tafel 11 -