Jüngere Tochter des Königs
Ludwig XI. von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Charlotte
von Savoyen, Tochter von Herzog Ludwig I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 521
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Johanna von Frankreich (Jeanne de France, J. de Valois),
Königin von Frankreich
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* 1464, + 1505
Tochter von König Ludwig XI., der die verwachsene
Prinzessin aus seiner Umgebung verbannte und ihr Schloß Lignires
(Berry) als Aufenthaltsort zuwies. Als sie das heiratsfähige Alter
erreicht hatte, zwang Ludwig XI. den
Herzog
Ludwig von Orleans zur Heirat mit Johanna
von Frankreich, deren Unfähigkeit, Kinder zu bekommen,
bekannt war. Als Ludwig infolge des
plötzlichen Todes von Karl
VIII. (1498) zum Thron gelangte (Ludwig
XII.), setzte er in einem langen Prozeß die Auflösung
der erzwungenen Ehe durch, um die Königin-Witwe
Anna von Bretagne heiraten zu können. Johanna,
die ihr Schicksal mit Würde trug, zog sich, mit einer hinreichenden
Pension versehen, nach Bourges zurck und gründete dort mit Unterstützung
des Franziskanerpaters Gilbert Nicolas 1501 den Orden der Annuntiainnen
dem sie als Religiose beitrat. Nachdem 1501 die päpstliche Approbation
der Regel erfolgt war, zählte Johanna
1504 zu den fünf ersten, Annuntiainnen, die ihr Gelübde ablegten.
Treffer Gerd: Seite 222-228
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada
bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)."
JOHANNA VON FRANKREICH - die Heilige
* 23. April 1464, + 4. Februar 1505
Nogent-le-Roy Bourges
Erste Gemahlin Ludwigs XII. (* 1462; König: 1498-1515)
Heirat: 8. September 1476
Die arme Johanna wurde
nie in ihrem Leben anständig behandelt. Schöne Menschen gehen
beschwingt durchs Leben. Ihnen fliegen Sympathien zu. Sie ist ein Krüppel.
Johanna
wurde nie als Königin behandelt. Im Gegenteil: kaum ist
ihr Mann am 7. April 1498 König von Frankreich geworden, versucht
er auch schon, sie loszuwerden, um eine andere zu heiraten, die durch den
Tod seines Vorgängers Karl VIII.
gerade zur Königin-Witwe geworden ist und die er seit langem liebt:
Anna von der Bretagne.
Johannas Unglück
im Leben rührt her von der Enttäuschung, die ihrem Vater, dem
frauenverachtenden Wüstling und König
Ludwig XI. bei ihrer Geburt widerfuhr. Ihre Mutter, Charlotte
von Savoyen, hatte ihm bislang drei Kinder geboren: zwei früh
gestorbene Söhne und ein Mädchen, die künftige Regentin:
Anna
von Beaujeu. Der König hat immer noch keinen Thronerben
- und die "Liga des Gemeinwohls", eine Koalition großer Barone, ist
gegen die königliche Autorität aufgestanden. Am 23. April 1464
kommt sie als viertes Kind zur Welt: mißgestaltet, Folge vielleicht
des allzu engen Verwandtschaftsgrades. Väterlicherseits sind das die
Häuser VALOIS, ARAGON,
WITTELSBACH
und VISCONTI, mütterlicherseits
SAVOYEN und das zyprische
LUSIGNAN.
Johannas körperliche
Behinderung erklärt nur zum Teil (und neben seiner allgemeinen Verachtung
für Frauen) die große Abneigung ihres Vaters, um nicht von seiner
Mißachtung, seinem Widerwillen gegen diese Tochter zu sprechen. Ludwig
XI. treibt schon als sie erst ein Kleinkind ist, ein grausames
Spiel mit ihr. Johanna ist zwar ein
Krüppel, aber auch ein solcher kann den Interessen des Hauses
FRANKREICH dienen. Kurz nach ihrer Geburt wird sie durch Ehevertrag
mit ihrem zweijährigen Vetter Ludwig Orleans
verbunden.
Der Vertrag wird im Schloß Blois am 19. Mai 1464 unterzeichnet. Ludwig
XI. hegt gegen die Familie ORLEANS
eine tiefe Abneigung: sie steht dem Thron zu nahe. Er selbst hat keinen
Erben. Und Orleans ist eines der größtebn Lehen, die den König
in seiner Machtausübung einschränken. Der König hat die
körperlichen Defizite seiner Tochter sorgsam zu verbergen verstanden.
Daß diese Ehe keineswegs glücklich und vermutlich kinderlos
sein wird, ist nicht nur zu erwarten, sondern geradezu beabsichtigt. Daß
Ludwig XI. ein rivalisierendes Haus
damit zum Aussterben verurteilen will, beweist sein Brief von Dammartin
vom 27. September 1473: "Was die Kinder anbetrifft, die sie gemeinsam haben
könnten, so werden sie sie nicht mehr kosten als sie zu säugen."
Als die Mißbildung der Königs-Tochter bekannt
wird, laufen Mutter und Sohn Orleans gegen die geplante Verheiratung Sturm.
Aber Ludwig besteht aufder Eheschließung.
In der Erwartung des Alters, da sie als mannbar gilt, wird Johanna
in das Schloß Ambois verbannt, wo ihre Mutter ein ebenso zurückgezogenes
Leben führt, oder ins Schloß von Linieres im Berry, wo sie fern
vom Hof weder die Erziehung noch die materiellen Umstände findet,
die ihrem Rang entsprächen.
Am 28. Oktober 1473 wird ein neuer Heiratsvertrag aufgesetzt.
Ludwig
erhöht die Mitgift, um die Häßlichkeit der Verlobten auszugleichen.
Am 21. August 1476 unterzeichnet Ludwig XI. den
Ehevertrag, der am 28. von der Mutter Ludwig Orleans,
Maria von Kleve, gebilligt wird. Der Papst hat den nötigen Dispens
erteilt.
Die Heirat findet am 8. September 1476 in der Kapelle
des Schlosses Montrichard statt. Johanna,
gebrechlich, zart, würde sich am liebsten in ein Loch verkriechen,
angesichts dieses vierzehnjährigen Jünglings, der frühreif
und ehrgeizig ist. Bei der Hochzeit fehlt ein besonderer Gast:
Ludwig XI., der königliche Brautvater, ist nicht erschienen.
Beim Hochzeitsmahl weint der widerwillige Bräutigam vor Wut, ohne
auch nur einen Bissen zu essen, während die unglückliche Braut
aus Enttäuschung über die offenbare Zurückweisung an ihrem
Hochzeitstag strömende Tränen vergießt. Der König
hat zwar die Heirat, nicht aber die Akzeptanz der Ehe durch Ludwig
Orleans erzwingen können. Die kleine Prinzessin, die ihren
Mann so gern lieben würde, wird ins Berry zurückgeschickt. Ludwig
seinerseits kehrt nach Blois zurück, wo er ein mehr oder minder freudvolles
Leben führt und kaum seine Verachtung für Johanna
verbirgt.
Nur die Drohungen des Königs zwingen den jungen Ehemann zu seltenen
und kurzen Besuchen an die Seite seiner Frau.
Aber auch der König und Vater ist nach wie vor von
Johanna
entsetzt: Ein Chronist berichtet: "Sie hatte vorn und hinten einen Buckel,
war überdies skrofulös und sah so abstoßend aus, daß
sie ihr eigener Vater, als sie ihm nach langer Trennungszeit wieder unter
die Augen kam, mit der Bemerkung fortschickte: 'Ich wußte nicht,
daß sie so häßlich ist." Ihr Vater verachtet sie. Ihr
Mann verabscheut sie. Sieben Jahre dauert diese Ehe, die keine ist, bis
zum Tod Ludwigs XI. Johanna weiß,
daß nur der grausame Zwang ihres Vaters ihren Mann bei ihr hält.
Sie trägt ihr Los mit resignierter Würde. Trotz seiner Verachtung
liebt sie ihn aufrichtig. Als Ludwig
1483
an Blattern erkrankt - der Beginn einer langen Serie von Krankheiten -
pflegt sie ihn hingebungsvoll, ungeachtet der hohen Ansteckungsrisikos.
Der Tod ihres Vaters am 30. August 1483 gereicht Johanna
zum Vorteil. Bislang beiseite gehalten, kehrt sie an den Hof zu Blois zurück,
lebt nun mit ihrer Familie, ihrem Bruder König
Karl VIII., und ihrer Schwester Anna
von Beaujeu, der Regentin, zusammen. Dennoch sieht sie Ludwig
nur selten. Er flüchtet sich in zahlreiche Liebschaften, Jagden und
andere standesgemäße Vergnügungen. Politisch vom König
kaltgestellt, zieht er Ausschweifungen und Luxus vor.
Nach dem Ableben des verhaßten
Ludwigs XI. wittert der Ehemann Morgenluft: unverzüglich
nimmt er mit dem Herzog der Bretagne Geheimverhandlungen auf, um sich von
der lästigen Bürde, die der alte König ihm auferlegt hatte,
zu befreien: seiner Frau Johanna. Nach
einer Annullierung der Ehe will er dann gleich Anna,
die Tochter und Erbin des Herzogs heiraten, worauf dieser bereitwillig
eingeht. Die überaus geschickten BEAUJEUX
durchkreuzen diese Pläne. Herzog Ludwig
steht mit an der Spitze einer Adelsrevolte (der "guerre folle"), die die
BEAUJEUX
zu Fall bringen. Ohne Prozeß verschwindet er für drei Jahre,
unter entwürdigenden Umständen hinter Kerkermauern. Es gibt am
Hofe aber auch Fürsprecher für seine Freilassung, vor allem Johanna.
Nach vergeblichen Versuchen bei ihrer Schwester Anna
von Beaujeu wendet sie sich direkt an ihren Bruder, König
Karl VIII. Ohne die Zustimmung Annas
verfügt Karl persönlich,
Ludwig
freizulassen, nimmt ihn in Gnaden wieder auf. Eine Bedingung
ist allerdings dabei: alle Versuche, sich von
Johanna
zu trennen, müssen künftig unterbleiben. Das bedeutet
- so muß man es sehen - den endgültigen Verzicht auf die Heirat
mit Anna, die nach dem Tod ihres Vaters
nun Herzogin der Bretagne ist.
Für wenige Jahre beginnt nun die glücklichste
Zeit in Johannas Leben. Ludwig
reist mit ihr, lebt an ihrer Seite. 1494 aber wird er vom König nach
Italien entsandt, wo er sein vergnügliches Leben um so intensiver
aufnimmt, obgleich er Johanna liebevolle
Briefe schickt, die er mit "Euer Freund" unterzeichnet. Nach Frankreich
heimgekehrt, führt er wieder ein ungebärdiges Leben.
Johanna zieht sich in ein Loire-Schloß zurück. Als
Ludwig
erfährt, daß man ihn eines Komplotts verdächtigt und er
zweifellos exiliert wird, nähert er seich seiner Frau wieder an.
Turniere und Festlichkeiten fehlen auch nun nicht in
seinem Leben, treten aber in den Hintergrund: er wendet sich der Philoshie
und der Literatur zu, kümmert sich ernsthaft und effizient um die
Verwaltung der ihm übertragenen Normandie.
Ludwig vermeidet alles, was einen Bruch mit dem König bedeuten
könnte. Mit Johanna erfährt
er in Montils-les-Blois vom plötzlichen Tod Karls
VIII. Am 7. April 1498 ist Karl gegen
den Querbalken einer niedrigen Tür in seinem Schloß Amboise
gerannt. Ludwig bereitet dem Verstorbenen
ein festliches Begräbnis und eilt, sich am 27. Mai in Reims krönen
zu lassen. An den Feierlichkeiten - Salbung, Krönung, Einzug in Paris
- nimmt alles teil, was Rang und Namen hat. Es fehlt nur eine: die Frau
des Königs, Johanna von Frankreich.
Sie weiß, was kommen wird. Sie kennt die unüberwindliche Abneigung
ihres Mannes, den sie liebt. Dies sind die Tage seines Triumphes. Wäre
sie hübsch - oder nur ansehnlich -, sie stünde nun im Mittelpunkt,
könnte ihm die Hand reichen, ihn anlächeln, der Hof würde
applaudieren. So aber hat ihr Mann nur noch ein Ziel: die Trennung von
seiner mißgestalteten und ungeliebten Frau Johanna
und die Heirat mit der schönen und geliebten Witwe Anna
von der Bretagne.
Schon am 19. August 1498 unterzeichnet
Ludwig XII. einen Heiratsvertrag mit Anna
von der Bretagne. Johanna
ist nicht bereit, ihn kampflos herzugeben. Aber sie weiß auch, daß
das Staatsinteresse gleich doppelt gegen sie steht: Im Interesse einer
reibungslosen Thronfolge muß die Krone vom Vater auf den Sohn übergehen.
Und Kinder kann sie nicht haben. Und dann ist diese Anna
in die Bretagne zurückgekehrt und hat begonnen, ihre Stellung als
Herzogin erneut zu festigen: es gibt nur einen Weg den Frankreich drohenden
Verlust der Bretagne abzuwenden: eine Heirat des Königs mit der Königin-Witwe
(zu der er vertraglich verpflichtet ist). Sicher: will man auch nur den
Anschein von Legalität wahren, ist der einzig gangbare Weg eine Annullierung
ihrer Ehe durch den Papst. Mit Zustimmung Alexander Borgias wird eine Kirchenversammlung
nach Tours - in die Kirche Saint-Gratien - einberufen. Dort aber herrscht
Pest, und so tritt das gelehrte, heilige Gremium zu Ambois zusammen. Gegen
die unheilige Allianz des Königs mit dem skrupellosen Papst Alexander
VI. aus dem Hause BORGIA hat Johanna
keine realistische Chance. Sie weiß: Alexander wird sich eine Entscheidung
zugunsten Ludwigs reichlich entgelten
lassen. Was hat sie dem Papst zu bieten, dem widerlichen Handel entgegenzusetzen,
außer ihrem festen Willen, ihrer Entschlossenheit, mit Klauen und
Zähnen um diesen Mann zu kämpfen, den sie geliebt hat, den sie
liebt?
Ludwig macht ihr
Angebote für eine einvernehmliche Trennung. Sie lehnt sie ab. Von
Rechts wegen, denkt sie, müßte sie jetzt Königin von Frankreich
sein. Sie ist Königin - da ihr Gemahl König ist - auch wenn niemand
sie so behandelt, schlimmer noch, jedermann weiß, daß sie es
nie sein wird.
Zweifelt sie? Kann so ungestaltet, wie sie es nun einmal
ist, jemals eine Königin aussehen? Kann sie sich Ludwig,
dem Hof Frankreichs zumuten? Würde nicht jeder hinter ihrem Rücken
über sie spotten? Soll sie iheren Ludwig
nicht
lieber befreien? Nein! Er soll seinen Prozeß haben.
Nur vier Monate nach Karls Tod
wird die Verhandlung eröffnet. Es schmerzt, wie eilig es Ludwig
hat. Unerwartet heftig - sagen die Chronisten - setzt sie sich zur Wehr.
Unerwartet? Was hatten sie denn erwartet? Daß sie still, leidend
abtritt? Die erste Anhörung findet am 30. August 1498 statt. Die päpstliche
Bulle wird am 13. September ergehen, obwohl der Prozeß noch keineswegs
zu Ende ist. Alle vom Papst angeführten möglichen Ehehindernisse
erklärt Johanna als in ihrem Fall
unzutreffend. Sie bestätigt unter Eid, daß die Ehe vollzogen
wurde. Der König streitet dies ebenfalls unter Eid ab. Mit hinreißender
Bescheidenheit erklärt sie, daß sie wohl wisse, sie "sei nicht
ebenso schön, noch so gut gemacht wie andere Frauen". Nach Tagen entwürdigender
Verhöre verweigert sie am 16. Oktober ein Gutachten über ihre
mögliche Unfähigkeit, Erben zu gebären. Das Gericht - drei
dem Papst und der Sache des Königs ergebene Bischöfe - verkünden
erwartungsgemäß am 17. Dezember 1498 die Ungültigkeit der
Ehe wegen Sterilität der Königin. Nur der König, nicht sie,
hat nach dem Schiedsspruch das Recht, sich wieder zu verheiraten. Schon
am 8. Januar 1499 feiert Ludwig mit
Anna
von der Bretagne Hochzeit.
Johanna kennt fortan
ihren Preis: der Papst bekommt für seinen Sohn Cesare Borgia die Grafschaft
Valentinois und Diois (im voraus: August 1498; im nachhinein: April 1499
zum Herzogtum erhoben), die Verheiratung Cesares mit Charlotte
d'Albret und seine Ernennung zum Ritter des Michaelsorden, sowie
als höchste Auszeichnung dessen Adoption durch den König mit
dem Recht, als Mitgleid der königlichen Familie den Namen "de France"
zu tragen und die drei goldenen Lilien im Wappen zu führen. Einer
der Bischöfe, Georges von Amboise, wird Kardinal und päpstlicher
Legat in Frankreich, was ihn zur höchsten kirchlichen Autorität
im Lande macht.
Der erniedrigten, verstoßenen
Johanna vermacht Ludwig
zum Ausgleich für entgangene eheliche Zuneigung das Herzogtum Berry
als Lehen, um ihr - wie er sagt - ein standesgemäßes Leben und
Einkommen zu gewährleisten. Sie zieht sich nach Bourges zurück,
feiert dort am 13. März 1499 einen traurigen, feierlichen Einzug in
das Schloß, in dem einst Karl VII.
Johanna von Orleans begegnet war. Unter dem Einfluß ihres Beichtvaters
Gabriel Maria widmet sich Johanna fortan
dem Werk des Glaubens und gründet den Orden der Annutiatinnen von
franziskanischer Observanz. Unter den Druck der französischen Kardinäle
verweigert Papst Alexander VI. zunächst, gewährt aber dann seine
Zustimmung. Das erste Kloster des Ordens wird von
Johannas Geld erbaut. Sie tritt ihrem Orden am 21. November
1504 "in ewiger Abgeschlossenheit" bei.
Erschöpft von "Trauer und Entbehrung" stirbt die
Nonne-Königin am 4. Februar 1505 mit vierzig Jahren. Ludwig
XII. läßt sie im Kloster zu Bourges pompös bestatten.
Vielleicht, weil er königlichen Pomp liebt, vielleicht aber auch,
weil er damit seine Gewissensbisse besänftigen möchte. An ihrem
Grab entsteht eine begeisterte religiöse Verehrung. Das erklärt,
warum später, in den Wirren der Religionskriege, 1562, eine kriegerische,
fanatische Hugenottengruppe auftaucht, die ihre Gebeine dem Grab entreißt,
um sie auf dem Marktplatz zu verbrennen.
1743 wurde Johanna von Valois
selig- und 1950 von Papst Pius XII. heiliggesprochen.
Johanna ist die "zweite heilige Johanna Frankreichs" und die
einzige heiliggesprochene Königin von Frankreich.
Hartmann P.C.: Seite 26,29,35
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"Französische Könige und Kaiser der Neuzeit"
Als dem König Ludwig XI.
bald nach Ludwigs von Orleans Geburt
am 23.4.1464 eine mißgestaltete Tochter Jeanne
geboren wurde, gelang es ihm, bevor die körperlichen Defekte allgemein
bekannt geworden waren, mit dem nichtsahnenden Vater Ludwigs
eine
Heirat der beiden Kinder zu vereinbaren, die er 1476 auch gegen alle Widerstände
erzwang. Jeanne, die ihren Gatten wohl
aufrichtig liebte und ihn, als er 1483 an Blattern erkrankte, ungeachtet
des hohen Ansteckungsrisiskos pflegte, gelang es nie, die demütigende
Abneigung des Herzogs zu überwinden. Nur die Drohungen des Königs
zwangen den jungen Ehemann zu seltenen und kurzen Besuchen an die Seite
seiner Frau, die getrennt von ihm auf Schloß Lignieres lebte. Nach
seiner Thronbesteigung behauptete er, gegen den Widerstand seiner Frau,
in den 22 Jahren ihres Zusammenseins die Ehe nicht vollzogen zu haben.
Bei Hofe fehlte es nicht an Fürsprechern für
die Freilassung des Herzogs von Orleans. Doch dürfte sie letztlich
erst der Intervention seiner ungeliebten Frau
Jeanne zu danken sein. Nach vergeblichen Versuchen bei ihrer
Schwester, Anne de Beaujeu, wandte
sie sich direkt an ihren Bruder Karl VIII.
und hatte schließlich Erfolg. Knapp drei Jahre nach seiner Gefangennahme,
am 27.6.1491, entschloß sich Karl,
ohne die Zustimmung von Anne de Beaujeu einzuholen,
Ludwig persönlich freizulassen.
Am 17.12.1498 wurde die Ehe vom Gericht gegen den Widerstand
der Jeanne de France, die eine einvernehmliche
Trennung abgelehnt hatte, nach einem seit 10. August dauernden Prozeß
annulliert. Um ihr gleichwohl ein standesgemäßes Leben und Einkommen
zu sichern, verlieh ihr
Ludwig XII.
das Herzogtum Berry
zum Lehen. In Bourges, wo sie in der Folgezeit
lebte, gründete sie den Orden der Annuntiatinnen (1501), in den sie
dann auch eintrat und wo sie kurz vor ihrem Tode das Ordensgelübde
ablegte.
9.8.1476
oo Ludwig XII. Herzog von Orleans
- 1498 27.6.1462-1.1.1515
Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 368,384 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 337,358,363,366 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter
der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989
Seite 440,456 - Hartmann Peter Claus: Französische Könige
und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag
C. H. Beck München 1994 Seite 26,29,35 - Jurewitz-Freischmidt
Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen
um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 77,127,129-133,156,437
- Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483
Verlag Callway München 1979 Seite 425 - Tamussino Ursula: Margarete
von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien
Köln 1995 Seite 30,79,236 - Treffer Gerd: Die französischen
Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 222-228 - Treffer
Gerd: Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1993 Seite 21,22 - Treffer Gerd A.: Johanna von
Valois begegen. Sankt Ulrich Verlag Augsburg 2000 -