Jüngere Tochter des Königs
Philipps III. von Navarra und der Johanna
II. von Frankreich, Tochter von König
Ludwig X. der Zänker
 
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 259
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Blanka von Navarra (Blanche de Navarre), Königin
von Frankreich
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     + Oktober 1398
Tochter des Philipp, Grafen von Evreux und der Johanna, Tochter von König Ludwig X.
oo 29. Januar 1350 den verwitweten König Philipp VI., der einige Monate später verstarb
Dieser Ehe entstammte eine Tochter, Blanca
(* 1351, + 1371, verlobt mit Johann
von Aragon, Herzog von Gerona) - Blanka
von Navarra spielte von 1354 bis 1358 eine nicht unbedeutende
Rolle; sie versuchte, gemeinsam mit ihrer Tante, Königin
Johanna von Evreux, eine Versöhnung zwischen ihrem Bruder
Karl
dem Bösen, König von Navarra, und Johann
II., dem Guten, König von Frankreich, herbeizuführen.
Im Juni 1358 wurde sie durch den Aufstand der „Jacques“ gefährdet.
Sie residierte häufig in Neaufles nahe Giors (Normandie, Dep. Eure).
- Ihr 1396 abgefaßtes Testament enthält wertvolle Angaben über
die in ihrem Besitz befindlichen Kunstgegenstände, namentlich ihre
Handschriften, von denen mehrere erhalten sind. Blankavon
Navarra ist auf einem Fenster der Kathedrale von Evreux dargestellt.
   BLANCHE VON NAVARRA
- die Stiefmutter ihres Verlobten
   * 1332, + 5. Oktober 1398
               
Neauphle-le-Chateau
Zweite Gemahlin Philipps VI. von Valois (* 1293; König 1328-1350) Heirat: 29. Januar 1349
1348 ist ein schlimmes Jahr für die Familie VALOIS
- wie für viele Familien, arm oder reich: ein Pestjahr. Am 11. November
begräbt der Kronprinz Johann,
Herzog
der Normandie, seine Frau Bonne
von Luxemburg in der Abtei Maubuisson bei Pontoise. Am 12.
September ist ihr Johanna von Burgund,
die man die "böse Königin von Frankreich" nannte, vorangegangen.
Der König und der Thronerbe sind beide Witwer. Nicht lange. Die Chronisten
werden von der Heiratswut am Hofe berichten.
Blanche, die Tochter
des Königs Philipp III. von Navarra
und der Jeanne de France, ist sechzehn.
Eigentlich ist vorgesehen, daß sie Peter
I., den Erbprinzen von Kastilien
heiratet. Aber da kommen Unterhändler des französischen Hofes:
auch der Erbprinz von Frankreich suche eine neue Frau. Am navarresischen
Hof steckt man in der Klemme. Aber der französische Vorschlag ist
zu schmeichelhaft, um nicht angenommen zu werden. Man beschließt:
Blanche wird Peter von Kastilien nicht
heiraten. Sie wird aber auch nicht Johann,
den Sohn des Königs von Frankreich heiraten. Ihr ist ein anderes Schicksal
bestimmt, von dem noch niemand etwas ahnt.
Als Blanche, von
ihrer Mutter begleitet, in Paris eintrifft, findet sie keine Spur eines
Festes, keine Hochzeitsvorbereitungen. Das Land trauert  um die verstorbene
Königin. Auch der König stellt nach außen hin große
Trauer zur Schau, läßt sich aber von der Jugendfrische, der
Schönheit, dem Liebreiz der Verlobten seines Sohnes so blenden, daß
er  - der immerhin schon Sechsundfünzigjährige - beschließt,
sie für sich zu behalten und sie selbst zu heiraten. Seinem Sohn teilt
er mit, er müsse sich eine andere Verlobte suchen.
Am 29. Januar 1349 heiratet Philipp
VI. Blanche von Navarra, im Februar 1350 seine Sohn Johann
- ersatzweise - Johanna von Boulogne.
Während dieser königlichen Hochzeiten tobt
das "große Sterben", der "Schwarze Tod", weiter durch das ganze Land
- und weite Teile Europas. In Paris stapeln sich die Leichen in den Straßen.
Ein Augenzeuge der Pest, der Dichter Giovanni Boccaccio, berichtet: "Anders
als im Morgenlande, wo dem Kranken als erstes verhängnisvolles Anzeichen
das Blut aus der Nase drang, zeigten sich hier bei den Männern und
Frauen an den Weichen oder in den Armhöhlen Geschwülste von der
Größe eines Apfels oder eines Eies, die im Volksmund als Pestbeulen
bezeichnet wurden und sich binnen Kurzem auf alle Körperteile ausbreiteten;
im weiteren Verlauf bildeten sich dann an den Armen, an den Schenkeln und
am ganzen Körper schwarze und blaue Fecke, gleich den Pestbeulen sichere
Vorzeichen des nahen Todes. Kein ärztlicher Rat vermochte diese Krankheit
zu heilen, keine Arznei tat irgendeine Wirkung, nur wenige kamen mit dem
Leben davon, die meisten aber starben binnen drei Tagen nach den ersten
Anzeichen ohne Fieber und andere Erscheinungen. Bei der großen Menge
von Toten reichte die geweihte Erde nicht mehr hin, wenn man, nach alter
Sitte, einem jeden seinen besonderen Platz hätte geben wollen. Das
grauenvolle Sterben so vieler hervorragender und einfacher Menschen konnte
einen schon verzweifeln lassen an der Güte und Gande Gottes."
Blanche von Navarra
ist also Königin. Sie wird aber nicht wie Johanna,
die erste Frau Philipps, in Reims gesalbt.
Niemand reist gern in finsteren Zeiten der Pest. Philipp
ist - wie das bei alten Ehemännern nun gelegentlich auftritt - bis
über beide Ohren in seine hübsche Frau verliebt. Die Königin
- wie das bei den jungen Frauen gelegentlich der Fall ist - nützt
die Verliebtheit ihres Mannes, um großen Einfluß auszuüben.
Aber der König von Frankreich ist ein erschöpfter Mann, der jeden
Tag ein wenig mehr stirbt und am Sonntag, dem 22. August 1350, für
die Ewigkeit einschläft. Kurz danach bringt Blanche
eine
Tochter Johanna zur Welt. Sie wird
mit zwanzig Jahren sterben, ohne eine Ehe eingegangen zu sein.
Philipp VI., der
erste VALOIS-König, ist in Nogent-le-Roi
verstorben. Sein Leichnam wird nach Paris überführt, wo man -
nun schon eine traditionelle Übung - seine Aufteilung vornimmt: der
Körper kommt nach Saint-Denis, die Eingeweide ins Jakobinerkloster,
das Herz in die Chartreuse von Bourfontaine-en-Valois.
Die siebzehnjährige Witwe muß den neuen Souveränen
Platz machen. Der, den sie hätte heiraten sollen, wird nun König:
Johann II., der Gute. Blanche
läßt sich in Neauphle-le-Chjateau nieder, wo sie fast ein halbes
Jahrhundert lang ein Leben als respektierte Königin-Witwe führt.
1362 sendet Peter I., der Grausame, König
von Kastilien, der Mann, dem sie ursprünglich versprochen
war, eine Gesandtschaft. Seine Frau Blanche de
Bourbon ist verstorben und er hat sich an seine frühere
Verlobte erinnert. Blanche lehnt das
Angebot jedoch ab. Sie wird, entfernt von den tumultuösen Ereignissen
der Geschichte, die Regierungen Johanns II.,
Karls
V. und zum Teil Karls VI. vorüberziehen
sehen.
Blanche stibt am
5.
Oktober 1398. Obwohl achtundvierzig Jahre seit dem Tod ihres Gemahls
verstrichen sind, bestattet man sie in der königlichen Grablegen zu
Saint-Denis.
Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Seite 251,264,269
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."
PHILIPP VI.
* 1293, + 22.8.1350
          
Abtei Coulombs
Begraben: St-Denis
  2. oo 19.1.1350
           BLANCHE
VON NAVARRA
                    
, + 1293
Tochter König Philipps von Navarra
Philipp VI. heiratete,
nachdem seine Frau Johanna im Dezember
1349 gestorben war, bereits am 19. Januar 1350 Blanche,
die Tochter König Philipps von Navarra.
Vier Wochen nach dem Tode von
Johanns Mutter heiratete Philipp VI.
zum zweiten Mal, und zwar Blanche,
die damals achtzehnjährige Schwester König
Karls II. von Navarra.
Das Witwerdasein schein ihm aber so unerträglich,
daß er es nicht länger als sechs Wochen aushielt. Schon lange
war ihm die Schönheit der achtzehnjährigen, mit seinem Sohn,
dem Herzog der Normandie und späteren Johann
dem Guten, verlobten Prinzessin von Bearn, Blanche
von Navarra, aufgefallen. Kaum war Johanna
von Burgund gestorben, wurde das Verlöbnis aufgelöst
und fast unmittelbar darauf ihre Vermählung mit dem König vollzogen.
Da die königliche Familie Trauer trug und das Land noch schwer unter
seinen Prüfungen litt, vielleicht auch wegen des großen Altersunterschiedes
der Gatten, der fünfunddreißig Jahre betrug, wurde die Hochzeit
ohne großen Aufwand gefeiert.
 
 
 
 
29.1.1349
  oo 2. Philipp VI. König von Frankreich
         
1293-22.8.1350
 
 
 
 
Kinder:
  Johanna
   5.1351-16.9.1371
 
 
 
 
Literatur:
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Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 251,264,269
- Martin Jean-Joseph: Die Valois. Edition Rencontre Lausanne 1969
Seite 60 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 184-186 -