Karl der Kühne                                       Herzog von Burgund (1467-1477)
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10.11.1433-5.1.1477
Dijon          Nancy
 

Einziger Sohn des Herzogs Philipp der Gute von Burgund aus seiner 3. Ehe mit der Isabella von Portugal, Tochter von König Johann I.
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 989
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Karl der Kühne (Charles le temeraire, le Hardi), 4. Herzog von Burgund aus dem Hause der burgundischen VALOIS
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* 10. November 1433, + 5. Janaur 1477

1. oo 1440 Katharina von Frankreich (+ 1446)

2. oo 1454 Isabella von Burbon (+ 1465)

3. oo 1468 Margarete von York (+ 1503)

1457 Geburt der einzigen Erbin Maria - Als Karls Vater, Herzog Philipp der Gute, 1454 zum Reichstag nach Regensburg reiste, ernannte er den Prinzen zum Generalstatthalter (lieutenant general). Seit 1457 entwickelte sich ein wachsender Gegensatz zum Vater. Ein Hauptstreitpunkt war die abweichende Haltung Karls des Kühnen gegenüber Frankreich. Der Prinz erschien am Hofe nur noch in großen Abständen und residierte zumeist in Le Quesnoy und auf seinen großen Besitzungen in Holland (Schloß Gorkum). 1462 betraute ihn sein Vater mit der Aushandlung einer Aide für Holland; als Karl der Kühne dies dazu benutzte, um sich als Erbe und Nachfolger anerkennen zu lassen, flammte der Gegensatz erneut auf (1463). Philipps Räte aus der mächtig gewordenen Familie CROY setzten gegen Karl den Kühnen die Auslieferung der 1435 mit Rückkaufsrecht an Burgund abgetretenen Sommestädte an Frankreich durch. Karl der Kühne berief seinerseits 1464 erstmals die Generalstände zur Diskussion über die Nachfolge ein, was schließlich zum Ausgleich mit dem Vater und zur Ausschaltung der CROY führte. Am 27. April 1465 erhielt Karl der Kühne die Generalstatthalterschaft mit faktisch unbeschränkten Vollmachten. Dieses Datum markiert die entscheidende Wende in der Geschichte Burgunds. In Abkehr von der kontilianteren Grundhaltung des Vaters betrieb Karl der Kühne eine Politik scharfer Konfrontation mit dem auch seinerseits aggressiveren Frankreich. Im Bunde mit den Fürsten Frankreichs entfachte er gegen das französische Königtum die Guerre du Bien Public (Ligue du Bien Public), durch die er die Picardie und die Grafschaft Guines zurückgewann (5. Oktober 1465). Im Anschluß daran unterwarf er das Fürstbistum Lüttich, das Frankreich unterstützt hatte, seiner weltlichen Vogtei. Die Folge waren Aufstände der verbündeten Lütticher Städte und brutale Repressionsmaßnahmen des Herzogs, in deren Verlauf er Dinant, dessen Bürger während der Belagerung die Ehre seiner Mutter beleidigt hatten, und Lüttich zerstören ließ (1466-1468)
Die von Karl dem Kühnen vorgenommene Neuorientierung führte zu engeren Beziehungen mit England, die in einem Handels- und Freundschafstvertrag (23. Oktober 1466, Intercursus) und in der Heirat des Herzogs mit Margarete, der Schwester König Eduards IV. aus dem Hause YORK, ihren Ausdruck fanden. Der Tod des Vaters (15. Juni 1467), durch den Karl der Kühne zum regierenden Herzog wurde, bildete keinen Einschnitt, da er bereits seit mehr als zwei Jahren die Politik bestimmte. Die harte Vergeltung gegen Lüttich wie gegen flämische Städte (Gent, Mecheln) entsprach der überhöhten, gleichsam visionären Vorstellung des Herzogs von seiner Autorität. Bei den Ständeversammlungen trug er ein autoritäres Gebaren zur Schau und bekundete so seine Mißachtung gegenüber hergebrachten Privilegien, die er auch in der politischen Praxis ständig verletzte.
Übergriffe von seiten Frankreichs setzten erneut seit 1470 ein. Zur Stärkung seiner Heeresmacht schuf Karl der Kühne stehende Truppenverbände, die handes d'ordonnance, und war unablässig bemüht, durch immer ausgeklügeltere Reglements die burgundische Armee und ihre Befehlsstruktur effektiver zu gestalten. Wegen der steigenden Rüstungskosten stellte Karl der Kühne, erstmals 1471, die bis dahin unekannte Forderung einer allgemeinen Aide für alle Territorien der Niederlande auf. Ihre regelmäßige Erhebung, die allerdings erst seit 1473 durchgesetzt werden konnte, war ein Ergebnis der nachdrücklichen Bemühungen des Herzogs um Zentralisierung der Verwaltung seiner Länder. Einen wichtigen Platz nahm hierbei der Plan ein, die Steuererhebung in allen Territorien nach einem auf den Feuerstätten (Haushalten) beruhenden Besteuerungsmodus einheitlich zu regeln. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch am Widerstand der großen Städte. Durch die Ordonnanzen von Thionville (Dezember 1473) schuf der Herzog ein Parlement und zwei zentrale Rechnungshöfe (Chambres de comptes) mit Sitz in Mecheln, um so Souveränität gegenüber Frankreich, administrative Vereinheitlichung und Hauptstadtbildung zu fördern.
Diese Maßnahme erfolgte nur kurze Zeit nach dem Versuch des Herzogs, ein Bündnis mit Kaiser FRIEDRICH III. zu ereichen. In den Trierer Verhandlungen (21. Oktober-24. November 1473) war Karl der Kühne bestrebt, für seine Reichslehen die Königswürde zu erlangen und die Heirat seiner Erb-Tochter Maria mit MAXIMILIAN auszuhandeln. Mit dem abrupten Abbruch durch FRIEDRICH endeten jedoch die Gespräche. Nicht ohne Ausübung von Druck setzte Karl der Kühne noch die Einverleibung des Herzogtums Geldern, in mehreren Phasen, durch (1471-1473). Danach wandelte sich jedoch die militärische Lage zu seinen Ungunsten. Die burgundische Pfandherrschaft im oberen Elsaß fiel 1474 einem Aufstand der elsässischen Städte und der Eidgenossen zum Opfer. Die zur Stärkung der burgundischen Position durchgeführte Belagerung von Neuß (Juli 1475-Juni 1475) mußte ergebnislos abgebrochen werden. Danach warf sich der Herzog auf Lothringen, das er im November 1475 besetzte. Dies verwickelte ihn in eine Reihe verlustreicher Schlachten (Grandson, 2. März 1476; Murten, 22. Juni 1476; Nancy, 5. Januar 1477), in denen die Eidgenossen und ihre Verbündeten das hochgerüstete Heer des Herzogs vernichtend schlugen. Vor Nancy fand er den Tod.
Die große politische Strategie Karls des Kühnen war - in konsequenter Fortsetzung der Politik seiner Vorgänger - auf die Bildung eines zusammenhängenden, von Frankreich unabhängigen Territoriums gerichtet; der Aufbau einheitlicher Zentralinstitutionen sollte die überkommenen lokalen und regionalen Sonderrechte zurückdrängen. Leitende Vorstellung seiner Politik war die Errichtung einer starken Staatsgewalt. Sein taktisches Vorgehen war durch autoritäres, impulsives und bisweilen brutales Verhalten gekennzeichnet. Bestrebt, alle Angelegenheiten persönlich zu führen, arbeitete er unermüdlich an der Vervollkommnung seiner Staatsorganisation und verbrachte einen Großteil seiner Zeit auf Reisen und Feldzügen. Seine nach außen expansive, im Innern repressive Politik rief seit 1474 immer heftigere Spannungen hervor, ausgelöst nicht zuletzt durch den starken Steuerdruck, der auf eine Verdoppelung und zum Teil Verdreifachung des bestehenden Steueraufkommens hinauslief. Die militärischen Niederlagen, die Karl der Kühne erlitt, wirkten auf ihn als Obsession; sein Streben war zuletzt darauf gerichtet, um jeden Preis zu siegen und so seine Ehre wiederherzustellen oder aber sein Leben zu beeenden. Karls des Kühnen Tod vor Nancy hatte nicht nur Gebietsverlsute zur Folge, sondern führte auch zur Entladung der inneren Spannungen auf breiter Front, wodurch viele Errungenschaften seiner Politik wieder zunichte gemacht wurden.


Lexikon der Renaissance: Seite 374
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Karl der Kühne, seite 1467 letzter Herzog von Burgund
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* 10.11.1433, + 5.1.1477 gefallen
Dijon              bei Nancy

Haus VALOIS

Sohn Philipps des Guten

Einer der mächtigsten und reichsten Fürsten seiner Zeit. Karl der Kühne erstrebte nach anfänglichen Erfolgen vergeblich die Errichtung eines großburgundischen Königreiches unter Einschluß Lothringens und der Champagne, das, gestützt auf den Reichtum der flandrischen Städte, zu den führenden Mächten Europas aufsteigen sollte. Er konnte aber lange Zeit großen Einfluß auf die (west)europäische Politik nehmen. Noch als burgundischer Erbe inspirierte er 1465 eine Adelsliga gegen Ludwig XI. Durch seine dritte Ehe mit Margarete von York (Juli 1468) gewann er auch Eduard IV. von England für das antifranzösische Bündnis. Die Besetzung Lothringens (1473) spitzte den Gegensatz zu den Schweizer Eidgenossen, der schon seit 1469, der Übernahme der rheinischen Besitzungen der HABSBURGER, bestand, zu und beschwor die sogenannten Burgunderkriege (1474/77) herauf. Sein abenteuerliches expansives Vorgehen gegen das Reich (Juli 1474/Juni 1475 Belagerung von Neuß) blieb ergebnislos, ebenso sein ehrgeiziges Verlangen nach der Kaiserkrone bzw. Königswürde für Burgund. FRIEDRICH III. erneuerte im September 1475 dennoch die 1473 in Trier vereinbarte Eheabrede zwischen Karls Tochter (Maria von Burgund) und seinem Sohn (MAXIMILIAN I.). In den Schlachten von Grandson und Murten (1476) sowie Nancy (1477) gegen die verbündeten Truppen der Schweizer, Lothringer und Elsässer erlitt Karl der Kühne schwere Niederlagen und fiel. - Karl der Kühne förderte wie seine Vorgänger als großzügiger Mäzen eine dem burgundsichen Geltungsstreben entsprechende höfische Luxuskultur und Kunst. Aufwendige üppige Hofhaltung sollte selbst in den Heerlagern den Reichtum Burgunds verdeutlichen. So erbeuteten die Sieger von Grandson einen der wertvollsten Silberschätze der Zeit, den Karl der Kühne mit sich geführt hatte (unter anderem 400 Kisten Gold- und Silberstoffe, 400 seidene Zelte und das ganz mit Perlen und Gold bestickte sowie mit kostbarstem Gerät und Schmuck ausgestattete Zelt Karls). Das von R. van der Weyden überlieferte Porträt Karls des Kühnen (um 1460; Berlin, Staatliches Museum) zeigt die zurückhaltende, doch leicht aufbrausende Art Karls des Kühnen. Mit dem Namen Karls der Kühnen ist ein Hauptwerk der spätmittelalterlichen niederländischen Buchmalerei verbunden, das "Gebetbuch Karls des Kühnen" (zwischen 1460 und 1490 von verschiedenen Meistern angefertigt; heute Wien, Nationalbibliothek). Die bisherige Annahme, es sei 1466 vom Rat der Stadt Brüssel gekauft und Karl dem Kühnen geschenkt worden, ist inzwischen fraglich. - Einige militärhistorische Bedeutung erlangte Karls des Kühnen Verordnung zur taktischen Truppenausbildung (1475).


Im Gegensatz zum leutseligen Vater war Karl verschlossen, mißtrauisch, ein kräftiger, gutgebildeter Mann, aber unbeherrscht-sanguinisch unfähig, Maß zu halten, eigensinnig und unfähig, politisch planvoll zu handeln, stark beeinflußt von seiner Vorliebe für Alexander den Großen. In Gent erzogen, saß er seit 1463 im Kronrat und wurde Mitregent seines Vaters. Durch Ludwig XI. 1461 mit der Grafschaft Charolais ausgestattet, begann er eine eigene Politik, und schloß 1465 mit anderen Kronvasallen die "Ligue du bien public" gegen Ludwig XI., den er am 16.7. bei Montlhery besiegte und am 5.10.1465 zum Frieden von Conflans (bei Paris) veranlaßte (Abtretung der Sommestädte). Karl regierte als Herzog mit Glanz und Strenge, aber in einer dem populären Auftreten seines Vaters entgegengesetzten Weise. Der Adel und die Städte wurden in strenger Unterwürfigkeit gehalten. Ludwig XI., der stets Unruhen in Burgund zu erregen suchte, wurde bei einer Zusammenkunft in Peronne 1468 gefangengenommen sowie zum Vertrag von Peronne (14.10.1468) und zum Zug gegen Lüttich gezwungen, das fast völlig zerstört wurde. 1469 verpfändete im Vertrag von St.-Omer Herzog Sigismund von Tirol seine elsässisch-oberrheinischen Besitzungen für 80.000 Golddukaten an Karl. Im Norden erwarb Karl nach dem Tod des Herzogs Arnold von Geldern und Zütphen (1473) das Herzogtum Geldern als Pfand und durch Heiratspolitik auch Einfluß auf Lothringen (1472). Karl war bestrebt, eine Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südteil seines Herrschaftsbereiches herzustellen und so einen starken, unabhängigen Staat zwischen Frankreich und dem Reich aufzubauen. Sein Plan, Lothringen vom Kaiser FRIEDRICH III. als Lehen zu erhalten und die Erhebung seines Reiches zu einem Königreich zu erlangen, scheiterte am Widerstand des Kaisers, mit welchem Karl 1473 in Trier zusammenkam. Durch eine Heeresreform, wobei Söldner und gutes Geschütz den Kern bildeten, erhöhte Karl die Schlagkraft seines Heeres. Der Aufstand im Elsaß 1474 (5.5. Hinrichtung des Statthalters Hagenbach zu Breisach) gegen die burgundische Herrschaft war Ausdruck der schweren Krise ihrer Expansionspolitik. Im Bündnis mit den Schweizer Eidgenossen (Konstanzer Bund) rief Kaiser FRIEDRICH III. zum Krieg gegen Burgund auf und erklärte, als Karl auch in Kölner Gebiet eindrang (Belagerung von Neuß), den Reichskrieg gegen ihn. Vor allem suchte Karl das Herzogtum Lothringen, wo seit 1431 ein Zweig der mit der französischen Königsdynastie verwandten Hauses ANJOU die Herzogswürde innehatte, zu erwerben, was ihm auch nach einigen Rückschlägen bis Ende 1475 gelang. Sein Vorgehen in Lothringen und sein Bestreben, auch im Elsaß Fuß zu fassen, führten zu Auseinandersetzungen mit den Schweizer Eidgenossen, die dem Herzog zwei schwere Niederlagen zufügten (Grandson 2.3.1476, Murten 22.6.1476) und in Lothringen brach ein Aufstand aus, so daß Herzog Renezurückkehren konnte. Als Karl Nancy zurückerobern wollte, wurde er dort am 5.1.1477 von Schweizer Truppen, für die Ludwig XI. Geld zur Verfügung gestellt hatte, und von Lothringern geschlagen. Der Herzog selbst wurde auf der Flucht erschlagen. Karl löste die letzten lehnsrechtlichen Bindungen zu Frankreich und hinterließ seiner Erbtochter ein völliges Chaos.

Calmette, Joseph: Seite 206-207,213
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"Die großen Herzöge von Burgund."

Sein Vater Philipp ernannte ihn unverzüglich zum Grafen von Charolais und Ritter vom Goldenen Vlies. Die Erziehung des zukünftigen Herzogs war ganz besonders sorgfältig. Philipp der Gute wünschte, daß sein Sohn die flämische Sprache erlerne. Mit dreizehn Jahren machte er ihn zum Zunftmeister der Voetboog-Gilde in Brügge.
Neben dem Vater, der gewiß sein Kind liebte, der aber seiner ganzen Veranlagung nach ziemlich unnahbar war, hatte der Eunfluß der ernsten und besinnlichen Herzogin Isabella von Portugal eine starke Wirkung auf Karl den Kühnen. "Er erlangte niemals jene zumindest äußerliche Leutseligkeit", schreibt Pirenne, "die Philipp den Guten in den Niederlanden so beliebt machte. Temperamantvoll, aber verschlossen, lebte er isoliert, ohne Freunde und Vertraute unter seinen Höflingen". Einzig seine Mutter hatte Macht über ihn. Er war ein Sanguiniker, ziemlich groß, ein wenig vornüber geneigt, breitschultrig, lange Arme, mit denen er heftig gestikulierte, schwarze Haarfarbe, dunkle Gesichtsfarbe, blaue, klare Augen und ein verkniffener Mund. Das bereits ausgebildete vorspringende Kinn, welches das Merkmal seiner Nachkommen bleiben wird, trägt dazu bei, ihm "ein gewisses Aussehen von Wildheit zu geben, das vollkommen übereinstimmt mit seiner Vorliebe für Stürme und hochgehende See, welche seine Zeitgenossen bei ihm feststellen." Im Gegensatz zu Philipp war er ein verbissener Arbeiter. Er neigte wie sein Vater zu Zornausbrüchen, vermochte aber nicht, sie aus Herzensgüte zu bereuen. Er war impulsiv, "störrisch in seinem Wollen und scharf in seinen Worten". Vor allem war er ehrgeizig, hochmütig, eigensinnig und unfähig, Maß zu halten. Eine Neigung zum Argwohn, die er nicht bezwingen konnte, gereichte ihm sehr oft zum Schaden. Er hatte sie von seiner Mutter, die, wie der alte Herzog mit einem Lächeln sagte, "die argwöhnischste Dame war, die er jemals gekannt habe." Karl war hart gegen sich und andere, ungeduldig und grob, rachsüchtig und jähzornig, und verstand es nicht, eine Frage nach der andern zu behandeln, noch seine Ziele entsprechend seinen Mitteln zu wählen.
Die Jugend des Prinzen war freudlos und mit Lernen angefüllt. Gern studierte er die antiken Schriftsteller. Die Geschichte fesselte ihn. Er hatte eine besondere Vorliebe für die Heldentaten Alexanders den Großen, der wie er selbst der Sohn eines Philipp war. Sein Traum ist es gewesen, es ihm gleichzutun. Er besaß ein angeborenes Rednertalent und befleißigte sich, diese Gabe zu pflegen. Da er fähig war, eine Versammlung durch das Feuer seiner Worte mitzureißen, berauschte er sich selbst bisweilen an der Begeisterung der andern. Er schwärmte für Kunst und Musik, führte ein absolut enthaltsames Leben - und kümmerte sich nicht immer um die ritterliche Haltung, in die der dritte Herzog seinen Stolz gesetzt hatte. Wir werden sehen, daß er es in manchen Fällen an Unzuverlässigkeit mit seinem Gegner Ludwig XI. aufnimmt, den er von jeher verabscheut hat und der es ihm gründlich heimzahlt.
Zudem "legte das Haus BURGUND, das sich von einer Regierung zur andern Frankreich, aus dem es hervorgegangen ist, immer mehr entfremdet, unter Karl dem Kühnen die letzten Spuren seiner Herkunft ab." Karl gibt sich unter Berufung auf seine Abkunft von Johann von Gent bald für einen Engländer aus, bald nennt er sich, auf seine Mutter anspielend, "portugalois", und eines Tages versichert er, er liebe Frankreich so sehr, daß er ihm an Stelle eines Königs deren sechs wünsche.

Seite 188
Alle Fürsten des Landes gerieten direkt oder indirekt in die Einflußsphäre Burgunds, und es war sogar die Rede von einer Heirat zwischen dem Erben des Herzogs, dem Grafen Karl von Charolais - dem Witwer Katharinas von Frankreich, der Tochter Karls VII., seiner ersten Frau - mit Elisabeth von Österreich (* um 1437 Wien, + 30.8.1503 Grodno), der Schwester Ladislaus' von Ungarn.

Seite 195
Die Heirat des Grafen Karl von Charolais, des Erben des Herzogthrons von Burgund, mit einer Tochter Karls VII., Katharina, war 1438 beschlossen worden. Aber die Prinzessin starb 1440 [Richtigstellung: 1446] in sehr jungen Jahren.

Seite 198
Um zu verhindern, daß der Graf von Charolais, der sich damals im Witwerstand befand, während seiner zu erwartenden Abwesenheit nicht eine für die Politik des Chefs der Dynastie nachteilige Ehe eingehe, greift Philipp zu der Vorsichstmaßnahme, ihn in weiterer Ehe mit seiner Cousine Isabella von Bourbon zu verheiraten.

Seite 213
Karl war durch den Tod Isabellas von Bourbon zum zweiten Mal verwitwet und hält um die Hand Margaretes von York, der Schwester König Eduards IV. von England, an. Am 3. Juli 1468 finden in Brügge mit auffallender Pracht die Hochzeitsfeierlichkeiten statt.

Seite 309
Zu diesem Zweck haben sie am 25. Juli 1474 den Vertrag von London geschlossen, der erschreckende Perspektiven eröffnet.  Der Herzog von Burgund wird Eduard als König von Frankreich anerkennen. Er verpflichtet sich, ihm bei seiner Ankunft in Frankreich mit mehr als 10.000 Mann zu Hilfe zu kommen. Eduard wiederum wird noch vor dem 1. Juni 1473 mit mehr als 10.000 Mann landen. Die augenblicklich unter französischer Lehnshoheit stehenden Besitzungen des Herzogs sollen jeder Lehnspflicht ledig werden. Ihnen sollen sich ausgedehnte, ebenfalls unabhängige Gebiete als Abrundung angliedern, insbesondere die Grafschaft Eu, Picquigny, die Somme-Städte, einige Domänen des Grafen Saint-Pol, die Diözese von Tournai, die Grafschaften Guines und Rethel, der französische Teil des Herzogtums Bar, die Grafschaft Champagne, die Diözese von Langres, die Grafschaft Nevers und die Baronie Donzy.
Im Besitz einer so vielversprechenden Urkunde wie des Vertrags von London hätte Karl der Kühne sich im Osten auf die Verteidigung beschränken, mit seinen vielen Nachbarn ein gutes Verhältnis anstreben und alle Kräfte anspannen müssen, um im Westen zum Zeitpunkt der englischen Landung bereit zu sein. Er tat genau das Gegenteil, setzte sein Heer in Richtung auf den Rhein in Marsch und begann sozusagen zum Zeitvertreib mit der Belagerung der Stadt Neuß. Noch vor Neuß erhielt Karl der Kühne am 10. Mai 1475 einen Fehdebrief des Herzogs Rene II. von Lothringen, der der Allainz gegen Burgund beigetreten war.

Seite 323
Trotz der von Karl dem Kühnen begangenen Fehler war die Lage Burgunds immer noch glänzend. Der Freundschaftsvertrag mit König Johann II. von Aragon war noch in Kraft. Das innige Einvernehmen zwischen Aragon und Burgund war mit einem Vertrag zwischen Burgund und Neapel gekoppelt, und der Traum einer Vermählung Marias von Burgund mit dem Prinzen Friedrich von Tarent, dem Sohn des Königs Ferdinand von Neapel, war gerade zu diesem Zeitpunkt aktuell. Friedrich von Tarent befand sich bei seinem zukünftigen Schwiegervater und war bereit, an dem Überfall auf Lothringen teilzunehmen. Der von Aragon ausgeübte Druck hatte Karl noch zu einem weiteren Freund verholfen, dem mailändischen Sforza.
Um sich dem Problem Lothringen und seinen Ambitionen im Osten widmen zu können, unterzeichnete er am 13. September 1475 einen neunjährigen Waffenstillstand mit dem König von Frankreich. Während Karl der Kühne durch einen Blitzfeldzug die festen Plätze und die Hauptstadt des lothringischen Herzogtums, Nancy, in Besitz nahm, geschah es, daß Ludwig XI. mit der Beihilfe des Herzogs sich am Konnetabel von Saint-Pol rächte.

Seite 331
Nach der Schlacht von Grandson (2.3.1476)

Die Gesundheit des Herzogs verschlechterte sich. Sein seelisches Gleichgewicht hat einen schweren Schock erlitten. Er wird geradzu zum Neurastheniker. Seine körperliche Verfassung ändert sich von Grund auf. Sein hitziges Temperament, dem man bis dahin durch Verzicht auf den Genuß von Wein, durch kühlende Getränke und Rosenkonfitüren Beruhigung verschafft hatte, verlangt nun stärkende und krampflösende Mittel. Er läßt sich einen Bart wachsen, den er erst dann abnehmen lassen will, wenn er seine Waffenehre wiederhergestellt hat. Der Herzog ist jähzorniger denn je und nicht mehr ganz bei Troste.

Seite 343
Karl Tod

Zwei Tage nach der Schlacht entdeckt man den Leichnam des letzten der großen Herzöge nackt und entstellt im Schlamm des Teiches von Saint-Jean, auf dessen Eisdecke gekämpft worden war. Er wurde auf Grund der eingeschlagenen Zähne des Herzogs und der Narben einer bei Montlhery erhaltenen Verwundung identifiziert.

Paravicini Werner: Seite 17-20,56
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"Karl der Kühne. Das Ende des Hauses Burgund."

Anfang des Jahres 1457 zeigt uns Vater und Sohn in einem ganz anders gearteten Verhältnis. Am 17. Janaur kommt es zwischen ihnen in Brüssel zu einer so heftigen Szene, daß der Vater nur mit Mühe davon abgehalten werden kann, seinen Dolch gegen den Sohn zu zücken. In einem Wutanfall wirft sich Herzog Philipp aufs Pferd, verirtt sich im Wald von Soignies und kehrt erst nach langer Suche zurück.
Die Konstallation Mutter und Sohn gegen den Vater, die uns in der Krise von 1457 entgegentritt, ist für Karls Leben von grundlegender Bedeutung gwesen. Sie ist Zeichen einer außerordentlich starken Identifikation mit der Mutter, von der auch sonst Spuren vorhanden sind. Wenn Karl im Jahre 1470 französischen Gesandten gegenüber seine portugiesische Abstammung betonte, so war das mehr als die Erinnerung an eine biologische Tatsache. Karl war überaus mißtrauisch, ein Charakterzug der Mutter, über den sich der Vater mokierte. Wie seine Mutter unterstützte Karl als Graf von Charolais das Haus LANCASTER, sein Vater YORK. Und wenn Karl im Jahre 1468 Margarete von York heiratete, dann entsprach er dem Wunsch seiner Mutter, die ihn schon im Jahre 1454 mit einer Angehörigen des Hauses YORK verheiraten wollte.
Am aufschlußreichsten in diesem Zusammenhang ist Karls Sexualverhalten. Es steht in einem eklatanten Widerspruch zu demjenigen seines Vaters. Philipp war als großer Frauenfreund und Vater unzähliger Bastarde bekannt. Von Karl heißt es, er habe seiner Ehefrau stets die Treue gehalten - eine für Fürsten seiner Zeit geradezu auffällige Verhaltensweise. Es heißt weiter, er habe keine Frauen an seinem Hof geduldet und gerne schlecht von ihnen reden gehört. Vergleicht man sein Itinerar mit demjenigen seiner dritten Frau Margarete von York, stellt man fest, daß sie in einem Jahr nur wenige Wochen oder Tage zusamemn waren, nach Juli 1475 überhaupt nicht mehr. Die Zeitgenossen haben sich darüber Gedanken gemacht: Nachdem im Jahre 1470 Baudouin Bastard von Burgund und Jean de Chassa zu Ludwig XI. übergelaufen waren, veröffentlichten sie ein Manifest, in dem sie Karl homosexuelle Handlungen vorwarfen. Karls Homosexualität ist damit nicht erwiesen, nur die Tatsache, daß sie für möglich gehalten wurde. Sie anzunehmen ist auch nicht notwendig, eine Anlage genügt, die sich möglicherweise langsam verstärkt hat, denn in Karls Jugend tritt sie nicht hervor. Sein Vertrauter Olivier de la Marche, derselbe, der sich für seine unverbrüchliche Treue als Ehemann verbürgt, berichtet, daß er vor seiner Heirat mit Isabella von Bourbon "bon compaignon" schöner Mädchen gewesen sei. (Die Ehe mit Isabella von Bourbon, die am 25./26. September 1465 starb, wurde am 30. Oktober 1454 geschlossen. Ein erste, am 22. Mai 1438 vertraglich abgeschlossen Ehe des Vierjährigen mit Katharina von Frakreich endete mit deren Tod am 30./31. Juli 1446. Der im Jahre 1451 erwogene Plan, Karl der sächsischen Ansprüche auf Luxemburg wegen mit Anna von Sachsen zu verheiraten, wurde nicht verwirklicht). Aus der Zeit vor 1454 mag der einzige, allerdings nicht sicher bezeugte Bastard Karls stammen. Am 13. Februar 1457 wurde Karls einziges Kind, seine Tochter Maria von Burgund geboren. Karls zweite (dritte) Ehe mit Margarete von York, deren Beginn am 3. Juli 1468 mit Festen, die den Höhepunkt burgundischer Prachtentfaltung darstellen, zu Brügge gefeiert wurde, ist kinderlos geblieben. Weder Homosexualität noch Impotenz sind also erwiesen. Aber ein während der Regierungszeit ungewöhnlich stark reduzierte sexuelle Tätigkeit, in der eine unbewußte Folge der Identifikation mit der Mutter und eines übermächtigen Inzestverbots zu sehen ist und zugleich eine bewußte Verurteilung Herzog Philipps.
Zwar wagten die Stände nicht, die "Bitte" des Herzogs abzuschlagen; gezahlt wurde aber vorerst nicht. Im Jahre 1470 gewährten ihm die einzeln befragten Territorien der niederen Lande aber 120.000 Kronen jährlich für drei Jahre, die Generalstände der Niederlande im Jahre 1473 sogar 500.000 Kronen und die Generalstände Burgunds weitere 100.000 Pfund "estavenants" über sechs Jahre. Karl hat nach Ausweis der Rechnungen des Generalrentmeisters in den 9 1/2 Jahren seiner Regierung fast soviel Beden erhalten wie sein Vater in 45 Jahren: 1.378.000 stehen gegen 1.536.800 l.t. Ähnlich verhält es sich mit den Anleihen, die Karl aufzunehmen in der Lage war: fast 2 Millionen gegen 2,76 Millionen seines Vaters. Der Generalrentmeister gab unter Philipp dem Guten im Durchschnitt 345.000 l.t. im Jahr aus, unter Karl 761.200, im Jahr 1472 sogar über 1,6 Millionen gegenüber dem letzten Höchststand von über 700.000 im Jahre 1436. Diese Rechnungen zeigen auch, daß es die Armee war, der dieses Wachstum vor allem zugute kam. Der Generalrentmeister zahlte hierfür im Jahre 1473 840.000 l.t. bei Gesamtausgaben von 1,33 Millionen, was merkwürdig genau zu der Aufstellung paßt, die Olivier de la Marche in seinem "Etats de la maison du duc Charles de Bourgoinge, dit le Hardy" zu Ende 1473 gibt: Er setzt als durchschnittliches Jahresausgabe mehr als 400.000 für die herzogliche Hofhaltung, 960.000 für den Kriegsschatzmeister, mehr als 200.000 für den Argentier; zusammen mehr als 1,56 Millionen Pfund.



Verwandtschaft mit Katharina von Frankreich

                                                           Johann II. der Gute König von Frankreich
                                                            26.4.1319-8.4.1364

                                                 oo Bona von Luxemburg
                                                     20.5.1315-11.9.1348
 

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            Karl V. König von Frankreich                                Philipp II. der Kühne Herzog von Burgund
             21.1.1337-16.9.1380                                                15.1.1342-27.4.1404

            oo Johanna von Bourbon                                        oo Margarete von Flandern
                3.2.1338-6.2.1377                                                    13.4.1350-21.3.1405
 

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       Karl VI. der Wahnsinnige                                                       Johann Ohnefurcht
       3.12.1368-21.10.1422                                                               28.5.1371-10.9.1419

      oo Isabeau von Bayern                                                           oo Margarete von Bayern
           1371-24.9.1435                                                                        1363-24.1.1424
 

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     Karl VII. der Siegreiche                                                            Philipp III. der Gute
      22.2.1403-22.7.1461                                                                    13.6.1396-15.6.1467

      oo Marie von Anjou                                                                   oo Isabella von Portugal
          14.10.1404-29.11.1463                                                                 21.2.1397-17.12.1471
 

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      Katharina von Frankreich   ----------------- oo ---------------------    Karl der Kühne
      1428-13.9.1446                                                                            10.11.1433-5.1.1477



Verwandtschaft mit Isabella von Bourbon

                                       Johann Ohnefurcht Herzog von Burgund
                                       28.5.1371-10.9.1419

                                                oo Margarete von Bayern
                                           1363-24.1.1424
 

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                      Agnes von Burgund                                                          Philipp III. der Gute
                       1407-1.12.1476                                                                  13.6.1396-15.6.1467

                      oo Karl I. Herzog von Bourbon                                        oo Isabella von Portugal
                          1401-4.12.1450                                                                 21.2.1397-17.12.1471
 

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              Isabella von Bourbon ------------ oo -------------------------------   Karl der Kühne
                  1437-26.9.1465                                                                         10.11.1433-5.1.1477



  19.5.1440
  1. oo Katharina von Frankreich, Tochter des Königs Karl VII.
          1428-13.9.1446    seine Cousine

  30.10.1454
  2. oo Isabella von Bourbon, Tochter des Herzogs Karl I.
          1437-26.9.1465     seine Cousine

   3.7.1468
  3. oo Margarete von York, Tochter des Herzogs Richard
          3.5.1446-23.11.1503
 
 
 
 

Kinder:
2. Ehe

  Maria
  13.12.1457-27.3.1482

19.8.1477
   oo MAXIMILIAN I. König des Deutschen Reiches
       22.3.1459-12.1.1519
 
 
 
 

Literatur:
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Adalbert Prinz von Bayern: Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie. Prestel Verlag München 1979 Seite 116 - Brandi Karl: Kaiser Karl V. Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches. F. Bruckmann Verlag München 1938 Seite 21,28,371,532 - Boeheim Wendelin: Waffenkunde. Die historische Entwicklung bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Gerstenberg Verlag Hildesheim 1984 Seite 16,227,343,610 - Breitner, Erhard: Maximilian I. Der Traum von der Weltmonarchie. Carl Schünemann Verlag Bremen-Wien 1939 - Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 18,194,205-230,234,243,246,250, 277,279,282,286,292,294,298,300,307-327,331-343,347,350 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 355-367 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 321,343,346-357,360,365 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 50,65,66,72,73,77 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 409,422,435,443-446,448, 450,458,462 - Ferdinandy Michael de: Philipp II. Bechtermünz Verlag Augsburg 1996 Seite 21,181,237,269,346 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 294,311, 316 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 420 - Hoensch, Jörg K.: Matthias Corvinus. Diplomat, Feldherr und Mäzen. Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 99,106,111,114, 132,134,141,153 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 76,161,222 - Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 98,107,114,129,138,143,152,161,165,167,172,174,176,180,184,187,189,193,196,201,203,208-215,217, 219-222,225,228,230,237-241,486,490,508-517,521 - Kendall Paul Murray: Richard III. König von England Mythos und Wirklichkeit, Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 61,62,65,66-67,71,72,81,85,91,125,126-129,133,216,245 - Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart/Berlin/Köln 1994 Seite 211,213,216 - Leicht Hans: Isabella von Kastilien. Königin am Vorabend der spanischen Weltmacht. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1994 Seite 76,107 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Martin Jean-Joseph: Die Valois. Edition Rencontre Lausanne 1969 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Teil IV - Paravicini Werner: Karl der Kühne. Das Ende des Hauses Burgund. Musterschmidt Göttingen Zürich Frankfurt 1976 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Band 5 Das ausgehende Mittelalter 1378-1517 Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/ Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 Seite 107,201,216-221,226,227,233,256,289-291- Pohl, Walter/Vocelka, Karl: Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte (Hg) Brigitte Vacha Styria Verlag Graz/Wien/Köln 1996 Seite 82,91-94,106 - Saller Martin: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1979 Seite 303, 315,329 - Schaab Meinrad: Geschichte der Kurpfalz. Verlag W. Kohlhammer 1988 Seite 185,212 - Schelle, Klaus: Karl der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag Essen - Schwarzenfeld Gertrude von: Karl V. Ahnherr Europas. Wilhelm Goldmann Verlag München Seite 153,293 - Seibt Ferdinand: Karl V. Der Kaiser und die Reformation.Wolf Jobst Siedler Verlag 1990 Seite 18,44,98,226 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite 13,16,19,22-25,44,50,81,85,89,127,131,136,142,148,168,172,176,201,230,234 - Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 11,179,211,288 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 209,242 - Treffer Gerd: Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1993 Seite 63,106 - Vossen Carl: Maria von Burgund. Des Hauses Habsburg Kronjuwel. Seewald Verlag Stuttgart 1982 Seite 11-171 -



Schlacht von Grandson 2. März 1476

Calmette, Joseph: Seite 327-330
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"Die großen Herzöge von Burgund."

Zuerst einmal mußten die Schweizer erledigt werden. Der erste Feldzug gegen sie beginnt im Januar 1476. Der Herzog rückt mit etwa 15.000 Mann vor. Er macht sich an die befestigte Stadt Gransdson. Seine Geschütze richten schlimme Verheerungen an. Die Stadt kapituliert. Karl zeigt sich sofort von seiner grausamen und unerbittlichen Seite. Das beste Mittel ist, diese Schurken durch Terror niederzuwerfen. Von drei Henkern läßt er 400 Verteidiger aufknüpfen, weitere Opfer kommen durch Ertränken im See um. Durch diese Heldentaten angefeuert, fällt es dem Herzog ein, in Richtung Neuchatel zu marschieren und den Schweizern das Val de Travers, das heißt den Weg in die Freigrafschaft abzuschneiden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat er das halbverfallenen Schloß Vaumarcus besetzen lassen. Empört über die Greueltaten in Grandson, beschließen die Eidgenossen, sich am 1. März nach Vaumarcus in Bewegung zu setzen. Ihr Plan ist, den Feind in diese Richtung zu locken, um ihn dann von einem eigens abkommandierenden Detachement im Rücken anzugreifen.
Das solchermaßen vorbereitete Manöver entging vollkommen dem Scharfblick des Herzogs. Er tappte in die Falle, die man ihm gestellt hatte. Bei seinem Vormarsch auf Neuchatel beging er die Unvorsichtigkeit, seine Vorhut am Morgen des 2. März durch einen Engpaß am Abhang des Mont-Aubert marschieren zu lassen. Dort wurde sie von den Schweizern gestellt und in wirrem Durcheinander zurückgeworfen. In diesem Augenblick hob sich der Nebel. Um seiner Vorhut die Zeit zu lassen, sich wieder zu formieren, stellte der Herzog seiner Artillerie auf der rechten Seite auf, am Abhang des Plateaus von Corcelles, so daß sie den Ausgang des Hohlwegs unter Feuer nehmen konnte. Das Fußvolk wurde hinter den Geschützen postiert. Die von Louis de Chalon, Seigneur de Chateauguyon, befehligte Reiterei kletterte an den Hängen des Mont-Aubert empor mit dem Ziel, sich auf die rechte Flanke des Feindes zu stürzen. Es kam jedoch so, daß die Artillerie, die nicht die richtigen Feuerbefehle erhielt, überhaupt keine Wirkung hatte. Karl schickte seine Fußsoldaten zu früh zum Sturm auf die feindlichen Gevierthaufen, die Louis de Chalon nicht ins Wanken bringen konnte. Unterdessen erklimmen die nach Vaumarcus dirigierten Schweizer auf die Nachricht, daß die Schlacht begonnen habe, eine Schlucht und eilen herbei. Überrascht von ihrer unvorhergesehenen und lärmenden Ankunft, die mit großem Getöse die Alphörner von Uri und Unterwalden verkünden, deren Schall von den Bergen zurückgeworfen wird, gibt der Herzog allzu bestürzt Befehl zum Rückzug. Er hatte die Absicht, freies Gelände zu gewinnen und hinter dem Flüßchen Arnon, das sein Feldlager schützte, Deckung zu suchen. Dieser Befehl wurde falsch verstanden und führte vollends zu einer Panik. Ein unwiderstehlicher Ansturm der Schweizer warf darauf die Burgunder teils auf den Arnon, teils in das nahe gelegene Sumpfgebiet zurück.
Es scheint, daß die italienischen Söldner zuerst die Flucht ergriffen. Der Herzog brüllte sie an und sparte nicht mit Flüchen, ja er schlug sogar mit dem blanken Schwert auf sie ein. Aber es half nichts, es gelang ihm nicht, das Desaster aufzuhalten. Beinahe allein auf dem Kampfplatz geblieben, völlig erschöpft von Schmerz und Zorn, wandte er sich schließich selber zur Flucht, begleitet nur von fünfen seiner Diener, und erreichte in einem pausenlosen Ritt das sechs Meilen entfernte Jougne im Jura.
Die Panik war dadurch entstanden, daß die Burgunder in einer Schlucht angegriffen worden waren und sich deshalb nicht entfalten konnten. Schlimmer noch als die Flucht war, daß sie ihren Feinden, die über einen so vollständigen Sieg selber verwundert waren, eine unermeßliche Beute überlassen mußten. Zwar wurden die Kronjuwelen gerettet, aber 500 Geschütze, 400 Zelte, 600 Fahnen, 400 Pfund an Silber, Teppiche und Stickereien (die sich heute zum Teil im Berner Museum befinden), der "Sancy", der Diamant des Herzogs, sein Hut und sein Schwert, das Petschaft mit seinem Geheimsiegel (heute im Kantonsarchiv von Luzern) und viele andere Trophäene waren verloren.
Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 365-370



Schlacht von Murten 22. Juni 1476

Calmette, Joseph: Seite 333-336
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"Die großen Herzöge von Burgund."

Am 27. Mai 1476 verläßt Karl der Kühne Lausanne. Acht Tage kampiert er etwa zehn Kilometer entfernt auf der Hochebene von Morrens, von wo aus er am 4. Juni den Weg über Echallens durch das Broye-Tal nimmt und am 9. vor Murten (Kanton Fribourg) eintrifft. Tags zuvor war der Überläufer Adrian von Bubenberg, ein vornehmer Berner, der früher vom Herzog eine Pension bezogen hatte. mit 1.500 bis 2.000 Mann in diese kleine befestigte Stadt eingezogen, die das Südufer des nach ihr benannten Sees beherrscht. Das Städtchen war gewissermaßen das vorgeschobene Bollwerk der Berner, die es dem Grafen von Romont entrissen hatten. Etwa 1.000 Bewaffnete standen in Fribourg. Fall die solchermaßen angelegte Linie zusammenbrechen sollte, hatte man eine zweite Verteidigungslinie entlang dem Sarine- und Saane-Tal mit den Brückenköpfen Laupen und Gümmenen eingerichtet.
Nachdem Romont eine Rekognoszierung bis in die Umgebung von Aarberg vorgenommen hatte, kam er zurück und ließ die Zelte im Nordosten von Murten afschlagen, während Karl der Kühne im Süden des Ortes, auf den Höhen von Courgervaux Stellung bezog. Man schrieb den 10. Juni. Tags darauf wurde die Belagerung von Murten begonnen. Murten hielt über den See die Verbindung mit Bern aufrecht. Der Herzog läßt seine Leute bis zur Erschöpfung Laufgräben ausheben, seine schwere Geschütze richten große Verwüstungen an. Die Verteidiger, weit entfernt, sich aus der Ruhe bringen zu lassen, antworteten mit heftigen Ausfällen. Ein Sturmangriff am 10. Juni mißlingt wegend er schweren Verluste der Belagerer. Am 21. tritt eine lächerliches Ereignis ein: auf den ausdrücklichen Befehl seines Vaters, des Königs Ferdinand von Neapel, verläßt Friedrich von Tarent das Feldlager.
Am gleichen Tag, als Friedrich von Tarent Karl den Kühnen verläßt, stellt sich in frappierender zeitlicher Übereinstimmung Rene von Lothringen, der in das Lager des Gegners geeilt ist, den Kantonen zur Verfügung. Das war die diplomatische und militärische Lage, als bei Murten die Entscheidungsschlacht statfand.
Den See im Rücken, ohne die Möglichkeit eines Fluchtweges im Fall einer Niederlage, wurden die Belagerer am 22. von den schweizerischen Heerhaufen angegriffen. Die wackeren Gebirgler hatten eine ausgezeichnete Kenntnis des Terrains. Darüber hinaus waren sie im Vorteil, weil sie die Hänge herabkamen und die zusammenlaufenden Täler sowie die Deckung der Wälder ausnutzen konnten. Während Bubenberg den Grafen Romont in Schach hielt, ließ der Herzog sich von der Offensive des Gegners überraschen und konnte das Schlachtfeld nicht behaupten. Am Morgen hatte sich eine feindliche Abteilung durch den Wald von Murten herangeschlichen, war aber wieder verschwunden, als sie der zwischen Cressier und Coursiberle schön in einer Schlachtreihe aufgestellten Burgunder ansichtig wurden. Es regnete, um um 11 Uhr läßt der Herzog im Glauben, die Sache sei zu Ende und der Feind ziehe sich zurück, seine Leute wieder ins Quartier einrücken. Um 12 Uhr jedoch brechen die Schweizer nach einem getarnten Marsch in hellen Haufen über den "Grünhag" bei Cressier vor. Obwohl sie von englischen Bogenschützen und der burgundischen Artillerie beschossen werden, gewinen sie das Plateau. In einem Hohlweg werden der Herzog von Lothringen und Hans von Hallwyl an der Spitze der eidgenössischen Vorhut handgemein mit den Burgundern. Damit die Reiterei vorstürmen kann, nimmt der Herzog die Artillerie zurück, aber dieser Befehl verursacht wie in Grandson eine Panik. Das Fußvolk weicht. Die Reiterei versucht die Schlacht zu retten. Aber das Eintreffen der schweizerischen Nachhut unter Führung Kaspars von Hertenstein besiegelt die Niederlage.
Was dann folgte, war ein grauenhaftes Gemetzel. Viele Flüchtlinge ertranken im See. In Wahrheit konnten sich die in Lausanne hastig zusammengerafften Söldner, die schlecht geführt und ungenügend einexerziert waren, nicht mit den rauhen Burschen aus den Alpen messen, die noch dazu glühende Patrioten waren. Die Schlacht von Murten war noch viel mörderischer als die Schlacht bei Grandson. Etwa 8.000 Kämpfer, zum größten Teil Fußvolk, waren dabei umgekommen.

Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 374-377



Schlacht bei Nancy 5. Januar 1477

Calmette, Joseph: Seite 340-343
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"Die großen Herzöge von Burgund."

Karl der Kühne verließ sein Feldlager in La Riviere am 25. September. Sein Ziel war, die mit seinen Waffen eroberte Hauptstadt von Lothringen zu schützen. Er marschierte über Besancon, Vesoul, Joinville, Bulgneville und Neufchateau auf Toul. Als er am 11. Oktober, sechs Tage nachdem Nancy gefallen war, in Toul eintraf, hatte er nur die Wahl, entweder sich zurückzuziehen oder an der Rückeroberung der verlorenen Stadt festzuhalten. Er entschied sich für das letztere, ohne die Unzulänglichkeit seiner Truppen zu bedenken. Nancy mit Waffengewalt wieder an sich zu bringen, war zu diesem Zeitpunkt ein Vabanquespiel. Rene II. war seinem Gegner an Streitkräften weit überlegen. Dank der finanziellen und diplomatischen Hilfe, mit der Ludwig XI. nicht geknausert hatte, standen ihm außer seinen lothringischen Truppen nch 12.000 Schweizer zur Verfügung.
Solcher Art gestützt, bezieht Rene II. mit annähernd 15.000 Mann in Saint-Nicolas-de-Port Stellung. Trotz aller Enttäuschungen auf sein Glück vertrauend, wagt sich Karl der Kühne an die Belagerung der Festung Nancy, ohne mit der Wimper zuzucken. Daß der Graf von Campobasso, Condottiere im Dienst des Herzogs von Burgund, zum Feind überging, trug dazu bei, die kritische Lage der zahlenmäßig unterlegenen Belagerer noch zu verschlimmern. Von den insgesamt 10.000 Mann, die, wie es scheint, in den Musterungslisten eingetragen waren, konnte Karl nach der zuverlässigen Aussage von Olivier de la Marche in Wirklichkeit mit nicht mehr als 2.000 einsatzfähigen Kämpfern rechnen.
Unter diesen Umständen stand die Partie allzu ungleich. Nichts beweist schlagender, daß Karl seinen Beinamen zu Recht trägt, als die Verwegenheit, mit der er in dieser Situation sich eigensinnig darauf versteifte, trotz des schreienden Mißverhältnisses seiner Kräfte zu denen des Feindes das Schicksal herauszufordern. Dem Grafen von Chimay, der ihm die erdrückende Übermacht des Gegners entgegenhielt, wußte er lediglich mit der Prahlerei zu antworten: er werde "die Schlacht liefern, selbst wenn er ganz allein kämpfen müßte." Es zeigt sich, daß der Herzog bei seiner blindwütigen Jagd nach Wiederherstellung seines Prestiges jeden vernünftigen Rat in den Wind schlägt und, nach dem berufenen Urteil von Commynes, sich "wie ein Verrückter" aufführt.
Unter solchen Umständen konnte die Schlacht von Nancy am 5. Januar 1477 nur in einem fürchterlichen Desaster enden.
Karl stellte seine Truppen auf einem Plateau im Südosten von Nancy auf, das zwischen den in die Meurthe mündenden Flüßchen Madeleine und Jarville gelegen ist. Der treu gebliebene Condottiere Jacopo Galeotto bezieht mit der Vorhut, die sich als linker Flügel entfaltet, am Abhang des Hügelrückens Stellung.mit dem Blick auf Tomblaine. Die Nachhut bildet den rechten Flügel und nimmt am Wad von Saurupt Aufstellung, von wo aus man das Vorrücken Renes überblicken zu können glaubt. Außerdem kann hier die burgundische Artillerie zuverlässig Sperrfeuer legen.
Der Stab der Bundesgenossen hingegen beschließt, die Taktik der Schlacht von Murten wieder anzuwenden und die von den Jarville-Wäldern gedeckten feindlichen Stellungen zu unmgehen. Die Angreifer passieren den Bach Heillecourt und gewinnen die Ebene von La Malgrange. Dann schwenken sie nach rechts in die Wälder von Saurupt ab und brechen genau im Rücken der burgundischen Gefechtsordnung hervor. Jean de Baude vond er Kompagnie des jungen Johann von Lothringen, ein Sohn des Grafen Antoine de Vaudemont, trug das große Banner der Muttergottes.
Der unvorhergesehene Angriff führt fast sofort eine Panik herbei. Wieder erschallen die Alpenhörner von Uri und Unterwalden mit großem Getöse und verbreiten Angst und Schrecken. Unter den Burgundern ergreifen viele die Flucht, die übrigen werden an Ort und Stelle niedergehauen. Campobasso und seine Italiener, die zum Feind übergegangen waren, schnitten die Übergänge über die Meurthe ab. Da Galeotto und seine Gefährten noch rechtzeitig entkamen, eilten sie nach Metz, um Schutz in dieser Festung zu finden. Die Kriegsbeute war unermeßlich. Das burgundische Feldlager wurde von den lothringern, Elsässern und Schweizern geplündert. Was man nicht fortschleppen konnte, wurde in Brand gessteckt. Der Helm des Herzogs wurde an Ludwig XI. gesandt. Sein Ring wurde von einem Schweizer aufgelesen und 1478 von den gebrüdern Schacht dem herzog von Mailand geschenkt. Der Waffenrock des Herzogs, welchen die Elsässer vond er Leiche gerissen hatten, wurde als Trophäe am Straßburger Münster aufgehängt und ist leider verschwunden; die Fahnen befinden sich im Zeugahus von Solthurn, dessen Miliz an der Schlacht teilgenommen hatte; der Trinkbecher Karls des Kühnen, der vom Feldzeugmeister Heinrich Strübin vom Boden aufgelesen wurde, ist in Liestal, dessen Soldaten das Baseler Korps verstärkt hatten.
Zwei Tage nach der Schlacht entdeckt man den Leichnam des letzten der großen Herzöge nackt und entstellt im Schlamm des Teiches von Saint-Jean, auf dessen Eisdecke gekämpft worden war. Er wurde auf Grund der eingeschlagenen Zähne des Herzogs und der Narben einer bei Montlhery erhaltenen Verwundung identifiziert.

Pleticha, Heinrich: Seite 220
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"Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Band 5 Das ausgehende Mittelalter 1378-1517"

Sein bescheidenes Aufgebot wurde zusammengehauen; er selbst fiel, verzweifelt fechtend, im Getümmel der Schlacht, vielleicht ein Opfer gedungener Mörder. Erst zwei Tage später zog man seinen nackten, von Hunden und Wölfen angefressenen Leichnam aus einem vereisten Tümpel; sein Gesicht war von einer Hiebwunde fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 384-385



Erwerbungen:

elsässisch-oberrheinischen Besitzungen der HABSBURGER - 1469 durch Kauf von Erzherzog Sigismund von Tirol (80.000 Golddukaten)
Lothringen Herzogtum - 1473 durch Eroberung
Geldern Herzogtum - 1473 Kauf der Ansprüche des Hauses JÜLICH
 
 
 
 


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