Begraben: Dijon, Kartause Champmol
Tochter des Königs Johann
I. von Portugal und der Philippa von
England, Tochter von Herzog Johann
von Lancaster
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 672
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Isabella von Portugal, Herzogin von Burgund
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* 21. Februar 1397, + 17. September 1471
Evora
Aire
Begraben: Dijon, Kartause Champmol
Tochter König Johanns I. des Großen und Philippas von Lancaster
Dürfte als Mitglied der ‚inclita geracao‘ (Camoes)
an der Regierung und Verwaltung wie Finanzaktionen der AVIS-Dynastie
lange beteiligt gewesen sein, nachdem eine wohl mit Heinrich
V. von England geplante Heirat nicht zustande gekommen war.
Diese Erfahrung befähigten die ehrgeizige und - nach Enea Silvio
Piccolomini - herrschsüchtige Infantin, nach ihrer vor allem
von portugiesischer Seite beförderten Eheschließung mit Philipp
dem Guten (1430) in der burgundischen Politik eine bedeutende
Rolle zu spielen. In der Tradition des portugiesischen Kronkapitalismus
nahm sie Einfluß auf die lusitanisch-flämischen Handelsbeziehungen,
auf das Finanzwesen und prägte die burgundischen Kreuzzugspläne.
Durch die Heirat von Brügge 1430, in deren Rahmen der auch eine Kreuzfahrergemeinschaft
bildende Orden von Goldenen Vlies gegründet wurde, verband sich die
atlantisch-afrikanisch ausgerichtete Expansion des christlichen Portugal
mit Philipps Plänen des Türkenkriegs,
die durch den von Portugiesen geförderten Flottenbau einen stärker
maritimediterranan Akzent erhielten, wie zwei Unternehmungen der 40-er
Jahre in der Ägäis und im Schwarzen Meer zeigen, bei denen die
Herzogin auch geschäftliche Interessen verfolgte. Sie förderte
eine Türkenallianz unter Einschluß von Aragon und Deutschen
Reich unter anderem durch die Heirat FRIEDRICHS
III. mit ihrer Nichte Eleonore und
des burgundischen Vasallen Adolf von Kleve mit Beatrix
von Coimbra. Flüchtlinge verstärkten den ohnehin großen
Anteil von Portugiesen am portugiesischen Hof, den sie auch kulturell beeinflußten.
Das unter anderem durch die französische Politik mitbedingte Scheitern
der Kreuzfahrtprojekte, der Aufstieg der CROY und das Zerwürfnis zwischen
Philipp
und seinem Sohn Karl
den Kühnen, an dem Isabella
nach Chastellain Schuld trug, dürften sie 1456/57 zu ihrem
nach außen hin religiös motivierten Rückzug nach La Motte-au-Bois
(bei Hazebrouck) veranlaßt haben.
Vergebens umgarnt Bedford den Herzog, macht ihn Konzessionen
im Maconnais - einem Land, das sich mit Entschiedenheit Burgund anschließt
- tritt ihm schließlich die Champagne und Brie ab, welche den alten
burgundischen Staat mit den Ländern im Norden verbinden. Vergebens
sind außerdem die Manipulationen Englands, um Philipp
durch eine eheliche Verbindung für sich zu gewinnen, indem er in dritter
Ehe mit Isabella von Portugal verheiratet
wird, die einer mit London verbündeten Familie entstammt, den lusitanischen
AVIZ,
und eine Nachfahrin des ersten
LANCASTER,
Johann
von Gent, ist. Die Hochzeit fand am 7. Januar 1430 statt.
Philipp der Gute,
dem Saint-Pol ernsten Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben hatte, hatte
sich inzwischen wieder verheiratet, und seine dritte Frau, Isabella
von Portugal, befand sich in anderen Umständen. Der Sohn
der Portugiesin, der am 30. Dezember 1430 das Licht der Welt erblickte,
starb jedoch nach einem Jahr, und ein zweiter, 1431 geborener Sohn, lebte
nicht viel länger. Philipp begann
bereits die Hoffnung aufzugeben, als ihm endlich ein dritter Sohn geschenkt
wurde. So hing also von nun an die Zukunft der Dynastie von jenem Karl
ab,
den seine Mutter entgegen allem Herkommen selber nähren wollte und
den sein Vater mit aller Liebe umgab, deren er fähig war. Neben dem
Vater, der aber seiner ganzen Veranlagung nach ziemlich unnahbar war, hatte
der Einfluß der ernsten und besinnlichen Herzogin
Isabella von Portugal eine starke Wirkung auf Karl
den Kühnen.
Die zwar nicht schöne, aber einnehmende
und kluge Fürstin Isabella von Portugal
übernahm es, die unbedingt notwendigen Verhandlungen mit der Stadt
Brügge einzuleiten und zu einem guten Ende zu führen. Am Rande
der Friedensverhandlungen hatte Isabella von Portugal
Besprechungen
über die endgültige Freilassung des Herzogs von Orleans eingeleitet.
Der erlauchteste der Gefangenen von Azincourt wurde gegen ein Lösegeld
freigelassen.
Am 15. Juni 1467 starb Philipp
der Gute in Brügge. 1473 ließ Karl
der Kühne seinen Leichnam und den seiner Mutter, der Herzogin
Isabella von Portugal, die am 17. Dezember 1471 gestorben
war, nach der Chartreuse von Champmol verbringen.
Schelle Klaus.: Seite 47,67
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„Karl der Kühne“
Philipps Frömmigkeit
hat übrigens nicht zur Folge, dass er es mit der ehelichen Treue sehr
genau nimmt, und unter seinen vielen Affären leidet insbesondere seine
dritte Frau, Isabella von Portugal,
so sehr, dass sie sich zeitweise von ihm trennt.
Herzogin Isabella von Burgund
hat
ganz andere Heiratspläne mit ihrem Sohn, der jetzt - wir schreiben
das Jahr 1453 - inzwischen 19 Jahre alt ist und den Titel eines Grafen
von Charolais führt. Sie steuert eine Heirat mit der älteren
Tochter des Herzogs von York an und hofft auf ihren mütterlichen Einfluß.
Vossen Carl: Seite 33
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„Maria von Burgund“
Andererseits soll nicht übersehen werden, dass Karl seiner hart geprüften Mutter Isabelle trotz vielfältiger Beanspruchung sehr zugetan blieb. Wie wir schon erwähnten, hatte sie sich, der Seitensprünge Philipps überdrüssig, bald nach der Taufe ihrer Enkelin Maria in das von ihr begründete Kloster la Motte-au-Bois zurückgezogen, jedoch nicht,, um sich stiller Betrachtung hinzugeben, sondern um in aller Demut karitative Dienste zu leisten.
Vones Ludwig: Seite 198,208
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"Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480.
Reiche - Kronen - Regionen"
Herausragende Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der
Allianz des aragonesischen Königs mit Herzog
Philipp dem Guten von Burgund zu, von dem er in den Orden vom
Goldenen Vlies aufgenommen wurde und mit dem ihn die gemeinsame Gegnerschaft
gegen ANJOU, Frankreich, Kastilien
und Genua sowie die Affinität zu Portugal verband - 1428 hatte Alfons'
Schwester Eleonore den portugischen
König Duarte geheiratet, 1430 der burgundische Herzog Duartes
Schwester Isabella.
Aus der Ehe Johanns
mit Philippa von Lancaster ging eine
reiche Nachkommenschaft hetrvor, die von englischem Einfluß geprägt
war und durch den Dichter Luis de Camoes (ca. 1517/24-1580) später
als 'Inclita Geracao' (Lusiadas IV.50) charakterisiert werden
sollte. Die bedeutendsten Mitglieder dieser 'berühmten Nachkommenschaft'
Johanns I. waren neben dem Thronfolger
Duarte, der 1428 Eleonore von Aragon
heiraten
sollte, der Infant Peter, der mit Isabella,
der Tochter des aragonesischen Thronprätendenten
Jakob II. von Urgell, vermählt wurde und zwischen 1439
und 1446 die Regentschaft innehaben sollte, der Infant
Heinrich, der als 'Heinrich der Seefahrer'
und
Begründer der portugiesischen Seemacht in die Geschichte einging,
der Infant Ferdinand, der später
als Infante Santo heiliggesprochen wurde, der
Infant
Johann, der 1418 Verwalter des Hochmeisteramtes des Ritterordens
Santiago da Espada, die Infantin Isabella,
die nach ihrer Eheschließung mit Philipp
dem Guten, großen Einfluß auf die europäische
Politik ausüben konnte.
Paravicini Werner: Seite 16,18-19
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Karl der Kühne. Das Ende des Hauses Burgund.
Karl kam bald nach
Gent und wuchs an der Seite seiner Mutter Isabella
von Portugal in den Niederlanden auf.
Vielleich hat er die Kenntnis jener antiken Autoren vermittelt,
die Karl zeitlebens besonders schätzte. Doch kann der Anstoß
auch von seiner Mutter ausgegangen sein, einer sehr gebildeten Frau, in
deren Umgebung viele dieser Übersetzungen entstanden sind.
Anfang des Jahres 1457 zeigt uns Vater und Sohn in einem
ganz anders gearteten Verhältnis. Am 17. Janaur kommt es zwischen
ihnen in Brüssel zu einer so heftigen Szene, daß der Vater nur
mit Mühe davon abgehalten werden kann, seinen Dolch gegen den Sohn
zu zücken. In einem Wutanfall wirft sich Herzog
Philipp aufs Pferd, verirtt sich im Wald von Soignies und kehrt
erst nach langer Suche zurück.
Was verschärfte huier die stets vorhandene Spannung
so sehr, daß sie sich fast in voller Kraft entlud? Was hatte der
Vater dem Sohn, dieser jenem vorzuwerfen? Schildern wir zunächst den
Anlaß. Karl hatte, wie erwähnt, einen eigenen Hofstaat erhalten.
Herzog Philipp wünschte, daß Karl die Stelle des dritten Kammerherrn
mit Philipp de Croy-Chimay besetzte, einem von Karls adligen Begleitern;
Karl sah dafür Antoine Rolin vor, einen Sohn des Kanzlers Nicolas
Rolin. Es ging nicht um die Eignung der betreffenden Personen. Sie vertraten
die beiden am Hof vorherrschenden Parteien. Auf der einen Seite die beim
Herzog allmächtigen CROY mit den ihr verwandten Familien LANNOY, NEUFCHATEL
und RUBEMPRE, auf der anderen der Graf von Charolais mit dem alternden
Kanzler - und seiner Mutter Isabella von Portugal. Die Folgen des Zusammenstoßes
zeigen deutlich, daß es sich um den Kampf zweier Parteien handelt:
Der Kanzler wurde entmachtet, die Herzogin verließ den Hof, die CROY
triumphierten.
Die Konstallation Mutter und Sohn gegen den Vater, die
uns in der Krise von 1457 entgegentritt, ist für
Karls Leben von grundlegender Bedeutung gwesen. Sie ist Zeichen
einer außerordentlich starken Identifikation mit der Mutter, von
der auch sonst Spuren vorhanden sind. Wenn Karl
im Jahre 1470 französischen Gesandten gegenüber seine portugiesische
Abstammung betonte, so war das mehr als die Erinnerung an eine biologische
Tatsache. Karl war überaus mißtrauisch,
ein Charakterzug der Mutter, über den sich der Vater mokierte. Wie
seine Mutter unterstützte Karl
als Graf von Charolais das Haus LANCASTER,
sein Vater YORK. Und wenn Karl
im
Jahre 1468 Margarete von York heiratete,
dann entsprach er dem Wunsch seiner Mutter, die ihn schon im Jahre 1454
mit einer Angehörigen des Hauses YORK
verheiraten wollte.
10.1.1429
oo 3. Philipp der Gute Herzog von Burgund
13.6.1396-15.6.1467
Kinder:
Anton
30.9.1430-5.2.1432
Josef
14.4.1432- bald
Karl der Kühne
10.11.1433-5.1.1477
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 166,177,181,184,186,202,205,225,
240,242,274,280,285 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 343 - Ferdinandy
Michael de: Philipp II. Bechtermünz Verlag Augsburg 1996 Seite 363
- Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483
Verlag Callway München 1979 Seite 95 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf
Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle
1832 - Paravicini Werner: Karl der Kühne. Das Ende des Hauses
Burgund. Musterschmidt Göttingen Zürich Frankfurt 1976 - Saller
Martin: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron.
Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1979 Seite 315 - Schelle,
Klaus: Karl der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler.
Magnus Verlag Essen Seite 47,55,66,69,98,100,121 - Schnith Karl:
Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1997 Seite 425 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich.
Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite
17,50,176 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im
Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 Seite 198,208,214 - Vossen Carl: Maria von Burgund.
Des Hauses Habsburg Kronjuwel. Seewald Verlag Stuttgart 1982 Seite 11,17,25,33,37,38,41,52
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