Sohn des Franken-Königs
Chilperich I. von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Audovera
Merowech wurde auf Anstiften der Fredegunde ermordet.
Schneider Reinhard: Seite 96-97
****************
„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Chilperichs Sohn Merowech
aus der früheren Ehe mit
Audovera tat dann das, was schon vorher bei Nachfolgeansprüchen
gelegentlich zu beobachten war. Von einem Feldzug nach Poitierts, auf dem
er bereits eigene Interessen verfolgte, zog er überraschend nach Rouen
und heiratete die Königin-Witwe
Brunhilde. Kein Zweifel, daß Merowech
mit dieser Heirat politische Pläne zu realsieren hoffte, der Besitz
bzw. die Ehe mit der verwitweten Königin sollten ihm den Schlüssel
zur Herrschaft in Sigiberts
ehemaligem Reich geben. Chilperichs
blitzschenlle Gegenaktion stützt diese These mehr als dessen zornige
Äußerung. Merowechs Ehe
mit der eigenen Tante verstoße contra fas legemque canonicam.
Gregor selbst drückt es klar aus, wenn er berichtet, König
Chilperich propter coniugatione
Brunichildis suspectum habere coepit
Merowechum, filium suum; er bringt
Merowech sogar in einen deutlichen
Zusammenhang mit Aufständen in der Champagne gegen
Chilperich.
Merowech
konnte dem zürnenden Vater indes nicht entgehen, mußte sich
unterwerfen und wurde von seiner Frau Brunichild
getrennt. Bei all seinen späteren Versuchen, das alte Ziel einer
selbständigen Königsherrschaft und gegebenenfalls des Vaters
alleinige Nachfolge unter Ausschluß der Brüder zu erreichen,
ist als bestimmender Zug zu erkennen, daß Merowech
zur
von ihm getrennten Brunhilde zu stoßen
versuchte, als sei der Weg nur mit ihr an der Seite zu gehen.
Was Merowech veranlaßte,
schon zu Lebzeiten des Vaters nach selbständiger Königsherrschaft
zu streben, verraten die Quellen nicht. Doch kann darauf hingewiesen werden,
daß er nach Theudeberts Tod (+
575) Chilperichs ältester Sohn
war und daß er sicherlich befürchten mußte, von seiner
Stiefmutter Fredegund zugunsten von
deren eigenen Söhnen als Erbe ausgeschaltete zu werden. Daher bot
sich eine rechtzeitige Erhebung, zumal im benachbarten Reich des Oheims,
geradezu an. Merowechs wichtigster
Verbündeter neben Guntram Boso war vor allem Bischof Praetextatus
von Rouen, der Merowech aus der Taufe
gehoben, mit der Königin Brunhilde getraut
hatte und sich später dafür verantworten mußte, das Volk
von Rouen gegen Chilperich für
Merowech aufgewiegelt zu haben. Entscheidend
für das Mißlingen von Merowechs
Usurpationsversuch scheint die teils zögernde, teils übervorsichtige
und auch ablehnende Haltung der Austrasier gegenüber Merowech
gewesen zu sein, obwohl diese Haltung gegenüber Brunhilde
zunächst nicht zu spüren war. Wenn hinzugefügt werden muß,
daß auch Chilperich gegenüber
Brunhilde nur sehr vorsichtig taktierte,
da er ihren Sohn, den als Minderjährigen erhobenene König
Childebert II., fürchtete, so ist mit dessen Existenz der
zweite entscheidende Faktor genannt, der Merowechs
Pläne entgegenwirken mußte.
Ewig Eugen: Seite 96
**********
Die Merowinger und das Frankenreich"
König
Gunthram ließ 585 die sterblichen Reste seiner Neffen Merowech
und Chlodowech,
die als Rebellen gegen ihren Vater Chilperich
577 und 580 formlos bei Landpfalzen beigesetzt worden waren, nach
Paris bringen und in feierlicher Prozession mit Bischof, Klerus und
Volk nach St. Vinzenz (St. Germain-des-Pres) überführen.
576
oo 2. Brunhilde
x 555-
613
Literatur:
-----------
Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 393 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich.
Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 96 - Hlawitschka,
Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut:
Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift
für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter.
Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 96,111,248 -