Merowech                                                 fränkischer Unterkönig
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um 555/60-   577 ermordet
 

Sohn des Franken-Königs Chilperich I. von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Audovera
 

Merowech wurde auf Anstiften der Fredegunde ermordet.

Schneider Reinhard: Seite 96-97
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

Chilperichs Sohn Merowech aus der früheren Ehe mit Audovera tat dann das, was schon vorher bei Nachfolgeansprüchen gelegentlich zu beobachten war. Von einem Feldzug nach Poitierts, auf dem er bereits eigene Interessen verfolgte, zog er überraschend nach Rouen und heiratete die Königin-Witwe Brunhilde. Kein Zweifel, daß Merowech mit dieser Heirat politische Pläne zu realsieren hoffte, der Besitz bzw. die Ehe mit der verwitweten Königin sollten ihm den Schlüssel zur Herrschaft in Sigiberts ehemaligem Reich geben. Chilperichs blitzschenlle Gegenaktion stützt diese These mehr als dessen zornige Äußerung. Merowechs Ehe mit der eigenen Tante verstoße contra fas legemque canonicam. Gregor selbst drückt es klar aus, wenn er berichtet, König Chilperich propter coniugatione Brunichildis suspectum habere coepit Merowechum, filium suum; er bringt Merowech sogar in einen deutlichen Zusammenhang mit Aufständen in der Champagne gegen Chilperich. Merowech konnte dem zürnenden Vater indes nicht entgehen, mußte sich unterwerfen und wurde von seiner Frau Brunichild getrennt. Bei all seinen  späteren Versuchen, das alte Ziel einer selbständigen Königsherrschaft und gegebenenfalls des Vaters alleinige Nachfolge unter Ausschluß der Brüder zu erreichen, ist als bestimmender Zug zu erkennen, daß Merowech zur von ihm getrennten Brunhilde zu stoßen versuchte, als sei der Weg nur mit ihr an der Seite zu gehen.
Was Merowech veranlaßte, schon zu Lebzeiten des Vaters nach selbständiger Königsherrschaft zu streben, verraten die Quellen nicht. Doch kann darauf hingewiesen werden, daß er nach Theudeberts Tod (+ 575) Chilperichs ältester Sohn war und daß er sicherlich befürchten mußte, von seiner Stiefmutter Fredegund zugunsten von deren eigenen Söhnen als Erbe ausgeschaltete zu werden. Daher bot sich eine rechtzeitige Erhebung, zumal im benachbarten Reich des Oheims, geradezu an. Merowechs wichtigster Verbündeter neben Guntram Boso war vor allem Bischof Praetextatus von Rouen, der Merowech aus der Taufe gehoben, mit der Königin Brunhilde getraut hatte und sich später dafür verantworten mußte, das Volk von Rouen gegen Chilperich für Merowech aufgewiegelt zu haben. Entscheidend für das Mißlingen von Merowechs Usurpationsversuch scheint die teils zögernde, teils übervorsichtige und auch ablehnende Haltung der Austrasier gegenüber Merowech gewesen zu sein, obwohl diese Haltung gegenüber Brunhilde zunächst nicht zu spüren war. Wenn hinzugefügt werden muß, daß auch Chilperich gegenüber Brunhilde nur sehr vorsichtig taktierte, da er ihren Sohn, den als Minderjährigen erhobenene König Childebert II., fürchtete, so ist mit dessen Existenz der zweite entscheidende Faktor genannt, der Merowechs Pläne entgegenwirken mußte.

Ewig Eugen: Seite 96
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Die Merowinger und das Frankenreich"

König Gunthram ließ 585 die sterblichen Reste seiner Neffen Merowech und Chlodowech, die als Rebellen gegen ihren Vater Chilperich 577 und 580 formlos bei Landpfalzen beigesetzt worden waren, nach Paris bringen  und in feierlicher Prozession mit Bischof, Klerus und Volk nach St. Vinzenz (St. Germain-des-Pres) überführen.
 
 
 
 

 576
  oo 2. Brunhilde
  x       555-   613
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 393 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 96 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 96,111,248 -
 
 
 
 
 
 


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