Begraben: St. Vincent (St-Germaindes-Pres)
Tochter des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 885
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Fredegund, fränkische Königin
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+ 596/97
Begraben: St. Vincent (St-Germaindes-Pres)
Wohl unfreier Herkunft („ex familia infima“, Liber hist. Fr. 31), wurde Fredegund die Geliebte König Chilperichs I., der um ihretwillen seine erste Gemahli Audovera verließ. Der König wollte aber seinem Bruder Sigibert I., der ca. 560 die westgotische Königs-Tochter Brunichild geheiratet hatte, nicht nachstehen und ehelichte ca. 567 deren Schwester Galswinth, ließ sie aber wenig später ermorden, um nun die Geliebte endgültig zur Frau zu nehmen. Diese Ehetragödie führte zur Todfeindschaft der beiden Königinnen und zum erbitterten Bruderkrieg. Schon 584 Witwe mit einem drei Monate alten Sohn Chlothar II., spielte Fredegund eine zunehmend führende Rolle im neustrischen Teilreich und kämpfte bis zu ihrem Tod für die Anerkennung Chlothars - mit allen Mitteln: die gesammelten Schandtaten der "inimica Dei atque hominium" hat Gregor von Tours ausführlich beschrieben.
Quellen:
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Gregor von Tours, Hist. Fr. IX-X passim (MGH SRM I²)
- Fredegar III passim; IV, 3, 17 (MGH SRM II) - Liber hist. Fr. 31-37 (MGH
SRM II) -
Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilungen und Teilreiche (511-613),
1953, 683-690 - Ders. Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 142-148
- Ders., Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974,40-45 -
Frauen der Weltgeschichte: Seite 173
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Fredegunde
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um 545- 597
Die erste Großmacht, die nach dem Untergang des
Imperium Romanum in Europa aufstand, war das fränkische Königreich
Chlodwigs
I. Nach seinem Tode entstanden die drei Reichsteile Austrien,
Neustrien und Burgund unter seinen Söhnen Sigbert,
Chilperich
und
Guntram. [Die aufgezählten
MEROWINGER sind nicht Söhne
Chlodwigs
I., sondern Chlothars I.]
König
Chilperich, der in Soissons residierte, wird von dem Geschichstschreiber
Gregor von Tours als "eine Mischung aus Herodes
und Nero" bezeichnet. Die rothaarige,
grünäugige Fredegunde beherrschte
ihn völlig; sie bewog ihn, seine erste Gemahlin Audovera
- deren Magd Fredegunde gewesen war
- zu verstoßen, seine zweite Gemahlin Galsvintha,
eine Tochter des Westgoten-Königs Athanagild,
ermorden zu lassen und sie selber zu seiner rechtmäßigen Gemahlin
und Königin zu erheben. Galsvinthas
ältere Schwester Brunhilde, die
mit Chilperichs Bruder
Sigbert
vermählt war, forderte den Vollzug der Blutrache; Chilperich
wurde in einem blutigen Feldzug vertrieben und Sigbert
zum König beider Frankenreiche erhoben. Die Niederlage steigerte
Fredegundes Zorn und maßlosen
Ehrgeiz, durch gedungene Meuchelmörder ließ sie Sigbert
beseitigen und kehrte mit Chilperich auf den Thron zurück. Ihre Stiefsöhne
fielen ebenfalls unter von Fredegunde bezahlter Mörderhand, und bald
nach der Geburt ihres eigenen jüngsten Sohnes, des nachmaligen Königs
Chlothar II., wurde auch Chilperich
umgebracht. Fredegunde wurde als Regentin
für ihren Sohn anerkannt und zeitweilig auch von König
Guntram von Burgund unterstützt,
den sie sich durch reiche Bestechungsgaben gefügig gemacht hatte.
In der Schlacht von Laffaux im Jahre 595 errang sie einen entscheidenden
Sieg über das Heer König Theodeberts
von Austrien und drang bis nach Paris vor. Zwei Jahre später
erlag die unheimliche Frau einer tödlichen Krankheit. Ihr Sohn Chlothar
II. einte das Frankenreich wieder zu machtvoller Größe.
Im Herbst 584 wurde Chilperich
selbst auf seinem Hofe Chelles von Mörderhand tödlich getroffen.
Den Leichnam des Königs, den Gregor von Tours einen Nero
und Herodes seiner Zeit nannte, bestattete
man in Paris. Dorthin hatte sich die Königinwitwe
Fredegunde mit einem Großteil von Chilperichs
Schatz geflüchtet ud in der Hauptkirche beim Pariser Bischof Ragnemod
Zuflucht gefunden. Chilperichs verlassenes
Reich empörte sich teils (Orleans, Blois), teils liefen einige Große
zu Childebert über, während
andere zu Fredegunde zu halten schienen.
Überraschenderweise hört man, daß die Königin einen
kaum erst geborenen Sohn Chilperichs bei
sich hatte. Die Überraschung löst sich allerdings etwas, wenn
man beachtet, daß Gregor bereits früher von der Geburt eines
Sohnes berichtete, bei dem es sich nur um Chlothar
II. handeln kann. Chilperich
ließ ihn auf dem Hof Vitry aufziehen, "damit", wie er sagte,
"dem Kind kein Unheil zustoße, wenn man es öffentlich sieht,
und es dadurch stirbt". Das Verbergen vor der "Öffentlichkeit" mochte
die Versuche, nach des Vaters Tod Erbansprüche geltend zu machen,
vielleicht anfangs erschwert haben. Fredegunde
aber wollte dem Säugling das väterliche Erbe auf jeden Fall retten
und mußte sich dafür Guntrams
Schutz sichern. An ihn gingen Gesandte mit einer Einladung: "Möge
mein Herr doch kommen und das Reich seines Bruders in Besitz nehmen. Ich
habe nur einen kleinen Sohn, den ich ihm in die Arme zu legen wünsche;
auch mich selbst beuge ich willig unter seine Herrschaft"!
Fredegundes
Angebot entsprach nicht nur einem durchaus üblichen Verfahren und
den Realitäten, sondern war offenbar durch Absprache mit Chilperichs
Getreuen gesichert, was aus der Formulierung accepto consilio vor
dem Absenden der Boten an König Guntram
hervorzugehen scheint. Guntram
wird angesprochen als Fredegundes gewählter
dominus, der des verstorbene Mannes Reich aals dessen Bruder übernehmen,
dem kaum erst geborenen Sohn einen Schutz gewähren solle.
Fredegundes Angebot an Guntram:
me ipsam eius humilio
dicioni läßt die Einladung zur Herrschaftsübernahme
nicht unbedingt mit einem Eheangebot der Königinwitwe gekoppelt erscheinen,
schließt letzteres aber keineswegs aus.
Fredegunde wurde
zu ihrer bereits knapp skizzierten Haltung im Streit um Chilperichs Erbe
schon deshalb gezwungen, wenn sie überhaupt überleben wollte.
Denn der wie Guntram vor Paris erscheinende
König Childebert von Austrasien
griff ebenfalls nach des Oheims Erbe und verlangte dazu Fredegundes
Auslieferung als der Mörderin seines Vaters, Oheims und
seiner Vettern. Der Vorwand blieb vor alem auch deshalb ohne Erfolg, weil
die Pariser Bevölkerung sich gegen Childebert
sperrte
und ihn gar nicht erst in die Stadt einließ.
Erst im Jahre 591, als Chlothar
bereits 7 Jahre alt war nahm Fredegunde
unter dem Druck innenpolitischer Verhältnisse im austrasischen Reiche
Verhandlungen mit ihrem Schwager Guntram auf
mit dem Ziel, dieser möge Chlothar
aus der Taufe heben und ihn tamquam alumnum proprium habere. Die
zitierte Formulierung ist etwas undurchsichtig, da Guntram
sich bereits seit langenm als pater des filius adoptivus betrachtete, andererseits
bislang Identitätszweifel wiederholt geäußert hatte. Auch
Fredegundes
Haltung in dieswer Frage schwankte zwischen Schutzersuchen für ihren
Sohn und sehr hinhaltender Politik.
Königin Fredegunde
Durch gemeinen Meuchelmord wurde sie eine sehr mächtige Frau
Fredegunde weiß, was sie will: Macht und Reichtum.
Der Weg dorthin führt über eine Hochzeit mit König Chilperich...
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Die erste Großmacht, die nach dem Untergang des
Römischen Reiches in Europa aufstand, war das fränkische Königreich
der
MEROWINGER.
Nach dem Tode Chlodwigs I.
entstanden drei Reichsteile Austrasien, Neustrien und Burgund, die
unter seinen [Richtig:
Chlothars I.]
Söhnen
Siegbert,
Chilperich
und
Guntram aufgeteilt wurden.
König
Chilperich von Neustrien war ein grausamer Herrscher. Damit
bildete er keine Ausnahme. Die ganze Geschichte der MEROWINGER
ist eine einzige Folge von Heimtücke und Grausamkeiten. Durch gedungene
Mörder, List und im offenen Kampf brachte sich die Familie gegenseitig
um.
Schlimm waren die Männer, doch noch schlimmer die
Frauen. So auch
Fredegunde, die Gemahlin
Chilperichs.
Immerhin hatte sie es weit gebracht, die rothaarige Magd, die den König
beherrschte. Sie hatte Chilperich dazu
getrieben, seine erste Gemahlin zu verstoßen, seine zweite,
Galswintha,
ermorden zu lassen und sie zu heiraten. Nun war sie die Königin! Königin
Fredegunde! Endlich hatte es ein Ende mit dem Sklavendasein.
Die Bürger Neustriens waren dann auch gern
bereit, sich an köstlichen Speisen und Getränken gütlich
zu tun. Die Zeiten waren zu hart, als dass sie die Annehmlichkeiten einer
Königshochzeit ausgeschlagen hätten. Die Hochzeitsfeierlichkeiten
dauerten eine Woche, dann klopfte das Unheil an die Grenzen Neustriens.
Brunhilde,
die Schwester der ermordeten Königin Galswintha,
die mit Chilperichs Bruder Siegbert
vermählt war, forderte den Vollzug der Blutrache und führte
einen grausamen Feldzug gegen Chilperich.
Der Angriff kam so unerwartet, dass die Neustrier bald
die Waffen strecken mussten, Siegbert
erhob sich zum König beider Frankenreiche.
Die Niederlage steigerte Fredegundes
Zorn. Durch gedungene Meuchelmörder ließ sie Siegbert
beseitigen und kehrte mit Chilperich auf
den Thron zurück.
Aber damit war die machthungrige Fredegunde
noch lange nicht zufrieden. Um sich und ihrem eigenen Sohn, den späteren
König
Chlothar II., auch in Zukunft die Regierungsgeschäfte zu
sichern, ließ sie die Söhne und Thronerben ihres Mannes aus
den ersten beiden Ehen umbringen.
Nun stand ihr nur noch der eigene Gemahl im Wege, der
wenig später gleichfalls ermordet wurde. Es ist zwar nicht eindeutig
belegt, ob Fredegunde auch bei diesem
Mord ihre Hände im Spiel hatte, gilt aber als sehr wahrscheinlich.
Chilperich
wurde, als er von der Jagd heimkehrte, erstochen. Vor seinem Ausritt hatte
er von der Liebschaft seiner Gemahlin mit dem Hausmeier Landerich
erfahren. Mit der Ermordung Chilperichs
lösten sich alle Probleme, und da ihr eigener Sohn noch zu jung war,
um den Thron selbst besteigen zu können, übernahm sie für
ihn die Regierungsgeschäfte. Mit fester Hand und klugem Kopf führte
sie ihr Land durch die nächsten Jahre, Nur ihr blinder Hass auf Brunhilde
ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Zweimal sandte sie Männer aus,
die die Königin Austrasiens ermorden sollten, doch Brunhild
entging beiden Anschlägen.
Bald darauf geriet Neustrien erneut in Schwierigkeiten.
Diesmal waren es Naturkatastrophen, die weite Teile des Landes heimsuchten.
Überschwemmungen, Erdbeben, Feuersbrünste und Seuchen kosteten
vielen Menschen das Leben und richteten große Verwüstungen an.
Doch vor allem die Erscheinung eines riesigen Kometen am Himmel lösten
Angst und Schrecken unter der Bevölkerung aus. Obwohl der alte germanische
Götterglaube unter den Franken durch die Christianisierung fast völlig
verschwunden war, lebten heidnische Vorstellungen wieder auf und deuteten
das Zeichen als Ankündigung noch größeren Unheils. Fredegunde
ließ sich jedoch weder von Naturkatastrophen noch von angeblichen
Zeichen der Götter abschrecken. Ihr ruheloser Ehrgeiz wollte und mußte
Brunhilde
endlich besiegen. An der Spitze ihres Heeres drang sie in Austrien ein
und errang einen entscheidenden Sieg, der sie bis nach Paris führte.
Eine gewonnene Schlacht ist bekanntlich noch kein gewonnener Krieg, doch
den endgültigen Triumph konnte Fredegunde
nicht mehr miterleben. Sie, die grausame und gleichzeitig außergewöhnliche
Frau, erlag zwei Jahre später der tödlichen Beulenpest.
Sie wird als Leibeigene geboren und arbeitet als Magd am Hofe König Chilperichs. Doch sie will Macht und Reichtum - Chilperich ebnet ihr den Weg durch Gewalt und Meuchelmord ...
Biographie
Fredegunde wurde 545
n.Chr. geboren und starb 597. Brunhilde
überlebte ihre Erzfeindin immerhin um 16 Jahre. Im Jahre 613 ließ
sie ihren minderjährigen Enkel Siegbert II.
in Metz zum König erhoben, behielt sich jedoch selbst die Regentschaft
vor. Der Adel rebellierte und holte Chlothar II.
von Neustrien, Fredegundes
Sohn, als König ins Land. Die flüchtende Brunhilde
wurde gefangengesetzt und dem neuen König ausgeliefert, der die Rivalin
seiner Mutter voller Hass wie eine Verbrecherin von wilden Pferden zerreißen
ließ. Da der König Burgunds im gleichen Jahr starb, gelang es
Chlothar,
das Frankenreich wieder zu machtvoller Größe zu vereinen.
Kinder:
Rigundis (Rigunth)
-
Theuderich
583- 583
Chlothar II.
584- Herbst 629
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 386,391, 392,394,396,399,408,410,413,424,429 - Ennen,
Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite
50,52,75 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche
(511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in
Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 44,47,51,84,204 -
Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 186 - Herm, Gerhard:
Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York
1987 Seite 25-32,40 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker
der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 247
-
Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frühmittelalter, Seite 94,97,111,113,114,116,126,132,138,223,243,244,247
- Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum
Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 344 -