Chramm                                                    Regent der Auvergne
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    - Dezember 560 ermordet
 

Einziger Sohn des Franken-Königs Chlothar I. aus seiner 2. Ehe mit der Chunsena
 

Chramm war mit seinem Onkel Childebert I. gegen den Vater verbündet. Er floh in die Bretagne, wurde von seinem Stiefbruder Guntram bekriegt und nach seiner gefangennahme auf Befehl des Vaters mit Frau und etlichen Töchtern bei lebendigem Leibe in einer Hütte verbrannt.

Ewig Eugen: Seite 41,84
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„Die Merowinger“

An einer Intervention in Italien hinderten ihn jedoch die Rebellion seines Sohnes Chramm (556-560) und Aufstände der Sachsen udn Thüringer.
Aus der fränkischen Aristokratie stammten im 6. Jahrhundert die Königinnen Ingund und Arnegund (Chlothar I.), Chalda (Chramm), Ingoberga (Charibert I. ), Marcatrud (Gunthram) und Audovera (Chilperich I.), vielleicht auch Faileuba (Childebert II.).

Schneider Reinhard: Seite 85,86
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"Königserhebung im Frühmittelalter"

Zu denen, die schon zu Lebzeiten des Vaters nach der Königsherrschaft strebten, gehört Chram, Chlothars Sohn aus der Ehe mit Chunsina [Alle anderen Söhne Chlothars stammten aus seinen Ehen mit Ingunde oder Arnegunde.]. Als im Jahre 555 Chlothar das Reich Theudebalds an sich riß, schickte er Chram nach dem miterworbenen, militärisch sehr wichtigen Clermont, wo dieser in der Folgezeit residierte und eine recht selbständige Herrschaft ausübte, die man auch dann als eine Art Unterkönigtum ansprechen müßte, wenn Gregor von Tours ihn nicht als rex schon in dieser frühen Phase bezeichnen würde. Im Clermonter Herrschaftsbereich (Aquitania I) hatte Chram bereits Versprechen gegeben, wie er nach seiens Vaters Tode sich verhalten würde, und sich in seiner Politik ganz offensichtlich gegen die etablierten Gewalten gerichtet. Als Chram dann in Poitiers (Aquitania II), welches wohl zu seinem teilaquitanischen Unterkönigtum gehöerte, mit großer Machtentfaltung residierte, steigerte sich seine Politik gegenüber dem Vater zur Empörung. Es wird berichtet, er sei zu seinem Oheim Childebert übergetreten, der habe versprochen, ihn aufzunehmen, und es sei zwischen beiden ein geheimer Schwurbund konspirativen Charakters gegen Chlothar geschlossen worden. Neben die innenpolitische Plattformsuche war jetzt die außenpolitische Absicherung getreten. Der nächste Schritt führte Chram in das Gebiet von Limoges, das er schon früher in väterlichem Auftrag betreut hatte. Er unterwarf es seiner Herrschaft auf einem Umritt durch das Land, welches ihn als dominus anerkennen mußte. Wenn Gregor Chram später die Erklärung zuschreibt, omne quod circuivi laxare non potero, sed sub mea hoc potestate cum gratia patrismei cupio retenere, dann heißt das nichts anderes, als daß Chrams Unterkönigtum durch eine reguläre Königsherrschaft abgelöst worden ist; von konstitutivem Charakter war dabei Chrams Umritt, auf dem die Anerkennung als Herrscher durchgesetzt und das Land seiner potestas unterworfen worden ist. Auch diese erneute Bezeugung eines Königsumritts im MEROWINGER-Reich zeigt die beiden Aspekte eiens entscheidenden Teils der Königserhebung und der Übernahme der Herrschaft durch den neuen König. Einen solchen hinzunehmen, kam Chlothar jedoch nicht in den Sinn, der zwei andere Söhne ins Feld gegen Chram schickte. Auch für ihre eigenen Erb- und Herrschaftsansprüche kämpften Charibert und Guntram. Chram konnte sich noch eine Zeitlang behaupten, errang einige Teilerfolge gegen seine Halbbrüder und schloß in Paris eine förmliche Schwurfreundschaft mit Childebert gegen seinen Vater Chlothar. Sobald dann mit Childeberts Tod die Rückendeckung wegfiel, konnte sich Chram nicht mehr halten, und seine Herrschaft löste sich auf. Als er sich dem Vater gestellt hatte, schien ihm dieser zu verzeihen, doch Chram empörte sich wieder, mußte fliehen und kam in aussichtsloser Lage erbärmlich um.

Zöllner Erich: Seite 103-105
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Betrafen nun die Sachsenkämpfe vorderhand Außenbezirke von Chlotachars Herrschaft, so wurde der König durch dei Empörung seines Sohnes Chramn viel unmittelbarere betroffen.
Chramn [Er stammte aus der Vernbindung des Vaters mit Chunsena. Greg. Tur. IV 3] war nach dem Zeugnis Gregors, der über ihn gut unterrichtet gewesen sein dürfte, ein recht übler Bursche. Vom Vater als Unterkönig mit der Regierung Aquitaniens betraut, hatte er zunächst seinen Sitz in Clermont (Aquitania I), wo er sich in der lockeren Gesellschaft jugendlicher Spießgesellen höchst unerfreulich aufführte und mit ihnen den Töchtern der Senatorenfamilien nachstellte; selbst das Asyl der Kirchen gewährte vor seinen Verfolgungen keinen Schutz. In der Folgezeit verlegte Chramn seine Residenz nach Poitiers (Aquitania II) und trat mit seinem Onkel Childebert in eine heimliche, gegen den eigenen Vater gerichtete Verbindung. Die Sachsen unternahmen, angeblich von Childebert aufgestachelt, einen Zug in das Rheinland und verheerten es bis in die Gegend der Stadt Deutz. Chlotachar war also an der Rheinfront gebunden. Währenddessen suchte Chramn den Widerstand der Stadt Clermont zu brechen, die gegen den rebellierenden Sohn am Vater festhielt. Chlotachar sandte eine Heer unter seinen Söhnen Charibert und Guntchramn, Halbbrüdern des Chramn, gegen diesen ins Feld. Chhramn brach die Belagerung von Clermont ab und lagerte sich mit seinem Anhang bei Limoges. Infolges eines Unwetters kam es nicht zu einer Entscheidungsschlacht, doch gelang es Chramn, die bedien Brüder durch die falsche Nachricht vom Tode des Vaters im Sachsenkampf  zum Abzug zu bewegen. Chramn benützte die Gelegenheit zur Eroberung der Stadt Chalons-sur-Saone und nahm die Belagerung  des festen Dijon auf, die jedoch erfolglos blieb. Dann begab er sich zu Childebert nach Paris und beide erneuerten unter Eidesleistung das gegen Chlotachar gerichtete Bündnis. Childebert fiel in dei Champagne ein und drang unter Verheerungen bis Reims vor. Chramn dürfte sich seinerseits der Stadt Tours bemächtigt haben, denn der ihm feindliche Herzog Austrapius mußte in der Martinsbasilika Zuflucht suchen. Die Lage war für den bedrängten Chlotachar also höchst bedenklich, als ihm der Tod Childeberts, der am 23. Dezember 558 in Paris verschied, wieder Luft verschaffte. Chlotachar wurde in dem vakant gewordenen Teilreich von Paris als König anerkannt, er schickte die Witwe Childeberts Ultrogotho und deren beide Töchter in die Verbannung. Es gelang ihm, der einst unter seinen Brüdern die unbedeutendste Stellung innegehabt hatte, die fränkische Reichseinheit wiederherzustellen, denn auch der rebellische Chramn hielt es unter den gegebenen Umständen für klüger, Ausgleich und Versöhnung mit dem Vater zu suchen. Das Einvernehmen beider kann allerdings nur urze Zeit gedauert haben, denn im Jahre 560 empörte sich Chramn neuerdings; diesmal stützte er sich auf den Bretonenfürsten Chonoober. Als die Rebellion eine ungünstige Wendung nahm, suchte Chramn mit Gemahlin und Töchtern Zuflucht in der Bretagne, unterlag aber mit einem bretonischen Heer gegen den Vater. Chonoober fiel im Kampf. Chramn wurde gefangen und mit Gattin und Töchtern in einer Hütte verbrannt. Sein Schwiegervater Wiliachar hatte in der Basilika des heiligen Martin zu Tours Zuflucht gefunden und wurde schließlich begnadigt.
 
 
 
 

  oo Chalda von Aquitanien, Tochter des Herzogs Wilichar
              -   560 ermordet
 
 
 
 

Kinder:

  Theoda
         -
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 377, 379,380 -  Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 85,86,140,253 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 103-105,108,122,127,138,152 -
 
 
 
 
 
 


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