Einziger Sohn des Franken-Königs
Chlothar I. aus seiner 2. Ehe mit der Chunsena
Chramm war mit seinem Onkel Childebert I. gegen den Vater verbündet. Er floh in die Bretagne, wurde von seinem Stiefbruder Guntram bekriegt und nach seiner gefangennahme auf Befehl des Vaters mit Frau und etlichen Töchtern bei lebendigem Leibe in einer Hütte verbrannt.
Ewig Eugen: Seite 41,84
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„Die Merowinger“
An einer Intervention in Italien hinderten ihn jedoch
die Rebellion seines Sohnes Chramm
(556-560) und Aufstände der Sachsen udn Thüringer.
Aus der fränkischen Aristokratie stammten im 6.
Jahrhundert die Königinnen Ingund
und
Arnegund
(Chlothar I.),
Chalda (Chramm), Ingoberga
(Charibert I. ),
Marcatrud
(Gunthram) und Audovera
(Chilperich I.),
vielleicht auch Faileuba
(Childebert
II.).
Schneider Reinhard: Seite 85,86
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"Königserhebung im Frühmittelalter"
Zu denen, die schon zu Lebzeiten des Vaters nach der Königsherrschaft strebten, gehört Chram, Chlothars Sohn aus der Ehe mit Chunsina [Alle anderen Söhne Chlothars stammten aus seinen Ehen mit Ingunde oder Arnegunde.]. Als im Jahre 555 Chlothar das Reich Theudebalds an sich riß, schickte er Chram nach dem miterworbenen, militärisch sehr wichtigen Clermont, wo dieser in der Folgezeit residierte und eine recht selbständige Herrschaft ausübte, die man auch dann als eine Art Unterkönigtum ansprechen müßte, wenn Gregor von Tours ihn nicht als rex schon in dieser frühen Phase bezeichnen würde. Im Clermonter Herrschaftsbereich (Aquitania I) hatte Chram bereits Versprechen gegeben, wie er nach seiens Vaters Tode sich verhalten würde, und sich in seiner Politik ganz offensichtlich gegen die etablierten Gewalten gerichtet. Als Chram dann in Poitiers (Aquitania II), welches wohl zu seinem teilaquitanischen Unterkönigtum gehöerte, mit großer Machtentfaltung residierte, steigerte sich seine Politik gegenüber dem Vater zur Empörung. Es wird berichtet, er sei zu seinem Oheim Childebert übergetreten, der habe versprochen, ihn aufzunehmen, und es sei zwischen beiden ein geheimer Schwurbund konspirativen Charakters gegen Chlothar geschlossen worden. Neben die innenpolitische Plattformsuche war jetzt die außenpolitische Absicherung getreten. Der nächste Schritt führte Chram in das Gebiet von Limoges, das er schon früher in väterlichem Auftrag betreut hatte. Er unterwarf es seiner Herrschaft auf einem Umritt durch das Land, welches ihn als dominus anerkennen mußte. Wenn Gregor Chram später die Erklärung zuschreibt, omne quod circuivi laxare non potero, sed sub mea hoc potestate cum gratia patrismei cupio retenere, dann heißt das nichts anderes, als daß Chrams Unterkönigtum durch eine reguläre Königsherrschaft abgelöst worden ist; von konstitutivem Charakter war dabei Chrams Umritt, auf dem die Anerkennung als Herrscher durchgesetzt und das Land seiner potestas unterworfen worden ist. Auch diese erneute Bezeugung eines Königsumritts im MEROWINGER-Reich zeigt die beiden Aspekte eiens entscheidenden Teils der Königserhebung und der Übernahme der Herrschaft durch den neuen König. Einen solchen hinzunehmen, kam Chlothar jedoch nicht in den Sinn, der zwei andere Söhne ins Feld gegen Chram schickte. Auch für ihre eigenen Erb- und Herrschaftsansprüche kämpften Charibert und Guntram. Chram konnte sich noch eine Zeitlang behaupten, errang einige Teilerfolge gegen seine Halbbrüder und schloß in Paris eine förmliche Schwurfreundschaft mit Childebert gegen seinen Vater Chlothar. Sobald dann mit Childeberts Tod die Rückendeckung wegfiel, konnte sich Chram nicht mehr halten, und seine Herrschaft löste sich auf. Als er sich dem Vater gestellt hatte, schien ihm dieser zu verzeihen, doch Chram empörte sich wieder, mußte fliehen und kam in aussichtsloser Lage erbärmlich um.
Zöllner Erich: Seite 103-105
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."
Betrafen nun die Sachsenkämpfe vorderhand Außenbezirke
von
Chlotachars Herrschaft, so wurde
der König durch dei Empörung seines Sohnes
Chramn
viel unmittelbarere betroffen.
Chramn [Er stammte
aus der Vernbindung des Vaters mit Chunsena.
Greg. Tur. IV 3] war nach dem Zeugnis Gregors, der über ihn gut unterrichtet
gewesen sein dürfte, ein recht übler Bursche. Vom Vater als Unterkönig
mit der Regierung Aquitaniens betraut, hatte er zunächst seinen Sitz
in Clermont (Aquitania I), wo er sich in der lockeren Gesellschaft jugendlicher
Spießgesellen höchst unerfreulich aufführte und mit ihnen
den Töchtern der Senatorenfamilien nachstellte; selbst das Asyl der
Kirchen gewährte vor seinen Verfolgungen keinen Schutz. In der Folgezeit
verlegte Chramn seine Residenz nach
Poitiers (Aquitania II) und trat mit seinem Onkel Childebert
in eine heimliche, gegen den eigenen Vater gerichtete Verbindung. Die Sachsen
unternahmen, angeblich von Childebert
aufgestachelt, einen Zug in das Rheinland und verheerten es bis in die
Gegend der Stadt Deutz. Chlotachar
war also an der Rheinfront gebunden. Währenddessen suchte Chramn
den
Widerstand der Stadt Clermont zu brechen, die gegen den rebellierenden
Sohn am Vater festhielt. Chlotachar
sandte eine Heer unter seinen Söhnen Charibert
und Guntchramn, Halbbrüdern des
Chramn, gegen diesen ins Feld.
Chhramn
brach die Belagerung von Clermont ab und lagerte sich mit seinem Anhang
bei Limoges. Infolges eines Unwetters kam es nicht zu einer Entscheidungsschlacht,
doch gelang es Chramn, die bedien Brüder
durch die falsche Nachricht vom Tode des Vaters im Sachsenkampf zum
Abzug zu bewegen. Chramn benützte
die Gelegenheit zur Eroberung der Stadt Chalons-sur-Saone und nahm die
Belagerung des festen Dijon auf, die jedoch erfolglos blieb. Dann
begab er sich zu Childebert nach Paris
und beide erneuerten unter Eidesleistung das gegen Chlotachar
gerichtete Bündnis. Childebert
fiel in dei Champagne ein und drang unter Verheerungen bis Reims
vor. Chramn dürfte sich seinerseits
der Stadt Tours bemächtigt haben, denn der ihm feindliche Herzog Austrapius
mußte in der Martinsbasilika Zuflucht suchen. Die Lage war für
den bedrängten Chlotachar also
höchst bedenklich, als ihm der Tod Childeberts,
der am 23. Dezember 558 in Paris verschied, wieder Luft verschaffte. Chlotachar
wurde in dem vakant gewordenen Teilreich von Paris als König
anerkannt, er schickte die Witwe Childeberts
Ultrogotho und deren
beide Töchter in die Verbannung. Es gelang ihm, der einst unter seinen
Brüdern die unbedeutendste Stellung innegehabt hatte, die fränkische
Reichseinheit wiederherzustellen, denn auch der rebellische
Chramn
hielt es unter den gegebenen Umständen für klüger, Ausgleich
und Versöhnung mit dem Vater zu suchen. Das Einvernehmen beider kann
allerdings nur urze Zeit gedauert haben, denn im Jahre 560 empörte
sich Chramn neuerdings; diesmal stützte
er sich auf den Bretonenfürsten Chonoober. Als die Rebellion eine
ungünstige Wendung nahm, suchte Chramn
mit Gemahlin und Töchtern Zuflucht in der Bretagne, unterlag aber
mit einem bretonischen Heer gegen den Vater. Chonoober fiel im Kampf. Chramn
wurde gefangen und mit Gattin und Töchtern in einer Hütte verbrannt.
Sein Schwiegervater Wiliachar hatte in der Basilika des heiligen Martin
zu Tours Zuflucht gefunden und wurde schließlich begnadigt.
oo Chalda von Aquitanien, Tochter des Herzogs Wilichar
- 560 ermordet
Kinder:
Theoda
-
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 377, 379,380 - Ewig Eugen: Die fränkischen
Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur in Mainz 1952 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen
im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für
Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter,
Seite 85,86,140,253 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken
bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970,
Seite 103-105,108,122,127,138,152 -