Begraben: St. Denis
Tochter des N.N.; Schwester der Königin
Ingunde
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 999
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Arnegundis (Arnegunde, Arnegunde)
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- um 565/70
Sie war die zweite Frau König Chlotachars I. (511-561) und Mutter König Chilperichs I. und starb etwa 45-jährig. Ihr Grab, kenntlich an einem goldenen Fingerring mit der Umschrift "Arnegundis", wurde 1959 in der merowingischen Grablege der Basilika von St-Denis bei Paris aufgefunden. Es enthielt reiche Beigaben an Schmuck, der für die Frühdatierung des germanischen Tierstiles II von Bedeutung ist, und Bestandteile der Kleidung.
Quellen:
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Greg. Tur., Hist. Franc., MGH SRM I, IV, 3 -
Literatur:
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A. France-Lanord-M. Fleury, Das Grab der Arnegundis in
St- Denis, Germania 40, 1962, 341-359 - A. Gauert, Der Ring der Kgn. Arnegundis
aus St-Denis (Fschr. H. Heimpel, 3, 1972), 328-347.
Literatur:
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J. Werner in: Antiquity 38, 1964, Seite 201 bis 216 -
Zweite Gemahlin des merowingischen
Königs
Chlothar I. (511-561) und Mutter von Königs
Chilperich I. (561-584).
Ihr besonders reich mit Beigaben ausgestattetes Grab
wurde 1959 von M. Fleury in der Basilika von St.-Denis (Dep. Seine, Frankreich)
entdeckt; unter anderem befand sich darin ein goldener Siegelring mit der
Aufschrift
ARNEGUNDIS REGINE.
Erstes Grab, das Auskunft über Schmuck und Tracht
einer merowingischen Königin liefert.
Seine ziemlich genaue Datierung auf einen Zeitpunkt zwischen
565 und 570 bildet eine wichtige Chronologie der MEROWINGER-Zeit.
Die Tote, 1,55 m groß und etwa 45 Jahre alt, war
völlig bekleidet. Sie trug über einem Leinenhemd ein knielanges,
violett-blaues Seidenkleid und darüber eine knöchellange Tunika
aus rotbrauner Seide, deren Ärmel mit rotem Satin abgesetzt waren
und eine Goldstickerei aufwiesen.
Daß die Königinnen Purpurgewänder und
reichen Schmuck aus Gold, Edelsteinen und Perlen trugen, erfahren wir aus
der Vita der heiligen Radegundis. Eine wertvolle archäologische Ergänzung
besitzen wir seit der Erschließung des Grabes der Königin
Aregunde, einer der Gattinnen Chlotachars,
in Saint-Denis. Aregunde wurde in einem
Kleid aus violetter Seide, über dem sie eine rotbraune Seidentunika
mit Goldstickereien und einem Satinschleier trug, ins Grab gelegt, auch
ihr prachtvoller Schmuck aus Gold und Silber - unter anderem eine große
Gürtelgarnitur, goldene Scheibenfibeln, ein Goldfingerring, Goldnadeln
zur Befestigung des Schleiers und ein großer silberner Haarpfeil
- wurde beigegeben.
Ziemlich genau (ca. 570) läßt sich auch das
im Jahre 1960 erschlossen Grab der Königin
Aregundis (Arnegundis), einer Gemahlin Chlotachars,
datieren.
Schneider Reinhard: Seite 90
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"
Für Chilperichs dann aber letztlich doch ziemlich isolierten Vorstoß liegt vielleicht die Erklärung im Hinweis auf die Tatsache, daß er nicht nur der jüngste der Brüder war, sondern als Sohn Aregundes den Söhnen Ingundes als Halbbruder gegenüberstand.
Ennen Edith: Seite 55
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"Frauen im Mittelalter"
Aus der Vita der heiligen Radegundis und unserem voraufgehenden Bericht erfahren wir, daß merowingische Königinnen Purpurgewänder und reichen Schmuck trugen. Wie kostbar Kleidung und Schmuck waren, haben uns die Ausgrabungen unter St. Denis und unter dem Kölner Dom gezeigt. 1959 wurde unter dem Mittelschiff der heutigen Kirche St. Denis - ein Bau aus dem 13. Jahrhundert - das Grab der Königin Arnegundis entdeckt, auch sie eine Frau Chlothars I. und die Mutter Chilperichs. Sie trug ein Hemd aus feinem Leinen, darüber ein Kleid aus violetter Seide, beides reichte nicht ganz bis zu den Knien; sie trug Leinenstrümpfe, die von kreuzweise um die Waden gelegten Riemen gehalten wurden. Über das Kleid fiel eine lange Tunika von rotbrauner Seide, die fast bis zu den Füßen reichte udn vorne in ganzer Länge offen war. An der Hüfte wurde das Kleid durch einen Ledergürtel zusammengehalten, der mit zwei Reihen ausgeschnittener Dreiecke, durch die vergoldete Lederstreifen durchgezogen waren, verziert war. Am Hals fanden sich zwei goldene Scheibenfibeln mit eingelegten Alamandinen. Sie hielten die Tunika zusammen, die sich unten öffnete, so daß man das violette Kleid, die verzierten Riemenzungen der Strumpfbänder und die Schuhgarnitur sehen konnte. Auf der linken Brust war eine sehr lange Nadel aus Silber und Gold durch die Tunika gesteckt. Die Tunika war mit einem feinen Stoff abgefüttert; ihre langen Ärmel waren oberhalb der weiten Ärmelöffnungen mit einem Streifen roten Satins geschmückt, der mit Rosetten und Dreiecken aus Goldfäden bestickt war. Die Schuhe aus dünnem Leder wurden durch kreuzweise gelegte Riemen gehalten, die mit einer silbervergoldeten Schnallengarnitur verschlossen waren. Ein Schleier aus Satin bedeckte den Kopf und fiel bis zu den Hüften herab. Eine kostbare, große, vergoldete Gürtelgarnitur, die bei der Bestattung wohl unter die Tunika gelegt worden war wurde sicher über der Tunika getragen. Es fanden sich auch zwei Körbchenohrringe. Der Name der Toten ist durch die eingravierte Aufschrift des goldenen Siegelringes überliefert, den sie am linken Daumen trug.
Ewig Eugen: Seite 41,78,84,95
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"Die Merowinger und das Frankrenreich"
Chlothar hinterließ
wie Chlodwig vier
Söhne, - drei von der Königin Ingund,
einen von Ingunds Schwester Arnegund
- die sich das Reich teilten.
Stierhäupter gehörten zum Gürtelgehänge
der um 570 verstorbenen Königin Arnegund.
Aus der fränkischen Aristokratie stammten im 6.
Jahrhundert die
Königinnen Ingund
und
Arnegund (Chlothar
I.), Chalda (Chramm),
Ingoberga
(Charibert I.),
Marcatrud
(Gunthram) und Audovera
(Chilperich I.), vielleicht auch Faileuba
(Childebert
II.).
Die Basilika von St. Denis, in der Chilperichs
Mutter
Arnegund (+ c. 565) und
einer ihrer Enkel (+ 580) beigesetzt wurden, stand in dieser Zeit noch
im Schatten von St. Germain.
oo 4. Chlothar I. Frankenkönig
um 500- Nov./Dez. 560
Kinder:
Chilperich I.
um 537- 584
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München
1994, Seite 55, 190,237,254,280 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und
das Frankenreich, Seite 41,78,84,95 - Schneider, Reinhard: Königswahl
und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 90 - Zöllner
Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag
C. H. Beck München 1970, Seite 107,122,124,179,230,234,239,240,242
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