Begraben: Chevremont
Sohn des Domesticus
Ansegisel und der Begga;
Enkel Pippins I. des Älteren und
Arnulfs
Bischof von Metz
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2167
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Pippin II. der Mittlere, fränkischer Hausmeier
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* ca. 640/50, + 16. Dezember 714
Jupille (Maas)
Begraben: Chevremont
Eltern: ARNULFINGERAnsegisel und Begga, Tochter Pippins I.
1. oo Plektrud
zwei Söhne:
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Drogo
Grimoald II.
2. oo Chalpaida
Sohn:
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Karl Martell
3. N.N.
Sohn:
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Childebrand
Pippin II., Erbe der austrasischen Hausmeierdynastie, die nach dem mißglückten ‚Staatsstreich‘ Grimoalds I. vorerst ausgeschaltet war, gelang es in zähem Ringen, die reichen Besitzungen sowie den Anhang im austrasischen Adel zu behaupten, nicht zuletzt dank der Heirat mit der aus vornehmen austrasischem Adel stammenden Plektrud (um 670). Im Konflikt mit dem neustrischen Hausmeier Ebroin unterlag er zusammen mit dem Dux Martin bei Laon (vor 680); Martin wurde erschlagen, Pippin konnte fliehen. Nach der Ermordung Ebroins (680) anerkannte der neue Hausmeier Waratto Pippins Vormacht in Austrasien. Dieser Ausgleich endete 686 mit Warattos Tod, dessen Nachfolger und Schwiegersohn Berchar auch im nesutrischen Adel umstritten war. Von diesem zum Eingreifen ermuntert, erfocht Pippin der Mittlere 687 bei Tertry (an der Somme) den entscheidenden Sieg. Sowohl die Metzer Annalen wie die moderne Historiographie sehen 687 als Epochenjahr, das den Aufstieg der KAROLINGER einleitete. Pippin der Mittlere respektierte aber sowohl das Thronrecht der MEROWINGER als auch die Hausmeierstellung des unterlegenen Berchar; nach dessen Ermordung im folgenden Jahr übernahm er formell das höchste Amt und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter. Von Austrasien aus regierte er das Reich, am Hof von Nordebert, einem zuverlässigen Anhänger, vertreten. Drogo ernannte er zum Dux der Champagne. Noch vor 700 übertrug er die Hausmeierwürde auf seinen jüngeren Sohn Grimoald II., Drogo erschien nun als Dux der Burgunder. Pippin selbst, in den Quellen meist 'princeps' oder 'dux' genannt, hatte ohne eigentliches Amt die Gesamtleitung des Reiches inne. Zur Konsolidierung des Reiches gehörte notwendig die Auseinandersetzung mit den 'Stämmen', die jedoch nicht allzu erfolgreich verlief: Die autonome Stellung des aquitanischen Herzogtums blieb erhalten, und Feldzüge gegen den alemannischen Herzog (709-712) verliefen ohne nachhaltigen Erfolg, Sachsen und Bayern blieben völlig unbehelligt. Erfolgreich dagegen waren Züge gegen die Friesen (690,695); Utrecht wurde eingenommen und die fränkische Vormacht durch ein Ehebündnis abgesichert (Grimoald II. oo Theudesinde, Tochter des friesischen Herzogs Radbod). Pippin der Mittlere übertrug dem angelsächsischen Missionar Willibrord vor 703/04 Utrecht als Bischofssitz. Das Kloster Echternach, das Willibrord von der vermutlichen Schwiegermutter Pippins, Irmina, erhalten hatte, trug er Pippin und Plektrud auf, um es anschließend mit weiteren Schenkungen als karolingisches Hauskloster zurückzuerhalten. Mit der Gründung weiterer Klöster und der Förderung der Mission sicherte sich Pippin der Mittlere das fürbittende Gebet ebenso wie weitere Stützpunkte seines politischen Einflusses. Der Tod Drogos 708 und die Ermordung Grimoalds II. 714 überschatteten Pippins letzte Jahre; in Übergehung möglicher Ansprüche Karl Martells wurde unter Plektruds maßgeblichem Einfluß Grimoalds unmündiger Sohn Theudoald zum Nachfolger bestimmt. Als Pippin der Mittlerestarb, waren die Konflikte der nächsten Jahre bereits vorprogrammiert.
Literatur:
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H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1886
- E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG, I, 1965),
51-62 - I. Heidrich, Titular und Urkk. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12,
1965/66, 71-279 - I. Hasselbach, Aufstieg und Herrschaft der Karolinger
in der Darstellung der sog. Annales Mettenses priores, 1970 - M. Werner,
Der Lütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 405-368 - R. A.
Gerberding, The Rise of the Carolingians and the Liber hist. Francorum,
1987 -
Enkel Pippins des Älteren und Bischof Arnulfs von Metz
Pippin II., der seit
Ende der 70-er Jahre eine führende Stellung in Austrasien gewann,
leitete mit seinem Sieg bei Tertry über den neustrischen Hausmeier
Berchar die Entscheidung für die Vorherrschaft Austrasiens im Frankenreich
und für den Aufstieg der KAROLINGER
ein. Nach der Ermordung Berchars (688/89) übernahm Pippin
II. der Mittlere die Hausmeierfunktion für das gesamte
Frankenreich. Seinen Grundbesitz, der die beiden großen Komplexe
aus dem Besitz der beiden Großväter im Maas-Mosel-Raum vereinte,
dehnte er durch seine Ehe mit Plektrudis
bis in die Eifel und an die mittlere Mosel aus. Durch Vermählung seines
Sohnes Drogo mit der Witwe Berchars,
Austrudis, und
die Verdrängung der MEROWINGER
aus Paris und den Hauptpfalzen, in seiner Umgebung durch seinen Sohn Grimoald
sicherte sich Pippin der Mittleredas
entscheidende Übergewicht im gesamten Reich. Außenpolitische
Erfolge erreichte Pippin
II. mit der Eroberung W-Frieslands bis zum Altrhein (wahrscheinlich
690-695), das er der christlichen Mission des Angelsachsen Willibrord erschloß,
und der Unterwerfung des während des 7. Jh. faktisch wieder unabhängig
gewordenem Herzogtümern Thüringen. Dagegen hatte er in 4 Feldzügen
gegen die Alamannen keinen entscheidenden Erfolg, und auch die Bayern behauptetetn
noch ihre faktische Unabhängigkeit, wenn sie auch durch fränkische
Missionare kirchlich und kulturell wieder näher an das Frankenreich
herangeführt wurden.
15 Pippin der Mittlere
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Pippinus, filius
Ansegisili
quondam, nennt sich
Pippin
der Mittlere wiederholt in Urkunden; vgl. C. Wampach, Echternach
1, 2, Nr. 14, 15, 24, Seite 39ff.; desgleichen so bei Lib. Hist. Franc.
c. 46, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 320, ud Contin. Fredegarii c. 3, ebd.,
Seite 170; usw.
Zur Abstammung von Begga
vgl. bei Nr. 8. - Eratque
Pippino principe
uxor nobilissima et sapientissima nomine Plectrudis.
Ex ipsa genuit filios duos; nomen maioris Drocus,
nomen vero minoris Grimoaldus;
Liber Hist. Franc. c. 48, Seite 323, daraus Contin. Fredegarii c. 5, Seite
171. - Pippinus aliam duxit uxorem
nobilem et elegantem nomine
Chalpaida,
ex qua genuit filium, vocavitque nomen eius lingue proprietate
Carlo;
Contin.
Fredegarii c. 6, Seite 712, in Anlehnung an Lib. Hist. Franc. c. 49, wo
der Name Chalpaidas allerdings erst
später zugefügt worden ist. Sonstige Quellen BM² 4b-21h.
Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"
Wie es Pippin dem Mittleren
und seiner Mutter Begga gelungen ist,
sich während der kritischen 660er und 670er Jahre ihrer zahlreichen
Widersacher zu erwehren, Besitzungen und bewaffnete Anhängerschaft
trotz aller Einbußen als entscheidendes politisches Kapital im Kern
zu behaupten und obendrein die Erinnerung an machtvolle Taten der Vorväter
an der Spitze der Austrier wach zu halten, ist nirgends überliefert.
Bezeichnenderweise ließ Begga
nach dem Tode ihres Gemahls mehrere Jahrzehnte verstreichen, bevor sie
um 691 (das heißt erst nach dem Sieg ihres Sohnes) die für eine
hochadelige Matrone geradezu standesgemäße Klostergründung
in Andenne an der Maas vornahm, die ihr in späterer Zeit den Rang
einer Heiligen eintrug. Vorerst jedoch mußten Pippin
und sie ziemlich ohnmächtig mitansehen, wie die Entwicklung des Frankenreiches
über ihr Haus hinwegzugehen schien. Im Zentrum des wechselvollen Geschehens
stand der neustrische Hausmeister Ebroin, der sein Machtwort in allen drei
Teilreichen zur Geltung brachte und auch von den jugendlichen MEROWINGER-Königen
allenfalls zeitweilig beiseite zu schieben war. Immerhin scheint der bisweilen
blutig unterdrückte Widerstand geistlicher und weltlicher Großer
am heftigsten in Auster gewesen zu sein, und dort begann sich auch das
Blatt zu wenden, als Childerich II.,
mittlerweile König des Gesamtreiches, 675 ermordet wurde und sein
Hausmeier Wulfoald wenig später starb. Gegen den Versuch des daraufhin
aus der Klosterhaft entwichenen Ebroin, im Namen des verbliebenen MEROWINGERS
Theuderich III. (673/75-690/91) von Neustrien her sein Regiment
zu erneuern, trat nun der halbvergessene Vetter
Dagobert II. auf, aus seinem langjährigen irischen Exil
hervorgeholt von austrischen Kreisen, in denen auch Pippin
zu vermuten ist. Jedenfalls gilt im "Buch der Frankengeschichte" Wulfoalds
und "der Könige" Tod als Voraussetzung dafür, dass ein gewisser
dux Martin und eben Pippin, der Sohn
Ansegisels,
in Auster die Oberhand gewannen und mit einem großen Heer gegen Theuderich
und seinen Hausmeier Ebroin zogen.
Kaum 20 Jahre nach dem schmählichen Scheitern Grimoalds
und seines Königsplans stand also der Neffe Pippin
wieder in vorderster Linie der Austrier. Das völlige Schweigen der
Quellen über die Hintergründe dieser erstaunlichen und höchst
folgenreichen Entwicklung hat unter den Historikern manche Bemühungen
ausgelöst, wenigstens indirekt näheren Aufschluß zu gewinnen.
Dabei richtet sich das Augenmerk vor allem auf die Tatsache, dass gerade
in den dunkelsten Jahren um 670 Pippins Heirat
mit
Plektrud, der Tochter Hugoberts,
fallen muß, die in den folgenden Jahrzehnten eine recht bedeutende
Rolle spielen sollte. Dass sie einer vornehmen austrasischen Familie entstammte,
darf man ohne weiteres unterstellen, doch scheint es, dass sich dieser
Eindruck, wenn auch nicht mit letzter Sicherheit, genealogisch präzisieren
läßt. Demnach wäre Plektruds
Mutter Irmina gewesen, die als Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Echternach
an der Sauer wurde und außer Plektrud
eine weitere Tochter namens Adela hatte, die Gründerin und erste Äbtissin
des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammen mit einigen weiteren Verwandten,
die auf diesem Wege erschlossen werden können, zeichnet sich hier
das Bild eines hochbedeutenden Adelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von
der mittleren Mosel über die Eifel bis an den Niederrhein nördlich
von Köln erstreckte und in dieser Weiträumigkeit den ARNULFINGERN/PIPPINIDEN
kaum nachstand. Wenn sich Pippin,
der Erbe der vorerst ausgeschalteten Hausmeierdynastie, um 670 mit einer
derartigen Familie verschwägert haben sollte, die zudem in Plektruds
Generation keinen eigenen Stammhalter mehr hervorgebracht zu haben scheint,
dürfte ihm ein Potential zugewachsen sein, das die Verluste an der
Hinterlassenschaft der beiden Großväter mehr als aufwog und
ihm gestattete, im Kreise der austrasischen Führungsschicht wieder
einen vorrangigen Platz zu beanspruchen. Zugleich würde diese Kombination
Plektruds
besonderen Rang an der Seite Pippins
verständlich machen. Wie dem auch sei: Sicher ist, dass die späteren
KAROLINGER
an den Wiederaufstieg unter Pippin
dem Mittleren eine konkrete Erinnerung hatten als an die Ursprünge
ihrer Dynastie um die Wende zum 7. Jahrhundert. Als Pippins
"normensetzende Tat" (K. Hauck) galt nicht seine einträgliche Heirat,
sondern der rächende Todschlag an Gundewin, dem Mörder seines
Vaters Ansegisel. Um 800 wurde dies
ausdrücklich mit Davids Sieg über
den Riesen Goliath verglichen - für jenen der Anfang seines Weges
zum Königtum - und zeitlich an die Spitze der gesamten Familienüberlieferung
gerückt. Pippin
sollte demnach bereits als ganz junger Mann den übermächtigen
Gegner niedergestreckt und sogleich dessen Schätze unter seine Getreuen
verteilt haben; darauf hätten sich "Stärke und Erfolg" Pippins
weit
herumgesprochen, und die Vornehmsten der Franken, die durch Pippins
Vater
Ansegisel zu ihren
Ämtern gekommen waren, hätten sich mit ihrem Gefolge ihm angeschlossen.
So sei Pippin zur "Führung bei
den östlichen Franken" gelangt, heißt es zugespitzt in den sogenannten
Metzer Annalen, die damit immerhin den Mechanismus der Gefolgschaftsbildung
treffend wiedergeben.
Das rühmende Andenken an eine geglückte Blutrache,
die tatsächlich wohl nicht mehr war als eine Episode in den austrasischen
Adelsfehden jener Jahrzehnte, überdeckte später die wichtigere
Tatsache, dass Pippin bei seinem Aufstieg
ab 675 keineswegs vom Erfolg verwöhnt war und sehr leicht vom Strudel
der Machtkämpfe hätte hinweggespült werden können.
Der Feldzug, den er noch gemeinsam mit dem Gefährten Martin (trotz
mancher Mutmaßung wohl keinem seiner Verwandten) zwischen 675 und
679 gegen den Hausmeier Ebroin anführte, endete nämlich nach
schweren Ringen bei Lucofa (in der Nähe von Laon) mit einem Sieg der
Neustrier, der Martins Tod zur Folge hatte, während Pippin
sein Heil in der Flucht suchte. Einen weiteren argen Rückschlag muß
für ihn die Ermordung "seines" Königs
Dagobert II. Ende 679 bedeutet haben. In dieser prekären
Lage rettete ihn zunächst nur, dass auch Ebroin kurz danach (680)
der Bluttat eines Neustriers anheimfiel und der neue Hausmeier Waratto
bereit war, gegen die Stellung von Geiseln Pippins
Vormacht in Austrien hinzunehmen. Doch schon bald wurde Waratto
von seinem aggressiveren Sohn Gislemar verdrängt, der mit Waffengewalt
681/83 gegen Pippin
vorging; Namur
und Köln werden dabei als dessen Stützpunkte genannt, die jedoch
nicht verhindern konnten, dass er abermals den kürzeren zog. Gislemar
vermochte den Erfolg indes nicht zu nutzen, weil er plötzlich starb,
worauf sein Vater Waratto wieder ins Hausmeieramt zurückkehrte und
seine ausgleichende Politik fortsetzte. Eine Verschiebung der Gewichte
trat erst ein, als nach Warattos Tod (686) dessen Schwiegersohn Berchar
Hausmeier wurde, denn dieser Mann hatte offenbar von vornherein mächtige
Gegner im neustrischen Adel, die sich nun mit Pippin
verschworen und ihn zum Eingreifen ermunterten. Bei Tertry (an
der Somme) errang er im Jahre 687 den entscheidenden Sieg über die
Neustrier unter Berchar und König Theuderich
III. Damit konnte Pippin
seine politische Vormacht in Auster endgültig festigen und zugleich
den Weg zu deren formaler Legalisierung ebnen. Denn nach dem baldigen Ende
Berchars hinderte ihn nichts mehr, seine Autorität vollends auch auf
Neustrien auszudehnen, und er "nahm König
Theuderich samt seinen Schätzen bei sich auf", wie der
Fortsetzer der Fredegar-Chronik 50 Jahre später in stolzer Pointierung
die Tatsache umschrieb, dass Pippin
fortan den bestimmenden Einfluß auf den MEROWINGER
und das gesamte Frankenreich besaß.
Pippin
suchte anfangs den bezwungenen neustrischen Hausmeier Berchar
im Amt zu belassen. Erst als dieser Ende 688 einem Anschlag seiner Schwiegermutter
Ansfeld zum Opfer gefallen war, verschaffte sich Pippin
auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete
seinen Sohn
Drogo mit Berchars Tochter
Adaltrud, der Enkelin Ansfleds. Auf diese Weise verband er sein Haus
mit einer mächtigen Adelssippe von der unteren Seine, die schon vor
687 in Neustrien erkennbar der pippinidischen
Herrschaft vorgearbeitet hatte.
Pippin dezentralisierte
die Familienherrschaft, sobald dazu die personellen Voraussetzungen bestanden.
Sein ältester nach Neustrien verheirateter Sohn Drogo,
der schon um 690 als dux in der Champagne aufgetreten war, wird nach 697
in den Quellen als dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere
Grimoald
um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach
Neustrien ging, was dort den Spielraum der merowingischen Könige weiter
einengte und ihre unmittelbaren Kontakte mit anderen Großen erlöschen
ließ. Pippin konnte sich daher
nach 700 darauf beschränken, in der ganz informellen Stellung eines
princeps Francorum seine persönlich errungene Autorität einzusetzen,
die eben auch den dynastischen Anspruch einschloß, die Macht unter
seinen Nachkommen zu teilen.
Die letzten Jahre Pippins des
Mittleren waren von familiärem Unglück überschattet.
708 verlor er seinen ältesten Sohn Drogo,
den dux der Burgunder, der sein Grab in Metz - als erster der Familie -
beim heiligen "Spitzenahn" Arnulf fand.
Er hinterließ vier Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht,
denn statt der Enkel trat nun um so deutlicher Pippins
jüngerer
Sohn Grimoald in den Vordergrund, den
der Vater ja schon früher durch die Überlassung der Hausmeieramtes
bevorzugt hatte. Im März 714 war Pippin
dann bereits so krank, dass er eine Urkunde zur Übertragung des Klosters
Susteren (an der Maas) an Willibrord nicht mehr unterschreiben konnte,
weshalb Plektrud das Rechtsgeschäft
übernahm; ihre präzise Formulierung, dass künftige Äbte
die Treue zu "uns und unserem Sohn Grimoald
und dessen Söhnen und den Söhnen Drogos,
unseren Enkeln" wahren sollten, wirkt wie die Vorahnung künftiger
Konflikte, war sie doch sichtlich von der Sorge bestimmt, dass nach dem
erwarteten Tod Pippinsauch Söhne
aus anderen Verbindungen ihre Ansprüche erheben könnten, nämlich
vor allem Karl (Martell), der Sohn
seiner Nebenfrau Chalpaida, weniger
wohl Childebrand, den eine namentlich
nicht bekannte Mutter geboren hatte. Den denkbar schwersten Schlag mußte
es daher gerade für Plektrud bedeuten,
dass ihr aus Neustrien herbeigerufener Sohn Grimoald,
in dem wohl jeder seit langem den Nachfolger Pippins
sah, im folgenden Monat in Lüttich von einem Heiden, wohl einem Friesen,
erschlagen wurde. Um die Konkurrenz der Halbbrüder abzuwehren, griff
man auch jetzt nicht auf die Söhne Drogos
zurück, sondern faßte den raschen Entschluß, Grimoalds
Sohn Theudoald zum neuen Hausmeier
zu machen, der in einem Teil der Quellen, jedoch wohl in polemischer Absicht,
als minderjährig bezeichnet wird und jedenfalls den Makel hatte, seinerseits
nicht ehelichen Ursprungs zu sein. Ob Pippin
selber, wie ihm später nachgerühmt wurde, noch die Kraft fand,
die Bluttat an seinem Sohn zu rächen, ist zweifelhaft; jedenfalls
starb er am 16.12.741, anscheinend in Jupille, ohne einen allseits
anerkannten Erben, auf den reibungslos die Vormacht unter den Franken hätte
übergehen können, wie sie Pippin
in seiner Jugend erkämpft und dann 27 Jahre hindurch behauptet hatte.
670
oo Plektrudis, Tochter des Hugobert und der Irmina
um 650-
725
Kinder:
Grimoald II.
- April
714
Drogo Herzog der Champagne
- 708
Illegitim
von Chalpaida
Karl Martell
688-22.10.741
Childebrand unbekannte
Mutter
-
Literatur:
-----------
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