Tochter des N.N.; Verwandte des Seneschalls
Adalhard
Hlawitschka Eduard: Seite 36-38
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"Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont"
Theuthildis übernahm
die Leitung des Klosters Remiremont im Jahre 819 oder - was wahrscheinlicher
ist - 820. im 7. Regierungsjahr Kaiser LUDWIGS
DES FROMMEN, das vom 28.I.820 bis zum 27.I.821 reicht, war sie
nach dem Zeugnis des Liber memorialis jedenfalls bereits Äbtissin
dieses Klosters; in dieser Zeitspanne wurde nämlich die Anlage des
Gedenbuches beschlossen, und dabei ist bereits vom consensus matris
nostre religiosissimo deo sacrate
Teothilde abbatisse
die Rede. Daß sie die Nachfolgerin Waldradas I. war, läßt
sich wiederum aus der Seite 35r des Liber memorialis ersehen. Ihr Name
ist dort - unmittelbar nach demjenigen Wulfradas I. - an die Reihe der
frühen Äbtissinnen angefügt.
Bei den Unterschriften der Imma-Urkunde von ca. 818 ist
der Name Teuthilds jedoch noch nicht
zu finden. Das kann - im Zusammenhang mit ihrer langen Amtszeit (bis ca.
862/65) - vielleicht darauf hindeuten, daß sie in jungen Jahren und
wohl erst kurz vor ihrer Amtszeit, vielleicht sogar erst zur Übernahme
der Klosterleitung, nach Remiremont kam. Dies wäre nicht verwunderlich,
denn Teuthild war von vornehmster Abstammung
- eine Verwandte des Seneschalls Adalhard. Sie stand in höchstem Ansehen,
korrespondierte mit dem Kaiser und seiner Gemahlin Judith
sowie mit kaiserlichen Ratgebern und Großen des Reiches, wie eine
kleine Mustersammlung ihrer Briefe, der Indecolarius domne Thiathilde
zeigt.
In zwei anderen Schreiben klingt überdies an, daß
Teuthild
in der politischen Krise der 30-er Jahre des 9. Jahrhunderts Partei ergriffen
hat: sie scheint auf Seiten
LUDWIGS DES FROMMEN,
Judiths und KARLS DES KAHLEN
gegen LOTHAR I. gestanden zu haben.
Ein Brief ist nämlich an den Seneschall Adalhard gerichtet, der als
ein besonderer Vorkämpfer LUDWIGS
und später KARLS DES KAHLEN bekannt
ist. Auch später scheint sie KARL DEN KAHLEN
begünstigt zu haben. Deutlich zeigt sich diese Haltung Teuthilds
in dem während ihrer Amtszeit angelegten Liber memorialis. Dort schließt
das Diptychon, das die Namen der Könige enthält, für die
man betete (f. ev [Schr. 6]), mit CAROLI
und Ermentrudis,
das heißt mit den Namen KARLS DES KAHLEN
und seiner ersten Gemahlin (842-869), die doch gar nicht über Lothringen
geboten. Andererseits fehlt dort der Name Lothars
II., des eigentlichen Landesherrn.
Lothar II. wurde erst später - erst nach seinem Tode (+
869), als auch Teuthild wohl nicht
mehr lebte - neben diesem Diptychon eingeschrieben! Nicht zu Unrecht wird
man hieran die politische Haltung Teuthilds
während der Bruderkriege und der langen Zeit des Ehehandels Lothars
II. ablesen dürfen.
Das Todesjahr Teuthilds
ist nicht bekannt. Zur Zeit der endgültigen Anlage des Gedenkbuches
- um 862 - stand sie noch an der Spitze des Konvents von Remiremont. Dies
zeigt deutlich die auf f. 4v in das Buch aufgenommene Liste der Angehörigen
des eigenen Klosters. Daß sie erst nach der Anlage des Liber memorialis
verstarb, geht aus zwei seiner Vermerken über ihren Todestag hervor.
Somit dürfte Teuthild
an einem 26. Oktober der Jahre 862/65 verstorben sein.