Teuthildis                                                   18. Äbtissin von Remiremont (819/20-862/65)
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    -26.10.862/65
 

Tochter des N.N.; Verwandte des Seneschalls Adalhard
 

Hlawitschka Eduard: Seite 36-38
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"Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont"

Theuthildis übernahm die Leitung des Klosters Remiremont im Jahre 819 oder - was wahrscheinlicher ist - 820. im 7. Regierungsjahr Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN, das vom 28.I.820 bis zum 27.I.821 reicht, war sie nach dem Zeugnis des Liber memorialis jedenfalls bereits Äbtissin dieses Klosters; in dieser Zeitspanne wurde nämlich die Anlage des Gedenbuches beschlossen, und dabei ist bereits vom consensus matris nostre religiosissimo deo sacrate Teothilde abbatisse die Rede. Daß sie die Nachfolgerin Waldradas I. war, läßt sich wiederum aus der Seite 35r des Liber memorialis ersehen. Ihr Name ist dort - unmittelbar nach demjenigen Wulfradas I. - an die Reihe der frühen Äbtissinnen angefügt.
Bei den Unterschriften der Imma-Urkunde von ca. 818 ist der Name Teuthilds jedoch noch nicht zu finden. Das kann - im Zusammenhang mit ihrer langen Amtszeit (bis ca. 862/65) - vielleicht darauf hindeuten, daß sie in jungen Jahren und wohl erst kurz vor ihrer Amtszeit, vielleicht sogar erst zur Übernahme der Klosterleitung, nach Remiremont kam. Dies wäre nicht verwunderlich, denn Teuthild war von vornehmster Abstammung - eine Verwandte des Seneschalls Adalhard. Sie stand in höchstem Ansehen, korrespondierte  mit dem Kaiser und seiner Gemahlin Judith sowie mit kaiserlichen Ratgebern und Großen des Reiches, wie eine kleine Mustersammlung ihrer Briefe, der Indecolarius domne Thiathilde zeigt.
In zwei anderen Schreiben klingt überdies an, daß Teuthild in der politischen Krise der 30-er Jahre des 9. Jahrhunderts Partei ergriffen hat: sie scheint auf Seiten LUDWIGS DES FROMMEN, Judiths und KARLS DES KAHLEN gegen LOTHAR I. gestanden zu haben. Ein Brief ist nämlich an den Seneschall Adalhard gerichtet, der als ein besonderer Vorkämpfer LUDWIGS und später KARLS DES KAHLEN bekannt ist. Auch später scheint sie KARL DEN KAHLEN begünstigt zu haben. Deutlich zeigt sich diese Haltung Teuthilds in dem während ihrer Amtszeit angelegten Liber memorialis. Dort schließt das Diptychon, das die Namen der Könige enthält, für die man betete (f. ev [Schr. 6]), mit CAROLI und Ermentrudis, das heißt mit den Namen KARLS DES KAHLEN und seiner ersten Gemahlin (842-869), die doch gar nicht über Lothringen geboten. Andererseits fehlt dort der Name Lothars II., des eigentlichen Landesherrn. Lothar II. wurde erst später - erst nach seinem Tode (+ 869), als auch Teuthild wohl nicht mehr lebte - neben diesem Diptychon eingeschrieben! Nicht zu Unrecht wird man hieran die politische Haltung Teuthilds während der Bruderkriege und der langen Zeit des Ehehandels Lothars II. ablesen dürfen.
Das Todesjahr Teuthilds ist nicht bekannt. Zur Zeit der endgültigen Anlage des Gedenkbuches - um 862 - stand sie noch an der Spitze des Konvents von Remiremont. Dies zeigt deutlich die auf f. 4v in das Buch aufgenommene Liste der Angehörigen des eigenen Klosters. Daß sie erst nach der Anlage des Liber memorialis verstarb, geht aus zwei seiner Vermerken über ihren Todestag hervor.
Somit dürfte Teuthild an einem 26. Oktober der Jahre 862/65 verstorben sein.
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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