Fulco I.                                                     Markgraf von Mailand (1097-1128)
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um 1060-15.12.1128
 

Sohn des Markgrafen Adalbert Azzo II. von Mailand aus seiner 2. Ehe mit der Garsende von Maine, Tochter von Graf Heribert
 

Thiele Andreas:
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"Erzählende genealogische Stammtafeln"

Fulco I. d'Este folgte 1097 dem Vater und geriet in jahrzehntelange Erbstreitigkeiten mit dem "deutschen" Halbbruder Welf beziehungsweise dessen Sohn und verweigerte ihnen Erbanteile, ebenso wie seinem Bruder Hugo, den er nur geringfügig apanagierte. Er war Markgraf von Mailand und Ligurien und die Familie behielt den Titel Markgraf bei, auch als später diese Markgrafschaften verlorengingen. Fulco I. verknüpfte seine Titel meist mit der Stammburg Este und unterstützte 1093 die Rebellion des deutschen Königs KONRAD gegen seinen Vater HEINRICH IV. Er erschien oft als Richter und Gönner der Klöster, stützte sich auf den Patriarchen von Aquileia und behauptete die Machthöhe seines Vaters weitgehend.

Jordan, Karl: Seite 6
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"Heinrich der Löwe"

Als Azzo von Este 1097 im hohen Alter die Augen schloß, brach zwischen seinen Söhnen aus seinen beiden Ehen ein heftiger Streit um das reiche väterliche Erbe aus. Welf IV. erhob gegenüer seinen Stiefbrüdern, den Markgrafen Hugo und Fulco, weitgehende Ansprüche auf die Besitzungen und konnte sie auf einem Zug nach Italien zum großen Teil durchsetzen.

Schneidmüller, Bernd: Seite 135-137,146
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"Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

Mediator dürfte auch der italienische Vater Welfs IV. gewesen sein, der 1069/70 in die westeuropäische Politik eingriff. Das verwirrend erscheinende genealogische Netz muß zur Erklärung des welfischen Handlungs- und Bewußtseinshorizonts bedacht werden. Albert Azzo II. hatte nach dem Tod seiner welfischen Gemahlin Kuniza (um 1050) in zweiter Ehe Garsenda geheiratet, die Schwester des Grafen Hugo IV. von Maine. Aus dieser Verbindung gingen die beiden Halbbrüder Welfs IV. hervor, Fulco und Hugo, auch sie nach mütterlichen Vorfahren benannt. Beim Tod Hugos IV. und seines Sohnes geriet die Grafschaft Maine in den 60-er Jahren in den Bannkreis der benachbarten normannischen Herzogsherrschaft. Doch bei einer Revolte in der Stadt Le Mans rief eine oppositionelle Partei die Grafen-Tochter Garsenda als Erbin und ihren Mann Albert Azzo an die Loire. Im Frühjahr 1069 setzte sich der OTBERTINER tatsächlich durch und ließ mit der Gattin auch seinen Sohn Hugo in Maine zurück. Letztlich war seiner Herrschaft kein Erfolg beschieden, so daß er 1070 zum Vater nach Italien zurückkehrte. Freilich erhielt sich bis in die 90-er Jahre des 11. Jahrhunderts der erberechtlich begründete Anspruch Hugos auf die Grafschaft Maine.
Beim Tod des Vaters stritt Welf mit den Halbbrüdern Fulco und Hugo um das väterliche Erbe. 1097 setzte sich Welf IV. gewaltsam durch und befestigte seine Herrschaft nördlich wie südlich der Alpen. Letztlich wurden diese Auseinandersetzungen, die erst aus dynastischer Rückschau zum Streit zwischen den WELFEN und den ESTE gerannen, erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts durch Welf VI., Heinrich den Löwen und FRIEDRICH I. BARBAROSSA beigelegt. 1097 setzte sich Welf IV. gewaltsam durch und befestigte seine Herrschaft nördlich wie südlich der Alpen.
Entläßt man Welf IV. 1056 nicht in die süddeutsche Eigenständigkeit, spielt man die Entscheidung für die Fortführung der welfischen Sache nicht gegen oberitalienische Bindungen aus und verengt man die Blicke nicht auf schwäbisch-bayerische Herrschaft des welfischen Hauses, so wird man den personellen und politischen Netzwerken des späteren 11. Jahrhunderts erst gerecht. Dann begreift man die Wege der Söhne Albert Azzos II. in ihre kognatischen Erbgüter in Schwaben/Bayern oder Maine besser und löst sie nicht gleich aus der italienischen Adelsgesellschaft heraus nach dem Tod Albert Azzos II. 1097, in der Auflösung älterer selbverständlicher Bindungen der Adelsgesellschaft in Süd-, Mittel- und Westeuropa, entschied sich die Zukunft der drei Söhne und ihrer Nachfahren.
HEINRICH IV. dankte es seinen beiden Söhnen aus zweiter Ehe in einer freilich diplomatisch merkwürdigen Urkunde: Grafschaft für Grafschaft, Besitz für Besitz wurden den beiden Brüdern Hugo und Fulco in Italien bestätigt.
 
 
 
 

  oo N.N.
              - um 1114
 
 
 
 

Kinder:

  Azzo IV.
         - vor 1145

  Bonifacio I.
         -28.9.1163

  Fulco II.
        - vor 1172

  Albert
         -11.4.1184

 Obizzo I.
        -25.12.1193
 
 
 
 

Literatur:
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Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 6 - Schneidmüller, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 135-137,146 -
 
 
 
 
 
 
 


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