Ältester Sohn des Grafen
Guido von Flandern aus dem Hause DAMPIERRE aus seiner 1.
Ehe mit der Mathilde
von Bethune, Tochter von Graf Robert VIII.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 895
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Robert III., Graf von Flandern 1305-1322
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* 1247, + 17. September 1322
Ältester Sohn von Gui III. von Dampierre und Mathilde von Bethune
1265
1. oo Blanca, Tochter Karls
von Anjou
2. oo Yolande von Nevers
Er unterstützte seinen Schwiegervater Karl
von Anjou bei der Eroberung des Königreiches Neapel (1265).
Während des französisch-flämischen Krieges wurde er gemeinsam
mit seinem Vater vom König von Frankreich gefangengehalten (von Mai
1300 bis Juli 1305, noch über den Tod des Vaters hinaus). Um den Frieden
mit Frankreich und die Autonomie der Grafschaft Flandern wiederherzustellen,
stimmte Robert dem
drückenden Vertrag von Athis (1305) zu. Sein Widerstand gegen die
für Flandern nachteilige französische Interpretation der finanziellen
Absprachen führte zum Abschluss eines neuen, kaum günstigeren
Vertrages (Pontoise, 1312). Die Aufsage des Treueids an den König
(1297) und militärische Operationen gegen Frankreich (1314-1316) konnten
den noch härteren Vertrag von 1316 nicht verhindern. Trotz einer erzwungenen
neuen Lehnshuldigung an den König von Frankreich (1320) ging Robert
III. zur Boykottierung der finanziellen
Absprachen und zur Unabhängigkeitspolitik über.
Robert III. von Bethune stand bis 1268 in Diensten seines ersten Schwiegervaters Karl I. von Anjou, half ihm Neapel zu erobern und konnte die Hinrichtung Konradins von Schwaben in Neapel nicht verhindern. Durch die Mutter wurde er Seigneur von Bethune und Vogt von St. Vaast/-Arras. Er war 1300-1304 mit dem Vater in französischer Haft, folgte ihm als Graf von Flandern und setzte die Kriege gegen Frankreich fort. Er musste 1312 den wallonischen Teil mit Artois, Bethune, Lille und anderen Orten definitiv abtreten und erreichte 1320 einen endgültigen Frieden und blieb französischer Kronvasall. Er erneuerte die Hoheit über Seeland gegenüber den Grafen von Holland. Die Städte konnten ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Grafen ausbauen.
Ehlers Joachim: Seite 206,226,231,237
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"Die Kapetinger"
Der Waffenstillstand von Tournai lief im gleichen Jahr
ab, in dem Toul und das Barrois mouvant gewonnen wurden.
Schon im Januar 1300 rückten Truppen Philipps
des Schönen in Flandern ein und nahmen den Grafen Guy
von Dampierre, seinen Sohn und Nachfolger Robert von Bethune
zusammen mit einer Gruppe loyaler flämischer Adliger gefangen.
Philipp der Schöne
hatte bedeutende Konflikte ungelöst hinterlassen. Weder die Grafen
von Flandern noch ihre Städte hatten trotz mehrfacher Nachverhandlungen
und Revision jemals die harten Bedingungen eines 1305 in Athis-sur-Orge
zwischen Robert von Bethune, dem Nachfolger des Grafen Guy von
Dampierre, und Philipp IV. geschlossenen
Friedensvertrages akzeptiert. Erst als Robert von Bethune am 11.
Juli 1312 in Pontoise einen Frieden beschwor, der die Burgbezirke Lille,
Douai und Bethune an die französische Krone brachte, glaubte mindestens
der königliche Verhandlungsführer Enguerran de Marigny, daß
die Abhängigkeit des Grafenhauses vom französischen König
nunmehr sichergestellt sei. Als sich die flandrische Opposition im Sommer
1314 wieder regte und ein neuer Feldzug notwendig wurde, geriet Marigny
in den Verdacht, daß er sich von den Flandrern habe bestechen lassen.
Wie gespannt das Verhältnis zum Grafen von Flandern
war und mit welcher Härte diese Spannung öffentlich demonstriert
wurde, zeigt das Fernbleiben Roberts von Bethune bei der Zeremonie.
Ludwig X. hatte ihm kurz zuvor die Grafschaft durch den Pairshof
absprechen lassen und rüstete nun zum Krieg, dessen Finanzierung wegen
der geschlossenen Vereinbarungen mit den Ligen noch schwerer zu erbringen
war als üblich.
Nicht militärische Erfolge des Königs von Frankreich,
sondern die dringenden Friedenswünsche der Städte veranlaßten
Graf
Robert von Flandern im Sommer 1320 zu einem entsprechenden Abkommen
mit Philipp V.
Favier, Jean: Seite 264,280,300
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"
Anfang 1300 besetzte Karl von
Valois Flandern. Graf Guido und sein Sohn, Robert
von Bethune, der die Grafschaft inzwischen regierte, wurden schlicht
unter Hausarrest gestellt.
Doch damit war der Fall keineswegs abgeschlossen. Robert
von Bethune, seit 1304 Graf von Flandern, blieb für den König
von Frankreich, wie nicht anders zu erwarten, ein zu unbequemer Vasall.
Aber auch die Übergriffe des Königs hörten nicht auf, und
so stand mehrmals ein Krieg vor der Tür. Die sozialen Spannungen zwischen
Handwerkern und Großuntermehnern allerdings waren nur in zweiter
Linie politisch eingefärbt. Viele Flamen glaubten, der Graf habe sich
über den Löffel balbieren lassen. Und in der Tat waren Guido
von Dampierre und Robert von Bethune von Anfang an von allen
betrogen worden. Daß sich Flandern bereits mitten in der schwersten
Krise befand, ging weder dem Grafen noch dem König auf. Sie sahen
lediglich die Folgen des lokalen Wettbewerbs zwischen den auf den europäischen
Märkten rivalisierenden Städten und erkannten nicht, daß
das Gewerbe der Tuchstädtesamt seinen Zulieferbetrieben durch die
Entwicklung auf dem Weltmarkt zum Untergang verurteilt war.
Als sich die Sache jedoch in die Länge zog, schob
sich Ludwig
von Nevers, der älteste Sohn des Grafen von Flandern,
Robert
von Bethune, in den Vordergrund und ließ seine Diplomatie spielen.
Doch gelang es Marigny, seine Pläne um teures Geld zu vereiteln: Schließlich
hätte die Kaiserkrone für Ludwig von Nevers für Frankreich
den Verlust Flanderns bedeutet. Gerade zu dieser Zeit aber kämpfte
der KAPETINGER um die Ausführung
des Vertrags von Athis, wobei ihm das Bündnis mit dem Papst sehr zustatten
kam.
Zu diesen Feudalherren zählte beispielsweise der
Graf von Flandern: Während sich Guido von Dampierre und sein
Sohn Robert von Bethune mit der Volkspartei gegen Philipp
den Schönen und die kapetinger-treuen
leliaerts verbündeten, zog es Graf
Ludwig von Nevers 1328 vor, gegen sein aufständisches Land
seinen Herrn, den König von Frankreich, um Hilfe anzurufen.
1265
1. oo Blanka von Anjou, Tochter des Herzogs Karl
I.
um 1250- 1269
1272
2. oo Jolanthe von Burgund, Tochter des Herzogs
Eudo
-2.6.1280
Erbin von
Nevers, Auxerre, Tonerre und Donzy
Kinder:
2. Ehe
Johanna
-15.10.1333
Sie starb als Äbtissin von Sauvoir.
1288
oo Enguerrand IV. Graf von Coucy
- 1310
Ludwig I.
um 1274-6.(22.)7.1322
Jolanthe
- 1313
24.7.1289
oo Walter II. Graf von Enghien
- 1310
Mathilde
-
7.3.1314
oo Matthäus Seigneur zu Florennes
-
Robert Graf von Marle
ca 1275-26.5.1331
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 206,226,231,237 - Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 234,239,243 - Favier,
Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 264,280,300 - Herde Peter: Karl
I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979
Seite 64 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 204-225 -
Philipp von Frankreich
hatte inzwischen, nachdem die Fläminger ihre Rüstung hatten auseinander
gehen lassen, zum Teil ganz neue Bedingungen des Friedens gemacht, als
die früher bei Lille stipulierten waren. Er verlangte
1. Die Anweisung einer jährlichen Rente von
20.000 Mark auf die Grafschaft Rethel oder eine benachbarte Herrschaft
2. 40.000 Mark außerdem innerhalb vier Jahren;
3. den Zuzug von 600 flämischen Reitern,
so oft er derselben bedürfe, auf Kosten Flanderns;
4. daß er die Urheber der Empörung
dadurch strafen dürfe, daß es ihm freistehen sollte, 3.000 Fläminger
über See zum Krieg zu auszusenden, wohin es ihm gefalle.
5. Gent, Brügge, Ypern, Lille und Douay sollten
Mauern und Tore schleifen vor St. Johannis 1307, und sollten sie nie wieder
bauen
6. Der Adel Flanderns sollte dem König
Garantien geben, daß er sich nie mit den Feinden Frankreichs verbinden
würde; sollte aber der Graf dies tun, so sollte die Grafschaft dem
König heimfallen.
Bis jene 20.000 Mark Renten angewiesen, die 3.000 Mann
dem König gestellt, und die Befestigungen der fünf Städte
geschleift seien, sollte der König als Pfand Lille, Douay, Orchies
und die Burgen von Cassel und Kortryk behalten, mit der näheren
Bestimmung, daß es dem König freistehen solle, auch die Burgen
von Lille und Kortryk zu schleifen.
Da Robert von Bethune, der Nachfolger Guis
in Flandern, in des Königs Gewalt war, mußte er in diesen Frieden
einwilligen, ehe er die Freiheit erhielt. Es ward derselbe aber definitiv
abgeschlossen zu Athis sur Orange am 5. Juni 1305. Von beiden Seiten wurden
alle Gefangenen frei gegeben; auch Gui d'Avesnes, der Bischof von Utrecht,
kehrte in sein Bistum zurück.
Im Frühjahr 1306 brach die Fehde zwischen Flandern
und Holland um Zeeland von neuem aus, das der Graf von Holland weder die
Belehnung mit Zeeland suchte, noch einzelne Besitzungen zugefallen ansprach,
welche Graf Robert als ihm unbestreitbar
zugefallen ansprach, herausgeben wollte. Die Fläminger hatten einen
Bundesgenossen an Herzog Johann von Brabant; doch kam es zu keinem Blutvergießen,
weil man sich zuletzt verständigte, die Sache austragsweise entscheiden
zu lassen, und die Schiedsrichter nahmen für einen zu schließenden
Waffenstillstand wahrscheinlich im ganzen den früheren Zustand der
Verhältnisse zur Basis.
Von dieser Seite scheint Robert also wenisgtens
gedeckt gewesen zu sein, als er im Jahre 1307 eingeladen ward, zu definitiver
Regulierung der Verhältnisse zu Frankreich nach Poitiers zu kommen,
wo sich eben König Philipp und
Papst Clemens befanden. Philipp verlangte
jetzt den Besitz von Lille, Douay und Orchies sogar für immer, und
der Graf, der wissen konnte, daß er seine Fläminger durch ein
solches Zugeständnis gänzlich von sich entfernen würde,
verweigerte dasselbe entschieden.
Um endlich zu einem Resultat zu kommen, beschied König
Philipp nicht bloß den Grafen Robert, sondern auch
Abgeordnete von Gent, Brügge und Ypern zu sich nach Paris im August
1308. Als die Deputierten dieser Städte im September in Paris ankamen,
wurde ihnen von den französischen Unterhändlern die Frage gestellt,
ob sie nicht die ganze Angelegenheit der Gande und Gewissenhaftigkeit König
Philipps zur Entscheidung anheim geben wollten, und sie antworteten,
daß sie dem nicht abgeneigt seien, falls ihnen der König Garantien
gebe, daß seine Entscheidung ihnen Mauern und Tore, Vesten und Freiheiten
Gesetze und Verfassung unangetastet lassen werde, wie der König im
Lager bei Lille versprochen. Der Graf selbst war zugegen, und mußte
geschehen lassen, daß seine Fläminger, deren Vollmachten nicht
erlaubten von dem Frieden von Lille abzugehen, unverrichteter Sache heim
gesendet wurden.
Im Februar 1309 reiste Graf Robert mit seinen
Brüdern und Söhnen abermals nach Paris, da er inzwischen mehrere
Städte zum Nachgeben bewogen hatte, namerntlich Gent und Ypern; nur
Brügge wollte durchaus nicht von dem Liller Frieden lassen.
Um die Mitte März sandte Graf Robert seinen
Sohn Robert
von Nevers aus Paris, und durch ihn einen neuen Vertrag, welchen
anzunehmen er die Städte um alles bat. Alle nahmen ihn, da er viele
Milderungen enthielt, an, nur Brügge nicht, welches acht Tage Bedenkzeit
forderte, und am Ende derselben durchaus in Parteien zerrisssen war. Der
Adel und der Popolo grasso, größtenteils Lilianen, mit ihnen
die Zünfte der Kleinhändler, Fischer und der größte
Teil der Fleischer wollten den Frieden, dagegen von den Fleischern war
ein Teil mit Breyel, die Tuchweber mit Pieter de Koning, die Tuchscherer
und Tuchwalker mit dem Walker Jan Heyne durchaus gegen den Frieden; und
dieser letztern Partei schlossen sich alle anderen Zünfte an, denn
dieser Teil der Brügger hatte am meisten einige Bestimmungern des
früheren, so wie nach des jetzt gemilderten Vertrags zu fürchten.
Endlich wurde man eins, eine Deputation von vier Männern aus Brügge
an den König zu senden, und auf diese Weise dessen Gnade und einen
anderen Frieden zu suchen. Das Beispiel der Brügger steckte aber bald
alle anderen Städte an, und der von Robert von Nevers überbrachte
Friedensentwurf hatte überdies überall die Vermutung angeregt,
der Adel und die Reichen suchten dahin zu unterhandeln, daß der Zorn
und die Strafe des Königs bloß das gemeine Volk treffen solle.
Auch verdroß es die Fläminger, daß Graf Robert,
um nur Lille und Douay vom König zurückzuerhalten, ganz auf dessen
Wünsche einging, sich ganz mili Lilianen umgab, und zeitherige Vaterlandsfreunde
zurücksetzte.
Die Deputationen überzeugten bald den Grafen und
den König, daß durch längeres Beharren bei den aufgestellten
Forderungen nur ein weit fürchterlicherer Krieg herbeigeführt
werde, als der eben beeendigte gewesen; und als sich der Graf und die Anwesenden
von flämischen Adel vor König Philipp
auf die Knie warfen und um gnädigere Bedingungen flehten,
gewährte er endlich im Mai folgende:
"Der König verzeiht der Stadt Brügge ihre Übeltaten,
und nimmt den Grafen und die Gräfin unter seinen Schutz. Von den 20.000
livres, welche er jährliche Renten verlangt hat, läßt er
gegen ein Abfindungsquantum 10.000 nach. Die Festungswerke der fünf
Städte bleiben bis auf weiteres, mit Ausnahme derer von Brügge,
welche geschleift werden müssen. Den Flämingern sind alle Abgaben
erlassen, die von königlichen Amtleuten ausgeschrieebn sind, außer
in Lille, Douay und Orchies."
Diese Milderung des letzten Friedens beruhigte die Gemüter
des Volkes, und das Abfindungsquantum wurde gezahlt. Aber mehr und mehr
ward ein Verhältnis klar im Lande selbst, welches dann die ganze nächste
Zeit hindurch die Geschicke Flanderns bestimmte. Es hatte sich in dem Befreiungskampfe
im flämischen Volke ein Geist entwickelt, dessen Entstehung Graf
Robert, der damals in französischer Gefangenschaft war, nicht
mehr erlebt hatte, den er nicht verstand und nicht zu lenken wußte,
durch den er sogar feindlich berührt wurde.
Die Einwohner des Waeslandes gleich den übrigen
Flämingern gegen den Grafen aufgebracht, empörten sich zu Anfang
des Jahres 1310; ihr Herr aber, vom Adel unterstützt, kam mit einem
Heer über sie, ließ fünf von den Rädelsführern
rädern, und 25 verjagte er aus dem Lande.
Während der nun folgenden Ruhejahre nahm Graf
Robert die seit den Spannungen und Kriegen mit Frankreich unterbrochene
Richtung auf Förderung bürgerlicher Tätigkeit und auf Begünstigung
von Handel und Gewerbe wieder auf.
Für die 10.000 Mark jährlicher Renten, welche
dem letzten Vertrage zufolge Flandern an König
Philipp zu zahlen hatte, waren diesem einstweilen Lille, Douay
und Orchies als Pfandschaften überlassen. Nun wußte Enguerrand
de Marigny Robert dahin zu überreden, daß er (unter der
Voraussetzung, der König würde sie ihm von allen lästigen
Bedingungen frei zurückgeben) jene drei Städte im Juni 1311 ganz
aufgab und auf das Einlösungsrecht verzichtete. Alle späteren
Protestaktionenn des Grafen, daß er getäuscht worden sei, halfen
ihm zu nichts; die Franzosen behielten diesen Teil Flanderns für sich.
Währen der nächsten Jahre stieg der Zorn des
Königs gegen die Fläminger wieder auf höchste. Der Papst
veranlaßte im Jahre 1313 eine Art Kongreß, zu welchem, außer
dem Grafen von Flandern, dessen Hofstaat und den Deputierten von Gent,
Brügge und Ypern, auch der Erzbischof von Narbonne, Enguerrand de
Marigny und Thomas de Marfontaine kamen. Das Verlangen aber dieser französischen
Bevollmächtigten, der Graf solle einen neuen Lehenseid, in welchem
ausdrücklich jene drei von ihrem König okkupierten Städte
ausgenommen seien, schwören; Gent, Brügge und Ypern sollten alle
Befestigungen in Flandern brechen oder brechen lassen und anderes noch
leisten - dies Verlangen brachte Robert in solchen Zorn, daß
er des Königs Räte schalt und heimkehrte. Seinem Beispiel folgten
die französischen Abgeordneten, und auch die weiteren Bemühungen
des Kardinallegaten und der Deputierten der Städte Gent, Brügge
und Ypern, den König mit dem Grafen auszusöhnen, blieben umsonst.
Philipp lud den Grafen vor, aber
Robert kam keiner Vorladung nach, und alle seine Besitzungern wurden
für konfisziert erklärt. Auch die Grafschaften von Nevers
und Rethel, welche Roberts ältestem Sohne Louis
gehörten, ließ der König besetzten.
Graf Robert seinerseits stellte nun Marignys Betrug
offen dar, und rüstete zum Kriege; aber auch in Paris strömten
wieder die Besten der Ritterschaft aus allen Teilen Frankreichs zusammen,
und König Philipp wollte nun ohne
alle Gnade gegen Robert verfahren und Flandern erobern. Während
drei französische Heerhaufen gegen die flämische Grenze zogen,
sprachen der Erzbischof von Reims und der Abt von St. Denis auf einer Synode
zu St. Omer über Robert die Exkommunikation aus. Inzwischen
gelang es doch dem Kardinallegaten und Marigny, noch einen Waffenstillstand
auf ein Jahr zustande zu bringen, obgleich auch die Fläminger voll
Kriegslust ihren Feinden entgegengezogen waren. Philipp
mochte früher, bei Abschluß des Waffenstillstandes, gehofft
haben, Robert, der schon bei Jahren war, zu überleben, denn
er erneuerte den Waffenstillstand, und suchte bis zu diesem Zeitpunkte
des Absterbens des Grafen die Sache hinauszuzögern; allein das Schicksal
hatte es anders beschlossen; er starb am 29. November 1314.
Kaum hatte König Ludwig
X. zu Reims die Krone erhalten, als er auch den Kampf gegen
Flandern wieder aufnahm, und dabei an Guillaume d'Avesnes, dem Grafen von
Hennegau und Holland, einen bereitwilligen Hefer fand. Während der
Vorbereitungen zu dem beabsichtigten Kriege suchte Louis von Nevers,
der Sohn des Grafen Robert, und des letztern Bruder, Jean
von Namur, mit dem Könige zu vermitteln, und dieser, der darauf
einging, lud Robert zu sich; aber Robert blieb dabei, er
wolle Flandern ganz wieder haben oder ganz verlieren, und kam nicht. Ein
unzählbarer Heerhaufe bewegte sich gegen die flämischen Grenzen;
dabei waren außer dem Könige dessen beide Brüder Philipp
und Karl, und ihr Oheim, der Herzog
von Valois. Die Fläminger belagerten schon Lille, als das französische
Heer ankam, zogen sich aber erschreckt hinter den Leje zurück, und
die Franzosen verwüsteten nun von Cassel her alle anstoßenden
Gegenden Flanderns; zugleich wurde das Waesland von Hennegauern und Holländern
heimgesucht. Der König drang um die Mitte August 1315 von Arras aus
nach Lille vor, und lagerte sich ganz in der Nähe von Kortryk, so
daß nur der Leje die beiden Heere trennte. Nun goß aber Regen
so anhaltend und in solchen Strömen vom Himmel, daß die Franzosen,
in allem gehindert und beschwert, ohne gehörige Zufuhr, bald den Boden
so erweicht sahen, daß ihre Reiterei zu nichts zu brauchen war, und
es blieb ihen zuletzt keine Rettung als schleunige Flucht, in welcher sie
sich in der Nacht vom 11. auf den 12. September nach Lille zurückzogen.
Alles Gepäck fiel in der nachsetzenden Fläminger Hände.
Der Feldzug mußte aufgegeben werden, und ehe eine neue Rüstung
zustande kam, starb Ludwig X. im Sommer
1316.
Immer noch war aber zwischen Robert und dem flämischen
Volke ein gewisser Groll; denn ungeachtet er in den letzten Jahren ganz
im Interesse Flanderns gehandelt hatte, gaben ihm nun doch die Städte
Gent, Brügge und Ypern, die sich mehr und mehr nach Frieden sehnten,
schuld, er sei an der Notwendigkeit, jetzt Krieg fortzuführen, Veranlassung;
er habe früher ohne Beirat der Stände gehandelt, und dadurch
Flandern in diese Verlegenheit gebracht. Die drei Städte gingen in
der Opposition gegen ihren Grafen nun endlich so weit, Gesandte an den
französischen Hof zu senden, um von dem damaligen Reichsverweser und
nachmaligen König Philipp V. Frieden
zu suchen. Sie erhielten folgende Bedingungen gestellt:
1. Die Fläminger sollen Philipp
um Verzeihung bitten wegen des Unrechts, was sie gegen ihn, seinen Vater
und Bruder verübt.
2. Der Graf solle einen Kreuzzug unternehmen.
3. Des Grafen Sohn Robert solle nach
St. Jago von Compostella wallfahrten und zu vier anderen heiligen Orten,
welche bezeichnet wurden.
4. Die Veste von Kortryk solle geschleift
und nie wieder gebaut werden.
5. Außerdem sollten die Fläminger
dem König 2.000 livr. zahlen, und Lille, Douay und Bethune für
alle Zeit bei Frankreich lassen. Würden diese Bedingungen erfüllt,
so sollte die gräfliche Familie und die Landschaft von Flandern in
alle ihre Rechte restituiert sein, und die schon früher verlangten
600 Ritter sollten nicht über See dienen. Nun würden die Franzosen
noch die Burgveste von Cassel brechen und den Ort nicht eher wieder übergeben,
als drei Jahre nach Schleifung der Festungswerke von Gent, Brügge
und Ypern; und der Reichsverweser verlangte, daß die Streitigkeiten
mit Hennegau-Holland ihm zu schiedsrichterlicher Entscheidung überlassen
würde.
Als die Gesandten nach Flandern zurückkehrten, erschienen
diese Bedingungen teils ungerecht, teil, wie die Wallfahrten, lächerlich;
die Fläminger nahmen fort und fort französische Schiffe; die
Franzosen nahmen die Grafschaften Nevers und Rethel wieder und machten
Einfälle in Flandern; Graf Robert schickte sich an, auch die
noch von den Feinden vorenthaltenen Teile seiner Grafschaft wieder zu erobern;
und man sah schon wieder entscheidenderen Begebenheiten entgegen, als Louis
von Nevers den Herzog Karl von Valois
für eine Heirat von dessen Tochter mit seinem Sohne Louis
gewann, und zu diesem Ende einen Waffenstillstand herbeiführte.
Während des Waffenstillstandes wurden neue Friedensunterhandlungen
zwischen Flandern und Frankreich am päpstzlichen Hof eröffnet;
da aber die Fläminger den Papst nicht als Schiedsrichter, sondern
bloß als wohlmeinenden Vermittler gelten lassen wollten, zerschlug
sich alles, und Graf Robert zog hierauf sofort mit einem riesigen
Haufen vor die Vesten von Kortryk und Cassel, die endlich durch Hungersnot
zur Übergabe gebracht wurden. Bei der Kapitulation wurde die Schleifung
beider Burgen ausbedungen, und diese hatte auch ohne weiteres statt. Außer
diesem Vorgange blieb übrigens der Waffenstillstand ungestört
bis zu seinem Ende, Pfingsten 1317.
Nach Ablauf desselben wurde das Interdikt über den
Grafen und über sein Land ausgesprochen, und König
Philipp sandte Gautier von Chatillon und Henri von Sully mit
Heeren nach dem Artois. Kaum konnte Robert seine Fläminger,
die das Interdikt als Vorwand brauchten für die Wünsche ihre
dem Grafen widrigen Gesinnung, dazu bewegen, ihm nach Cassel zuzuziehen;
und schwerlich würde er imstande gewesen sein sich zu halten, aber
eine Heirat, die in Vorschlag kam zwischen Louis dem Jüngeren von
Nevers und der Tochter König Philipps
V., veranlaßte die Verlängerung des Waffenstillstandes
auf ein Jahr. Friedensunterhandlungen, die inzwischen wieder versucht wurden,
scheiterten abermals an des Grafen Hartnäckigkeit, der alles zu einem
Zuge gegen Lille vorbereitete, dabei aber von den Gentern verlassen und
zu Aufgeben der Unternehmung gezwungen wurde im Jahre 1319. Er sah nun
endlich, daß er doch einiges werde nachgeben müssen, und nachdem
er in abermalige Verklängerung des Waffenstillstandes gewilligt, versprach
er, er wolle im Frühling 1320 nach Paris zum König kommen, um
Frieden zu schließen.
In Paris fügte sich dann Robert am 5. Mai
1320 geschlossenen Frieden: Sein Enkel, der Sohn Louis' von Nevers,
welcher auch Louis hieß, solle des Königs Tochter Margaretha
heiraten, und es solle demselben die Nachfolge in Flandern zugesichert
sein, selbst wenn dessen Vater, Louis von Nevers, vor dem Großvater,
dem Grafen Robert, stürbe [Margaretha
von Frankreich, die in diesem Frieden Louis dem Jüngeren
verlobt ward, war die Tochter der Königin
Johanna, und diese die Tochter jener Margaretha
von Artois (mit Odo Freigrafen von Burgund) welche ihren Neffen
Robert, wenn auch ein Zeit lang hart
von ihm bedrängt, doch zuletzt aus der Grafschaft Artois verdrängte.
Durch diese Verwandtschaft kam später das Artois, und bald
nach dieser Erwerbung durch die weitere Entwicklung der Umstände Douay,
Lille und Orchies wieder an Flandern.]. Die Fläminger sollten
dem König 30.000 livr. zahlen, und schwören, nie ihren Grafen
in irgendeiner Weise unterstüzuen zu wollen, wenn zufällig den
Frieden nicht halte. Lille, Douay und Orchies sollten bei Frankreich bleiben.
Um Robert von Nevers (Louis' des Älteren
Bruder), dem zum Nachteil dieser Friede einige Bestimmungen enthielt, abzufinden,
wies ihm Graf Robert 10.130 livr. Par. 11 s. 10 den. jährliche
Renten an, und gab ihm dafür Sicherheit durch Pfandschaften in Flandern.
Bald nach diesen Anordnungen verbreitete sich das Gerücht,
Louis
von Nevers habe seinem Vater Robert Gift geben wollen, und der
alte Graf ließ ihn, als er eben aus Brabant heimkehrte, verhaften
und nach Vianen, hernach nach Rupelmonde bringen. Hier wollte ihn sein
Bruder Robert, der ihn seit dem Frieden mit Frankreich haßte,
und sich des Vaters Siegelring zur Anfertigung falscher Befehle bedient
hatte, hinrichten lassen; aber der Burgvogt glaubte nicht, und gab aufs
schleunigste dem Grafen Robert Nachricht, der nun die ganze Intrige
übersah, und erfreut war, seinen Sohn erhalten zu sehen, aber ihn
doch (so mißtrauisch war er geworden) nicht in Flandern leben, sondern
schwören ließ, das Land zu meiden und sich nie an seinen Anklägern
zu rächen.
Louis starb später zu Paris am 22. Juli
1322, und sein Vater überlebte ihn nicht lange. Graf Robert
starb am 17. September desselben Jahres.