Sohn des Kaisers
LUDWIG III. DER BLINDE aus seiner 1. Ehe mit der Anna
von Byzanz, illegitime Tochter von Kaiser
Leo VI.
Schnith Karl: Seite 34
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"Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"
Denn LUDWIGS DES BLINDEN zwei Söhne Karl Konstantin und Rudolf galten ja nach der Auflösung der Ehe ihres Vaters mit der byzantinischen Prinzessin Anna (um 906/12) und der Neuvermählung ihres Vaters mit einer Dame namens Adelheid nicht mehr als legitim, das heißt nicht mehr erbberechtigt am väterlichen niederburgundischen Reich.
Hlawitschka, Eduard: Seite 32,39-43
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"Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen
und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte
Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts"
.
Hernach drängt sich sogleich die Frage auf, warum
dann LUDWIG DER BLINDE nicht wenigstens
seinen zweiten Sohn Rudolf für
die Nachfolge im niederburgundisch-provencalischen Königtum bestimmte
und warum sich dieser nicht bei den provencalischen Großen nach LUDWIGS
DES BLINDEN Tode als neuer Regent durchzusetzen vermochte. Die
naheliegendste und durch einen Hinweis auf sein Lebensalter auch etwas
abstützbare [Wenn er am 19. März 929 als Zeuge fungieren konnte
- vgl. oben Anm. 11 - dann muß er zumindest vor 914 geboren sein.
LUDWIGS
DES BLINDEN zweite Gemahlin ist zum 18. Januar 915 bezeugt,
vgl. Anm. 10.] Antwort ist die daß er in gleicher Weise wie Karl
Konstantin der Ehe LUDWIGS mit
der Byzantinerin Anna entstammt sein
dürfte und folglich unter dieselben Vorbehalte wie jener fiel. Ungenügendes
Alter, das übrigens auch sonst nicht thronhindernd war, scheidet jedenfalls
für beide Söhne LUDWIGS DES BLINDEN
völlig aus den Gründen für das
Nicht-Nachfolgen aus.
Sehr wahrscheinlich trat zur Verstärkung des Geburtsmakels
der Byzantinerin noch hinzu, daß es um 912 [W. Ohnesorge, Zur Frage
der Töchter Kaiser Leons VI. (wie Anm. 21) Seite 80 und 81 Anm. 19
(= Wiederabdruck Seite 173 und 175 Anm. 19) meint freilich, aus der erneuten
Vergabe des Namens Anna in Byzanz an
die älteste Tochter von Leons VI.
vierter Gemahlin schließen zu dürfen, daß die von
Zoe Zautzina, der zweiten Gemahlin, stammende Anna
906, eventuell schon 903, "mit ziemlicher Sicherheit" verstorben war. Durch
deren Abreise nach dem Frankenreich war jedoch meines Erachtens der Name
Anna
wieder frei und verfügbar;
Zoes
Tochter Anna muß damals nicht
schon verstorben gewesen sein. Die Begründung für eine frühe
Todeszeit Annas, der Gemahlin LUDWIGS
DES BLINDEN, ist jedenfalls nicht überzeugend; vgl. dazu
den gleichen Fall bei den Namen der Töchter König
Edwards des Älteren, unten Seite 54.] zu einer Auflösung
der Ehe
LUDWIGS DES BLINDEN und Annas
gekommen sein dürfte und sogar zu einer Neuvermählung Annas
mit
BERENGAR I. VON ITALIEN
[Nachdem
König BERENGARS I. erste
Gemahlin
Berta/Bertilla bald nach 910
- vielleicht durch Gift (vgl. Gesta Berengarii II., v. 79f. ed. E. Dümmler,
1871; Seite 101 - aus dem Leben geschieden war, begegnet uns von 915 ab
jedenfalls eine Anna als BERENGARS
dilectissima
coniunx, über deren Herkunft bislang nichts bekannt ist; zum ersten
Male in
BERENGARS I. Diplom nr. CVII,
vgl. L. Schiaparelli, I diplomi di Berengio I, (Fonti per la storia d'Italia),
1903, Seite 275.]. War dies der Fall, so mußte der Rechtsstatus der
Kinder LUDWIGS und
Annas
- da LUDWIG DER BLINDE selbst 915 mit
einer neuen legitimen conjux Adelheid
erscheint - besonders gemindert sein: diese Kinder dürften etwa Friedelsöhnen
vergleichbar geworden sein. Für eine solche These der Trennung und
anderweitigen Wiederverheiratung LUDWIGS DES BLINDEN
und Annas, die anmerkungsweise schon
einmal von R. Hiestand ins Gespräch gebracht wurde [C. W. Preevite
Orton, Italy and Provence (wie Anm. 16) Seite 336f., und R. Hiestand, Byzanz
(wie Anm. 2) Seite 129f., halten BERENGARS I.
Gemahlin Anna für eine
Tochter Kaiser LUDWIGS DES BLINDEN
und der Byzantinerin
Anna. Letzterer
erwägt zusätzlich (Seite 130 Anm. 79) aber auch schon die volle
Identität der Gemahlinnen LUDWIGS DES BLINDEN
und BERENGARS I.], gibt es immerhin
einige beachtenswerte Anhaltspunkte; sie würde auch das Ausscheiden
Karl Konstantins und seines Bruders
Rudolf
aus der Thronachfolge erst ganz plausibel machen.
Literatur:
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Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 34 -