Begraben: Ambrosiuskirche Mailand
Einziger Sohn des Königs
Hugo von Italien aus seiner 2. Ehe mit der Alda
Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 8
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen"
VII. 16 b. Lothar, Mitkönig
von Italien 931
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* ca.928, + 950 22. XI.
Gemahlin:
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937 12. XII. Adelheid, Tochter
König
Rudolfs II. von Burgund, später mit
Kaiser
OTTO I. vermählt
+ 999 16. XII.
Anmerkungen: Seite 121
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VII. 16. Lothar
Sohn der Alda,
Schiaparelli n. 9 (948 14. VI. domna et mater nostra Alda), Mitkönig
931 nach 17. IV., vor 17. X., Schiaparelli n. 27, 28.
Mitgiftverschreibung 973 12. XII.,
Schiaparelli n. 47.
Todestag Gingins de la Sarra, Archiv
für Schweizergeschichte 9, 233. [VIIc 27]
VII. Generation
27
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Brandenburg VII,16 datiert die Heirat Lothars
und Adelheids
auf 937 XII 12. Es handelt sich jedoch um die Verlobung, vgl. L. M. Hartmann,
Geschichte Italiens 3,2,201. Die Ehe wurde 947 geschlossen, und zwar vor
VI 27, vgl. D 3 Lothars (ed. Schiaparelli)
und Odilo von Cluny, Epitaphium domne Adalheide auguste, ed. H. Paulhart,
MIÖG. Ergänzungsband 20 (1962) 29f.
Für Adelheids Tochter
Emma
kommt demnach als Geburtsjahr frühestens 948 in Betracht.
Zur Zeit der Eheschließung stand Adelheidim
16. Lebensjahr, wie uns Odilo mitteilt; sie wurde also c 932 geboren, nicht
c 931, wie Paulhart ebd. Anmerkung 2 errechnet.
K 44
Me: 22.11. Lotharius rex + 950 König von Italien
(Es.) Lothars
Eintragung ins Merseburger Necrolog erklärt sich, wie die seines Vaters
Hugo
(K 10), durch seine Ehe mit der KaiserinAdelheid,
die nach ihrer Heirat mit OTTO DEM GROSSEN
dafür sorgte, daß ihre Verwandten ins
ottonische
Gedenken
aufgenommen wurden, auch wenn sie bereits vor ihrer Übersiedlung nach
Deutschland verstorben waren; siehe dazu oben Seite 163f.
Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 1, Spalte
1255; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, Seite 67 mit Anmerkung 2 und
3.
Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite
137-141,173,184
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"Kaiser Otto der Große"
Gegen Wido wandte sich Hugo
zunächst und belagerte seine Burg Vignola am Panaro, ohne damit
etwas auszurichten, denn inzwischen lud der von ihm schwer verletzte, ja
mit dem Tode bedrohte Erzbischof Arderich von Mailand Berengar
von Verona in seine Stadt ein. Traurig kehrte Hugonach
seiner Hauptstadt Pavia zurück, wo sein Hof sich leerte und Alles
zu seinem Widersacher nach Mailand strömte, um Gnaden aus dessen Hand
zu empfangen. Indem der König seine Sache verloren gab, hoffte er
doch die Krone seinem Sohne noch zu retten, der ja längst siedem Namen
nach mit ihm teilte und an allen Staatsakten scheinbar mitwirkte, in der
Tat aber kaum erst zum Jünglinge herangewachsen war. Lothar
begab sich also etwa im April in die Mitte der Empörer nach Mailand,
um vor ihnen seine Unschuld an den Vorwürfen zu beteuern, die man
gegen seinen Vater erhob; Hugo gedachte
inzwischen mit seinen Schätzen nach Burgund sich zurückzuziehen
und dort seine Zeit abzuwarten. Der junge, schuldlose König, den man
in der ehrwürdigen Ambrosiuskirche vor dem Kreuze niedergestreckt
fand, erregte in der Tat das Mitleid seiner bisherigen Vasallen und man
beschloß, ihm den Besitz der Krone zu lassen, indem
Berengar
wieder
eingesetzt in die Markgrafschaft Ivrea neben ihm als Teilhaber der höchsten
Gewalt stehen sollte. Berengar
lenkte
den Arm des jungen Königs und rief seine Verfügungen hervor,
wie das die Urkunden der nächsten Zeit beweisen. Natürlich begünstigte
und förderte er vor allem seinen Anhang.
Berengar, indem er
sich die Fortführung von Lothars
Königtum gefallen ließ, hatte seine Anhänger zugleich veranlaßt,
auch an
Hugo Boten zu entsenden und
ihn wiederum zur Übernahme der Herrschaft zu vermögen. Er fürchtete
nämlich, daß dieser mit Hilfe der mitgenomemnen Schätze
leicht von der Provence aus ihm einen Krieg erwecken könne, und wollte
ihn lieber unter seinen Augen behalten. So kehrte noch im Sommer scheinbar
alles in das alte Gleis zurück,
Hugo
und Lothar führten nach wie vor
ohne Macht demn königlichen Namen und ihr siegreicher Nebenbuhler
begnügte sich mit dem bescheidenen Titel eines obersten Ratgebers.
Mit dem Patricius Alberich wurde unter
Agapitus II., der kurz zuvor den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte,
nach dem Tode Marinus II., endlich 946 Friede geschlossen, die Marken Spoleto
und Camerino erhielt Bonifacius, der Sohn Hubalds, ein Schwiegersohn des
Königs
Rudolf I. von Burgund.
Berengar
zeigte sich von der vorteilhaftesten Seite und wußte alle Herzen
durch Güte und Freigiebigkeit zu gewinnen, so lange er das höchste
Ziel noch nicht vollständig erreicht hatte. Hugo,
der traurigen Rolle, zu der verurteilt worden, überdrüssig, zog
sich 946 in der Tat in die Provence zurück,. Wo er sich an Raimund
von Aquitanien einen Besitand für die Wiedereroberung seines Reiches
werben wollte, allein ehe es zu weiteren Versuchen gekommen war, ereilte
den König am 10. April 947 in Arles der Tod.
Die italienische Gesandtschaft, welche am Aachener Hofe
eintraf, legt Zeugnis dafür ab, daß die Regierung Lothars
und
Berengars
die guten Beziehungen zu erhalten oder wiederherzustellen suchte, die unterHugo
bestanden hatten. In den Verhältnissen jenseits der Alpen war insofern
eine wichtige Veränderung eingetreten, als der junge König sich
im im Jahre 947 mit der ihm längst von seinem Vater bestimmten Braut,
der damls 16-jährigen burgundischen Prinzessin
Adelheid vermählte. Ging auch zunächst aus dieser
Ehe nur eine Tochter,
Emma, hervor,
so war doch damit die Aussicht auf einen Thronerben und für
Lothar
ein
Antrieb gegeben, sich aus der drückenden Bevormundung des Markgrafen
Berengar zu befreien
Das Jahr sollte nicht zu Ende gehen, ohne einen zunächst
anscheinend unwichtigen in seinen Folgen höchst verhängnisvollen
Thronwechsel herbeizuführen. Der junge König
Lothar von Italien, nachdem er soeben in Turin dem Markgarfen
Arduin daselbst, einem burgundischen Emporkömmlinge, die Abtei Breme
in der Lomellina geschenkt hatte, starb dort plötzlich am 22. November
und wurde von der trauernden Witwe, die ihm nur wenig über drei Jahre
verbunden gewesen, zu Mailand in einer dem heiligen Georg geweihten Kapelle
der Ambrosiuskirche beigesetzt.
Schnith Karl: Seite 34-36
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"Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"
König Hugo zog
noch im Herbst 937 über die Alpen, erreichte im Dezember den Genfer
See, nahm Rudolfs II. Witwe
Berta
zur Frau und verlobte seinen Sohn und Mitkönig Lothar
mit der gerade erst sechsjährigen Adelheid.
Mit ansehnlichen Grundbesitzschenkungen an die beiden Damen - sie umfaßten
zusammen 21 Königshöfe und 4 Abteien mit 6.640 Bauernstellen
und zugehörigen Familien in Ober- und Mittelitalien - wurde diese
Aktion abgerundet und ihr der Anschein eines normalen Vorgangs verliehen.
Es gelang Berengar,
König
Hugo zu entmachten, der sich zeitweise in die Provence zurückzog.
Für den im Amt belassenen bisherigen Mitkönig Lothar
fungierte Berengar indessen als "höchster
königlicher Ratgeber", das heißt als eigentlicher Regent. In
dieser Situation der weitgehenden Entmachtung entschloß sich König
Lothar 947 zur Heirat seiner nunmehr 16-jährigen Braut.
Ob er sich damit, da sich Adelheids Bruder
Konrad
seit 942 im angrenzenden Burgund nunmehr fest durchgesetzt hatte, eine
Stärkung seiner bedrängten Lage erhoffte? Unsere Quellen geben
darüber keine Auskunft. Wir können lediglich aus den überschwenglichen
und das Übliche übersteigenden Epitheta einer am 27.6.947 ausgestellten
Urkunde KönigLothars über die Schenkung von fünf Landstücken
im Umfeld von Pavia an Adelheid, "seine
liebenswerte" bzw. "geliebte Gemahlin" und "süßeste Ehefrau"
schließen, daß sich eine echte Zuneigung zwischenden beiden
Jungvermählten entwickelte. Noch 972 hat Adelheid
in einer Gedenkstiftung für das S. Salvatorkloster zu Pavia auch Lothars
gedenken lassen, was den Eindruck bestätigen dürfte, daß
dieser ihr einst ein verständnisvoller Partner war. Bald ist dem Paar
auch eine Tochter geboren worden: Hemma,
die später der französische König
Lothar zur Frau nahm. Über eine Einflußnahme Adelheids
auf die Politik erfahren wir indessen nichts. Obgleich mehrere Urkunden
König
Lothars aus den nächsten Jahren erhalten sind, zeigen sie
keine Interventionen der Königin. Erst ein Diplom Lothars
vom 31.3.950 nennt Adelheid wieder,
und zwar als die "geliebte Gemahlin und Teilhaberin unseres Reiches", als
Lothar
ihr
"aus der innigen Verbundenheit gegenseitiger Liebe" alle seine Königshöfe
und sonstigen aus väterlichem Erbe ihm zugefallenen Güter mitsamt
den Grafschaften Modena und Bologna übereignete. Der Titel einer "Teilhaberin
an der Herrschaft über das Reich" (consors regni) mag für
die junge Königin zunächst mehr ein Zeichen hoher Wertschätzung
gewesen sein, aber er gab ihr auch durchaus rechtliche Möglichkeiten
in die Hand, wenn dies erforderliche sein sollte. Eine solche Situation
trat bald darauf ein. Am 22.11.950 verstarb nämlich
Adelheids
Gemahl König Lothar, und zwar
so unerwartet und schnell, daß bald von einer Vergiftung -
durch den faktisch Mächtigsten, Markgraf
Berengar - gemunkelt wurde. Ihm gab dieser Todesfall die Bahn
frei für die Legalisierung seiner schon ausgeübetn tatsächlichen
Machtstellung.
Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite
97-108
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Aber als Ausgleich für so viele Greueltaten war es
auch die Zeit der Wunder, wie jenes das im August 930 dem Sohn König
Hugos, dem kleinen Lothar,
dem zukünftigen Ehemann Adelheids,
das Leben rettete. Das Kind litte an einem heftigen Fieber und war in hoffnungslosem
Zustand. Auf Befehl seines Vaters wurde es vom Palast nach San Michele
gebracht und auf die Reliqquie des heiligen Kolumban gelegt. Plötzlich
verschwand das Fieber und wich einem ruhigen Schlaf. Lothar
war gerettet, und seine Mutter, die Königin
Alda, stattete mit einer großen Gefolgschaft von Adligen
und Dienerinnen dem Heiligen ihren Dank ab und überreichte ihm goldgewebte
Stoffe, während Hugoin einer feierlichen
Audienz den Mönchen die entzogenen Besitzungen zurückgab. Im
folgenden Mai wurde das so gerettete Kind in derselben Kirche San Michele
in einer glänzenden Zeremonie gekrönt und zum Mitkönig eingesetzt.
Am 11. Juli 937 starb Rudolf
II. von Burgund. Er ließ seine Frau
Bertha
als Witwe und seine noch jungen Kinder
Konrad,
Rudolf
und Adelheid
zurück. Die Minderjährigkeit des Thronerben weckte den Ehrgeiz
Hugos,
der sich in der Überzeugung, seine Macht über die Provence und
das übrige Königreich ausdehnen zu können, im Herbst nach
Burgund begab. Da er von Marozia
nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha,
und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem
kaum zehnjährigen Sohn Lothar und
der sechsjährigen Adelheid.
Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe
von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe
in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land. Bertha
bekam 16 Höfe mit 2.500 Hufen übertragen.
Als Hugo 940 von
seinen Spionen erfuhr, daß
Berengar
gegen
ihn eine Verschwörung plante, entschied er sich, ihn an den Hof zu
holen, um ihn gefangenzusetzen und blenden zu lassen. Aber der Plan scheiterte,
weil der feinfühlige
Lothar, Freund
des Markgrafen von Ivrea, sich nicht zum Komplizen seines Vaters machen
lassen wollte und Berengar heimlich
warnte. Dieser fand seine Rettung, indem er nach Schwaben zu Herzog Hermann,
dem zweiten Ehemann von Adelheids Großmutter,
floh.
Adelheid beobachtete,
dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie,
die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter
schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren
vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt.
Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo
nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und
Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte,
von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im
Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter
verführt haben soltte. Doch neben der Veranlagung Adelheids,
ihrer tiefen und lebendigen Religiosität, die allein genügen
würde, um diese Nachricht wenig glaubhaft zu machen, führen praktische
Überlegungen dazu, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Und vor
allem erwähnen die zuverlässigeren zeitgenössischen Quellen
diese Nachricht nicht. Hugo war ein
zu guter Politiiker, um sich auf eine Beziehung einzulassen, die ihn nicht
nur diskredidiert, sondern auch Berengar
einen idealen Vorwand geliefert hätte, um das Eingreifen
OTTOS
I. zu verlangen und seine Unterstützung zu bekommen. Dieser
Herrscher übte in der Tat ein Protektorat über Burgund und die
burgundische Königsfamilie aus, und Bertha,
trotz allem die legitime Gemahlin Hugos,
hätte solch eine Schmähung sicher weder für sich noch für
ihre Tochter hingenommen. Dazu kommt, daß Hugo,
obwohl ein leidenschaftlicher Mann ohne Skrupel, auch ein sehr guter Vater
war, seiner zahlreichen Nachkommenschaft sehr verbunden, sehr besorgt darum,
seinen Söhnen und Töchtern, ob legitim oder illegitim, einflußreiche
Positioen zu sichern. Es scheint also schwierig zu glauben daß er
so gehandelt haben könnte. Sein Verhalten hätte dann seinem Sohn
Lothar,
den Mitkönig und Erben, dem Spott und der Häme der Höflinge
und der Untertanen ausgesetzt, und das hätte seine eigene Autorität
geschwächt udn die Stellung seines Sohnes, dessen nicht nur physische
Zartheit er kannte, praktisch unhaltbar gemacht. Ganz im Gegenteil versuchte
Hugo
aber um jeden Preis, die eigene Stellung und die Lothars
zu verstärken, indem er OTTO I.
bedeutende Geschenke sandte und die Hochzeit seiner sehr jungen und sehr
schönen natürlichen Tochter Bertha
mit Romanos, dem Enkel und Erben des
byzantinischen Kaisers, aushandelte, um seine Unterstützung zu bekommen
und das Ansehen seines Hauses zu vergrößern.
Genau zu dem Zeitpunkt, als Hugo
sich sicher fühlte, veränderte sich etwas in der Haltung des
deutschen Königs. Dieser verfolgte mit großem Interesse, was
sich in Italien ereignete, und er sah nicht gerne den Provenzalen, dessen
Ehrgeiz er kannte, an Ansehen gewinnen. Berengar
nutzte die Gelegenheit und zog Anfang 945 mit einem Heer über Schwaben
nach Italien. Er sicherte sich durch großzügige Versprechungen
die Unterstützung eines Neffen von Hugo,
Manasse von Arles und den Rückhalt einiger Adligen und Kirchenfürsten
und es gelang ihm, ohne Widerstand zu finden, das Etschtal entlangzuziehen
und in Verona, Modena und mit Hilfe des greisen Erzbischofs Arderich in
Mailand einzuziehen.
Hugo war weit weg
von seiner Hauptstadt, denn er war damit beschäftigt, das Schloß
Vignola des plötzlich zu Berengar
übergegangenen, raffgierigen Bischof Guido von Modena zu belagern.
Er kehrte so schnell wie möglich nach Pavia zurück, aber sein
Rivale hatte schon die Unterstützung der Unzufriedenen und aller aus
Eigennutz Untreuen gefunden. Der König war ohne Heer, er konnte nur
auf seine Grafen Angelbert und Aleram, seinen Schwiegersohn Elisiardo von
Parma, Lanfranc von Bergamo, seinen natürlichen Sohn Boso,
Bischof von Placentia, auf die Bischöfe Ambrosius von Lodi
und Litifred von Pavia und einige kleinere Vasallen zählen, und es
gelang ihm nicht, den Markgrafen von Ivrea zurückzuschlagen.
Obwohl Berengar nicht
die Krone trug, zeigte er sich großzügig und vergab Vergünstigungen
und Schenkungen, als ob er der Herrscher wäre. Die Großen des
Königreiches, nur damit beschäftigt, Reichtümer und Ehrenstellungen
für sich zu erhalten, nahmen diesen ungesetzlichen Zustand gerne hin.
Hugo
machte sich klar, daß die Auseinandersetzung verloren und jeder Versuch
von Widerstand in der Hauptstadt vergeblich war. Um seinen Sohn den Thron
zu erhalten, anerkannte er also, daß er besiegt war. Er sandte Lothar
mit einer Botschaft für die Großen des Königreiches nach
Mailand, in der er sich bereit erklärte, sich allen ihren Anklagen
zu stellen, er verzichtete auf die Krone, aber er verlangte, daß
sie seinem Sohn nicht weggenommen würde, der an allem unschuldig sei,
weil er wegen seines jungen Alters an der tatsächlichen Regierung
nicht beteiligt war.
Die Botschaft, die im Dom von Sant' Ambrogio vorgelesen
wurde, brachte die vorherberechnete Wirkung, und die Versammlung akklamierte
Lothar,
von Erzbischof Arderich und von Berengar
selbst zum Altar geführt, welcher mit dieser Geste den Eindruck erweckte,
als ob er den jungen Herrscher unter seinen Schutz nehmen würde. In
kurzer Zeit war die Lage vollkommen verändert: Hugo
und Lothar hatten auf der Höhe
ihrer Macht am 29. März 945 in Pavia der Gräfin Rotrud, dem Grafen
Elisiardo und seiner Frau Rotlinda, einer Tochter des Königs,
einige Besitzungen übertragen. Einige Tage später, am 8. April,
saß Berengar schon im Palast.
Es hatte kein Blutvergießen gegeben. Hugo
hatte die Hauptstadt verlassen und sich auf einen seiner Höfe zurückgezogen,
und Lothar begann nach seiner Rückkehr
nach Pavia, die Macht unter der drückenden Schirmherrschaft des Markgrafen
von Ivrea auszuüben, der einige seiner Vertrauten an den Hof brachte,
wie zum Beispiel Bischof Brunendo von Asti, der an der Stelle des Bischofs
Boso von Placentia, eines Sohnes Hugos,
Kanzler wurde. Jedoch läßt die Anwesenheit von Männern
wie dem Pfalzgrafen Lanfranc von Bergamo, dem Sohn der Rosa, einer
Mätresse des Königs, oder dem Grafen Aldrich in der Umgebung
Lothars
vermuten daß er trotz der gewaltigen Macht Berengars
(oder vielleicht gerade wegen dieser) eine Partei gab, die zum Teil aus
Burgundern bestand, die Hugo nach Italien gefolgt waren, und daß
diese Partei dem alten König anhing und stark genug war, Anhänger
des Provenzalen im Amt zu halten.
Adelheid, die nichts ändern konnte, hatte
mit Furcht die Ereignisse und den Erfolg Berengars
verfolgt. Die neue Situation erschütterte die Hoffnungen zutiefst,
die sie für ihre Zukunft gehegt hatte. Erzogen um zu herrschen, war
sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos
gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar,
ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckender Natur, von
dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
Bererngar wußte,
daß Hugo nicht der Mann war,
der sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen würde, und
er war sicher, daß dieser versuchen würde, sich zu rächen,
auch mit Hilfe der Provenzalen. Er hinderte ihn also daran, in seine Heimat
zurückzukehren, und um zu vermeiden, daß die Großen des
Königreichs in die Versuchung gerieten, die Seiten zu wechseln, berief
er im August eine Versammlung ein und holte Hugo
nach Pavia zurück, um ihn wieder auf den Thron zu setzen. Wenn auch
der Form nach Lothar und Hugo
regierten, so lag die Macht in Wirklichkeit bei dem Markgrafen von Ivrea,
der den Titel eines obersten Beraters angenommen hatte. Der von Brerengar
gesuchte Kompromiß sollte ihm helfen, Zeit zu gewinnen, ebenso sehr
im Innern des Königreiches wie OTTO I.
gegenüber (der ihn beschützt und dem er 941 einen Treueid geschworen
hatte), aber auch im Verhältnis zu Burgund, wo Adelheids Bruder
Konrad
regierte.
Die Lage änderte sich wenigstens teilweise, als
Hugo
mit der Billigung Berengars 947 entschied,
endgültig in seine Heimat zurückzukehren. Aber vor seiner Abreise
wollte der alte Herrscher, der einige Monate später sterben sollte,
daß die Hochzeit seines Sohnes gefeiert würde, um ihm die energische
Adelheid
zur Seite zu stellen und so auch eine Unterstützung der burgundischen
Partei zu sichern. Ende Frühjahr 947 war Adelheid
endlich Königin im Palast von Pavia, der sie hatte heranwachsen
sehen, und trotz der drückenden Schirmherrschaft Berengars
über ihren Ehemann und der besitzergreifenden Präsenz der ehrgeizigen
Markgräfin Willa hatte die Rolle der jungen Burgunderin sich radikal
geändert, und die Untertanen, vor allem die Ärmsten, hatten Gelegenheit,
ihre Feinfühligkeit, ihre Freundlichkeit und ihre große Freigebigkeit
zu entdecken und zu schätzen.
Das junge Herrscherpaar war glücklich, ihre Ehe
wurde 949 durch die Geburt einer auf den Namen Emma
getauften Tochter gesegnet (die 966 den König
Lothar von Frankreich heiraten sollte). Adelheid
war
als consors regni, als Teilhaberin an der Herrschaft, anerkannt,
und sie hatte ihren Einfluß spüren lassen, indem sie ihrem Gemahl
riet, zu versuchen, sich die Gunst der Großen zu sichern und vor
allem den Grafen Arduin il Glabro von Turin an seine Person zu binden,
der die Grenzregion nach Burgund kontrollierte und von
Lothar
für sein Eingreifen die reiche Abtei Brema erhielt. Die Königin
bemühte sich in der Tat darum, die Unterstützung derer zu sichern,
die die zu starke Übermacht
Berengars
zuerst begrenzen und schließlich brechen konnten, und unter diesem
Gesichtspunkt hatte es vielleicht auch bedachte und vorsichtige Kontakte
mit Liudolf, dem Herzog von Schwaben,
dem Sohn OTTOS I. und Ehemann von Ida,
einer Halbschwester von Adelheids Mutter
Bertha, gegeben, um ein Eingreifen
des deutschen Königs anzuregen. Aber die Ereignisse liefen nicht so
ab wie geplant. Der plötzliche Tod Lothars
am 22. November 950 in Turin, nach einigen Nachrichten vergiftet
auf Befehl seines mächtigen "Dieners" ließ die Witwe unter der
Aufsicht Berengars zurück.
27.6.947
oo 1. Adelheid von Hochburgund, Tochter
des Königs Rudolf I.
931-16.12.999
Kinder:
Emma
948/49-2.11.988
18.3.966
oo Lothar III. König von Frankreich
941-2.3.986
Literatur:
-----------
Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info
Verlag Karlsruhe 1999 Seite 97-108 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien
im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken
der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite
155, 157,164,372 K 44 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 88,94,96
-
Beumann,
Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite
51,57,67-69,117 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter,
Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 100-104/Band II Seite 222 – Eickhoff,
Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite
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Beck München 1994, Seite 63-65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 Seite 24, 41,71,80,83, 98,104,245,271 - Hlawitschka, Eduard:
Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen
zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg
im Breisgau 1960 Seite 74,88,90,95,107, 118,126,137,157,174,184,194, 201,208,216-218,230f.,233,238f.,249,273,283,309
- Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle
der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170 - Holtzmann
Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1971 Seite 98,137,140, 254,261 - Keiser Bruno:
Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit.
Piper Verlag GmbH München 1999 - Riche Pierre: Die Karolinger.
Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.
KG, München 1991 Seite 281,283,314 - Schieffer Rudolf: Die
Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 195,214,225
- Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hg.): Otto
III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997,
Seite 271 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.):
Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große,
Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 24,26,
197,198,201,252,259,262,268,275,280-284 - Schnith Karl: Frauen des
Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite
23,29,34-36,38-
Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher
in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990 Seite 125,130,141 - Schwager, Helmut: Graf Heribert
II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite
23/24,26 Anm. 591 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls
des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels
Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann
Düsseldorf Seite 464 -
Wies, Ernst W.: Otto der Große,
Bechtle Esslingen 1989, Seite 121,129,239 -