Adelheid von Hoch-Burgund                     Deutsche Königin
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ca 932-16./17.12.999                               Königin von Italien
Nähe Genfer See  Kloster Selz

Begraben: Kloster Selz

Einzige Tochter des Königs Rudolf II. von Hoch-Burgund und der Bertha von Schwaben, Tochter von Herzog Burchard I.

Ausführlicher im Ordner LIUDOLFINGER
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 145
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Adelheid
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um 931-16./17.12.999
Hochburgund Kloster Selz

Tochter König Rudolfs II. von Burgund, Schwester König Konrads von Burgund.

Sie war in 1. Ehe seit 947 mit König Lothar von Italien verheiratet, Tochter: Emma, die 966 König Lothar von W-Franken heiratete. Seit Oktober/November 951 in 2. Ehe mit OTTO DEM GROSSEN verheiratet. Kinder (unter anderem): OTTO II. und Mathilde, die spätere Äbtissin von Quedlinburg. Februar 962 Kaiserkrönung in Rom zusammen mit OTTO DEM GROSSEN. Am Beginn ihres ereignisvollen und politisch einflußreichen Lebens, durch das Adelheid zu den bedeutendsten Frauen des 10. Jahrhunderts zählt, standen die Ambitionen Hugos von Italien auf das Königreich Burgund; Hugo verlobte die erst etwa 6-jährige Adelheid mit seinem Sohn Lothar. 951 heiratete OTTO DER GROSSE bei der Verfolgung seiner italienischen Pläne die seit 950 verwitwete Adelheid, die zeitweilig in die Gefangenschaft Berengars II. geraten war. Als Gemahlin OTTOS DES GROSSEN wurde Adelheid zur bedeutenden consors regni, die in zahlreichen Urkunden als Intervenientin begegnet und ihren Gemahl auf den Italienzügen 961-965 und 966-972 begleitete. Maßgeblich an der Erziehung OTTOS II. beteiligt, war sie bis 978 dessen einflußreichste Beraterin, ehe sie sich mit ihrem Sohn entzweite und den Hof verließ. 983 gelang es ihr zusammen mit der Kaiserin Theophanu, ihren unmündigen Enkel OTTO III. die Krone zu erhalten, ehe sie nach einem Zerwürfnis mit ihrer Schwiegertochter den Hof erneut verließ. Beim Tod der Theophanu 991 übernahm sie noch einmal die Regentschaft, doch zog sie sich nach der Mündigkeit OTTOS III. 994 bald endgültig zurück. In ihren letzten Lebensjahren hielt sie sich zumeist in ihrer Lieblingsgründung Selz auf. - Schon den Zeitgenossen, die ihre Schönheit, Klugheit und Sittenstrenge rühmten, war das Außergewöhnliche dieser Frau aufgefallen, die Gerbert von Aurillac mater regnorum nannte. Überaus aufgeschlossen zeigte sie sich gegenüber der cluniazensischen Bewegung; sie stand in Kontakt mit den Äbten Maiolus und Odilo.

Literatur:
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Bibl. SS I, 233-235 - DBI I, 246-249 - DHGE I, 515-517 - NDB I, 57f. - LThK I, 141f. - Paulhart, a.a.O., 22-26 [ält. Lit.]


Althoff Gerd: Seite 373
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                          K 49

Me:     17.12.    Aethelheith imp.  + 999 Gemahlin OTTOS I.

(Es.)
Me:     20.4.        Eodem die capta est Aedelheid imp. a Berengario rege
(Es.)
Me:     20.8.       Eodem die liberavit dominus Athelheidam reginam de vinculis
(Es)                    Zum Einfluß Adelheids auf das Gedenken der ottonischen Familie und zur Interpretation der nichtnecrologischen Einträge ihrer Gefangennahme und Befreiung in Italien vgl. ausführlicher S. 163f.
Allg. s. NDB 1. S. 57f.: Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 16f; FW K 28. Zum Todesdatum: BU Nr. 1337a.


Frauen der Weltgeschichte: Seite 11
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Adelheid von Burgund
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um 931-16.XII.999

Die "Mutter der Königreiche" - wie Gertrud Bäumer die Kaiserin Adelheid, eine der herrlichsten Frauengestalten der deutschen Geschichte, genannt hat - erblickt als Tochter des burgundischen Königs Rudolf II. und seiner Gemahlin Berta das Licht der Welt. Kaum 16-jährig reichte sie dem italienischen König Lothar die Hand zu einem glücklichen, jedoch nur drei Jahre währenden Ehebund.
Lothars Nachfolger nahm sie gefangen, aber es gelang ihr, zu entfliehen und den deutschen König OTTO zu Hilfe zu rufen - für diesen ein hochwillkommener Anlaß, in Italien einzufallen. Adelheid besaß eine bedeutende und einflußreiche Anhängerschaft, die ihre Vermählung mit dem jungverwitweten OTTO befürwortete, und am Weihnachtstag des Jahres 951 fand unter großem Gepränge die Hochzeit in Pavia statt. Erst nach 10 ereignisvollen Jahren betrat Adelheid an der Seite ihres königlichen Gemahls, des Siegers vom Lechfeld, wieder italienischen Boden. Am 2. Februar 962 empfingen OTTO I. und Adelheid aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone. Der gelehrte Gerbert, der spätere Papst Silvester, mit dem sie in Briefwechsel stand, preist ihre Klugheit, Gerechtigkeit und hohe Tugend; sie beherrschte vier Sprachen, und ihr Harfenspiel war berühmt. "Allzeit", so schreibt ihr Zeitgenosse und Biograph Odilo von Cluny, "war sie beherrscht von der Mutter aller Tugenden - von der Mäßigung", und in diesem Sinne versuchte sie auch ihren Gatten, ihren und ihren Enkel zu beeinflussen. Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Theophano rettete sie den beiden OTTONEN noch für eine kurze Zeitspanne Krone und Reich. Als sie in ihrem Kloster Selz im Elsaß starb, zerbröckelte unter den unsicheren Händen ihres Enkels das ottonische Kaisertum.


Adelheid galt nicht nur als Schönheit, sondern sie erhielt auch eine angemessene Bildung und eine standesgemäße Erziehung am Hofe Königs Hugo von Italien. Um seinen Anspruch auf Hoch-Burgund durchzusetzen, heiratete König Hugo Adelheids Mutter Berthaund verlobte das 6-jährige Mädchen Adelheid gleichzeitig mit seinem Sohn Lothar. 947 heiratete Adelheid Lothar, doch das Glück währte nicht lange. 950 starb Lothar, wahrscheinlich von Markgraf Berengar von Ivrea vergiftet. Dieser ließ sich nun in Pavia zum italienischen König krönen, bemächtigte sich der jungen Witwe und versuchte sie zur Ehe mit seinem Sohn Adalbert zu zwingen. Adelheid lehnte diese Ehe jedoch ab und hatte nun für Monate unter einer demütigenden Behandlung durch Berengar und dessen Frau zu leiden. Schließlich brachte man sie 951 auf die Burg Garda am Gardasee und sperrte sie dort in das Verließ. Einigen treuen Gefolgsleuten gelang es jedoch, sie daraus zu befreien. Nun griff der deutsche König OTTO I. in Oberitalien ein. Er heiratete Adelheid in einer Zweckehe, die später in eine echte Zuneigung einmündete und krönte sich selbst, nachdem er Berengar unterworfen hatte, mit der Eisernen Krone der Langobarden zum italienischen König. Am 2.2.962 wurde Adelheid zusammen mit ihrem Gatten in Rom zur Kaiserin gesalbt. Zu Lebzeiten ihres Mannes war ihr Einfluß in der Politik eher gering. Dennoch nahm sie lebhaft an allen Ereignissen am Hof Anteil. Nach dem Tode OTTOS DES GROSSEN versuchte sie ihren Einfluß auf die Politik ihres Sohnes durchzusetzen und geriet bald in unüberwindbare Spannungen mit ihrer Schwiegertochter Theophano, die schließlich dazu führten, dass Adelheid als Reichsverweserin nach Pavia abgeschoben wurde. Hier beeinflußten sie die geistigen Strömungen, die aus dem Kloster Cluny kamen. Diese Strömungen waren es, die von ihrem Sohn und Theophano als reichsfeindlich erkannt und ausgeschaltet werden sollten. 980 kam es zu einer Aussöhnung zwischen Mutter und Sohn in Oberitalien, worauf sowohl die Spannungen mit ihrer Schwiegertochter aber auch ihr politischer Einfluß wieder zunahm. Nach dem Tode OTTOS II. verständigten sich Adelheid und Theophano dahingehend, dass Adelheid weiterhin als Reichsverweserin für Oberitalien eingesetzt blieb, aber dort keine eigenständige Reichspolitik betreiben durfte. Nach dem Tode Theophanos wurde Adelheid für 4 Jahre regierende Kaiserin des deutschen Reiches. Sie versuchte nun, die konsequente und kluge Politik Theophanos fortzusetzen, konnte sich jedoch nur auf Kosten von Zugeständnissen an die deutschen Fürsten auf dem Thron halten. 995 wurde ihr Enkel OTTO III. mündig. Dieser verbannte Adelheid umgehend aus persönlicher Abneigung von seinem Hof. Die letzten 4 Jahre ihres bewegten Lebens verbrachte Adelheid im Kloster Selz im Elsaß, wo sie unbeachtet in der Nacht vom 16. zum 17. Dezember 999 verstarb und beerdigt wurde. Obwohl sie später heiliggesprochen wurde, ging das Wissen über ihre Grabstätte verloren. Sie wird unter der Gemeindekirche in Selz vermutet.

Uhlirz Mathilde: Seite 315
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto III."

Schönheit und geistige Gaben waren Adelheid zuteil geworden, klug und entschlossen hatte sie es in ihrer Jugend verstanden, auch die schwierigsten Lagen zu meistern. Dann hatte sie ein gütiges Schicksal an die Seite des bedeutendsten Herrschers ihrer Zeit geführt, und diese Jahre, die sie als eine gleichgestimmte, wahrhaft ebenbürtige Gefährtin mit OTTO DEM GROSSEN verbracht hatte, bedeuteten den Höhepunkt ihres Lebens. Mit seinem Tode begann der schmerzliche Abstieg und man hat das Empfinden, dass die stolze, das Herrschen und Befehlen gewohnte Fürstin nur schwer den nachfolgenden Generationen Platz gemacht hat. Der Zwiespalt mit ihrem Sohn, der Gegensatz zu ihrer Schwiegertochter Theophanu haben sie verbittert und vergrämt, und sie scheint mehr unter dem Gefühl des Zurückgesetztwerdens gelitten zu haben, als es berechtigt war. Die Gnade des fröhlichen Alterns war ihr offenbar nicht beschieden, und so hatte sie im letzten Jahrzehnt ihres Lebens, als auch ihr Enkelsohn ihrer Führung entwachsen war, ihren Trost allein in kirchlichen Werken und in der frommen Hingabe an die Lehre Christi gefunden.

Black-Veldtrup Mechthild: Seite 160
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"Kaiserin Agnes"

Die in Italien gelegenen Besitzungen Marengo und Gamondo, die der späteren Kaiserin Adelheid und ihrer Mutter Bertha von ihren Männern, König Hugo und seinem Sohn Lothar von Italien als Dotalgüter zugewiesen worden waren, brachte Kaiserin Adelheid später als Heiratsgut, also als Frauengabe, in die Ehe mit OTTO I. ein. Diese beiden Güter finden sich Mitte des 11. Jahrhunderts ebenso im Besitz der Kaiserin Agnes wieder, wie die villa Hochfelden im Elsaß, die zur Ausstattung der Kaiserin Adelheid gehört hatte. Nach dem Tode der Königin Mathilde (+ 14.3.968) erhielt Adelheid im November des Jahres mehrere Höfe im Elsaß verbrieft, die zu den Gütern der verstorbenen Königin gehört haben könnten.

Glocker Winfrid: Seite 80-101
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

VI. Kaiserin Adelheid
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Die Kaiserin Adelheid war eine Tochter König Rudolfs II. von Hoch-Burgund und der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha. In 1. Ehe heiratete sie auf Veranlassung ihres Stiefvaters, König Hugos von Italien, dessen Sohn und Mitkönig Lothar. Nach dem überraschenden Tod ihres Gatten wurde sie gefangengesetzt, was König OTTO I. die Gelegenheit gab, in Italien einzugreifen: OTTO heiratete Adelheid, die inzwischen aus der Gefangenschaft hatte entkommen können. Zusammen mit ihrem zweiten Gemahl wurde Adelheid im Jahr 962 zur Kaiserin gekrönt und nahm in ihren späteren Lebensjahren als "Mutter der Königreiche" eine Mittlerstellung zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ein: ihr Sohn OTTO II. war Kaiser und König des ostfränkischen Reiches, ihre Tochter Emma aus Adelheids 1. Ehe mit Lothar von Italien war mit dem französischen König Lothar vermählt. Nach dem Tod der Kaiserin Theophanu mußte sie noch für einige Jahre die Regentschaft für ihren unmündigen Enkel OTTO III. übernehmen.

1. Die Vorgeschichte zu Adelheids erster Vermählung
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Mit der Betrachtung der Kaiserin Adelheid kommen wir mitten hinein in die inneren Verhältnisse des "regnum Italiae" um 950. Um die Vorgänge um die 2. Gemahlin OTTOS DES GROSSEN besser verstehen zu können, lassen wir die geschichtlichen Ereignisse in Italien seit der Jahrhundertwende Revue passieren.
Der letzte karolingische König Italiens, KARL III. DER DICKE, war 887 abgesetzt worden. Italien wurde nun zum Spielball einheimischer und fremder Mächte. Viele der oberitalienischen Markgrafen und Dynasten glaubten, selbst nach der Herrschaft über Italien greifen zu können. So ließ sich MARKGRAF BERENGAR VON FRIAUL, der in weiblicher Linie mit den KAROLINGERN verwandt war, zum König krönen. Sein Gegenspieler wurde WIDO VON SPOELTO, der sich und seinen Sohn vom Papst zum Kaiser krönen ließ. Die beiden Regenten suchten die Entscheidung auf dem Schlachtfeld. Den inneren Hader der italienischen Großen nutzten die Ungarn zu einem Einfall in Oberitalien, auf dem sie weite Landstriche verwüsteten. Nach diesem Schock suchten die italienischen Großen ihr Heil wieder bei einem karolingischen Herrscher: ARNULF VON KÄRNTEN wurde zum König gewählt und zum Kaiser gekrönt (896). Doch der neue Kaiser erkrankte am italienischen Klima und starb wenig später (899).
Die Ungarn fielen nun erneut in Oberitalien ein. BERENGAR, der sich ihnen entgegenstellte, war gegen die Reiterhorden machtlos. Nach dieser neuerlichen Niederlage wandten sich die italienischen Großen an König LUDWIG VON NIEDER-BURGUND. LUDWIG konnte Oberitalien großenteils zur Anerkennung seiner Herrschaft bringen und sowohl die Langobarden- wie auch die Kaiserkrone erringen (901). Dieser Erfolg LUDWIGS ließ BERENGAR nicht ruhen. Er überfiel LUDWIG, ließ ihn blenden und nach Nieder-Burgund zurückbringen (905). Für den nunmehrigen LUDWIG DEN BLINDEN übernahm der Graf Hugo von Vienne die Regierung in der Provence.
BERENGAR hatte sich mit der Ausschaltung LUDWIGS DES BLINDEN den Weg zur Kaiserkrönung geebnet (915), im Kampf gegen die Ungarn versagte er aber. Seine oberitalienischen Gegner riefen daraufhin Rudolf II. von Hoch-Burgund in das Land. Rudolf konnte mit Hilfe seines Schwiegervaters, Herzog Burchard von Schwaben, BERENGAR besiegen (922). Doch mit dem Tod des Schwabenherzogs brach auch Rudolfs Herrschaft in sich zusammen. Nun ließ sichHugo von Vienne, durch den Mißerfolg seines Rivalen in seinen Hoffnungen auf Italien bestärkt, in Pavia zum König krönen (926). Seine Autorität in Italien war zwar nur gering; dennoch konnte er seine Königsherrschaft fast 20 Jahre behaupten.
König Hugo beabsichtigte, seinen Rivalen, König Rudolf von Hoch-Burgund, der nominell auch König von Italien war, auf diplomatischem Weg ausschalten, und schloß daher mit ihm den sogenannten italisch-hochburgundischen Vertrag (wahrscheinlich 933), in dem er sich von Rudolf den Verzicht auf Italien gegen seinen, Hugos, Besitz in Nieder-Burgund zusichern ließ: aparterweise versprach Hugo König Rudolf etwas, über das er nicht verfügen konnte: er war nicht König von Nieder-Burgund, sondern hatte nur für den regierungsunfähigen LUDWIG DEN BLINDEN die Regentschaft geführt; auch seine Grafschaftsrechte waren zur Entschädigung an LUDWIGS Sohn übergegangen. Hugo handelte also mit Ansprüchen, die er vor seinem Weggang nach Italien besessen hatte; wir sehen, was für ein geschickter Taktiker Hugo gewesen sein muß.

2. Adelheid als Gemahlin König Lothars
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Am 11. Juli 937 starb König Rudolf II. von Hoch-Burgund. Er hinterließ zwei minderjährige Kinder, Konrad und Adelheid. Um seinen Anspruch auf Burgund zu untermauern, heiratete König Hugo von Italien die Witwe Rudolfs, die schwäbische Herzogs-Tochter Bertha, und verlobte seinen Sohn Lothar mit der kleinen Adelheid. Hugo beabsichtigte mit diesem Vorgehen, Konrad, den Sohn Rudolfs und rechtmäßigen Erben, von der Herrschaft über Hoch-Burgund auszuschließen. Durch diese Vereinigung von Hoch- und Nieder-Burgund mit Italien wäre ein neues Großreich im Süden entstanden. König OTTO griff ein, holte den jungen Konrad an den deutschen Hof und nahm Burgund unter sein Seniorat. OTTO hatte mit diesem Eingreifen zudem die Aufmerksamkeit der italienischen Großen auf sich gelenkt, die seine Person nun in ihre Überlegungen mit einbezogen.
Im Jahr 941 erschienen italienische Emigranten am Hofe König OTTOS. Unter ihnen befand sich auch Markgraf Berengar von Ivrea, den wir in den kommenden Ereignissen noch in einer wichtigen Rolle kennenlernen werden. Die Großen Italiens baten OTTO I. um seine Hilfe, Berengar leistete dem ostfränkischen König den Lehenseid. Die Adligen bekamen die Erlaubnis, in Schwaben ein Heer anzuwerben, und kehrten mit diesem nach Italien zurück. In Italien gelang es Berengar, mit Hilfe einiger Großer König Hugo in die Provence abzudrängen und ihn zur Niederlegung der Königskrone zu zwingen. Berengar wagte es jedoch nicht, sich selbst zum König krönen zu lassen, sondern begnügte sich mit der Rolle der grauen Eminenz hinter dem Schattenkönig Lothar, dem Sohn Hugos von der Provence und Verlobten der Adelheid: "Berengarium...nomine solum marchionem, postestate vero regem, illos  vocabulo reges, actu autem neque pro comitibus habebant".
Ende 947 vermählten sich Lothar und Adelheid; aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor, die den Namen Emma erhielt. Doch am 22. November 950 starb der junge König Lothar völlig überraschend. Adelheid scheint versucht zu haben, als Witwe allein die Regierungsgeschäfte zu führen. Berengar allerdings glaubte nun seine Stunde für gekommen, der Herrschaft über Italien, die er faktisch seit der Vertreibung Hugos aus Italien innehatte, den realen Ausdruck verleihen zu können. Am 15. Dezember 950 ließ sich Berengar zusammen mit seinem Sohn zum König der Langobarden krönen. Man darf Berengar auf keinen Fall als Usurpator einstufen, der nicht den geringsten Anspruch auf die Langobardenkrone besessen hätte: Berengar war nicht nur mit den KAROLINGERN, sondern auch mit seinem Gegner, Hugo von der Provence, verwandt. Doch König OTTO I. sah die Gefahr, jeglichen Einfluß auf die Entwicklung in Italien zu verlieren, als Berengar Anstalten machte, nun dort die Alleinherrschaft anzutreten. Doch bald bot sich für den ostfränkischen König die Chance, in Italien einzugreifen.
Wie wir aus Liutprands Antapodosis wissen, war Berengars Herrschaft in Italien ein Schreckensregiment. Die Gegner Berengars sahen in Adelheid die Legitimitätsträgerin und forderten sie auf, das Erbe ihres verstorbenen Gemahls anzutreten und in einer Wiedervermählung dem Land einen neuen König zu geben. Adelheid konnte nämlich nicht nur als Witwe König Lothars Anspruch auf die Herrschaft in Italien erheben, sondern auch als Tochter König Rudolfs II. von Hoch-Burgund, der ebenfalls König von Italien gewesen war. So betrachten denn auch die zeitgenössischen Geschichtsquellen - wenn auch aus dem Blickwinkel des ostfränkisch-deutschen Reiches verfaßt - Italien als rechtmäßigen Besitz Adelheids. Und für die Herrschaft Berengars von Ivrea wurde Adelheid mehr und mehr zu einer Gefahr. Berengar mußte handeln, wollte er die eben errungene Königskrone nicht wieder verspielen. Er hatte Adelheid bereits unter Hausarrest stellen lassen und kerkerte sie im April 951 in der Burg Como ein. Dies war aber der Vorwand für König OTTO, sein Eingreifen in Italien zu rechtfertigen.
Die sächsische Geschichtsschreibung hat der Nachwelt in bunt leuchtenden Farben geschildert, wie angetan doch König OTTO I. von dem Hilfegesuch der armen Adelheid gewesen sei, die in Italien in einem finsteren Verließ, umgeben von Ratten und Mäusen, schmachten müsse. Er, König OTTO, habe ja schon längst hin und her überlegt, wie es denn nur möglich gemacht werden könne, die Gunst der Dame zu erringen, von der er in seinen einsamen, schlaflosen Nächten träume. Dies ist natürlich reine Schönfärberei. In den bisher angeknüpften Kontakten zwischen Italien und dem Sachsenkönig war OTTO I. die stärkere Partei gewesen, und der ostfränkische König dachte nicht einmal im Traum daran, die einmal gesponnenen Fäden wieder zerreißen zu lassen. Dies zeigt die folgende Entwicklung ganz deutlich.

Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999
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Verhältnis zu König Hugo von Italien Seite 100,103
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Da er von Marozia nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha, und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem kaum zehnjährigen Sohn Lothar und der sechsjährigen Adelheid. Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land.
Adelheid beobachtete, dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie, die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt. Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte, von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter verführt haben sollte.

Verhältnis zu König Lothar von Italien Seite 21,100,106,107
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Adelheid und ihr erster Ehemann waren etwa gleich alt, sie wuchsen miteinander auf und lernten wohl auch gemeinsam. Sie hatte keinen Grund, sich vor Lothar zu fürchten, und wahrscheinlich war ihr Verhältnis zueinander gut und eng.Denn in einem päpstlichen Privileg, das Adelheid 972 für das von ihr gegründete Kloster San Salvatore bei Pavia erwirkte, wurde ausdrücklich auch auf das Andenken Lothars Bezug genommen. Anläßlich der Hochzeit und auch noch später wurde Adelheid von Lotharstandesgemäß mit Besitzungen ausgestattet. Eine Urkunde Lothars von 950 bezeichnet sie sogar als 'consors regni', als Teilhaberin an der Regierung, eine Formel, die zwar nicht viel über ihren tatsächlichen Einfluß sagt, wohl aber über ihren Rang. In der schwierigen Lage am königlichen Hof spricht viel dafür, daß Adelheid auch tatsächlich die Vertraute und Beraterin Lothars war, denn es gab nicht mehr viele, auf die sich das junge Paar verlassen konnte.
Die noch sehr junge Adelehid war in Italien zurückgeblieben und gezwungen, in einer schwierigen Umgebung zu leben, die weit davon entfernt war, anständig zu sein, im Kontakt mit Personen, die ihre Mutter, deren Abwesenheit sie schmerzlich empfand, abgelehnt und gedemütigt hatten. Doch stellte sich die burgundische Prinzessin, schon und mit feinem Gefühl, dieser schwierigen Situation, in der sie sich gegen ihren Willen befand, mit Entschlossenheit, Intelligenz und Würde, wobei sich in den Glauben flüchtete und in der religiösen Bindung Trost fand.
Erzogen um zu herrschen, war sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar, ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckbarer Natur, von dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
Ende Frühjahr 947 war Adelheid endlich Königin im Palast von Pavia, der die hatte heranwachsen sehen, und trotz der drückenden Schirmherrschaft Berengars über ihren Ehemann und der besitzergreifenden Präsenz der ehrgeizigen Markgräfin Willa hatte die Rolle der jungen Burgunderin sich radikal geändert, und die Untertanen, vor allem die Ärmsten, hatten Gelegenheit, ihre Feinfühligkeit, ihre Freundlichkeit und ihre große Freigebigkeit zu entdecken und zu schätzen.
Das junge Herrscherpaar war glücklich, ihre Ehe wurde 949 durch die Geburt einer auf den Namen Emma getauften Tochter gesegnet (die 966 den König Lothar von Frankreich heiraten sollte). Adelheid war als consors regni, als Teilhaberin an der Herrschaft, anerkannt, und sie hatte ihren Einfluß spüren lassen, indem sie ihrem Gemahl riet, zu versuchen, sich die Gunst der Großen zu sichern und vor allem den Grafen Arduin il Glabro von Turin an seine Person zu binden.

Verhältnis zu Heinrich von Bayern Seite 31-32
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Im Alter stand Heinrich Adelheid um 10 Jahre näher als OTTO, er führte sie 951 seinem Bruder als Braut zu, und zwischen Adelheid und Heinrich scheint es viel politische und persönliche Sympathie gegeben zu haben. Deswegen vertrug sich Adelheid auch gut mit ihrer Schwiegermutter
Heinrich hatte gute Gründe, wenn er sich auf die Seite der neuen Königin stellte und so das Zerwürfnis zwischen OTTO und seinen Kindern förderte. Auch Adelheid hatte eigentlich keine andere Wahl, denn sie mußte sich für das Recht ihrer zukünftigen Kinder einsetzen, und das ging nur gegen die Kinder Edgithas.
Liudolf und Konrad der Rote hatten ihre Qualität bewiesen und standen ihm persönlich sehr nahe. Dagegen drängten ihn sein Bruder und seine Frau zu einer Änderung zu Lasten Liudolfs und Konrads.
Als zum Jahresende Adelheid einen Sohn Heinrich bekam, ließ Heinrich von Bayern Liudolf und seine Anhänger deutlich spüren, daß die Nachfolge nunmehr anders geregelt würde. Adelheid, die die langen Jahre der Demütigung an Berengar zu rächen hatte und für ihren Sohn einen angemessenen Platz schaffen mußte, hatte sich im Bund mit Heinrich von Bayern bei OTTO durchgesetzt.
Neuer Herzog von Schwaben wurde Burkhard III., ein spätgeborener Sohn des 926 gefallenen Herzogs Burkhards II. und damit ein Bruder von Adelheids Mutter Bertha. Er wurde mit Hadwig, der Tochter Heinrichs von Bayern, verheiratet. Damit war die Partei von Adelheid und Heinrich mit einem neuen Machtzuwachs aus dem Aufstand hervorgegangen.

Verhältnis zu Kaiser OTTO I. Seite 25,28,37,39
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In Wirklichkeit war die Ehe aber schon verabredet, bevor OTTO und Adelheid sich zum ersten Mal trafen. Erst nach der Klärung aller anstehenden Fragen brachte eine deutsche Eskorte unter Herzog Heinrich von Bayern Adelheid von Reggio zur Eheschließung nach Pavia. Erst die Ehe mit Adelheid, der Witwe des letzten anerkannten Königs von Italien gab OTTO auch eine formale Legitimität. So war das Ehebündnis mit OTTO für Adelheid die einzige Mögtlichkeit, sich dem Zugriff Berengars zu entziehen, für OTTO war es eine Gelegenheit zur Ausweitung seines politischen Machtbereichs.
Daß der Eheschließung von Adelheid und OTTO auf beiden Seiten nüchterne Berechnung zugrundelag, war an sich keine schlechte Voraussetzung für eine gute Ehe. Zum ersten Mal konnte Adelheid die Stellung einer Königin von Italien wirklich ausfüllen. Wie es sich gehörte, übertrug OTTO ihr als "Wittum", als Vorsorge für die Zeit, in der sie vielleicht als Witwe auf eigene Einkünfte angewiesen wäre, Besitzungen in Deutschland. Vor allem bestätigte er ihr aber ihre Güter in Italien, die sie von Hugo und Lotharzugewiesen bekommen hatte, und hier überließ er ihr die ganze Verfügungsgewalt, obwohl er als ihr Ehemann durchaus das Recht gehabt hätte, an ihrer Stelle zu handeln. Schon dieses Vorgehen zeigt, daß OTTO die Eigenständigkeit Adelheids achtete und anerkannte..
Seit dem Sieg auf dem Lechfeld herrschte OTTO unangefochten. Äußerlich war es auch ein Sieg der Linie Adelheids und Heinrichs von Bayern, aber bei genauerer Betrachtung zeigen sich hier doch deutliche Unterschiede Wenn OTTO Konrad und Liudolf solche Funktionen übertrug, dann war er sicher, daß er sich auf sie voll und ganz verlassen konnte. Das heißt aber, daß der Ausgleich von 954 eine gegenseitige Annäherung und damit auch ein Eingeständnis OTTOS war. Wahrscheinlich hat OTTO unter der schiefen Situation und der Entfremdung von seinen Kindern mehr gelitten, als die neuen Ratgeber Adelheid und Heinrich ahnten. Eine innere Rückwendung des Königs mußte aber zu einer Verschlechterung des Verhältnisses mit Adelheid führen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Anzeichen.
1. In Magdeburg begann der Bau des Doms an der Stelle der Klosterkirche, in der Edgitha begraben war. Der neue Dom sollte auch OTTOS Grabstätte werden, an der Seite Edgithas, aber ohne einen Platz für Adelheid.
2.  OTTO sorgte auch für das Andenken seiner Kinder. Liutgard wurde in der Kirche des St. Albansklosters in Mainz gebraben, und als Liudolf in Italien starb, wurde sein Leichnam ebenfalls dorthin überführt. Im April 958 besuchte OTTO zum ersten Mal die Grabkirche seiner Kinder. Bei dieser Gelegenheit machte er größere Schenkungen zu ihrem Gedenken. Dabei wird als Intervenientin, also als Mitveranlasserin für die Schenkung, "die verehrungswürdige Herrin Ita, die Witwe unseres Sohnes Liudolf" genannt. OTTO hat diese Gräber immer wieder besucht, das letzte Mal 972 bei seiner Rückkehr aus Italien.
3.  Die Gleichbehandlung der Enkel aus erster Ehe mit den Kindern aus zweiter Ehe ist auch für die drei Ottos zu vermuten, die im Alter so eng beieinanderliegenden Söhne Liutgards, Idas und Adelheids. Ihr enges Freundschafts- und Vertrauensverhältnis ist später für OTTO II. einer der Tragpfeiler seiner Regierung.
4. Auf der anderen Seite verschwindet Adelheid nach der Schlacht auf dem Lechfeld und der Geburt OTTOS Ende955 bis 960 fast völlig aus den Quellen. Es ist völlig unsicher, wie weit sie überhaupt bei Hof anwesend war, oder wo sie sich aufgehalten haben könnte. Beyreuther erklärt diese Ausfallzeit als eine Art Mutterschutz und Kindererziehungsjahre. Aber darauf wurde in jener Zeit in königlichen Haushalten keine Rücksicht genommen, und in den Jahren vorher hatte Adelheid trotz Schwangerschaften durchaus an der Politik Anteil genommen. Viel auffälliger ist, daß nach der Geburt OTTOS Ende 955 von keiner Schwangerschaft Adelheids mehr die Rede ist, obwohl sie erst 25 Jahre alt war. Adelheid und OTTO waren sich fremd geworden, und Adelheid war an den wichtigen politischen Entscheidungen nicht beteiligt, vielleicht überhaupt nicht im königlichen Gefolge, sondern in einer Art Verbannung oder freiwilligem Rückzug.
Erst 960 scheint es wieder zu einer Annäherung gekommen zu sein, denn seit der Mitte dieses Jahres nehmen die Interventionen Adelheids nach Zahl und Bedeutung zu und lassen es als sicher erscheinen, daß Adelheid von da an den Hof auf allen Unternhemungen begleitete.

Verhältnis zu Herzog Liudolf Seite 31
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Schon von der Sache her und auch persönlich auf Konflikt angelegt war das Verhältnis der neuen Stuiefmutter zu den Kindern Edgithas, Liutgard und Liudolf. Beide waren etwa gleichaltrig mit Adelheid. Liudolf war Herzog von Schwaben und verheiratet mit Ida, einer spätgeborenen Halbschwester von Adelheids Mutter Bertha. Die Frau ihres Stiefsohnes war also ihr Tante. Das Verhältnis OTTOS zu seinem Sohn und dieser Schwiegertochter war offenbar sehr eng. Hrotsvit von Gandersheim berichtet, daß OTTO das junge Paar immer in seiner Nähe haben und Ida wie eine Königin geehrt sehen wollte. Sie war also nach dem Tod Edgithas eine Art "First Lady". Aus eigener Erfahrung wußte OTTO auch, wie wichtig eine klare und rechtzeitige Nachfolgeregelung und eine entsprechende Ausbildung und Erziehung des Nachfolgers war. Nun aber, nach der Heirat OTTOS mit Adelheid war diese Regelung plötzlich gefährdet, denn zu erwartende Kinder der beiden waren nicht nur "purpurgeboren", sondern hatten auch von ihrer Mutterseite her einen Erbanspruch auf Italien, der Liudolf fehlte.

Verhältnis zu Kaiser OTTO II. Seite 55-56,63
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Wie groß die Trauer Adelheids war, ist nicht zusagen. Sie war seit 960 und vor allem in Italien zur Beraterin und Mitherrscherin aufgestiegen, aber ihr tatsächlicher Einfluß war nicht so groß, wie sie es gern gewollt hätte, und eine enge emotianale Bindung war die Ehe schon lange nicht mehr. Der Tod des Gatten traf sie sicher nicht unvorbereitet. Jetzt sah sie ihre Aufgabe und auch ihre Verpflichtung ihm gegenüber darin, den jungen OTTO an die Hand zu nehmen und für ihn die entscheidenden Weichen zu stellen. Die ersten Urkunden OTTOS II., die dem Andenken seines Vaters gewidmet sind beziehen sich ausschließlich auf eine admonitio, eine Mahnung seiner Mutter. Auch tritt sie in der ersten Zeit sehr stark als Intervenientin in Erscheinung.
Dabei kehrte Adelheid aber in die alten Bahnen ihrer Deutschlandpolitik zurück, die einst zum liudolfingischen Aufstand geführt hatten. Sie verband sich wieder mit dem bayerischen Zweig der Königsfamilie, mit Judith, der Witwe Heinrichs von Bayern, ihrem 22-jährigen Sohn Heinrich mit dem vielsagenden Beinamen "der Zänker", für den die Mutter lange Jahre als Vormund das Herzogtum verwaltet hatte, und mit Judiths Tochter Hadwig, der Gattin des altgewordenen Herzogs Burchard. Nicht ohne Vermittlung Adelheids war Herzog Heinrich der Schwiegersohn ihres Bruders Konrad von Burgund geworden. Als im Juli der ehrwürdige Bischof Ulrich von Augsburg starb, setzte Adelheid bei OTTO II. entgegen den Wünschen des Verstorbenen und der Augsburger Geistlichkeit die Ernennung eines Neffen Judiths durch. Dabei nutzte sie wohl ihre Vertrauensstellung aus, um in Augsburg den Eindruck zu erwecken, daß OTTO die Wahl Heinrichs auf jeden Fall wolle, so daß dort schließlich unter Protest dieser Heinrich gewählt wurde.
Damit hatte die bayerische Partei eine wesentliche Machtposition hinzugewonnen. Eine neue Möglichkeit ergab sich, als im November Herzog Burkhard von Schwaben starb. Seine junge und ehrgeizige Witwe Hadwig sah sich mit der Unterstütrzung Adelheids schon in der Rolle der Herzogsmacherin, und damit hätte die bayerische Herzogsfamilie mit Bayern, Schwaben, dem Bistum Augsburg und der burgundischen Verschwägerung den Zugang nach Italien kontrolliert und die zukünftige Italienpolitik bestimmen können. Über diese Frage scheint es zum ersten Bruch zwischen Adelheid und OTTO gekommen zu sein. Denn OTTO vergab das Herzogtum Schwaben an seinen Neffen Otto, den Sohn Liudolfs, dem er vertraute, und der auf jeden Fall kein Freund der bayerischen Linie war.
Ihren Interventionen nach war Adelheid noch bis Mitte 974 am Hof, aber ihren Einfluß auf den jungen Kaiser hatte sie verloren.
Die schwächste Stelle in dieser neuen Führung war der Kaiser selbst. OTTO II. hatte viele gute Eigenschaften. Aber er neigte zur Ungeduld und Selbstüberschätzung. In seiner engsten Umgebung war er harmoniebedürftig und scheute Konflikte. Deshalb ließ er sich leicht beeinflussen. Hatte er aber das Gefühl, von jemand ausgenutzt oder falsch geführt worden zu sein, dann konnte er in heftigsten Zorn ausbrechen und war zu ungerechten und unberechenbaren Reaktionen fähig.
Die Versöhnung mit seiner Mutter in Pavia war zunächst ein notwendiger politischer Akt, aber diese Schilderung zeigt nicht nur, wie Adelheid den Vorgang auffaßte - ihr Sohn hatte zu bereuen, sie war bereit zu verzeihen  -, sondern deutet auch auf klare Konsequenzen hin. Wenn zwischen den beiden von da an dauernder Friede herrschte, dann hatte OTTO sich in wesentlichen Fragen die Standpunkte seiner Mutter zu eigen gemacht und ihr neuen Einfluß auf seine Entscheidungen eingeräumt. Das bedeutete aber, daß OTTO sich von seinen bisherigen Beratern entfernte, das heißt von Otto von Schwaben und Theophanu, denn Willigis von Mainz war als sein Vertreter in Deutschland geblieben. Die große politische und persönliche Veränderung, die 981 bei OTTO festzustellen ist, geht also auf eine neue Abhängigkeit von seiner Mutter Adelheid zurück. Wir haben über das innere Verhältnis zwischen Adelheid, OTTO und Theophanu naturgemäß keine genauen Quellen, nur Andeutungen in Adelheids Lebensbeschreibung wie bei anderen Autoren. Aber für den Wechsel des Einflusses auf OTTO II. und die wachsende Entfremdung zwischen ihm und Theophanu spricht auch, daß ihnen nach 980 keine Kinder mehr geboren wurden.
 
 
 
 

    947
  1. oo Lothar König von Italien
           929-22.11.950

    951
  2. oo 2. OTTO I. DER GROSSE König des Deutschen Reiches
               23.10.912-7.5.973
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Emma
  948/50-2.11. nach 988

 966
  oo Lothar König von Frankreich
       Ende 941-2.3.986

2. Ehe

  Heinrich
  Ende 952/Anfang 953-7.4. ca 954

  Brun
  Ende 953/Anfang 954-8.9.957

  OTTO II.
  Ende 955-7.12.983+

  Mathilde Äbtissin von Quedlinburg
  Anfang 955-7.2.999
 
 
 
 

Literatur:
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Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 140,147,161, 163,167,170,178,200,211,226,238,246, 252,373 K 49 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 88,96,101,114,137,142,154,159,161,168,170,178,241 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 40-154 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 144 Anm. 62 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 175,258, 302 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 57,67,69,72,76,83,88,91,117,123, 127,129,131,135,150 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 24-352 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 82,84 - Die Begegnung des Westens mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 19-24,26,28,30,34,35 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 100-104,106,110,113,184,206,505/Band II Seite 222 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 318,456, 462,519 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20-519 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 17,63-65,67-68,73,80,256,294,296 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 25,125 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 66-82 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 54-250 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 88, 91,95,107,137 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 30,40,59,136 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 42-43 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite138-148,156,163,189, 195,199,205,212,218,225,235,240-244,254,261,272-274,281-291,295,301-311,314,319,477- Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 51-392 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Ottonische Neuanfänge, Symposium zur Ausstellung Otto der Große, Magdeburg und Europa, Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 10,11, 26,51,93,100,101,196-198,205,222,251-291,299,300,305,316,319,361 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 23,24,27-62,64-71,77,95,155 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 39,138,187-190,199,202,209,218,249,253,259,266,268,300,341,342 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 34,38,48, 68,80,84,112, 114,122, 130,132,134,158 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Uitz, Erika/ Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990, Seite 17-52 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 19,21,23,45,100,212,232 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 85-86,88-89 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 14-286 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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