Sohn des N.N.
Borgolte Michael: Seite 91
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"Die Grafen Alemanniens"
CHADALOH (II)
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belegt als Graf 890 III 21 - 894 VIII 26
Alpgau 890 III 2 1
[westl.] Augstgau [Aargau] 891 I 6 - 894 VIII 26)
Belege mit comes-Titel: W II Nr. 676, DD Arn Nr. 82 (= W II Nr. 682), 129 (= W II Nr. 694), Necrologium Augiae Divitis 278 ad 31.7., Necrologium monasterii sancti Galli 478 (= St. Galler Todtenbuch 478) ad 31.7.
Literatur:
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Meyer von Knonau, Die angeseheneren Urheber 233 A. 44
- Baumann, zur schwäbischen Grafengeschichte 30f.,32 A. 4 - Tumbült,
Albgau 160 - Schultze, Gaugrafschaften 121 - Baumann, Erchanger und Berchtold
270f. - Tellenbach, Der großfränkische Adel 54 A. 72 - Maurer,
Land zwischen Schwarzwald und Randen 42,45 - Schulze, Grafschaftsverfassung
105 - Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 42ff. -
Ders., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kapp. IV.2, XI - Rappmann,
Die älteren necrologischen Aufzeichnungen
Am 6. Januar 891 schenkte König
ARNULF
seinem Getreuen Anno in proprium Güter, die dieser
zuvor in beneficium innegehabt hatte (D Arn Nr. 82). Die Tradita lagen
in (Kaiser-)Augst in pago Aragnuue in comitatu Chadalohi
und umfaßten eine Kirche und sieben Hufen mit ihren Pertinenzen.
Einige Zeit darauf, am 26.8.894, bestätigte derselbe Herrscher Anno
und Abt Salomon von St. Gallen ein Tauschgeschäft, bei dem Anno gegen
den Besitz in Augst Klostergut im Rammagau erhalten hatte (D Arn Nr. 129).
Abermals wird in diesem Zusammenhang der pagus Aargau neben dem Comitat
Chadalohs
genannt. Chadaloh amtierte also 891/94
im Auftrag des ostfränkischen Königs südlich des Hochrheins,
in einem Gebiet, das auch zum Interessenfeld König
Rudolfs I. von Burgund gehörte; er muß deshalb das
besondere Vertrauen ARNULFS genossen
haben (s. Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß).
Zu Chadalohs Zeit
wirkte im heutigen Kanton Bern ein Eberhard (I), dessen Sprengel in Diplomen
ARNULFS
ausdrücklich im oberen Aargau lokalisiert wurde; der Amtsbezirk Chadalohs
dürfte daher das Gebiet zwischen Hochrhein und Jura bzw. Aare in sich
geschlossen haben (zur Frage eines eigenen Comitats des Aargaus s. aber
Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. XI). Auch in einer
St. Galler "Privaturkunde" wird ein Graf namens Chadaloh
erwähnt (W II Nr. 676). Er erscheint in der Grafenformel
des Eschatokolls und war demnach für Buch, Aisperg und Birndorf zuständig,
die dem Schwarzwälder Alpgau angehörten (vgl. zu Birndorf W II
Nrn. 585,643). Die Identität dieses Amtswalters mit dem des Augstgaus
ergibt sich aus der zeitlichen und räumlichen Nachbarschaft der Belege.
Nicht sicher ist, ob Chadaloh im Alpgau
allein oder neben Adalbert (II) amtiert bzw. dessen Amtszeit unterbrochen
hat.
Der Name Chadalohsdeutet
auf eine Verwandtschaft mit den BERTOLDEN (ALAHOLFINGERN)
hin; dieses im inneralemannischen Baarengebiet begüterte Geschlecht
hätte demnach vielleicht mit Chadaloh am Hochrhein Fuß
gefaßt und später in die Auseinandersetzungen um den Dukat eingreifen
können, die sich am westlichen Bodensee um die Pfalz Bodman konzentrierten
(vgl. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 206 f.). In der
Zeit der Grafenbelege für Chadalohtritt
ein vermögender Chadoloh im Bereich der alaholfingischen
Besitzungen in der Alaholfsbaar auf (W II Nr. 684). Diesen hielt
Meyer von Knonau für einen Enkel des 817/26 belegten Grafen
Bertold (IV). Die Frage einer Personengleichheit mit Chadalohließ
er dagegen unentschieden (s. Art. Arnulf). In den Totenbüchern von
Reichenau und St. Gallen ist zum 31.7. ein
Graf
Chadalous bzw. Chadolt eingetragen,
den Rappmann (vgl. Tellenbach) neuerdings wohl zurecht mit
Chadalohidentifiziert
hat.
Aus chronologischen Gründen kann man der Vermutung
Baumanns nicht zustimmen, der Graf Chadaloh
sei mit dem 854 belegten Chazo
identisch gewesen.
CHADALOH (II)
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+ 31.7.896 oder später
Necr. B 31.7. "Chadolt com", im Alpgau und Aargau, belegt 890-894
Weitere Necrologbelege: St. Gallen, Necr. 2, zum 31.7.: "Ob ... Chadeloi comitis" (p. 329, Seite 48); ?St. Gallen, Necr. 5, zum 23.7.: "Et est obitus Chadaloi" (p.260).
Literatur:
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Borgolte, Grafen Seite 91f.
Dieser Eintrag wurde bisher von der Forschung gemeinsam
mit einem Paralleleintrag in einem St. Galler Martyrolog mit zwei den ALAHOLFINGERN
zugewiesenenn Grafen aus dem 9. Jahrhundert in Verbindung gebracht: Zum
einen mit Graf Chadaloh
I., dem bekannten Markgrafen von Friaul, der sich auch in der Alaholfsbaar
nachweisen läßt und im Jahr 819 starb, zum anderen mit Graf
Chadaloh II., der gegen Ende des
9. Jahrhunderts, mindestens bis 894, im Aargau und im Alpgau amtierte.
Dümmler und Wartmann, in: St. Galler Todtenbuch Seite 67 und Krahwinkler,
Friaul Seite 225 mit Anmerkung 135 ordneten die Reichenauer und St. Galler
Belege dem älteren Chadaloh
I. zu, während für Tellenbach, Der großfränkische
Adel Seite 54 Anmerkung 72 beide Grafen in Frage kamen. Aus drei Gründen
muß jedoch dieser Reichenauer Necrologbeleg dem jüngeren Grafen
Chadaloh II. zugewiesen werden.
Erstens müßte der Necrolgeintrag entweder
von der anlegenden Hand oder zumindest von der ebenfalls auf älteres
Namenmaterial zurückgreifenden Redaktionsbestand C von 958 stammen,
wenn Chadoltdem frühen Markgrafen
(+ 819) zugeordnet werden sollte. Bei dem EintragChadolts
zum 31.7. handelt es sich jedoch um einen ad-hoc-Nachtrag. Wäre
zweitens
der
Graf mit Chadaloh
I.zu identifizieren, so wäre sein Toteneintrag bei fast deckungsgleichem
Personenbestand beider Totenbücher auch im älteren Totenbuch
zu erwarten, wo er jedoch fehlt.
Drittens starb Chadaloh
I. wahrscheinlich an einem 31.10., wie Einträge in beiden
Reichenauer Necrologoien zeigen. Die Zuweisung dieses Todestages zu Chadaloh
I. wird
außerdem auch durch die Tatsache gestützt, daß der Markgraf
nach den fränkischen Reichsannalen noch im Juli 819 mit einem Heer
von Friaul aus nach Pannonien gegen die aufständischen Slawen aufbrach.
Nach seiner Rückkehr vom fernen Pannonien starb er, "febre correptus",
an der friulanischen Grenze; vgl. Ananles regni Francorum Seite 150f. ad
a. 819 und dazu Simson, Jahrbücher 1 Seite 149, Hlawitschka, Farnken,
Alemannen Seite 164 und Krahwinkler, Friaul Seite 186 mit Anmerkung 376.
Aus zeitlichen Gründen ist es wohl unvorstellbar, daß sein Tod
noch auf den 31.7. fiel. Graf Chadaloh
II. läßt sich für 890 im Alpgau und 891 und
894 im Aargau belegen. Er wird allgemein in die Verwandtschaft der ALAHOLFINGER
eingereiht;
vgl. oben Seite 466 und Borgolte. Sein Todesjahr ist nicht überliefert,
doch kann es frühestens das Jahr 895 sein, da er noch am 26.8.894
in einer St. Galler Urkunde nachzuweisen ist, vgl. UB St. Gallen 2 Nr.
694 Seite 295f. bzw. D Arn 129. Es muß außerdem noch beachtet
werden, daß sein Reichenauer Totenbucheintrag nicht mehr von anlegender
Hand stammt, sondern bereits von einer Nachtragshand ausgeführt wurde.
Da das jüngere Necrolog nach dem 23.1.896 angeelgt wurde, kann der
Graf frühestens am 31.7. des Jahres 896 verstorben sein.