Sohn des Grafen N.N.
Berchthold stammte aus dem herzoglichen Hause der ALAHOLFINGER und war der Schwager von Kaiser KARL III. DEM DICKEN. Er war eine wichtige Stütze seines Schwagers KARL und ARNULFS von Kärnten und war um 880 als Pfalzgraf bezeugt. Vorfahren sind für den Raum der Baar zu greifen: sogenannte "Berchtholdsbaar".
Borgolte Michael: Seite 79
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"Die Grafen Alemanniens"
BERTOLD (IV)
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(880 I 8 - 892 III 17
* nach 893 I 6 und vor 896 II)
Belege mit comes-Titel:
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DD K III Nrn. 16 (comes palacii), 3l, W II Nr. 684 (palacii
comes), D Arn Nr. 156
Beleg ohne comes-Titel:
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D Arn Nr. 111 (= W II Nr. 688, ThUB I Nr. 144)
Literatur:
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Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold 140
- Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Baumann, Gaugrafschaften
80 - Ders., Allgäu I 180 - Krüger, Zähringer II/111 493
- Baumann, Erchanger und Berchtold 270-273 - Bauer, Gau und Grafschaft
78 A. 146 - Jänichen, Baar und Huntari 113,115, Tafel 2: "Die Bertholde"
und Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - Schwarzmaier, Iller und
Lech 53 f. - Mittaerauer, Markgrafen 239 - Schulze, Grafschaftsverfassung
330 A. 145 - Störmer, Alaholfinger - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti
palatini comitis filius 155 - Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens,
s.v. - Ders.., Alaholfingerurkunden, bei A. 113
Auf den 17. März 892 ist eine St. Galler Urkunde
datiert, nach der Chadoloh mit dem Kloster 4 Mancipien gegen 2 Knechte
eingetauscht hat (W II Nr. 684; zum Datum Borgolte, Alaholfingerurkunden,
A. 113). Die Rechtshandlung mit levatio cartae fand in pago Munterihesbuntere
in villa Diethereskiriha statt; danach wurde die Urkunde in pago Eritgeuue
in loco qui dicitur Pusso, in atrio sancti Laudegarii puplice befestigt.
In der Zeugenreibe ist an 1. Stelle nach dem Aussteller das sig(num) Perehtodi
(!) palacii comitis notiert. Die Namen Chadaloh
und Bertold, die Stellung des Pfalzgrafen
unter den Zeugen und die Actumorte (dazu Borgolte, Geschichte der Grafschaften
Alemanniens 164) lassen als sicher erscheinen, dass der Geschäftspartner
St. Gallens mit dem Pfalzgrafen verwandt war und beide dem Geschlecht der
ALAHOLFINGER
oder BERTOLDE angehörten (so zuletzt
Borgolte, anders Meyer von Knonau). Aus der Zeugentätigkeit
Bertolts läßt sich aber
nicht ableiten, dass Bertolt Graf des
Affa (so Baumann, Gaugrafschaften 80) oder Amtsverwalter im Eritgau war
(so Jänichen 113, Tafeln; vgl. Art. Arnulf).
Bereits mehr als 12 Jahre vor der St. Galler Urkunde
ist ein Perhtoldus illustris comes palacii in
der Umgebung KARLS III. nachgewiesen.
Auf dem ersten Italienzug stellte der jüngste Sohn Ludwigs
des Deutschen auf Intervention des Pfalzgrafen
Bertold und des Truchsessen Waltfred, die er als seine, geliebten
Getreuen, und als seine, Berater, (consiliarii) bezeichnet, für die
Kirche zu Reggio ein Diplom aus (D K III Nr. 16 von 880 I 8). Weil KARL
III. seit seiner Jugend mit Alemannien eng verbunden war (s.
Art. Karl) und die Königsurkunde demselben Zeithorizont wie die St.
Galler carta angehört, darf man die beiden Zeugnisse auf eine und
dieselbe Person beziehen. Auch an KARLS
2. Italienzug dürfte Bertolt teilgenommen
haben (vgl. Störmer, der aber irrtümlich 883 angibt). In einem
nach der Kaiserkrönung, sicher im März 881, ausgestellten Diplom
KARLS
aus Siena wird Bertaldus nach Uualfredus
unter den 1. gräflichen Beisitzern des Königsgerichts genannt;
die Zeugenreihe führt der Graf Bertald
sogar an (D K III Nr. 31; zum Pfalzgrafen am Hof KARLS
s. Dümmler, Ostfrk. Reich III 294).
Unter ARNULF scheint
Bertold
ebenfalls eine hervorragende Rolle gespielt zu haben; allerdings
kommen für ihn nun lediglich Zeugnisse aus Alemannien in Betracht.
In einem undatierten Mandat des Königs, das Adalberto, Perehtolto,
Purgharto, Vodalrico et cunctis regni istius primatibus inscribiert ist,
wird verfügt, ut unusquisque comitum nostrorum vel vicariorum in singulis
comitatibus et ministeriis quicquid adpraefatum monasterium (sc. St. Gallen)
cause seu iuste mallationis ab advocato vel rectoribus eius fuerit perquirendum,
statim ad presens sine contradictionis obstaculo vel neglectu cum iuramento
ex regia potestate coacto eidem monasterio iustitiam facere non omittat,
si gratiam nostram habere voluerit (D Arn Nr. 111). Offenkundig setzt das
Diplom die Bestätigung der Immunität und des Inquisitionsrechtes
voraus, die St. Gallen am 6. Januar 893 von
ARNULF
erlangt
hatte (D Arn Nr. 110); da ARNULF andererseits
als rex tituliert wird, dürfte das Schriftstück vor Februar 896
zu datieren sein. Die so erschließbare zeitliche Nähe zur St.
Galler carta 684 und der noch dort vermerkte Titel eines Pfalzgrafen für
Bertold
erlauben die Annahme, dass der zweite der von
ARNULF namentlich genannten Primaten mit Bertolt
identisch war.
Vom 14. Juli 897 stammt ein weiteres Diplom ARNULFS,
durch das der nunmehr Kaiser gewordene Herrscher einem Diotker im Augstgau
im Comitat Arbos 10 Mansen schenkte (D Arn Nr. 156). Diese Güter lagen
zwischen Pforzen, Schlingen und Hausen bei Kaufbeuren; zuvor hatte sie
Perhtolt comes zu Lehen besessen. Die Angaben über die
Besitzgeschichte lassen die Vermutung zu, dass der Graf die Verfügung
über die Mansen noch nicht lange aufgegeben hatte, sie erlauben aber
nicht die Annahme, Perhtolt sei zum
Zeitpunkt der Urkundenausstellung verstorben gewesen (anders Baumann, Allgäu
I 180, Schwarzmaier 53). Ein bald vor 897 belegter Graf
Bertold kann mit dem Pfalzgrafen von 880 und 892 und dem primas
regni von 893/96 personengleich gewesen sein; ich halte die Identität
für sehr wahrscheinlich, da der Augstgau zur Nachbarschaft der Alaholfsbaar
gehört hat, in der die ALAHOLFINGER
eine herausragende Rolle spielten (s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften
Alemanniens, Kap. V.4). Ein Besitz Bertoldsim
Augstgau besagt natürlich nicht, dass Bertolt
auch
eine den Augstgau einschließende Grafschaft verwaltet hat (vgl. Borgolte,
loc. cit., Kap. VII), doch ist dies möglich. Bertolt
wäre
dann ein Vorgänger ARBOs und ein Kollege Rudolfs (I, II, III) gewesen.
Die Urkunde ARNULFS
von 897 nötigt dazu, auch ein Diplom Ludwigs
des Deutschen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts zu behandeln,
in dem von einem Königsgericht unter Vorsitz des missus dominicus
Iring und der Grafen Babo und Perhtold die Rede ist (D LdD Nr. 66). An
der ausführlich geschilderten Gerichtsverhandlung, deren Gegenstand
hier nicht näher interessiert (s. Art. Pabo), hat der populus aus
dem Illergau, Augstgau und Alpgau teilgenommen. Es ist also denkbar, dass
der Graf Bertold in einer der östlichen
Landschaften Alemanniens eine Verwaltungsaufgabe wahrgenommen hat. Er könnte
ein Vorgänger Beumanns im Augstgau gewesen sein, doch kann ein alemannischer
Wirkungskreis aus dem Diplom allein nicht erschlossen werden.
Nach einer These von Baumann (Erchanger und Berchtold,
ebenso Krüger, Jänichen115 und Tafel 2, Störmer, Clavadetscher,
vgl. Meyer von Knonau) war der Pfalzgraf Bertoltder
Vater der sogenannten Kammerboten Erchangar
(II) und Bertold
(V), die Anfangs des 10. Jahrhunderts den Dukat in Alemannien zu
erlangen suchten; der Name Erchangar soll durch eine Heirat Bertolts
mit einer Frau aus der Nachkommenschaft des Breisgaugrafen Erchangar (I)
ins Geschlecht der ALAHOLFINGER gekommen
sein. Eine Identität Bertolts mit Erchangars Bruder schließen
Baumann und Krüger (vgl. Roth von Schreckenstein 140) mit Recht aus,
da dieser in den Quellen Erchangar nachgeordnet wird, während Bertoltschon
vor Ende des 9. Jahrhunderts als comes palacii bezeichnet worden ist.
In einem umfangreichen Eintrag des St. Galler Gedenkbuches
(pag. 73 = Piper, Libri Confrat. 94 col. 306), der offenbar von dem bayerischen
Markgrafen Liutpold und Erchangar
und
Bertold,
seinen Schwägern, angeführt wird, sind mehrere Personen namens
Bertold genannt. Mitterauer identifizierte einen von ihnen mit Bertolt,
ohne dafür überzeugende Argumente vorbringen zu können (vgl.
Döbler, Gedenkeintrag).
Kinder:
Kunigunde
um 882-7.2.915?
1. oo Liutpold Markgraf von Bayern
-4.7.907
911
2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches
882-23.12.918
Berchthold II.
-21.1.917
Erchanger
-21.1.917
Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer
und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986 Seite 56,58,78,79,81,91,111,225,266 - Borgolte Michael:
Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge
und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite
167,185,206,257 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 484,
563,575,588,594,606-608 -