Weitere drei Jahre nach Guntrams
Tod schon starb 596 (nach dem 28. März und vor Juli 596) Childebert
II. Sein Reich bzw. seines Reiche Austrasien und Burgund
fielen an seine Söhne. Der ältere von beiden war Theudebert
II., der nach Angaben des Liber Historiae Francorum einer
kirchlich nicht anerkannten Verbindung entstammte, weshalb seine Großmutter
den "legitim" geborenen Halbbruder Theuderich
II. bevorzugt habe. Für Gregor von Tours war diese Herkunftsfrage
kaum interessant, statt dessen berichtet er, wie groß Childeberts
Freude einst gewesen war, als ihm dieser Sohn offenbar in Trier geboren
und duch den dortigen Bischof Magnerich getauft wurde. In Theudebert
II. hatte man zunächst Childeberts
Nachfolger gesehen. Theuderich II.
war ein gutes Jahr jünger, ein Sohn der Königin
Faileuba.
Jetzt erhielt er nach des Vaters Tod das um einige Gebiete erweiterte Königreich
Burgund, während Theudeberts Anteil
Austrasien war.
Unberührt von diesen Erwägungen ist allerdings
die Frage, ob und in welcher Weise über die unmündigen Söhne
Childeberts,
die jetzigen Könige von Austrasien und Burgund, eine Regentschaft
ausgeübt wurde. Faktische Bedeutung kam gewiß ihrer Großmutter
Brunhilde
zu, formell scheint sie nicht
zur Regentin bestellt worden zu sein.
Brunhildes
Einfluß wird sich aber auf Theuderich beschränkt
haben, den sie recht einseitig begünstigt zu haben scheint. Im Gegensatz
zur Erhebung manch anderer minderjähriger Könige ist auch über
eine Regentschaft des Adels bzw. einzelner Adliger nichts überliefert,
de facto wird der Einfluß der burgundischen und austrasischen Großen
einer Regentschaft ganz zweifellos entsprochen haben. Die mindestens rechtstheoretisch
interessante Frage, ob die Teilung des Childebert-Reiches
sich im Rahmen der brüderlichen Erbengemeinschaft gehalten habe, ob
also eine samtherrschaftliche Komponente auf brüdergemeinschaftlicher
Basis zu erkennen ist, läßt sich relativ leicht verneinen. Das
ergeben die bereits angeführte Erhebung Theudeberts
in Austrasien schon zu Lebzeiten Childeberts II.
und die starke politische Selbständigkeit dieses Königreiches.
Für die spätere Phase der Beziehungen zwischen beiden Brüdern
muß erwähnt werden, daß sich ihr Streit vornehmlich an
beiderseitigen Grenzforderungen entzündet zu haben scheint, was gewiß
auf scharfe und frühzeitige Grenzziehungen ohne übergreifende
Samtherrschaftsaspekte schließen läßt.
Nach langem Einvernehmen beider königlichen Brüder
kam es nämlich 611 zu einem Bündnis Chlothars
II. mit Theuderich, der
gegen seinen Bruder Theudebert den
Krieg mit der Behauptung propagierte, Theudebert
sei kein Sohn Childeberts. Im Verlauf
der beabsichtigten kriegerischen Auseinandersetzungen wurde
Theudebert
bei Zülpich und Toul geschlagen und fiel in die Hand seines Bruders
Theuderich.
Da Brunhilde ihren Enkel endgültig
hatte fallen lassen, wurde der besiegte Theudebert
seiner königlichen Gewänder, seines Pferdes und königlichen
Sattelzeuges beraubt, was seinen Herrschaftsverlust sinnfällig dokumentierte.Theudebert
wurde geschoren, in ein Kloster gesteckt und bald darauf umgebracht [Bei
Beginn des Bruderzwistes soll Jonas Theudebert
II. geraten, auf eine Königsherrschaft zu verzichten und
in ein Kloster zu gehen.]. Weil Theuderich
auch
des Bruders noch ganz kleinen Sohn Merowech
umbringen
ließ, stand seinem Königtum in Austrasien nichts mehr im Wege,
was die Quellen auch lakonisch vermerken. Wie Theuderichs
förmliche Bestellung als König in seines Bruders Reich vollzog,
ist unbekannt. Aus dem Liber historiae Francorum verlautet immerhin, daß
die Bevölkerung der terra Riboariense sich Theuderichs
schreckenbringender Gewalt unterwarf und um Schonung für Land und
Leute bat. Ist der Bericht auch zum Teil verwirrt und nicht in allen Zügen
glaubhaft, so dürften diejenigen Angaben im wesentlichen korrekt sein,
die von Unterwerfung des populus, der Auslieferung von Theudeberts
Schätzen an Theuderich und
von Huldigungseiden der Franci seniores (in der Kölner St.
Gereons-Basilika) wissen.
Kurze Zeit nach seines Bruders Tod starb Theuderich
II. 613 (nach dem 23. August) bei einem Feldzug
gegen Chlothar II. in Metz. Sein Heer
löste sich auf und zog nach Hause, während
Brunhilde
mit vier Söhnen Theuderichs, ihren
Urenkeln, in Metz blieb.