Tochter eines Schafhirten
Schwennicke Detlev: Tafel 1
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
CHARIBERT I.
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†
561/67 König in PARIS
I. oo INGOBERGA
* um 520, † geistlich Tours 589
getrennt
II. oo MEROFLED
†
Tochter eines artifex lanarius
III. oo THEODEGILD
†
Tochter eines Schusters
IV. oo nach 562
MARCOVEIFA
†
Schwester von Merofled
Gregor von Tours berichtet von einer Schäfers-Tochter Theudechild, die sich König Charibert (561-567) zur Frau nahm. Nach seinem Tod internierte sie König Guntram in einem Kloster.
Schneider Reinhard: Seite 92,247
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Im Jahre 567 starb König
Charibert. Trotz mehrerer Eheschließungen hinterließ
er keinen Sohn, so daß eine Verteilung seines Erbes an die Brüder
nahe lag. Aber als König
Guntram die Chance eines zusätzlichen Erbanspruchs sah,
griff er sofort zu.
Chariberts Witwe
übermittelte ihm nämlich ein Heiratsangebot, das Guntram
bereitwillig anzunehmen versprach, wenn Königin
Theudechilde
"ihre
Schätze" mitbrächte. Sie tat es zu des Königs Wohlgefallen,
doch an ihr selbst war er nicht mehr interessiert, und Theudechilde
verschwand gegen ihren Willen in einem Kloster. Wenn Guntram
die Eheschließung unterließ, so wird der Grund in einer veränderten
politischen Situation zu finden sein, in der die Chance auf Einheirat in
Chariberts
Reich bereits nicht mehr gegeben war.
Die Vorzüge einer Heirat mit der Königin-Witwe
hatte besonders
König Chlothar
I. treffsicher erkannt und mehrfach mit Erfolg durchgeprobt.
Eine typische Form von Einheirat war das Angebot der Witwe Chariberts
567 an ihren Schwager
Guntram,
er möge sie heiraten, worauf dieser zum Schein einging unter der Bedingung,
daß sie "ihre Schätze" in die Ehe einbringe. Theudechilde
tat es und wurde zwiefach betrogen.
Dahn, Felix: Seite 385
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"Die Völkerwanderung. Kaiser "
Er nahm auch ein anderes Mädchen zur Ehe, eine Hirten-Tochter,
mit Namen Theudechildis, von der soll
er einen Sohn gehabt haben, der aber gleich nach der Geburt starb und begraben
wurde."
Nach Chariberts Tod
sandte Theudechildis - "eine von seinen
Gemahlinnen" - zu König Guntchramn
und
bot sich ihm von freien Stücken zur Ehe an. Der König antwortete
ihrem Boten: "Es beliebe ihr, zu mir zu kommen mit ihren Schätzen.
Ich werde sie zur Ehe nehmen, und sie hochstellen in meinem Volk, so daß
sie noch größere Ehren bei mir genießen soll, als bei
meinem Bruder, der jüngst verstorben ist." Da war jene voll Freude,
raffte alles zusammen und reiste zu ihm. Als dies der König sah, sprach
er: "Besser ist es, diese Schätze bleiben bei mir, als daß sie,
die unwürdig meines Bruders Bett betrat, diselben unter sich behalte."
Darauf nahm er ihr das meiste ab. Einiges aber ließ er ihr und -
sandte sie in das Kloster zu Arles. Sie gewöhnte sich jedoch,
nach solcher Vergangenheit eigentlich zu begreifen, schwer daran, Fasten
und Nachtwachen zu ertragen, und ging deshalb im geheimen durch Boten einen
Goten an: wenn er sie nach Spanien entführen und sich mit ihr vermählen
wolle, so versprach sie ihm heimlich mit ihren Schätzen das Kloster
zu verlassen und ihm freudig zu folgen. Jener sagte es ihr ohne Zaudern
zu, und als sie schon ihre Sachen zusamengepackt, die Bündel geschnürt
hatte und aus dem Kloster zu entspringen gedachte, kam die Wachsamkeit
der Äbtissin ihrer Absicht zuvor. Ihr Fluchtversuch wurde entdeckt,
die Äbtissin ließ sie schwer geißeln und in den Kerker
werfen, in dem sie bis an ihr Lebensende blieb und nicht geringe Leiden
zu ertragen hatte.
Hartmann Martina: Seite 57123,139
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
Bald darauf machte er Theudogildis,
die Tochter eines Schafhirten, zu seiner zweiten Gemahlin und ehelichte
schließlich noch Merofledis'
Schwester Marcofeiva, obwohl diese,
wie Gregor sagt, Nonne war.
Theudogildis bot
sich nach dem Tod ihres Gemahls Chariberts
Bruder Gunthram (561-592) als
Ehefrau an und stellte ihm dafür den Königsschatz in Aussicht,
doch Gunthram nahm den Schatz und ließ
Theudogildis ins Kloster einweisen, wie Gregor nicht ohne Spott
erzählt (siehe auch Seite 139f.):
Nach seinem Tode schickte Theudogildis,
eine von
seinen Gemahlinnen, Boten zu König
Gunthram
und bot sich ihm aus freien Stücken
zur Ehe an.
Ihnen antworteet der König: "Es
möge sie nicht
verdrießen, zu mir zu kommen mit
ihren Schätzen.
Ich werde sie zur Ehe nehmen und sie
hoch stellen
in meinem Volk, sodass sie noch größere
Ehren bei
mir genießen soll als bei meinem
Bruder, der jüngst
verstorben ist." Da freute sie sich,
raffte alles
zusammen und reiste zu ihm. Als dies
der König sah,
sprach er: "Besser ist es, diese Schätze
bleiben bei
mir als bei dieser, die unwürdig
meines Bruders Bett
betrat." Darauf nahm er ihr vieles, weniges
aber ließ
er ihr, und sandte sie in das Kloster
zu Arles."
(Gregor, Historien IV, 26 = I Seite 231)
Als sich Chariberts Witwe
Theudogildis
567 ihrem Schwager Gunthram (561-592)
zur Ehe anbot, kann dieser das Angebot wegen zu naher Verwandtschaft abgelehnt
haben oder schlicht, weil er sie nicht wollte (siehe oben Seite 57).
Die oben bereits erwähnte Königin Theudogildis,
eine der Gemahlinnen König Chariberts (561-567),
wurde nach dem Tod ihres Gemahls von König Gunthram
(561-592) ins Kloster geschickt, sie gewöhnte sich jedoch
schwer daran, Fasten und Nachtwachen zu ertragen, und versuchte des deshalb,
mithilfe eines mit Geld bestochenen Mannes zu fliehen, doch:
Ihr Anschlag wurde entdeckt und die Äbtissin
ließ
sie schwer geißeln und in den Kerker
werfen, in dem
sie bis zum Ende ihres zeitlichen Lebens
blieb und
nicht geringe Leiden zu ertragen hatte.
(Gregor von Tours,
Historien IV, 26 = I Seite 231)
oo 3. Charibert I. Franken-König zu Paris-Tournai
518/23 † Winter 567
Literatur:
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Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag
Klagenfurth 1997, Seite 385 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter.
Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 57,93,123,139 - Jarnut
Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 93
- Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden
und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 92,2 47 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 1 -