Sohn des N.N.
Geuenich, Dieter: Seite 97-100,158
***************
"Geschichte der Alemannen"
Ausführlichere Informationen über den Alemannen-Herzog,
der seinen Hof in Überlingen (villa Iburninga) und seine Beziehungen
zum Königshof in Metz vermittelt die Lebensbeschreibung des heiligen
Gallus (etwa 560-650). Wir erfahren von einem Herzog
Gunzo, dessen Residenz in Überlingen am Bodensee liegt.
Ihn hat man mit den 587-607/08 bezeugten Alemannen-Herzog Uncelin
gleichsetzen wollen. Dagegen sprechen jedoch sowohl die unterschiedlichen
Namenformen als auch der zeitliche Abstand zwischen den von Fredegar geschilderten
Ereignissen, die 607/08 mit der Verstümmelung
Uncelins endeten,
und den in der Gallus-Vita überlieferten Nachricht über
Gunzo,
die nach Hagen Keller in die 30-er oder 40-er Jahre des 7. Jahrhunderts
zu datieren sind. Entsprechend wird man in dem MEROWINGER-König
Sigibert, der nach dem Bericht der Vita mit Gunzos
Tochter
Fridiburga
verlobt war, Sigibert
III. (633-656), den
Sohn Dagoberts
I., sehen. Wichtig erscheint in unserem Zusammenhang, daß
der Herzog, als er seine Tochter dem König "mit großem Gefolge"
zuführte, diese bis zum Rhein geleitete, wo königliche Begleiter
sie übernahmen und an Königshof nach Metz brachten. Die Amtsgewalt
des Alemannen-Herzogs endete also vermutlich am Rhein.
Nach Aussonderung der Bestandteile, die offenkundig aus
der Lebensbeschreibung des heiligen Columban stammen und erst nachträglich
mit der Gallus-Vita vermischt worden sind, ergibt sich eine Datierung der
geschilderten Ereignisse um den Herzog Gunzo und die Erhebung des
Gallus-Schülers Johannes zum Bischof von Konstanz in die Zeit von
etwa 635-650. Da zu dieser Zeit in der Vita des Abtes Germanus von Moutier-Grandval
ein Gundoinus dux als
Gründer des südlich von Basel gelegenen Klosters bezeugt ist,
hat Hagen Keller sich mit guten Gründen für eine Gleichseztzung
des Überlinger Herzogs Gunzo mit
dem in der Vita Germani genannten Herzog Gundoin
ausgesprochen. Diese Vermutung ist, obwohl die beiden Namensformen durchaus
in Einklang zu bringen sind, nicht unwidersprochen geblieben. Man muß,
um sie kritisch zu beleuchten, nur an das erwähnte Geleit für
die Herzogstochter "bis zum Rhein" erinnern, wo offensichtlich der Herrschaftsbereich
des Herzogs Gunzo
endete. Gundoin aber gilt
als der erste nachgewiesene Herzog des Elsaß, dem Bonifatius (662/66)
und dann Eticho (675/83), der "Stammvater" der ETICHONEN,
in diesem Amt folgten.
Akzeptiert man jedoch die Gleichsetzung Gunzo
= Gundoin, so verstärkt sich der
Eindruck, daß das Amt des Alemannen-Herzogs auch in der Mitte des
7. Jahrhunderts noch linksrheinisch orientiert und begründet war.
Wenn die Gallus-Vita suggeriert, Herzog Gunzo
habe über "ganz Alemannien" geherrscht, so kann dies eine Rückprojektion
aufgrund der Situation zur Zeit der Niederschrift sein. Hinzuweisen ist
in diesem Zusammenhang auf einen weiteren Alemannen-Herzog Leuthari,
der nach der Chronik Fredegars im Jahre 643 Otto,
den Erzieher des Königs
Sigibert III., tötete und damit die Bestrebungen Grimolads
(643-661/62)zur
Erlangung des Hausmeieramtes am austrasischen Hof unterstützte. Ob
er zeitgleich mit Gunzo amtierte, dessen
Herzogtum dann regional begrenzt und nicht auf die gesamte Alamannia bezogen
gewesen wäre, entzieht sich unserer Kenntnis, zumal wir auch den Herrschaftsbereich
des Leuthari nicht kennen.
635-650
In Überlingen am Bodensee residiert ein Herzog
Gunzo, dessen Tochter Fridiburga dem Franken-König
Sigibert III. zur Vermählung bis an den Rhein zugeführt
wird. Gunzo lädt die Kleriker
und Bischöfe der Umgebung zu einer Synode ein und leitet die Wahl
des Diakons Johannes zum Bischof von Konstanz. Ob Gunzo
mit dem zur gleichen Zeit bezeugten Herzog Gundoin, dem Gründer
des Klosters Moutier-Grandval, identisch ist, bleibt unsicher.
Ewig Eugen: Seite 144
**********
"Die Merowinger und das Frankenreich"
Sicher ist nur, daß der Alamannen-Herzog Leuthari
den herrschenden Gruppen am Königshof verbunden blieb. Denn ihm verdankte
Grimoald
642 die Beseitigung seines Rivalen Otto, durch die der
Weg zum Hausmeieramt frei wurde. Vielleicht war der junge König auch
mit der Tochter eines
Alamannen-Herzogs
Gunzo aus dem Bodenseegebiet verlobt. Doch kam die Ehe nicht
zustande, da die junge Dame namens Frideburg den Eintritt ins Kloster
vorzog.
oo N.N.
†
Kinder:
Fridiburga
†
Literatur:
-----------
Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband
31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 22,105,191,250 -
Ewig
Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1988 Seite 144 - Geuenich, Dieter: Geschichte der
Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite
97-100,102,158 -