Sohn des fränkischen Feldherrn Bauto
Lexikon Alte Kulturen: Band I Seite 165
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Arbogast
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† 394
Römischer Reichsfeldherr (magister milituum) fränkischer Abstammung
Im Kampf gegen den Usurpator Magnus Maximus
bewährt, wurde Arbogast 388 zum Berater des Kaisers des
Westens Valentinian II. ernannt, stürzte
ihn jedoch bald (392 zum Selbstmord getrieben oder ermordet); erhob den
von ihm abhängigen Eugenius zum
Kaiser, was durch ein Bündnis mit der heidnischen Oberschicht Roms
(Arbogast war Heide) zum Aufleben heidnischer Ideen (Symmachus,
Quintus Aurelius) führte; wurde zusammen mit Eugenius
von Theodosius 394 am Frigidus geschlagen
und beging Selbstmord.
Arbogast
Arbogast, einer der fränkischen Heermeister
im spätrömischen Reich (Bauto, Merobaudes, Richomer)
hat seine fränkischen Landsleute am römischen Kaiserhof protegiert
und ist selbst von ihnen gefördert worden. Als 'politischer
Flüchtling' war er, von den Franken
geächtet, nach Rom gekommen und wurde zu einem erbitterten Gegner
der germanischen Völker. Kaiser
Valentinian
II. (375-392) ist von ihm
terrorisiert worden (Zöllner); als erster germanischer Emporkömmling
hat er einen Gegen-Kaiser manipuliert, den Eugenius
(392-394). In der Entscheidungsschlacht zwischen den beiden
Kaisern wurde er von Theodosius I.
am 6.9.394 geschlagen unnd endete durch Selbstmord.
Theodosios und Valentinian
ernannten den fränkischen Feldherrn Arbogast zum Comes und
damit eigentlich zum Statthalter von Gallien und verbrachten den
Winter in Mailand.
Anfang 391 verließen die beiden Herrscher Mailand:
Theodosios,
um nach Konstantinopel zurückzukehren, Valentinian,
um in Gallien die Macht zu übernehmen, wo der Franke Arbogast
als Comes regiert hatte. Als er in Vienne eintraf, wurde jedoch
rasch klar, daß Arbogast keienswegs die Absicht hatte, ihm
die Führung zu übergeben, wie es seine Pflicht gewesen wäre.
Statt dessen regierte er weiter wie bisher, ignorierte den Kaiser und gab
nicht einmal vor, ihn in wichtigen Angelegenheiten zu konsultieren. Entschlossen,
seine Autorität durchzusetzen, übergab ihm Valentinian
deshalb eines Tages den schriftlichen Befehl, sofort zurückzutreten.
Arbogast
betrachtete das Papier einen Augenblick lang und zerriß es dann langsam
und verächtlich. Damit war der Krieg zwischen den beiden erklärt,
und wenige Tage später, am 15. Mai 392, fand man den erst gerade einundzwanzigjährigen
Kaiser tot in seinen Gemächern. Mit großem Aufwand stellte man
die Sache als Selbstmord dar, und tatsächlich konnte ein Mord nie
schlüssig bewiesen werden.
Arbogast wußte, daß er als Nichtrömer
und Nichtchrist das Diadem nicht selbst tragen konnte. Doch er gab sich
vollkommen zufrieden mit der Rolle des Kaisermachers. Er ernannte
seinen Gefolgsmann Eugenios zum neuen
Augustus, einen christlichen Grammatiker mittleren Alters. Gesandte wurden
losgeschickt, um Theodosios über
das unglückliche Ableben seines Schwagers und die einstimmige Wahl
von Eugenios als Nachfolger in Kenntnis
zu setzen. Theodosios wollte jedoch
nichts davon hören. Das Recht, seinen Mitregenten zu bestimmen, lag
bei ihm und bei ihm allein. So sandte er eine ausweichende Antwort und
begann sogleich Vorbereitungen zu treffen.
Diese dauerten bis Ende 393 an, und in dieser Zeit gelang
es Arbogast trotz heftigen Widerstandes von Ambrosius, seinen Günstling
in Italien durchzusetzen.
Das Heer von Arbogast und Eugenios
war
ungefähr gleich stark wie das von Theodosios,
als es Ende Juli in der Lombardei aufbrach. Beim Verlassen der Stadt schwor
Arbogast,
er werde seine Pferde, sollte er siegreich zurückkehren, in der Basilika
unterbringen, und es könnnte ebensogut Trotz wie ein anderer Grund
gewesen sein, was ihn bewog, dem Heer nicht das Labarum
des christlichen
Kaisers, sondern ein Abbild des Hercules Invictus als Standarde
vorneweg tragen zu lassen.
Die beiden Heere trafen am 5. September etwas nördlich
von Triest aufeinander, und zwar am Frigidus, dem kleinen Zufluß
des Isonzo, der heute besser unter dem Namen Wippach (oder Vipacco) bekannt
ist. Der erste Tag endete für Theodosois
und seine Soldaten mit einer Katastrophe: Mindestens die Hälfte der
gotischen Krieger war niedergemetzelt, und der Rest des Heeres hatte sich
unkontrolliert zurückgezogen. Ein ansehnliches Sonderkommando traf
ein; Arbogast hatte es entsandt, um Theodosois
den Rückzug abzuschneiden, aber dessen Angehörige erklärten
sich nun bereit, ihre Loyalität gegen einen annehmbaren Preis auf
Theodosios
zu
übertragen. Mit neuem Optimismus begab man sich wieder in die Schlacht.
Als weitere Bestätigung göttlicher Wohlgesinntheit zog von Osten
her ein heftiger Sturm mit orkanartigen Windböen auf.
Theodosios
und seine Leute hatten den Wind im Rücken, während die Soldaten
von Arbogast und
Eugenios von
Stabwolken geblendet und derart vom Sturmwind durchgeschütttelt wurden,
daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Das Werfen von Speeren,
ja selbst das Abschießen von Pfeilen kam nicht in Frage. Es machte
ganz den Anschein, als hätten sich die Götter samt und sonders
gegen sie verschworen. Erschöpft und demoralisiert gaben sie bald
auf. Eugenios wurde geköpft, während
er sich vor dem Kaiser im Staub wand,
Arbogast entkam. Nachdem er
mehrer Tage in den Hügeln umhergeirrt war, griff er auf die alte römische
Lösung für seine Probleme zurück und stürzte sich
in sein Schwert.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 340,342,345
- Döbler Hansferdinand: DIE GERMANEN. Geschichte und Kultur
von A - Z. Das große Sachbuch zur Frühgeschichte Europas. Gondrom
Verlag GmbH 1992 Seite 113 - Günther Rigobert: Römische
Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig
2003 Seite 46,134 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag
Mannheim/Wien/ Zürich 1990 Band I Seite 165 - Mann Golo: PROPYLÄEN
WELTGESCHICHTE. Eine Universalgeschichte. Vierter Band. Rom Die römische
Welt. Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt am Main - Berlin, Propyläen
Verlag 1986 Seite 533,666 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg
des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Seite 121,123,188,199 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 57 -