Arbogast                                         Römischer Reichsfeldherr (magister militum)
------------                                       Statthalter von Gallien
um 355 8.9.394 Selbstmord
 

Sohn des fränkischen Feldherrn Bauto
 

Lexikon Alte Kulturen: Band I Seite 165
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Arbogast
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   394

Römischer Reichsfeldherr (magister milituum) fränkischer Abstammung

Im Kampf gegen den Usurpator Magnus Maximus bewährt, wurde Arbogast 388 zum Berater des Kaisers des Westens Valentinian II. ernannt, stürzte ihn jedoch bald (392 zum Selbstmord getrieben oder ermordet); erhob den von ihm abhängigen Eugenius zum Kaiser, was durch ein Bündnis mit der heidnischen Oberschicht Roms (Arbogast war Heide) zum Aufleben heidnischer Ideen (Symmachus, Quintus Aurelius) führte; wurde zusammen mit Eugenius von Theodosius 394 am Frigidus geschlagen und beging Selbstmord.



Döbler Hansferdinand: Seite 113
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"DIE GERMANEN. Geschichte und Kultur von A - Z. Das große Sachbuch zur Frühgeschichte Europas."

Arbogast

Arbogast, einer der fränkischen Heermeister im spätrömischen Reich (Bauto, Merobaudes, Richomer) hat seine fränkischen Landsleute am römischen Kaiserhof protegiert und ist selbst von ihnen gefördert worden.  Als 'politischer Flüchtling' war er, von den Franken geächtet, nach Rom gekommen und wurde zu einem erbitterten Gegner der germanischen Völker. Kaiser Valentinian II. (375-392) ist von ihm terrorisiert worden (Zöllner); als erster germanischer Emporkömmling hat er einen Gegen-Kaiser manipuliert, den Eugenius (392-394). In der Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Kaisern wurde er von Theodosius I. am 6.9.394 geschlagen unnd endete durch Selbstmord.



Norwich John Julius: Seite 121,123-126
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."

Theodosios und Valentinian ernannten den fränkischen Feldherrn Arbogast zum Comes und damit eigentlich zum Statthalter von Gallien und verbrachten den Winter in Mailand.
Anfang 391 verließen die beiden Herrscher Mailand: Theodosios, um nach Konstantinopel zurückzukehren, Valentinian, um in Gallien die Macht zu übernehmen, wo der Franke Arbogast als Comes regiert hatte. Als er in Vienne eintraf, wurde jedoch rasch klar, daß Arbogast keienswegs die Absicht hatte, ihm die Führung zu übergeben, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Statt dessen regierte er weiter wie bisher, ignorierte den Kaiser und gab nicht einmal vor, ihn in wichtigen Angelegenheiten zu konsultieren. Entschlossen, seine Autorität durchzusetzen, übergab ihm Valentinian deshalb eines Tages den schriftlichen Befehl, sofort zurückzutreten. Arbogast betrachtete das Papier einen Augenblick lang und zerriß es dann langsam und verächtlich. Damit war der Krieg zwischen den beiden erklärt, und wenige Tage später, am 15. Mai 392, fand man den erst gerade einundzwanzigjährigen Kaiser tot in seinen Gemächern. Mit großem Aufwand stellte man die Sache als Selbstmord dar, und tatsächlich konnte ein Mord nie schlüssig bewiesen werden.
Arbogast wußte, daß er als Nichtrömer und Nichtchrist das Diadem nicht selbst tragen konnte. Doch er gab sich vollkommen zufrieden mit der Rolle des Kaisermachers. Er ernannte seinen Gefolgsmann Eugenios zum neuen Augustus, einen christlichen Grammatiker mittleren Alters. Gesandte wurden losgeschickt, um Theodosios über das unglückliche Ableben seines Schwagers und die einstimmige Wahl von Eugenios als Nachfolger in Kenntnis zu setzen. Theodosios wollte jedoch nichts davon hören. Das Recht, seinen Mitregenten zu bestimmen, lag bei ihm und bei ihm allein. So sandte er eine ausweichende Antwort und begann sogleich Vorbereitungen zu treffen.
Diese dauerten bis Ende 393 an, und in dieser Zeit gelang es Arbogast trotz heftigen Widerstandes von Ambrosius, seinen Günstling in Italien durchzusetzen.
Das Heer von Arbogast und Eugenios war ungefähr gleich stark wie das von Theodosios, als es Ende Juli in der Lombardei aufbrach. Beim Verlassen der Stadt schwor Arbogast, er werde seine Pferde, sollte er siegreich zurückkehren, in der Basilika unterbringen, und es könnnte ebensogut Trotz wie ein anderer Grund gewesen sein, was ihn bewog, dem Heer nicht das Labarum des christlichen Kaisers, sondern ein Abbild des Hercules Invictus als Standarde vorneweg tragen zu lassen.
Die beiden Heere trafen am 5. September etwas nördlich von Triest aufeinander, und zwar am Frigidus, dem kleinen Zufluß des Isonzo, der heute besser unter dem Namen Wippach (oder Vipacco) bekannt ist. Der erste Tag endete für Theodosois und seine Soldaten mit einer Katastrophe: Mindestens die Hälfte der gotischen Krieger war niedergemetzelt, und der Rest des Heeres hatte sich unkontrolliert zurückgezogen. Ein ansehnliches Sonderkommando traf ein; Arbogast hatte es entsandt, um Theodosois den Rückzug abzuschneiden, aber dessen Angehörige erklärten sich nun bereit, ihre Loyalität gegen einen annehmbaren Preis auf Theodosios zu übertragen. Mit neuem Optimismus begab man sich wieder in die Schlacht. Als weitere Bestätigung göttlicher Wohlgesinntheit zog von Osten her ein heftiger Sturm mit orkanartigen Windböen auf. Theodosios und seine Leute hatten den Wind im Rücken, während die Soldaten von Arbogast und Eugenios von Stabwolken geblendet und derart vom Sturmwind durchgeschütttelt wurden, daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Das Werfen von Speeren, ja selbst das Abschießen von Pfeilen kam nicht in Frage. Es machte ganz den Anschein, als hätten sich die Götter samt und sonders gegen sie verschworen. Erschöpft und demoralisiert gaben sie bald auf. Eugenios wurde geköpft, während er sich vor dem Kaiser im Staub wand, Arbogast entkam. Nachdem er mehrer Tage in den Hügeln umhergeirrt war, griff er auf die alte römische Lösung für seine Probleme zurück und stürzte sich in sein Schwert.
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 340,342,345 - Döbler Hansferdinand: DIE GERMANEN. Geschichte und Kultur von A - Z. Das große Sachbuch zur Frühgeschichte Europas. Gondrom Verlag GmbH 1992 Seite 113 - Günther Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 46,134 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/ Zürich 1990 Band I Seite 165 - Mann Golo: PROPYLÄEN WELTGESCHICHTE. Eine Universalgeschichte. Vierter Band. Rom Die römische Welt. Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt am Main - Berlin, Propyläen Verlag 1986 Seite 533,666 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Seite 121,123,188,199 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 57 -