Ptolemaios XIII. Dionysos              König von Ägypten (51-48 v.u.Z.)
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61 v.u.Z. 47 v.u.Z.
 

Ältester Sohn des Königs Ptolemaios XII. Auletes von Ägypten aus dem Hause der PTOLEMÄER aus seiner 3. Ehe mit einer namentlich nicht bekannten Frau wohl aus priesterlichen Kreisen
 

Lexikon Alte Kulturen: Band III Seite 214
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Ptolemaios XIII. Philopator Philadelphos [= der Vater- und Schwesterliebende]
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* 61 v. Chr. 47 v. Chr.

König von Ägypten und Mitregent seiner Schwestergattin Kleopatra VII. (seit 51)

Fiel im Alexandrinischen Krieg (48/47) gegen Caesar.



Thiele, Andreas: Tafel 248
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

PTOLEMÄUS XIII.
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    † 47 v.u.Z. gefallen

Ptolemaios XIII. folgte 51 v.u.Z. gemeinsam mit seiner Schwester Kleopatra VII. Es war eine Zeit ständiger Bürgerkriege. Er stand ganz unter dem Einfluß des Hausmeiers General Achillas, ließ 48 v.u.Z. Pompeius ermorden und fiel im Kampf gegen die Schwester.

  oo 51 v.u.Z.
       KLEOPATRA VII.
             30  v.u.Z.



Ptolemaios XIII. Dionysios regierte nach dem Tode seines Vaters gemeinsam mit seiner Schwestergemahlin Kleopatra VII. Den von Caesar besiegten Pompeius ließ er bei seiner Landung in Ägypten ermorden. Der Thronstreit zwischen Bruder und Schwester artete in einen regelrechten Krieg aus. Caesar griff ein und proklamierte beide zu Königen. Daraufhin brach der Alexandrinische Krieg aus, bei dem die Bibliothek verbrannte und Ptolemaios den Tod im Nil fand.

Hölbl Günther: Seite 204-212
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"Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung."

Ptolemaios XII. nahm, um die dynastische Kontinuität zu sichern, seine Tochter Kleopatra VII. als Mitregentin an. Aus traditionellen Gründen stellte aber Ptolemaios XII. in seinem Testament Kleopatra VII. ihren älteren Bruder für eine gemeinsame Herrschaft zur Seite. Die angeblich im Testament vorgesehene Geschwisterheirat von Kleopatra VII. und Ptolemaios XIII. nach ptolemäischem Usus hat vielleicht nie stattgefunden. Aus einer Reihe von Dokumenten geht hervor, daß Kleopatra VII. kurz nach seiner Thronbesteigung ihren Bruder Ptolemaios XIII. aus der gemeinsamen Herrschaft verdrängte und für etwa 18 Monate allein regierte. Spätestens im Herbst 50 v.u.Z. gewannen die Freunde Ptolemaios' XIII. die Ober-hand, wie ein Prostagma vom 27. Oktober zeigt, in dem der Basilius an der Spitze und dahinter die Basilissa genannt sind.
Später im dritten Jahr (nachgewiesen seit Juni 49 v.u.Z.) begegnen Doppeldatierungen "Jahr 1, welches auch Jahr 3 ist". Wir dürfen annehmen, daß nun Ptolemaios XIII. eine Datierung nach eigenen Regierungsjahren begonnen hatte und diese Zahl aufgrund seiner nunmehrigen Dominanz vorangestellt wurde. Für die Position des damals etwa 12-jährigen Ptolemaios' XIII. zeichnete eine Gruppe von mächtigen Männern am Hofe verantwortlich, allen voran der Eunuch Potheinos. Als nutricius ("Pfleger") des 13. Ptolemäers hatte er of-fenbar schon zu Lebzeiten Ptolemaios' XII. seinen Einfluß geltend gemacht. Seit Frühjahr 48 v.u.Z. hatte er das Amt des Dioiketres inne. Gemeinsam mit dem Ägypter Achillas übte Potheinos die Vormundschaft über Ptolemaios XIII. aus.
Im Frühjahr/Sommer 49 v.u.Z. kam der ältere Sohn des Pompeius, Gnaeus Pompeius, nach Alexandria, um militärische Unterstützung zu erbitten. Die Hilfeleistung an Pompeius war dem PTOLEMÄER-Hof verpflichtend, seit Ptolemaios XII. mit Pompeius in ein hospitium- und amicitia-Verhältnis getreten war. Dadurch konnte der Römer als patronus der PTOLEMÄER-Dynastie auftreten und die darauf beruhenden Autoren sprechen sogar von einer Vormundschaft des Pompeius über Ptolemaios XIII., die sich freilich nur auf die Beziehungen zu Rom beschränken konnte. Jedoch ist daran zu erinnern, daß die Römer Garanten des Testamentes Ptolemaios' XII. waren. Der PTOLEMÄER-Hof stellte dem Gnaeus Pompeius 500 gallische und germanische Reiter aus der römischen Truppe der Gabiniani zur Verfügung. Dazu kamen 50 Kriegsschiffe, mit denen Gnaeus Pompeius im Frühjahr 48 v.u.Z. sogar einige Erfolge vor der epirotischen Küste erzielen konnte.
Noch im Sommer des Jahres 49 v.u.Z. gelang es den Männern um Ptolemaios XIII., Kleopatra von der Herrschaft auszuschließen. Im Herbst 49 v.u.Z. trat der römische Gegensenat in Thessalonike zusammen. Dabei wurde Ptolemaios XIII. auf Empfehlung von Pompeius offiziell als König und rechtmäßiger Herrscher Ägyptens anerkannt. Mit der hierin enthaltenen Ausschließung der Kleopatra vom Throne überging man somit in Thessalonike die Bestimmungen des Testaments unter dem Druck der augenblicklichen Lage und sanktionierte den bestehenden Zustand. Nach der Niederlage bei Pharsalos begab sich Pompeius mit 2.000 Bewaffneten nach Ägypten, und zwar nach Pelusion, unweit der Gegend, wo Ptolemaios XIII. mit einem Heer Kleopatra gegenüberstand, die ihr Comeback mit militärischen Mitteln versuchen wollte. Pompeius bat durch eine Gesandtschaft um Hilfe, wobei er auf seine guten Beziehungen zum PTOLEMÄER-Hof verwies. Die Philoi und die Vormünder des Königs ließen dem Pompeius zwar ausrichten, daß sie ihn aufnehmen würden, beschlossen jedoch, ihn zu ermorden. Damit wollten sie einerseits verhindern, daß Pompeius Ägypten als Operationsbasis gegen Caesar ausbaue, und andererseits sich dem siegreichen Caesar verpflichtenn; das heißt sie versuchten primär, ihr Land aus dem römischen Bürgerkrieg herauszuhalten. So schickten sie Achillas und einen römischen Kommandanten aus der Truppe der Gabiniani, den Pompeius vom Seeräuberkrieg her kannte, zu den wartenden Schiffen. Durch diese Bekanntschaft ließ Pompeius sich verleiten, den Kahn zu besteigen; hier wurde er ermodet (Juli 48 v.u.Z., julianisch). Ein Teil der Flotte des Pompeius konnte entkommen, der Rest wurde von den darauf vorbereiteten Ägyptern gefangengenommen. Ptolemaios XIII. war in vollem Königsornat am Strand erschienen und deckte die Tat seiner Minister.
Caesar, der die Verfolgung des Pompeius sehr rasch aufgenommen hatte, langte zwei Tage nach der Ermordung seines Rivalen vor Alexandria an. Um keine Zeit zu verlieren, hatte er nur zwei stark reduzierte Legionen von insgesamt 3.200 Soldaten und 800 Reiter auf einer kleinen Kriegsflotte bei sich. Bevor Caesar an Land ging, überbrachte ihm Theodotos von Chios Kopf und Siegelring des Pompeius Magnus; damit sollte Caesar zufriedengestellt und zur Weiterfahrt bewogen werden. Statt dessen beklagte jedoch Caesar unter Tränen das Schicksal seines Schwiegersohnes Pompeius, gab Befehl zur Landung, zog als kriegsführender römischer Konsul mit seinen Liktoren in Alexandria ein und schlug im Königspalast sein Quartier auf. Mit Hinweis auf seinen ersten Konsulat, während dessen er die Anerkennung des 12. PTOLEMÄERS durchgesetzt hatte, erklärte sich Caesar für berechtigt, nun wieder als Konsul die Streitigkeiten der beiden königlichen Geschwister zu schlichten. Er forderte daher Ptolemaios XIII.und Kleopatra VII. auf, ihre Heere zu entlassen und vor ihm zu erscheinen: Ptolemaios XIII. kam nach Alexandria, aber seine Leute dachten nicht daran, auf das Heer zu verzichten. Kleopatra ließ bitten, ihre Sache persönlich und geheim vor Caesar verteidigen zu dürfen. Das politische Ergebnis der Unterredung zwischen Caesar und Kleopatra bestand darin, daß nun Caesar bereit war, sie zu einer gemeinsamen Herrschaft mit ihrem Bruder Ptolemaios XIII.auf den Thron zurückzuführen.
Als am folgenden Tag der im Palast erschienene Bruder der Kleopatra merkte, was geschehen war, stürzte er zur wartenden Volksmenge ins Freie, schrie, daß er verraten worden sei, und riß sich das Diadem vom Kopf. Die dramtische Szene - ob unbewußt oder von Potheinos gelenkt - wirkte; das Volk drohte den Palast zu stürmen. Caesar konnte aber beruhigend einschreiten, verlas in einer Volksversammlung das Testament Ptolemaios' XII. und bestätigte den beiden zerstrittenen Geschwistern die Herrschaft über Ägypten. Um den Frieden im Königshaus zu sichern, das heißt im Grunde Kleopatra zuliebe, zahlte Rom durch Caesar einen ungeheuerlichen Preis: Der römische Konsul setzte das jüngere Geschwisterpaar, den als 14. gezählten PTOLEMÄER und Arsinoe, zu Königen über Zypern ein.
Der eigentliche Gegner der Kleopatra war Potheinos, der sich in der Umgebung Caesars aufhielt. Er schürte aufs schärfste die Ablehnung gegenüber der römischen Präsenz, versuchte die Versöhnungspolitik zu hintertreiben und entzündete damit den sogenannten Alexandrinischen Krieg. Im berechtigten Vertrauen auf Caesars Schwäche rief Potheinos das unter dem Kommando des Achillas immer noch nahe Pelusion beim Kasischen Vorgebirge stehende königliche Heer nach Alexandria; es war rund 20.000 Mann stark, deren harten Kern die Grabiniani ausmachten. Die Meldung des heranrückenden Heeres kam für Caesar völlig überraschend. Mit seinen geringen Truppen konnte er sich vor der Stadt in keine Schlacht einlassen. Da der Versuch, mittels einer Gesandtschaft die Feinde zu stoppen, scheiterte, nahm Caesar nun Ptolemaios XIII. - praktisch als Geisel - in Gewahrsam. Die Armee des Achillas wurde in Alexandria von der Bevölkerung begeistert empfangen und beschränkte Caesar auf das Palastviertel. Caesar gab nun Ptolemaios XIII. frei, weil ihm dafür Friedensverhandlungen in Aussicht gestellt wurden. Kaum beim Heer angekommen, nahm Ptolemaios XIII. jedoch zu Caesars Enttäuschung den Krieg mit aller Schärfe wieder auf. Da rückte aber Caesars Feldherr Mithridates von Pergamon mit seinem in Kleinasien aufgestellten Heer gegen Pelusion heran, wo er vielleicht sogar von den einstigen Truppen der Kleopatra Verstärkung erhielt. Auch der Nabatäer-König Malchos I. (60 v.u.Z.-30 v.u.Z.) hatte ein Kontingent arabischer Reiter aus Petra geschickt, und 3.000 Juden machten wieder mit unter dem Kommando des Antipatros. Pelusion wurde im Sturm genommen. Danach vereinigte Caesar seine Truppen mit jenen des Mithridates und konnte die Ägypter entscheidend schlagen; Ptolemaios XIII. fand dabei den Tod.
 
 
 
 

 51 v.u.Z.
  oo 1. Kleopatra VII. Königin von Ägypten
           69 v.u.Z. 12.8.30 v.u.Z.
 
 
 
 

Literatur:
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Bengtson Hermann: Herrschergestalten des Hellenismus. Verlag C.H. Beck München 1975 Seite 284,286-293 - Benoist-Mechin Jacques: Kleopatra oder der entschwundene Traum. Societäts-Verlag Frankfurt 1980 Seite 59,60,66,69,71,77-91,93,121,274 - Brambach Joachim: Kleopatra. Herrscherin und Geliebte. Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 45,57,62,72,80,83,89,95,114,152-155 - Grant, Michael: Kleopatra. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1988 Seite 15,48,50,73, 76-81,85,90,94,99-103,105,108,110,112,114,172,347,349,372 - Grant, Michael: Von Alexander bis Kleopatra. Die hellenistische Welt. Gondrom Verlag GmbH & Co KG, Bindlach 1984 Seite 230 - Herm Gerhard: Die Welt der Diadochen. Alexanders Erben kämpfen um die Herrschaft. C. Bertelmann Verlages GmbH, München 1978 Seite 382,384 - Hölbl Günther: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1994 Seite 204-212 - KLEINES LEXIKON DES HELLENISMUS. Otto Harrossowitz Verlag Wiesbanden 1993 Seite 130,626 - Kreißig Heinz: Geschichte des Hellenismus. Akademie-Verlag Berlin 1982 Seite 201 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 248 - Vandenberg Philipp: Cäsar und Kleopatra. Die letzten Tage der römischen Republik. C. Bertelmanns Verlag GmbH München 1986 Seite 139,142,149,154,257 -