Begraben: Apostelkirche in Konstantinopel
Mittlere Tochter des Bärenwärters Akakios
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 631
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Theodora I., Kaiserin 527-548
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* 497, † 28.Juni
548 an einem Krebsleiden
Begraben: Apostelkirche in Konstantinopel
Gattin Justinians I.
Theodora I., Tochter
eines Bärenwärters am Zirkus in Konstantinopel und bereits
im Kindesalter in das „byzantinische Schaugeschäft“ (Beck) hineingezogen,
agierte als geschickte und attraktive Schauspielerin in den moralisch
nicht immer einwandfreien mimischen Aufführungen ihrer Zeit. Um 518
folgte sie offenbar als Mätresse einem sonst unbekannten Hekebolos,
der zum Gouverneur der Pentapolis (im heutigen Libyen) ernannt worden
war.
Theodora I. scheint ihn jedoch
bald verlassen zu haben und kehrte über Alexandria und Antiocheia
nach Konstantinopel zurück. In jenen Hauptstädten Ägyptens
und Syriens kam sie mit den Patrairchen Timotheos IV. von Alexandria
und Severus in Kontakt, welche in der Christologie die monophysitische
Richtung vertraten; dank dieser Begegnung blieb Theodora
I. ein Leben lang die heimliche Beschützerin der Monophysiten,
gegen die sich der Kaiser aus Gründen der Staatsräson wenden
mußte. Theodora I. hatte den
anstößigen Beruf der Schauspielerin aufgegeben und verdiente
der Überlieferung zufolge ihren Lebensunterhalt durch Wollspinnen.
Auf welche Weise sie den um rund 15 Jahre älteren Justinian,
damals Berater seines kaiserlichen Onkels Justin,
kennenlernte, ist nicht bekannt. Um die Hochzeit, die schließlich
525 stattfand, zu ermöglichen, waren juristische Schranken, die der
vormaligen Aktrice gesetzt waren, aufzuheben, mußte
Theodora I. in den Rang einer Patricia erhoben
werden. 527 fand mit allen vorgeschriebenen Riten die Krönung des
Kaiserpaares statt. Theodora I. wußte
sich sehr bald beim Volke und beim Heer Autorität zu verschaffen und
nahm auf die Regierungsgeschäfte erheblichen Einfluß; noch im
12. Jahrhundert sprach der Geschichtsschreiber Johannes Zonares
(14,6,1) davon, daß die Herrschaft Justinians
keine Monarchie, sondern die Macht zweigeteilt gewesen sei.
Beim Nika-Aufstand von 532 hatte die Standhaftigkeit der Kaiserin den Thron
gerettet; nach der Niederwerfung der Insurrektion widersetzte sie sich
der Absicht Justinians, den Gegen-Kaiser
Hypatios
zu begnadigen, wohl das
markanteste Beispiel, wie Theodora I.
die kaiserliche Personalpolitik bald mit Haß, bald mit Gunsterweisung
mitzubestimmen vermochte. Sie verlangte die Proskynese, empfing auswärtige
Gesandte, baute sich ihren eigenen Informationsdienst auf und sorgte dafür,
daß auch in der Außenpolitik ihre Stimme gehört wurde.
Zweifelsohne suchte sich Theodora I.,
wie es im quasi-absolutistischen Machtsystem lag, nach Kräften
zu bereichern. Das byzantinische Seidenmonopol wußte sie für
ihre Privatschatulle zu nutzen ebenso wie die häufigen Vermögenskonfiskationen.
Ihre Güter in den verschiedenen Landesteilen brachten ihr jährlich
50 Goldpfund ein und erfordeten eine eigene Vermögensverwaltung. Ihre
Gegner bezichtigten die Kaiserin der der Geheimjustiz, der Giftmischerei,
der Folter.
Die Novelle 8, I zur Verwaltungsreform nennt ausdrücklich
Theodora
I. als Miturheberin. Eine solche Mitwirkung darf weiter bei
Justinians
Fürsorgemaßnahmen zur Eindämmung von Prostitution und Mädchenhandel
(Novelle 14), zur Festigung der Ehe (Novelle 117 und 134), zur Hebung dder
sozialen Stellung der Schauspielerinnen angenommen werden. Auf der asiatischen
Seite des Bosporus errichtete Theodora I.
eine Heimstatt für 500 Dirnen namens Metanoia ('Buße'). Kirchen,
Klöster, aisen- und Krankenhäuser versah sie mit reichen Gaben,
wie es der Philanthropie einer byzantinischen Herrscherin entsprach. Das
Mosaikbild der Kirche San Vitale in Ravenna (545-547), das Justinian
im Orient darstellt, hat sein unmittelbares Pendant, das Theodora
I. in ähnlicher Anordnung, aber durchaus selbständinger
Auffassung wiedergibt, eine zeitgernössische Anerkennung ihrer ungewöhnlichen
Persönlichkeit. In seinen "Anekdota" stellte der Historiker Prokopius
von Kaisareia das Kaiserpaar als die Inkarnation des Bösen
dar und trug aus dubiosen Quellen verleumderische Klatschgeschichten zusammen.
Die monophysitischen Geschichtsschreiber (Zacharias Rhetor, Johannes von
Ephesos, Barhebraeus) begegnen dagegen Theodora
I. mit begründeter Dankbarkeit und Sympathie.
byzantinische Kaiserin
geboren um 500 in Konstantinopel
gestorben 28. Juni 548 in Konstantinopel
Ehefrau Kaiser Justinians
(seit 523); nach dem Bericht des byzantinischen Historikers Prokopios
-
ehemalige Tänzerin und Kurtisane; großer politischer
Einfluss als
Mitregentin
des Kaisers; verhinderte seine Flucht während
des Nikaaufstandes 532 und rettete ihm somit die Krone.
Frau des Kaisers
Justinian I.
Tochter eines Zirkuswärters, heiratete um
523 den Thronfolger und wurde faktisch Mitregentin; im Nika-Aufstand
von 532 rettete sie ihre und ihres Mannes Herrschaft, indem sie den Feldherrn
Belisar im Hippodrom 30.000 Menschen ermorden ließ. Sie begünstigte
die Monophysiten.
Kaiserin
Gattin des oströmischen Kaisers Justinian I., des Großen. Tochter eines Tierwärters am Hippodrom, vor ihrer Heirat Schauspielerin. Theodora hatte seit einem Aufenthalt in Alexandria Verbindung zu monophysitischen Kreisen. Nach der Thronbesteigung Justinians war sie nur karitativ tätig und kirchlich zugunsten des Monophysitismus engagiert, sondern übte auch großen politischen Einfluß aus, vor allem in der Kirchen- und Personalpolitik. Mit ihrer Unerschrockenheit verhinderte sie beim Nika-Aufstand (532) die Flucht des Kaisers und rettete ihm so Thron und Reich.
Literatur:
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Schubart, W.: Justinian und Theodora, München 1943,
Nachdruck Hildesheim 1984 - Bridge, A.: Theodora Portrait in a Byzantine
landscape. London 1978.
JUSTINIAN
I.
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* 482, † 565
525
oo THEODORA, Tochter eines Schankwirtes
† 548
Ehemalige Zirkustänzerin mit äußerst
fragwürdigenm Ruf (vgl. Prokops Geheimberichte), 527 Augusta und
einflußreiche Mitregentin, intrigenreich, mutig,
verschlagen;
sicherte dem wankelmütigen Mann den Thron und beherrschte ihn völlig.
GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien
in Wort und Bild.: Seite 462
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THEODORA VON BYZANZ
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um 497 † 28.VI.548
Diese große Kaiserin, Gemahlin Justinians,
schön,
klug,
anmutig
und
redebegabt, ist heute noch ein menschliches Rätsel. Im Mosaik
der Kirche San Vitale zu Ravenna blickt blickt sie uns als Heilige an;
in der Geheimgeschichte des Procop, die "wahren Klatsch" erzählt,
tritt sie, wenigstens bis zu ihrem 22. Lebensjahr, als öffentliche
Dirne auf, in einem großstädtisch verdorbenen Byzanz mit
politisierendem Zirkus und Matrosenkneipen. Auf ihrer letzten Liebesfahrt
wurde sie in Alexandria vom Patriarchen Timotheus bekehrt und blieb
von da an fest in Glaube und Sitte. Der 40-jährige Kronprinz
Justinian
lernte sie als Heimarbeiterein kennen; er war von ihrer Umwandlung tief
überzeugt; sein Onkel, der
Kaiser
Justin, hob das Gesetz auf, das nichtstandesgemäße
Heiraten verbot. Das Paar wurde, zum Entsetzen der alten Kaiserin, in der
Hagia Sophia getraut und dann dem begeisterten Volk im Zirkus vorgestellt.
Theodora
gewann bald den größten Einfluß auf den verstandesklaren,
aber kalten Kaiser, der nie reiste, sondern vom Schreibtisch aus sein Weltreich
regierte; sie haßte die Aussauger und korrumpierten Beamten, die
sich auf Kosten des Volkes bereicherten, und stürzte den mächtigen,
fetten Oberminister. Ihren größten Augenblick erlebte sie, als
der Pöbel die Stadt angezündet hatte und gegen den Kaiser revoltierte.
Als Justinian fliehen wollte, hielt
Theodora
im Kriegsrat ihre berühmte Rede, die das Reich und die Stadt rettete.
Schließlich verließ sich der Kaiser nur noch auf zwei Menschen:
auf Narses und auf Theodora.
Die Kaiserin, der "Erdgeist des Volkes", regierte, doppelgesichtig, hart
und fromm, gewaltsam und demütig, bis der Kaiser nach blutigen kriegen
den "vollkommenen Frieden" verkündete.
Theodora,
die Märchenkaiserin aus Byzanz, starb im Alter von 50 Jahren, betrauert
vom ganzen Volk.
1. oo N.N.
†
525
2. oo Justinian I. Kaiser von Byzantz
x 11.5.482 †
15.11.565
Kinder:
1. Ehe
Johannes
†
Literatur:
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BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991 Seite 751
- Bridge Anthony: Theodora. Aufstieg und Herrschaft einer byzantinischen
Kaiserin. Heinrich Hugendubel Verlag Kreuzlingen/München 1999 - Browning
Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen
Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite
40 - Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher in Byzanz.
Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 - Dahn Felix:
Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas.
Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 60,75 - Ennen, Edith: Frauen
im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 33-34 - GROSSE
FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer
Kaiser Verlag 1987 Seite 462 - Günther Rigobert: Römische
Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig
2003 Seite 18 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/Zürich
1990 Band III Seite 513 - Löwe Gerhard/Stoll
Heinrich Alexander: Die Antike in Stichworten. Koehler & Amelung Leipzig
1967 Seite 325 - Norwich John Julius:
Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH,
Düsseldorf und München 1993 Band I Seite 222-231,233,240,248,251,268,270,274
- Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 9 - Schreiber
Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977 Seite
86,239 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und Untergang
eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite 364 - Steiner
Jean: Theodora. Von der Zirkusdirne zur Kaiserin. Editions Rencontre Lausanne
1970 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 491 - Thiess Frank: Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas.
Paul ZsolnayVerlag Gesellschaft mbH Hamburg/Wien 1959 Seite 41,43,64,166,358,465
- Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle
Verlag Esslingen 1986 Seite 214 -