Basileios
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* 910/20 nach 985/86
 

Natürlicher Sohn des Kaisers Romanos I. Lakapenos von Byzanz
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1523
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Basileios
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Eunuch, unter Konstantin VII. Protobestiarios, dann Parakoimomenos. Unter Romanos II. abgesetzt; unterstützte 963 Nikephoros II. Phokas bei der Eroberung des Thrones, dafür wieder eingesetzt und mit der neu geschaffenen Würde eines Proedros ausgezeichnet. Undurchsichtige Rolle bei Nikephoros' Ermordung. Wachsender Einfluß unter Johannes Tzimiskes, den er 976 wahrscheinlich vergiften ließ. Für den jungen Basileios übernahm er die Regierungsgeschäfte, bis dieser ihn, der Bevormundung überdrüssig, 985/86 unter Einzug seines Vermögens in die Verbannung schickte. - Als Mäzen und Auftraggeber von Werken der Kleinkunst und von Luxushandschriften ist Basileios eine der zentralen Gestalten der "Makedonischen Renaissance"; ihm verdanken wir auch die Überlieferung des sogenannten "Zeremonienbuches Konstantinos' VII." in der heute erhaltenen Form.



Thiele, Andreas: Tafel 196
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

BASILEIOS
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     985

Basileios war 959-985 führender intrigenreicher Politiker und wurde nach einer Rebellion von seinem Großneffen, Kaiser Basileios II., verbannt.



Norwich John Julius: Band II Seite 211,238,251,261,263,291-295
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."

Kaiser Konstantin VII. vertraute innerhalb der Familie LAKAPENOS außer seiner Frau, Kaiserin Helene, nur einem, und auch diesem erst, nachdem man ihn entmannt hatte, um eine mögliche Nachfolge auszuschließen: Romanos' leiblichem Sohn Basileios, den er zu seinem Parakoimomenos ernannte und der später einen sehr erfolgreichen Feldzug gegen Saif-ad-Daulah anführte.
Der Aufstand von 963 breitete sich nun wie ein Flächenbrand über die Stadt Konstantinopel aus. Wie alle derartigen Erhebungen entwickelte er sich zu Beginn völlig ziellos. Je mehr er an Stoßkraft zunahm, desto klarer zeichnete sich ab, wer die Fäden in der Hand hielt: Basileios, ein leiblicher Sohn von Romanos Lakapenos. Vermutlich um die Ansprüche seiner älteren ehelichen Söhne zu wahren, hatte Romanos ihn als Kind entmannen lassen. Doch schon ganz früh ließ er eine außergewöhnliche Intelligenz und Fähigkeit erkennen und spielte geraume Zeit eine wichtige Rolle im Staat. Schon 944 hatte ihn Konstantin VII. Porphyrogennetos zum Patrikios und Exarchen der Großen Hetaireia gemacht. Ein paar Monate später war er bereits Parakoimomenos. 958 befehligte er das Ost-Heer und errang mit ihm einen so nachhaltigen Sieg über Saif-ad-Daulah, dass man ihm bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt einen glänzenden Triumphzug bereitete. Nach Konstantins Tod im Jahr darauf legte er dessen Leichnam eigenhändig neben den seines Vaters Leon in denselben Sarkophag. Nach seiner Beförderung zum Proedros rückte in seine bisherige Stellung Joseph Bringas nach, den er nicht mochte und dem er mißtraute.
Als Basileios nun den Lärm der Aufständischen vernahm, wußte er, dass seine Zeit gekommen war. Schnell rief er all seine Diener und Untergebenen zusammen; 4.000 sollen es gewesen sein, wenn man den Chroniken Glauben schenken darf, eine Zahl, die eine Vorstellung vom Status byzantinischer Adliger zu dieser Zeit vermittelt. Er führte sie zum Forum, wo die Menge am dichtesten drängte, und riß sofort die Initiative an sich. Als erstes ließ er überall in der Stadt die unmittelbar bevorstehende Ankunft des neuen Kaisers ausrufen. Dann - und das verschaffte ihm vermutlich noch mehr Genugtuung - führte er den Mob zu Bringas Privatpalast, den man zuerst um alles Wertvolle plünderte und dann bis auf die Grundmauern niederbrannte. Danach brandschatzten und plünderten die Massen die ganze Stadt: was als verständlicher Protest begonnen hatte, verwandelte sich schnell in einen Raubzug eines grölenden, gierigen Mobs. Erst nach drei Tagen vermochte Basileios seine Autorität wieder durchzusetzen und wenigstens den Anschein von Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, aber da lag Konstantinopel schon halb in Schutt und Asche. Dann aber konnte er seine Leute zum Goldenen Horn führen, sich aller Schiffe, die im Hafen vor Anker lagen, bemächtigen und mit dieser riesigen Flotte über den Bosporus nach Hieria übersetzen, wo Nikephoros Phokas immer noch wartete.
Endlich, am Sonntag, dem 16. August 963, schickte sich Kaiser Nikephoros Phokas an, in seine Hauptstadt einzuziehen. An der Seite des wieder zum Parakoimomenos ernannten Basileios bestieg er das kaiserliche Dromond und setzte sich auf den großen Silberthron unter dem goldenen, von vergoldeten Karyatiden getragenen Baldachin.
Zur Verschwörungspartei, die am 10. Dezember 969 Kaiser Nikephoros stürzte, gesellte sich auch der Parakoimomenos Basileios und mehrere hohe Hofbeamte. Basileios, von nun an Johannes Tzimiskes' rechte Hand, sein erfahrenster und vertrautester Stellvertreter, verhängte sofort eine Ausgangssperre über Konstantinopel.
Vom dem Augenblick an, da Basileios II. ranghöchster Kaiser wurde, scheint er entschlossen gewesen zu sein, sowohl zu herrschen als auch zu regieren. Zwei Hindernisse standen ihm im Weg. Das erste in der Person seines Großonkels und Namensvetters, des Parakoimomenos Basileios. Vor gut dreißig Jahren war der damals etwas über zwanzig Jahre alte, als natürlicher Sohn von Romanos Lakapenos geltende Eunuch von Konstantin VII. in das höchste Amt des byzantinischen Staates unter demjenigen des Kaisers erhoben worden und hatte dieses seither unter Romanos II., Nikephoros Phokas und Johannes Tzimiskes innegehabt. Ob er tatsächlich absichtlich die frühen Ausschweifungen der beiden jungen Kaiser unterstützte, wie oft behauptet wurde, um selbst die Vormacht zu behalten, oder nicht, bleibe dahingestellt. Er hatte jedenfalls nicht die Absicht, seine Position so ganz kampflos aufzugeben.
Im Jahre 985 war Basileios II. bereit. Einzig sein Großonkel stand ihm noch im Weg, der Parakoimomenos Basileios. Dieser ließ sich allerdings nicht so leicht zur Seite drängen. Er war zwar Eunuch, aber es gab nur wenige Männer in Konstantinopel, die nicht vor seiner riesigen Gestalt erzitterten. Jedes Wort und jede Geste schienen seine kaiserliche Abstammung zu bezeugen und Autorität auszustrahlen. Nachdem er zeit seines Lebens loyal zur makedonischen Dynastie gestanden hatte - er gehörte ja selbst dazu -, scheint er dem jungen Kaiser anfangs ehrlich zugetan gewesen zu sein. Nur machte er den Fehler, ihn zu unterschätzen. Indem er ihn abwechslungsweise beschützte und tyrannisierte, behandelte er ihn wie ein Kind, noch als er längst erwachsen war. Er wies seine Ideen zurück, überging seine Vorschläge und hob seine Befehle ohne Zögern oder Entschuldigung jederzeit auf. Als der junge Basileios sich in allem, was er unternahm, blockiert und frustriert sah, schlug seine lange gehegte Abneigung in Haß um. Er erkannte, dass er nie würde frei handeln können, solange er sich nicht ein für allemal dieser unerträglichen Last entledigte. Zum Glück gab es genügend Begründungen dafür. Die Bestechlichkeit seines Haushofmeisters war berüchtigt und hatte ihn enormen Reichtum eingebracht, den er schamlos zur Schau stellte. Er unterhielt ein Gefolge, das selbst dasjenige des Kaisers in den Schatten stellte. Außerdem war vor kurzem entdeckt worden, dass er heimlich in einem möglicherweise verräterischen Briefwechsel mit Bardas Phokas stand. Basileios traf Vorbereitungen; dann schlug er zu. Eines schönes Morgens erfuhr die Hauptstadt, dass der meistgefürchtete Mann im Reich verhaftet und verbannt war. All seine Güter hatte man beschlagnamt.
Man dürfte annehemen, dies sei Strafe genug, vor allem angesichts des Umfangs der Güter. Der Parakoimomenos besaß bei weitem den größten Grundbesitz in allen kaiserlichen Gebieten. Basileios neigte jedoch zur Rachsucht, ein Chrakterzug, den er niemals zu beherrschen lernte. Nicht zufrieden damit, den alten Feind entmachtet und enteignet zu haben, wandte er sich gegen die große Klosteranlage, die der Eunuch Basileios in Konstantinopel erbauen und zu Ehren des heiligen Basileios, seines Namensvetters, reich hatte ausstatten lassen. Es heißt, Kaiser Basileios II. soll versucht gewesen sein, sie ganz abzureißen. Da er jedoch nicht Gefahr laufen wollte, sich den Vorwurf der Pietätlosigkeit auszusetzen, gab er sich damit zufrieden, sämtliche beweglichen Möbel und Mosaiken entfernen zu lassen und die glücklosen Mönche in die Armut zu stürzen. Noch außergewöhnlicher war der Umstand, dass er darauf ein Edikt erließ, demzufolge alle von seinem Großonkel erlassenen Gesetze für ungültig erklärt wurden, wenn sie nicht seine eigene kaiserliche, handschriftliche Billigung trugen. "Denn", erklärte er, "zu Beginn unserer Herrschaft, bis zur Absetzung des Parakoimomenos Basileios... geschah manches, was nicht unserem Wunsch entsprach, denn er hatte alles nach seinem Willen entschieden." Für den alten Mann im Exil mußte dies klingen, als würde seine Existenz verleugnet. Er verfiel zusehends und starb bald darauf.
 
 
 
 

Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band II Seite 211,238,251,261,263,291-295 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 196 -