Natürlicher Sohn des Kaisers
Romanos
I. Lakapenos von Byzanz
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1523
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Basileios
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†
Eunuch, unter Konstantin
VII. Protobestiarios, dann Parakoimomenos. Unter Romanos
II. abgesetzt; unterstützte 963
Nikephoros II. Phokas bei der Eroberung des Thrones, dafür
wieder eingesetzt und mit der neu geschaffenen Würde eines Proedros
ausgezeichnet. Undurchsichtige Rolle bei Nikephoros'
Ermordung. Wachsender Einfluß unter Johannes
Tzimiskes, den er 976 wahrscheinlich vergiften ließ. Für
den jungen Basileios übernahm
er die Regierungsgeschäfte, bis dieser ihn, der Bevormundung überdrüssig,
985/86 unter Einzug seines Vermögens in die Verbannung schickte. -
Als Mäzen und Auftraggeber von Werken der Kleinkunst und von Luxushandschriften
ist Basileios eine der zentralen Gestalten
der "Makedonischen Renaissance"; ihm verdanken wir auch die Überlieferung
des sogenannten "Zeremonienbuches Konstantinos' VII." in der heute erhaltenen
Form.
BASILEIOS
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† 985
Basileios war 959-985
führender intrigenreicher Politiker und wurde nach einer Rebellion
von seinem Großneffen, Kaiser Basileios
II., verbannt.
Kaiser
Konstantin VII. vertraute innerhalb der Familie
LAKAPENOS außer seiner
Frau, Kaiserin Helene,
nur einem, und auch diesem erst, nachdem man ihn entmannt hatte,
um eine mögliche Nachfolge auszuschließen: Romanos'
leiblichem Sohn Basileios,
den er zu seinem Parakoimomenos
ernannte und der später einen
sehr erfolgreichen Feldzug gegen Saif-ad-Daulah anführte.
Der Aufstand von 963 breitete sich nun wie ein Flächenbrand
über die Stadt Konstantinopel aus. Wie alle derartigen Erhebungen
entwickelte er sich zu Beginn völlig ziellos. Je mehr er an Stoßkraft
zunahm, desto klarer zeichnete sich ab, wer die Fäden in der Hand
hielt: Basileios, ein leiblicher
Sohn von Romanos Lakapenos. Vermutlich
um die Ansprüche seiner älteren ehelichen Söhne zu wahren,
hatte Romanos ihn als Kind entmannen
lassen. Doch schon ganz früh ließ er eine außergewöhnliche
Intelligenz und Fähigkeit erkennen und spielte geraume Zeit eine
wichtige Rolle im Staat. Schon 944 hatte ihn Konstantin
VII. Porphyrogennetos zum Patrikios und Exarchen der
Großen Hetaireia gemacht. Ein paar Monate später war er
bereits Parakoimomenos. 958 befehligte er das Ost-Heer und errang
mit ihm einen so nachhaltigen Sieg über Saif-ad-Daulah, dass
man ihm bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt einen glänzenden
Triumphzug bereitete. Nach Konstantins
Tod im Jahr darauf legte er dessen Leichnam eigenhändig neben den
seines Vaters Leon
in denselben Sarkophag.
Nach seiner Beförderung zum Proedros rückte in seine bisherige
Stellung Joseph Bringas nach, den er nicht mochte und dem er mißtraute.
Als Basileios nun
den Lärm der Aufständischen vernahm, wußte er, dass seine
Zeit gekommen war. Schnell rief er all seine Diener und Untergebenen zusammen;
4.000 sollen es gewesen sein, wenn man den Chroniken Glauben schenken darf,
eine Zahl, die eine Vorstellung vom Status byzantinischer Adliger zu dieser
Zeit vermittelt. Er führte sie zum Forum, wo die Menge am dichtesten
drängte, und riß sofort die Initiative an sich. Als erstes ließ
er überall in der Stadt die unmittelbar bevorstehende Ankunft des
neuen Kaisers ausrufen. Dann - und das verschaffte ihm vermutlich noch
mehr Genugtuung - führte er den Mob zu Bringas Privatpalast,
den man zuerst um alles Wertvolle plünderte und dann bis auf die Grundmauern
niederbrannte. Danach brandschatzten und plünderten die Massen die
ganze Stadt: was als verständlicher Protest begonnen hatte, verwandelte
sich schnell in einen Raubzug eines grölenden, gierigen Mobs. Erst
nach drei Tagen vermochte Basileios
seine Autorität wieder durchzusetzen und wenigstens den Anschein von
Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, aber da lag Konstantinopel schon halb
in Schutt und Asche. Dann aber konnte er seine Leute zum Goldenen Horn
führen, sich aller Schiffe, die im Hafen vor Anker lagen, bemächtigen
und mit dieser riesigen Flotte über den Bosporus nach Hieria übersetzen,
wo Nikephoros Phokas immer noch wartete.
Endlich, am Sonntag, dem 16. August 963, schickte sich
Kaiser
Nikephoros Phokas an, in seine Hauptstadt einzuziehen. An der
Seite des wieder zum Parakoimomenos ernannten Basileios
bestieg er das kaiserliche Dromond und setzte sich auf den großen
Silberthron unter dem goldenen, von vergoldeten Karyatiden getragenen Baldachin.
Zur Verschwörungspartei, die am 10. Dezember 969
Kaiser
Nikephoros stürzte, gesellte sich auch der Parakoimomenos
Basileios
und mehrere hohe Hofbeamte.
Basileios,
von nun an Johannes Tzimiskes' rechte
Hand, sein erfahrenster und vertrautester Stellvertreter, verhängte
sofort eine Ausgangssperre über Konstantinopel.
Vom dem Augenblick an, da Basileios
II. ranghöchster Kaiser wurde, scheint er entschlossen
gewesen zu sein, sowohl zu herrschen als auch zu regieren. Zwei Hindernisse
standen ihm im Weg. Das erste in der Person seines Großonkels
und Namensvetters, des Parakoimomenos Basileios.
Vor gut dreißig Jahren war der damals etwas über zwanzig Jahre
alte, als natürlicher Sohn von Romanos
Lakapenos geltende Eunuch von Konstantin
VII. in das höchste Amt des byzantinischen Staates unter
demjenigen des Kaisers erhoben worden und hatte dieses seither unter Romanos
II., Nikephoros Phokas
und Johannes Tzimiskes innegehabt.
Ob er tatsächlich absichtlich die frühen Ausschweifungen der
beiden jungen Kaiser unterstützte, wie oft behauptet wurde, um selbst
die Vormacht zu behalten, oder nicht, bleibe dahingestellt. Er hatte jedenfalls
nicht die Absicht, seine Position so ganz kampflos aufzugeben.
Im Jahre 985 war Basileios II.
bereit. Einzig sein Großonkel stand ihm noch im Weg, der Parakoimomenos
Basileios.
Dieser ließ sich allerdings nicht so leicht zur Seite drängen.
Er war zwar Eunuch, aber es gab nur wenige Männer in Konstantinopel,
die nicht vor seiner riesigen Gestalt erzitterten. Jedes Wort und jede
Geste schienen seine kaiserliche Abstammung zu bezeugen und Autorität
auszustrahlen. Nachdem er zeit seines Lebens loyal zur
makedonischen Dynastie
gestanden hatte - er gehörte ja selbst dazu -, scheint er dem jungen
Kaiser anfangs ehrlich zugetan gewesen zu sein. Nur machte er den Fehler,
ihn zu unterschätzen. Indem er ihn abwechslungsweise beschützte
und tyrannisierte, behandelte er ihn wie ein Kind, noch als er längst
erwachsen war. Er wies seine Ideen zurück, überging seine Vorschläge
und hob seine Befehle ohne Zögern oder Entschuldigung jederzeit auf.
Als der junge Basileios sich
in allem, was er unternahm, blockiert und frustriert sah, schlug seine
lange gehegte Abneigung in Haß um. Er erkannte, dass er nie würde
frei handeln können, solange er sich nicht ein für allemal dieser
unerträglichen Last entledigte. Zum Glück gab es genügend
Begründungen dafür. Die Bestechlichkeit seines Haushofmeisters
war berüchtigt und hatte ihn enormen Reichtum eingebracht,
den er schamlos zur Schau stellte. Er unterhielt ein Gefolge, das selbst
dasjenige des Kaisers in den Schatten stellte. Außerdem war vor kurzem
entdeckt worden, dass er heimlich in einem möglicherweise verräterischen
Briefwechsel mit Bardas Phokas stand.
Basileios
traf
Vorbereitungen; dann schlug er zu. Eines schönes Morgens erfuhr die
Hauptstadt, dass der meistgefürchtete Mann im Reich verhaftet und
verbannt war. All seine Güter hatte man beschlagnamt.
Man dürfte annehemen, dies sei Strafe genug, vor
allem angesichts des Umfangs der Güter. Der Parakoimomenos
besaß bei weitem den größten Grundbesitz in allen
kaiserlichen Gebieten. Basileios neigte
jedoch zur Rachsucht, ein Chrakterzug, den er niemals zu beherrschen lernte.
Nicht zufrieden damit, den alten Feind entmachtet und enteignet zu haben,
wandte er sich gegen die große Klosteranlage, die der Eunuch Basileios
in Konstantinopel erbauen und zu Ehren des heiligen Basileios, seines Namensvetters,
reich hatte ausstatten lassen. Es heißt, Kaiser
Basileios II. soll versucht gewesen sein, sie ganz abzureißen.
Da er jedoch nicht Gefahr laufen wollte, sich den Vorwurf der Pietätlosigkeit
auszusetzen, gab er sich damit zufrieden, sämtliche beweglichen Möbel
und Mosaiken entfernen zu lassen und die glücklosen Mönche in
die Armut zu stürzen. Noch außergewöhnlicher war der Umstand,
dass er darauf ein Edikt erließ, demzufolge alle von seinem Großonkel
erlassenen Gesetze für ungültig erklärt wurden, wenn sie
nicht seine eigene kaiserliche, handschriftliche Billigung trugen. "Denn",
erklärte er, "zu Beginn unserer Herrschaft, bis zur Absetzung des
Parakoimomenos
Basileios...
geschah manches, was nicht unserem Wunsch entsprach, denn er hatte alles
nach seinem Willen entschieden." Für den alten Mann im Exil mußte
dies klingen, als würde seine Existenz verleugnet. Er verfiel zusehends
und starb bald darauf.
Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band II Seite 211,238,251,261,263,291-295 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 196 -