Partenheimer Lutz: Seite 34,71-76,94,103,108,122,218,249,251-253,298
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"Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt."

Herzog Lothar verband sich mit dem Grafen Konrad von Wettin sowie Adalbert von Ballenstedt und setzte diesen als Markgrafen der Lausitz, jenen als Markgrafen von Meißen ein [181 Paderborner Annalen (zu 1123), Seite 144. Bei R L III., Nr. 78, Zusammenstellung weiterer darüber berichtender Passagen der Annalen bzw. Chroniken. - Daß einige der jüngeren Quellen angeben, eine der beiden Marken - welche, wird nicht gesagt - verlieh HEINRICH V. dem Grafen Hermann II. von Winzenburg, ist hier weniger von Belang. Es scheint falsch zu sein, denn sonst hätte Hermanns Name in den nun folgenden Kämpfen eine Rolle spielen müssen. Davon ist aber nichts zu hören. Siehe dazu und zur Gesamtproblematik unter anderem Wilhelm Bernhardi: Lothar von Supplinburg. Jahrbücher der Deutschen Geschichte. Leipzig 1879 (ND Berlin 1975), Seite 834 ff.; die Bemerkungen im Regest und die kritische Analyse der betreffenden Quellenstellen bei S. Pätzold: Herrschaft (wie EN 180), Seite 17-21. - Susanne Baudisch: Lokaler Adel in Nordwestsachsen. Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen vom späten 11. bis zum 14. Jahrhundert (Geschichte und Politik in Sachsen 10). Köln/Weimar/Wien 1999, Seite 75, behauptet gegen die Quellen, Lothar habe Meißen und die Ostmark an Konrad von Wettin gegeben, Albrecht den Bären dabei völlig übergehend.].
Wie sah nun die askanische Phalanx aus? Von den größeren weltlichen Herren Sachsens standen zunächst die Grafen Hermann von Winzenburg und Bernhard von Plötzkau auf der Seite Herzog Albrechts des Bären [549 Das berichten die Paderborner Annalen zu 1138. W. Bernhardi: Konrad III. (wie EN 484), Seite 63f. mit Anm. 32, und KW, Nr. 64a, geben hierzu nur die entsprechende Übernahme in der Kölner Königschronik (MG SS rer. Germ. 18), Seite 76, an.]. Der WINZENBURGER wiederum hatte von LOTHAR III. eine Bestrafung hinnehmen müssen und sicher schon deswegen kein Interesse an einer Fortsetzung süpplingenburgischer Politik durch den WELFEN. Mit dem auf dessen Seite stehenden BOYNEBURGER lag er außerdem im Streit [553 KONRAD III. übertrug dem WINZENBURGER Reichslehen, die der König zuvor dem BOYNEBURGER entzogen hatte, siehe EN 584.]. Darüber hinaus gibt es Indizien dafür, daß Albrechts Gemahlin Sophia, die neue Herzogin, eine Schwester Hermanns von Winzenburg war [554 H. Krabbo hält in KW, Nr. 18, Albrechts Frau "vermutlich", in KW, Nr. 62 "wahrscheinlich" für eine WINZENBURGERIN. In KW, Nr. 64, läßt er die Frage wieder offen. Dabei beruft er stets auf Adolf Cohn: Beiträge zur älteren deutschen Geschlechtskunde. I: Zur Geschichte der Grafen von Reinhausen und Winzenburg. In: Forschungen zur Deutschen Geschichte 6. Göttingen 1866, Seite 529-584, der wahrscheinlich zu machen sucht, daß Graf Hermann II. von Winzenburg der Bruder von Albrechts Gemahlin Sophia und deren Schwester Beatrix, Äbtissin von Quedlinburg, war.]. Sollte das stimmen, kann dies auch ein Motiv für dessen Parteinahme gewesen sein.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Nach Ostern 1139 belagerte, nahm und zerstörte Heinrich der Stolze, unterstützt von Erzbischof Konrad von Magdeburg und anderen Fürsten, Plötzkau. Siegfried von Boyneburg besiegte indes Hermann von Winzenburg.
Angesichts dieser Entwicklung verließen auch seine bisherigen Parteigänger den Herzog und schlugen sich auf die offenbar stärkere Seite. Hermann von Winzenburg und Bernhard von Plötzkau wechselten die Front, um so Stellung und Besitz zu retten. Hermann von Winzenburg schloß mit Heinrich dem Stolzen und Siegfried von Boyenburg Frieden. Die Paderborner Annalen und die Kölner Königschronik melden den Frontwechsel der beiden zwar schon zu 1138, aber da sie Ende Mai 1139 bei Albrecht dem Bären sind und der WINZENBURGER am Sammelplatz des königlichen Heeres Ende Juli/Anfang August 1139 zu Hersfeld erscheint, erfolgte ihr Abfall von dem ASKANIER wohl nicht vorher.
Und am 27. April starb mit Graf Siegfried von Boyneburg das bekannte Geschlecht der NORTHEIMER aus. Der ihm im Krieg um Sachsen unterlegene Hermann von Winzenburg, der damals zunächst seinen vermutlichen Schwager Albrecht den Bären unterstützt hatte, erlangte nun den größten Teil von Siegfrieds Hinterlassenschaft. Die Winzenburger Frage sollte den Markgrafen noch beschäftigen.
Außerdem ist zu erfahren, daß Albrecht der Bär die Vogtei Corveys stellvertretend für den Grafen Hermann von Winzenburg ausübte.
Dann finden wir Albrecht den Bären am 13. Juli 1148 in Gandersheim als Zeugen eines Gütertausches der dortigen Äbtissin mit ihrem Vogt Hermann von Winzenburg. Auch Pfalzgraf Friedrich und Herzog Heinrich von Sachsen waren anwesend.
Dann wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. des gleichen Monats Graf Hermann von Winzenburg auf dieser Feste mit seiner schwangeren Gemahlin Liutgard von Stade erschlagen [1040 Anstifter des Mordes waren mit der Willkür Hermanns unzufriedene Vasallen des Grafen und Ministerialen des Bistums Hildesheim. Die Quellen bei W. Bernhardi: Konrad III. (wie EN 488); Seite 921, Anm. 33; KW, Nr. 195. Damit blieben Erzbischof Hartwig von Bremen und seine Schwester Richardis die einzigen Angehörigen der letzten STADER-Generation - soweit diese das Erwachsenenalter  erreichten -, die nicht gewaltsam umkamen. Ihre Brüder Udo von Freckleben und Rudolf waren bekanntlich am 15.3.1130 bei Aschersleben von Albrechts Männern bzw. am gleichen Tag des Jahres 1144 von den Dithmarschen erschlagen worden. Liutgard, die Schwester der vier, hatte nach ihrer Scheidung von Pfalzgraf Friedrich von Sachsen und ihrer Ehe mit dem Dänen-König Erich Lamm als dritten Gemahl den WINZENBURGER geheiratet.].
Albrecht erhob anscheinend Anspruch auf das Erbe des Ermordeten aufgrund seiner Ehe mit Sophia, die vermutlich eine Schwester Hermanns war.