Herzog
Lothar verband sich mit dem Grafen Konrad von Wettin sowie
Adalbert
von Ballenstedt und setzte diesen als Markgrafen der Lausitz, jenen
als Markgrafen
von Meißen ein [181 Paderborner Annalen (zu 1123), Seite
144. Bei R L III., Nr. 78, Zusammenstellung weiterer darüber berichtender
Passagen der Annalen bzw. Chroniken. - Daß einige der jüngeren
Quellen angeben, eine der beiden Marken - welche, wird nicht gesagt - verlieh
HEINRICH
V. dem Grafen Hermann II. von Winzenburg, ist hier
weniger von Belang. Es scheint falsch zu sein, denn sonst hätte Hermanns
Name in den nun folgenden Kämpfen eine Rolle spielen müssen.
Davon ist aber nichts zu hören. Siehe dazu und zur Gesamtproblematik
unter anderem Wilhelm Bernhardi: Lothar von Supplinburg. Jahrbücher
der Deutschen Geschichte. Leipzig 1879 (ND Berlin 1975), Seite 834 ff.;
die Bemerkungen im Regest und die kritische Analyse der betreffenden Quellenstellen
bei S. Pätzold: Herrschaft (wie EN 180), Seite 17-21. - Susanne Baudisch:
Lokaler Adel in Nordwestsachsen. Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen vom
späten 11. bis zum 14. Jahrhundert (Geschichte und Politik in Sachsen
10). Köln/Weimar/Wien 1999, Seite 75, behauptet gegen die Quellen,
Lothar habe Meißen und die Ostmark
an Konrad von Wettin gegeben, Albrecht den Bären dabei völlig
übergehend.].
Wie sah nun die askanische Phalanx aus? Von den
größeren weltlichen Herren Sachsens standen zunächst die
Grafen Hermann von Winzenburg und Bernhard von Plötzkau auf
der Seite Herzog Albrechts des Bären [549 Das berichten
die Paderborner Annalen zu 1138. W. Bernhardi: Konrad III. (wie EN 484),
Seite 63f. mit Anm. 32, und KW, Nr. 64a, geben hierzu nur die entsprechende
Übernahme in der Kölner Königschronik (MG SS rer. Germ.
18), Seite 76, an.]. Der WINZENBURGER wiederum hatte von LOTHAR
III. eine Bestrafung hinnehmen müssen und sicher schon
deswegen kein Interesse an einer Fortsetzung süpplingenburgischer
Politik
durch den WELFEN.
Mit dem auf dessen Seite stehenden BOYNEBURGER lag er außerdem im
Streit [553 KONRAD
III. übertrug dem
WINZENBURGER Reichslehen,
die der König zuvor dem BOYNEBURGER entzogen hatte, siehe EN
584.]. Darüber hinaus gibt es Indizien dafür, daß Albrechts
Gemahlin Sophia, die neue Herzogin, eine Schwester
Hermanns von
Winzenburg war [554 H. Krabbo hält in KW, Nr. 18, Albrechts
Frau "vermutlich", in KW, Nr. 62 "wahrscheinlich" für eine
WINZENBURGERIN.
In KW, Nr. 64, läßt er die Frage wieder offen. Dabei beruft
er stets auf Adolf Cohn: Beiträge zur älteren deutschen Geschlechtskunde.
I: Zur Geschichte der Grafen von Reinhausen und Winzenburg. In: Forschungen
zur Deutschen Geschichte 6. Göttingen 1866, Seite 529-584, der wahrscheinlich
zu machen sucht, daß Graf Hermann II. von Winzenburg der Bruder
von Albrechts Gemahlin Sophia
und deren Schwester Beatrix,
Äbtissin von Quedlinburg, war.]. Sollte das stimmen, kann dies
auch ein Motiv für dessen Parteinahme gewesen sein.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Nach Ostern 1139 belagerte,
nahm und zerstörte Heinrich
der Stolze, unterstützt von Erzbischof Konrad von Magdeburg
und anderen Fürsten, Plötzkau. Siegfried von Boyneburg
besiegte indes Hermann von Winzenburg.
Angesichts dieser Entwicklung verließen auch seine
bisherigen Parteigänger den Herzog und schlugen sich auf die offenbar
stärkere Seite. Hermann von Winzenburg und Bernhard von Plötzkau
wechselten die Front, um so Stellung und Besitz zu retten. Hermann von
Winzenburg schloß mit Heinrich dem Stolzen und Siegfried von
Boyenburg Frieden. Die Paderborner Annalen und die Kölner Königschronik
melden den Frontwechsel der beiden zwar schon zu 1138, aber da sie Ende
Mai 1139 bei Albrecht dem Bären sind und der WINZENBURGER
am Sammelplatz des königlichen Heeres Ende Juli/Anfang August 1139
zu Hersfeld erscheint, erfolgte ihr Abfall von dem ASKANIER
wohl nicht vorher.
Und am 27. April starb mit Graf Siegfried von Boyneburg
das bekannte Geschlecht der NORTHEIMER aus. Der ihm im Krieg
um Sachsen unterlegene Hermann von Winzenburg, der damals zunächst
seinen vermutlichen Schwager Albrecht den Bären unterstützt
hatte, erlangte nun den größten Teil von Siegfrieds Hinterlassenschaft.
Die
Winzenburger Frage sollte den Markgrafen noch beschäftigen.
Außerdem ist zu erfahren, daß Albrecht
der Bär die Vogtei Corveys stellvertretend für den Grafen
Hermann von Winzenburg ausübte.
Dann finden wir Albrecht den Bären am 13.
Juli 1148 in Gandersheim als Zeugen eines Gütertausches der dortigen
Äbtissin mit ihrem Vogt Hermann von Winzenburg. Auch Pfalzgraf
Friedrich und Herzog
Heinrich von Sachsen waren anwesend.
Dann wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. des
gleichen Monats Graf Hermann von Winzenburg auf dieser Feste mit
seiner schwangeren Gemahlin Liutgard
von Stade
erschlagen [1040 Anstifter des Mordes waren
mit der Willkür
Hermanns unzufriedene Vasallen des Grafen und
Ministerialen des Bistums Hildesheim. Die Quellen bei W. Bernhardi: Konrad
III. (wie EN 488); Seite 921, Anm. 33; KW, Nr. 195. Damit blieben Erzbischof
Hartwig von Bremen und seine Schwester Richardis die einzigen
Angehörigen der letzten
STADER-Generation - soweit diese das
Erwachsenenalter erreichten -, die nicht gewaltsam umkamen. Ihre
Brüder Udo von Freckleben und Rudolf waren bekanntlich
am 15.3.1130 bei Aschersleben von Albrechts Männern bzw. am
gleichen Tag des Jahres 1144 von den Dithmarschen erschlagen worden.
Liutgard,
die Schwester der vier, hatte nach ihrer Scheidung von Pfalzgraf Friedrich
von Sachsen und ihrer Ehe mit dem Dänen-König
Erich Lamm als dritten Gemahl den WINZENBURGER geheiratet.].
Albrecht erhob anscheinend Anspruch auf das Erbe
des Ermordeten aufgrund seiner Ehe mit Sophia, die vermutlich eine
Schwester
Hermanns war.