Jüngere Tochter des Kaisers
LOTHAR I. und der Irmingard von
Tours, Tochter von Graf Hugo
Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite2
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
IV. 7 a. ROTRUD
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+
Gemahl:
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? Graf Otto
Ergänzungen: Seite 112
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7. Rotrud
Angelluis Lib. pontif. c. 171; S. S. rer. Langob. 338
Ergänzung (Werner): * ca. 840. [IV a 11]
IV. 11
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Zu Rotrud gibt Brandenburg
den einzigen Beleg, den wir zu ihr haben, über ihre Taufe durch Erzbischof
Gregor von Ravenna (835-846), MG SS rer. Langob. 388. Es ist nicht zu erkennen,
worauf sich seine Vermutung " = ? Graf Otto" stützt.
ROTRUD
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+
oo LAMBERT II. MARKGRAF VON NANTES
+ 852
ROTRUD
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* Pavia 835/40, +
oo um 850/51
LAMBERT, MARKGRAF
DER BRETAGNE, GRAF VON NANTES (WIDONEN)
+ gefallen 1.V. 852
Seit langem ist bekannt, daß Kaiser
LOTHAR I. eine Tochter Rotrud
hatte. Agnellus hat uns in seinem nach und nach zwischen 830 und 846 entstandenen
Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis berichtet, daß Erzbischof
Georg von Ravenna diese LOTHAR-Tochter
bei einem Aufenthalt in Pavia getauft habe. Das kann nur zwischen 835 und
840 geschehen sein, da sich LOTHAR I. und
sein Gemahlin Irmingard allein in jener
Spanne öfters in Pavia aufhielten und im Sommer 840 Italien verließen,
um fortan nur noch nördlich der Alpen zu bleiben.. H. Löwe setzt
als Taufzeit Rotruds - ohne nähere
Begründung, zumal diese Frage ja auch seine Forschungen nicht weiter
betraf - "837/38" an; K. F. Werner vermutet: "ca 840". Doch weiteres über
Rotrud
ist bis jetzt nicht bekannt. Nahe liegt natürlich, daß sie,
als ihre Eltern 840 in die Gebiete nördlich der Alpen zurückkehrten,
nicht allein in Italien zurückgelassen wurde und daß sie folglich
ihr weiteres Leben im nördlich der Alpen gelegenen Mittelreich verbrachte.
Nun gibt uns aber eine Urkunde aus dem Kloster Tournus,
die in diesem Zusammenhang meines Wissens noch nie betrachtet worden ist,
einen weiteren Fingerzeig. Mit ihr schenkte ein Graf
Witbert pro liberatione
Lanberti genitoris mei necnon
et Rutrudis genetricis meae et mea
am 28. Januar 870 fundum Rodonoinem ... in comitatu Odornensi
(= abgegangener Ort Saint-Evre am Rognon im Ornois cant. de Bettaincourt,
dep. Haute-Marne) an das Marien- und Filibertuskloster in Tournus). Hier
wird eine Rotrudis in angesehenen Familienverhältnissen
erwähnt. Daß es sich bei Graf Witberts Mutter Rotrud
in der Tat nicht um irgendeine beliebige Dame handelte, sondern gewiß
um die soeben erwähnte LOTHAR-Tochter,
und daß Witbert folglich in engen Beziehungen zum
KAROLINGER-Geschlecht gestanden haben muß, scheint mir
schon daraus hervorzugehen, daß er - noch bevor er bei der Zweckbestimmung
der Schenkung die liberatio der Seelen seiner Eltern vermerkte -
angab, er erhoffe sich damit die Befreiung von der eigenen Sündenverstrickung
und nehme seine Schenkung besonders vor pro absolutione domni et senioris
mei Hlotharii regis. Von diesem
König
Lothar, bei dem es sich nur um den wenig vorher, am 8. August
869 verstorbenen
Lothar
II. handeln kann, vermerkte Witbert außerdem, daß
er ihm bona quaeque mercede sua largitus est und daß er ihm
dabei unter anderem auch den fundus Rodonionis überlassen
habe. Aber nicht nur dies allein: Witbert bekannte von König
Lothar überdies: Qui mihi et pater extitit. Welchen
Grund sollte aber Lothar II. gehabt
haben, die Vaterstelle des jungen Witbert zu übernehmen, wenn nicht
denjenigen, daß es sich bei ihm um seinen Verwandten, und zwar seinen
Neffen, handelte, daß Witberts Mutter Rotrud
seine
Schwester war? Die Identifizierung der Witbert-Mutter
Rotrud
mit der gleichnamigen Tochter
Kaiser LOTHARS I.
bietet für diese Auffälligkeiten die überzeugendste
Erklärung. Voraussetzung ist bei alledem freilich auch noch, daß
Witbert - wenn
König Lothar II.
zeitweise an die Stelle seines Vaters getreten sein soll - seinen richtigen
Vater,
Lambert, noch vor der Erreichung seiner Volljährigkeit
verlor.
Auffällig ist aber auf alle Fälle das Auftauchen
der Namen Lambert und Wido (eventuell auch Rampo) in dieser
Reihe. Es zeigt uns - was schon aus dem Namen Lanbert in
der Urkunde aus Tournus zu vermuten war -, daß der ältere Graf
Witbert, der Gemahl der KAROLINGERIN Rotrud
und Sohn jenes Lanbert, in "widonischen"
Zusammenhängen zu sehen ist.
Lambert
II. von Nantes dürfte also der gesuchte Gemahl Rotruds,
der Tochter Kaiser LOTHARS I., gewesen
sein, zumal außerdem auch gar kein anderer Lambert in den
widonischen Zusamenhängen der
damaligen Zeit nachgewiesen werden kann. Dieser 852 getötete Mann
kann sehr wohl eine ca. 835/37 geborene Tochter LOTHARS
I. zur Frau genommen haben, so daß bei seinem Tode ein
vorhandenes Kind in der Tat einen Beschützer brauchte. Ein Sohn Lamberts
I. von Nantes war ja für eine Tochter LOTHARS
I. gewiß auch eine standesgemäße Partie.
um 850
oo Lambert II. Graf von Nantes
-1.5.852 gefallen
Kinder:
Witbert (Wicbert)
um 850/51- 883 ermordet
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112
- Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen
Karls des Großen?, in: Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag
Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 228-230,234,239,242-244
-Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1992 Seite 147 - Schwennicke Detlev: Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am
Main 1998 Tafel 4 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 6 - Werner Karl Ferdinand:
Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)
Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 450 -