Sohn des Grafen Eticho I. im Ammergau und der Adellinde
von Babenberg, Tochter von Markgraf Heinrich I.
Thiele, Andreas: Tafel 28
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1"
HEINRICH "MIT DEM GOLDENEN WAGEN"
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+ um 934
Heinrich mit dem goldenen Wagen
wurde Anhänger von Kaiser ARNULF und
bekam dafür die alten schwäbischen Grafschaften zurück,
die Grafschaft im Argen- und Linzgau und in Bayern dazu die Grafschaften
im Augstgau/Landsberg und im Shongau/Memmingen. Diese Gaue verschmolzen
nach und nach mit dem Ammergau zu einem geschlossenen Besitzkomplex der
WELFEN.
Seine Verwandtschaft mit
KONRADINERN
und OTTONEN hob ihn weit heraus, er
wurde wichtigste Stütze des königlichen Cousins HEINRICH
I. in Schwaben und Bayern und tauchte in vielen Urkunden als
Zeuge auf, war mächtig und angesehen und wurde auch der "Erlauchte"
genannt. Von seinem Reichtum leitete sich der bekanntere Beiname ab. Als
dritter Machtkomplex des Hauses begann der Raum Vintschgau-Raum Meran
deutlich zu werden. Er gründete um 935 das Kloster Altdorf im
Schussengau als Familienkloster, das für lange Zeit zur Begräbnisstätte
der WELFEN werden sollte, und schuf
damit seiner Familie einen deutlich sichtbaren Herrschaftsmittelpunkt,
wonach die WELFEN in der Folgezeit
vorwiegend benannt wurden.
Heinrich lag damit voll im Trend der Zeit einer
beginnenden Territorialisierung bestehender Herrschaftsrechte; einen festen
Sitz brauchte man als "Ausweis" einer bedeutenden Herkunft und so wurde
aus dem stützpunktlosen
WELFEN-Haus
die Adelsfamilie "von Altdorf". In unmittelbarer Nähe
des welfischen
Hausklosters, das später
bei seiner Erneuerung den Namen Weingarten erhielt, entstanden auch
die welfischen Herrschaftssitze Altdorf
und Ravenstein. Erst durch Graf Heinrich
erschien
allgemein der schwäbische Besitz als
welfischer
"Stammbesitz".
Er begann auch mit dem Bau der Abtei Weingarten. Er gab das fränkische
Recht zugunsten des schwäbischen auf, durch
Heinrich
wurden
die WELFEN erst Schwaben. Warum es
zum berichteten Bruch mit dem Vater kam ist unklar, der Mönch von
Weingarten berichtet, weil sich der Sohn in königliche Dienste begab,
seine Freiheit aufgab; das ist unvorstellbar, da es üblich war, dass
sich adlige Söhne in königliche Dienste begaben. Möglicherweise
hängt es mit Heinrichs Ehe zusammen.
Manche Forscher spekulieren, die als Heinrichs
Frau genannte Atha von Hohenwarth, ist identisch mit der unehelichen
Tochter des unehelichen fränkischen Kaisers
ARNULF Ellinratha. Möglicherweise ist sie auch die Tochter
eines Ministerialen Ratpot von Hohenwart; in beiden Fällen wären
es aus der Sicht des stolzen Vaters Mesalliancen. Heinrich
oder
andere Mitglieder der Familie vor bzw. nach ihm haben Nachkommen, die in
ihrer Filiation nicht zu greifen sind; so glten zum Beispiel die Grafen
von Eppan als WELFEN, der Stammvater
ist unbekannt.
oo ATHA VON HOHENWARTH
+
HEINRICH "MIT DEM GOLDENEN WAGEN"
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um 900
Stifter von Kloster Altdorf
Das Jahr 1126.
Herzog Heinrich von Baiern und seine Gemahlin Wulfhild,
die Tochter des Sachsenherzogs Magnus, starben. Dieser Heinrich
war der Sohn des Herzogs Welf und ein Bruder Welfs des Jüngern,
mit deren Abkunft es sich also verhält. Zur Zeit des
Kaisers Lodowich des Frommen, des Sohnes
Karls des Großen,
gab es unter den Fürsten Baierns einen, der doppelnamig war, denn
er wurde sowohl Eticho als Welf genannt; dieses Mannes Tochter
Judith
nahm Lodowich
selbst nach dem Tode
der Kaiserin Irmingard
zur Ehe und
zeugte mit ihr den Kaiser Karl den Kahlen,
unter dessen Kindern und Enkeln in langer Reihe das Reich der Franken blühte.
Sein Großvater, der erwähnte
Eticho oder Welf,
war ein Fürst von besonderer Freiheit, der niemals für ein Lehen
sich der Hoheit eines Andern, auch nicht des Kaisers selbst, unterworfen
hat und eben dies seinem Sohne Namens Heinrich anbefahl, daß
er sich niemals der Hoheit eines Andern unterwerfen sollte. Der Sohn aber,
welcher diese Vorschrift für unvortheilhaft hielt, unterwarf sich
auf Zureden seiner Schwester, der Kaiserin Judith,
der Hoheit des Kaisers unter der Bedingung, daß er ihm im Lande seiner
Gemahlin soviel an Gütern verleihen sollte, wieviel er in der Mittagszeit
mit seinem Pfluge umgehen könnte. Da nun der Vater diese That des
Sohnes der wunderbaren Ungleichheit ihres Charakters gemäß sehr
übel nahm, ging er aus Baiern fort und verbrachte den Rest seines
Lebens im Gebirgslande in einem kleinen Gebiete bei dem Walde, der Scerenzerewald
heißt, mit zwölf Großen, welche ihm mehr als die Andern
anhingen, indemer den Weg, auf welchem er gekommen war, versperrte, und
seitdem hat weder er den Sohn, noch der Sohn ihn gesehen. Der Sohn aber
hat die ihm versprochenen Güter durch seine Schlauheit also erworben.
Er ließ sich nämlich einen goldenen Pflug machen und
verbarg ihn bei sich; dann ritt er während der Mittagszeit, als der
Kaiser schlief, mit auf dem Wege aufgestellten Pferden eilig im Kreise
um die schon erwähnten Güter herum, und als alle Pferde müde
geworden waren, stieg er auf eine zufällig vorgefundene Stute und
versuchte einen dazwischenliegenden Berg auch noch hinzuzufügen; da
aber die Stute stehen blieb und ihn nicht zu ersteigen vermochte,
hörte er hier auf.
Daraus ist diesen Fürsten von Ravanesburg die Sitte
erwachsen, daß keiner von ihnen bis jetzt wegen irgend eines Nothfalls
auf eine Stute steigt, und von jenem Ereignisse wird dieser Berg bis heute
Merenberg genannt. Inzwischen erhob sich der Kaiser
Lodowich vom Schlafe und Heinrich stellte sich ihm mit
seinem Pfluge dar, bittend, daß er sein Versprechen erfüllen
und durch sein kaiserliches Gebot bekräftigen möchte. Obwohl
er nun eine Weile zürnte, daß er so schlau überlistet worden,
gedachte er dennoch seines Versprechens und übergab ihm alles, was
er umgangen hatte, indem er es
vollständig ankaufte; und seit dieser Zeit nahmen
diese Fürsten von der Feste Ravanesburg, welche mit ihrer Umgebung
in ihren Besitz kam, den Namen an, während sie vorher nach einem Dorfe
Altorp geheißen wurden. Aus diesem Geschlechte entstammten im
Laufe der Zeiten drei Brüder: Rodolf, Eticho oder Welf
und Konrad, welche zur Zeit des Königs
Heinrich, des Vaters Otto's des Großen,
lebten. - Von diesen hat Konrad die Konstanzer Kirche geleitet
und ist mit dem Augsburger Bischofe, dem heiligen Othelrich, durch Klugheit
und Heiligkeit des Lebens berühmt geworden. Rodolf zeugte den
Grafen Welf, Welf zeugte Kuniza, Kuniza heirathete
den Markgrafen Azo von Langobardien von den Schlössern Kalun
und Estin, welche in Langobardien gelegen sind, und gebar ihm Welf den
Aeltern. Dieser führte zuerst eine Frau Namens Ethilinde heim,
die Tochter des Herzogs Otto von Baiern, eines Mannes von sächsischem
Stamme und von ebenso hohem Range als Adel, so daß er die Zuversicht
hatte, gegen den Kaiser Heinrich dieses
Namens den Vierten sich zu empören.
Der Kaiser jedoch beraubte ihn, den freilich ungerecht Unterdrückten,
des Herzogthums und setzte ihm seinen Schwiegersohn, den erwähnten
Welf, zum Nachfolger. Welf hat darauf, ich weiß nicht
aus welchem Grunde, jene Ethilinde verstoßen und die Witwe
des Angelnherzogs Harald, Namens Judith,
geheirathet, und mit ihr zeugte er zwei Söhne, nämlich Herzog
Welf den Jüngern und diesen Heinrich, von dem wir jetzt
sprechen. Welf, der ältere von beiden, heirathete jene sehr
mächtige Machtild von Langobardien und starb kinderlos, und
hinterließ das Herzogthum dem Bruder Heinrich. Als dieser
Heinrich von hochbejahrten Leuten das hörte, was oben von dem
ersten Eticho erzählt worden ist, kam er in das Gebirgsland,
in welchem derselbe vom Sohne sich trennend gewohnt hatte, woselbst er
auch begraben worden war, um nachzuforschen, und ließ das Grab desselben
und derjenigen, welche bei ihm begraben waren, öffnen, und da er die
Wahrheit bestätigt fand, ließ er am selbigen Orte über
den Gebeinen jener Leute eine Kirche erbauen. In seiner Gegenwart wurde
auch der Leib des eben erwähnten heiligen Konrad aus dem Grabe
erhoben, welchen Gott damals und früher durch viele Wunder verherrlicht
hatte; aus Liebe zu diesem und um seiner Ehre willen hat der Herzog große
Geschenke an Landgütern und Dienstleuten beiderlei Geschlechts
der Konstanzer Kirche an diesem Tage gemacht und durch solch Unterpfand
sich deutlich als Verwandten eines so großen Mannes bewiesen. Dieser
zeugte mit der vorerwähnten Wulfild zwei Söhne, Herzog
Heinrich von Sachsen und Baiern und Welf, und vier Töchter,
von denen an einer andern Stelle geredet worden ist.
oo Atha von Hohenwarth
-
Kinder:
Rudolf I. Graf
-10.3. um 950
Eticho II. Graf von Altdorf
-
982
Konrad I. der Heilige Bischof von Konstanz (934-975)
-26.11.975
Literatur:
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Annalista Saxo: Reichschronik a. 1126 - Ay,
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Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite
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Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft Böhlau Verlag-Köln-Weimar
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Wilhelm: Die süddeutschen Welfen unter besonderer Berücksichtigung
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Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft.
Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 64-70 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 28 -