Ältester Sohn des Grafen NN; Bruder des Grafen
Anselm von Nagoldgau
Sönke Lorenz: Seite 307,310,311 1995
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"Staufer, Tübinger und andere Herrschaftsträger im Schönbuch"
in: Von Schwaben bis Jerusalem
Die Existenz von Hugo I. läßt
sich durch einige Hinweise in den Quellen erhärten. So spricht Tubingius
folgerichtig des öfteren von Anshelms
Sohn Graf Hugo II. als
dem Zweiten oder Jüngeren. Diese Bezeichnung scheint ihre Bestätigung
durch eine nur noch abschriftlich überlieferte Grabplatte in Klosterreichenbach
zu finden: ...XVIII. Junii obiit Heinricus Infantulus, comitis Hugonis
junioris Filus. Das Datum wird man nach Römischer Datierung auf die
Kalenden zu übertragen haben. Diesen Grafen
Hugo den Jüngeren, dessen noch unmündiger Sohn
Heinrich in Klosterreichenbach bestattet wurde, hat man vorrangig
in den Reihen der Grafen von Tübingen zu suchen, in deren Schutz sich
das Priorat befand.
Es bleiben noch die weiteren Hinweise auf den von Tubingius namhaft
gemachten Hugo I. zu betrachten. Als
im Herbst 1078 HEINRICH IV. aus Bayern
kommend mit einer gewaltigen Streitmacht in Alemannien einfiel, zielte
die Stoßrichtung seines Angriffs auf Tübingen. Das Heer
des Königs verwüstete kurz vor Allerheiligen das Gebiet um die
Limburg bei Weilheim, zog dann eine Brandspur hinterlassend über das
Swiggertal und den Pfullichgau in Richtung Tübingen weiter,
wo während der anscheinend erfolglosen Belagerung der Burg am 11.
November ein Parteigänger HEINRICHS,
Erzbischof Udo von Trier, verstarb. In seiner 1099 abgeschlossenen Chronik
berichtet Frutolf von Michelsberg, der König sei nach Alemannien gezogen,
"um einen gewissen Hugo, der diesem
Stamme angehörte, sowie einige Aufständische zu bekämpfen".
Er schildert dann das Ende Herzog Bertholds I. von Zähringen, der
von der Limburg aus ohnmächtig mit ansehen mußte, wie der König
seine Besitzungen verwüstete und darüber in solche Verzweiflung
geriet, dass er nach 7-tägigem, von geistiger Verwirrung begleiteten
Todeskampf verschied. Auch der Reichenauer Mönch Berthold berichtet
über den Feldzug HEINRICHS IV.
nach Alemannien: Der Vorstoß des SALIERS
habe fast nichts erreicht, doch sei Graf Hugo
zur Unterwerfung und Leistung des Treueides gezwungen worden. Unter Berücksichtigung
aller Umstände kann man in dem von den Chronisten als Gegner HEINRICHS
IV. herausgestellten Hugo nur einen Grafen von Tübingen
erblicken. Ich möchte in dem Verteidiger Tübingens von
1078 Hugo I., den Bruder Graf
Anselms, sehen.
Dr. L. Schmid: Seite 27,33 1853
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"Geschichte des Pfalzgrafen von Tübingen"
Wenn das Tübinger Grafenhaus
bisher nur in spärlichen Notizen aufgetreten ist, so erscheint es
in dem denkwürdigen Kampfe Kaiser HEINRICHS
IV. mit dem Papsttum als eines der angesehensten und mächtigsten
Geschlechter Schwabens. In demselben spielt ein Graf
Hugo, gleich dem Grafen
Anselm in Ulm, eine hervorragende Rolle unter den Grafen des Landes.
Zwar wird derselbe nicht ausdrücklich Graf von Tübingen genannt,
aber die historische Existenz der bereits genannten Glieder unseres Hauses
und des Grafen Hugo, Mitstifters von
Blaubeuren, ca. 1080, sowie die Zusammenstellung der diese Periode unserer
Geschichte betreffenden Quellennachrichten, setzen es außer Zweifel,
dass der genannte Graf ein TÜBINGER
war.
Graf Hugo von Tübingen trat
mit anderen Grafen unserer Gegenden - einem Grafen Adalbert von Calw, den
Grafen Kuno und Liutolt von Achalm - auf die Seite des Gegenkönigs
RUDOLF. Dafür wurde er im Jahr 1078 von Kaiser
HEINRICH IV., der nach der Schlacht bei Melrichstadt (im Würzburgischen)
sich mit einem Heere nach Alemannien wandte, das dort schauerlich
hauste, in seiner Burg belagert. Es gelang HEINRICH
nicht, dieselbe zu erobern, dagegen erlitt er vor derselben empfindliche
Verluste, indem Udo, Erzbischof von Trier, einer seiner vornehmsten Anhänger,
während der Belagerung starb. Erst im folgenden Jahr (1079) gelang
es dem König, sich den Grafen Hugo
zu unterwerfen; ob im Gefolge der Eroberung der Burg desselben, ist nicht
ausgemacht.
Tübingen wird in dem vorgenannten Jahre (1078) zum 1. Mal,
und zwar als "Castrum Twingia Alemannorum" erwähnt. Die Belagerung
des Grafen Hugo auf Tübingen
beweist, dass wenigstens im 11., höchstwahrscheinlich schon im
10. Jahrhundert daselbst eine feste Burg gestanden ist, die der Hauptsitz
eines mächtigen Grafengeschlechts war.
Die Stiftung des Klosters Blaubeuren ist für die Geschichte unserer
Familie von großer Wichtigkeit und ging, wie bereits erwähnt,
von 3 Brüdern, Graf Hugo, Graf
Anselm und Graf
Sigibot aus.
Wir beginnen mit Graf Hugo, den
wir für den ältesten unter den 3 Brüdern und für
identisch mit dem Grafen Hugo von Tübingen,
der im Kampfe König HEINRICHS IV. mit
dem Papst eine Rolle spielte, und reihen so diesen Abschnitt an den vorhergehenden
an. - Was wir hier noch von Graf Hugo
zu berichten haben, ist Weniges. Er schenkte gemeinschaftlich mit seinem
Bruder Anselm an
das Kloster Güter bei Beiningen und Wippingen, so wie einen Wald unterhalb
Altenthal; für sich selbst Granheim, ein Hofgut (curtis) in Ulm und
die Hälfte von Reccenbainde (unbekannt). Hugo
hat unter seinen Brüdern den geringsten Anteil an der Klosterstiftung
genommen, daher wir auch in den Annalen derselben nichts von einer Gemahlin,
(welche indes um dieselbe Zeit auch schon tot gewesen sein kann), oder
von Kindern Hugos lesen. Dem ungeachtet
geben wir ihm, was bei den unten folgenden genealogischen Erörterungen
begründet werden wird, einen Sohn gleichen Namens.
Graf Hugo scheint seinen Bruder Anselm,
der, inzwischen gesagt, 1087 ohne Zweifel tot war, überlebt zu haben.