Begraben: Kloster Stams in Tirol
Sohn des Herzogs
Meinhard II. von Görz-Tirol und der Elisabeth
von Bayern, Tochter von Herzog Otto II.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2070
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Heinrich VI. Herzog von Kärnten, Graf von TirolL seit 1295
------------- König von Böhmen und Polen 1307-1310
* um 1270, + 2. April 1335
Schloss Tirol
Begraben: Kloster Stams in Tirol
Eltern: Meinhard II. (IV.) von Görz-Tirol und Elisabeth von Bayern, Witwe König KONRADS IV.
oo Anna, älteste Schwester König Wenzels III. von Böhmen
Erb-Tochter: Margarethe "Maultasch"
Nach dem Tode des Vaters übernahm Heinrich
VI. gemeinsam mit seinen Brüdern
Otto
und Ludwig die Regierung in Kärnten und Tirol. Er unterstützte
zunächst seinen Schwager ALBRECHT I.
im Kampf gegen König ADOLF von Nassau
(Schlacht bei Göllheim 1298) sowie im Krieg gegen die rheinischen
Kurfürsten und empfing von diesem gemeinsam mit seinem Brüdern
die von ADOLF verweigerten Reichslehen.
Aufgrund seiner Erbansprüche, die er durch seine Vermählung erworben
hatte, wurde er nach der Ermordung Wenzels (1306) und dem Tode seines Neffen
Rudolf (1307), dem sein Vater König ALBRECHT
Böhmen als erledigtes Reichslehen zugesprochen hatte, gegen
den Widerstand der HABSBURGER am 15.
August 1307 zum König von Böhmen gewählt, wo seine Herrschaft
nach der Ermordung ALBRECHTS I. (1308)
gesichert schien. Doch besetzte Johann, der Sohn HEINRICHS
VII., im Herbst 1310 das Land und verdrängte Heinrich
aus Prag, der sich, finanziell völlig erschöpft, in
seine Erbländer zurückzog. Mit den HABSBURGERN,
die von ihnen besetzte Gebiete in Kärnten räumten, kam es 1311
zu einem Ausgleich; hingegen misslang die endgültige Erwerbung der
großen Besitzungen des Bistums Bamberg in Kärnten (Villach,
Kanaltal, Lavanttal), die 1311 an Heinrich verpfändet
wurden. In Tirol nahm Heinrich die
Herrschaft Taufers im Pustertal in Besitz und erreichte die Zurückdrängung
der Lehenshoheit der Bischöfe von Trient und Brixen über große
Teile des Landes. Im deutschen Thronstreit stimmte Heinrich
VI. 1314 als "König von Böhmen" für FRIEDRICH
DEN SCHÖNEN und unterstützte die HABSBURGER
im Kampf gegen LUDWIG DEN BAYERN. Nach
der Schlacht bei Mühldorf (1322), an der er nicht teilnahm, konnte
Heinrich 1325 einen Ausgleich zwischen
den beiden Königen vermitteln. Treviso und Padua, die Heinrich
VI. als Reichsvikar 1325 eroberte, verlor er 1329 wieder an
Cangrande I. della Scala. LUDWIG DER BAYER erteilte
Heinrich 1330
das Privileg, dass ihm die Töchter in den Reichslehen nachfolgen sollten,
widerrief es aber insgeheim kurz darauf. Die Ansprüche auf Böhmen
wurden bei der Vereinbarung der Ehe zwischen Johann Heinrich, dem Sohn
König Johanns von Böhmen, und Heinrichs
Tochter Margarethe
gegen eine hohe Abfindung aufgegeben. Nach dem Tode Heinrichs konnten die
HABSBURGER das ihnen in einem Geheimvertrag 1330 von LUDWIG
DEM BAYERN zugesicherte Herzogtum Kärnten in Besitz nehmen.
Tirol dagegen, das sich LUDWIG mit
den HABSBURGERN teilen wollte, blieb
nach dem einmütigen Willen der Stände Heinrichs Tochter erhalten.
Quellen:
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Mon. hist. ducatus Carinthiae X, ed. H. Wiessner, 1969
Literatur:
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A. v. Jaksch, Gesch. Kärntens, II, 1929, 145-237 - J. Riedmann,
Die Beziehungen der Gf.en und Landesfs.en v. Tirol zu Italien bis zum Jahre
1335, SÖA.PHH 307, 1977 - C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens,
I, 1984, 368-397 - J. Riedmann, SpätMA (gesch. des Landes Tirol I,
1985), 410-419.
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Heinrich VI. folgte 1295 seinem
Vater und wurde von König ADOLF
nicht anerkannt und 1297 geächtet. Er half dem Schwager ALBRECHT
I. und machte 1298 die Schlacht bei Göllheim mit. Er wurde
nach dem Erlöschen der PRZEMYSLIDEN 1306 vom böhmischen Adel
gewählt, musste aber Rudolf III. von Habsburg weichen. Nach dessen
Tode folgte er erneut, setzte sich gegen Rudolfs Bruder FRIEDRICH
durch, wurde von ALBRECHT I. geächtet
und päpstlich gebannt und verbündete sich mit Bayern, Meißen
und Württemberg. Er verlor Mähren an die HABSBURGER,
die auch Kärnten und Tirol heimsuchten. Von ALBRECHTS
Nachfolger Kaiser HEINRICH VII. 1308
vorläufig anerkannt, wurde er zu Gunsten von dessen Sohn Johann, seinem
Schwager, 1310 endgültig verjagt. Heinrich
behielt den Königstitel bei, beanspruchte weiterhin die böhmische
Kurstimme und wählte mit dieser 1314 FRIEDRICH
von Habsburg mit zum deutschen König gegen LUDWIG
IV. DEN BAYERN. Er blieb ohne Macht in Böhmen, wurde dort
nie heimisch und schloss 1324 endgültig Frieden mit den
LUXEMBURGERN. Er söhnte sich 1324 mit dem Haus
HABSBURG aus. Er stritt viel mit den Bischöfen und Patriarchen
von Aquileia, war 1321-29/31 Herr von Padua, Vikar von Istrien und Friaul.
Er war ein behäbiger Bonivant, zügelloser Galan und Nimrod und
verschuldete völlig. Er musste die Pfandherrschaft Krain an HABSBURG
zurückgeben, wurde 1323 Vormund in Görz und behauptete die Lehen
von Aquileia.
13.2.1306
1. oo Anna von Böhmen, Tochter des Königs Wenzel II.
15.10.1290-3.9.1313
Ersterbin von Böhmen
15.9.1315
2. oo Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, Tochter des Herzogs
Heinrich I.
1285-18.8.1320
8.6.1328
3. oo Beatrix von Savoyen, Tochter des Grafen Amadeus V.
1310-9.(20.)12.1331
Kinder:
2. Ehe
Adelheid
1317-25.5.1325
Margarete
1318-3.10.1369
Schloß Maultasch Wien
17.9.1329
1. oo Johann Heinrich Markgraf von Mähren
1322-12.11.1375
10.2.1342
2. oo 2. Ludwig V. Herzog von Ober-Bayern
1316-18.9.1361
Illegitim:
Matthäus Bischof von Brixen (1338-1363)
-27.10.1363
Matthias Herr zu Obermontani
- 1357
Literatur:
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Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf
I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1994,
Seite 102,104-107,111,113,117, 129,130,135 -