5. Tochter des Königs Karl
VI. von Frankreich und der Isabeau
von Bayern-Ingolstadt, Tochter von Herzog
Stephan III.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 610
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Michele de France, Herzogin von Burgund
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* 1395, + 8. Juli 1422
Gent
Tochter König Karls VI. von Frankreich
Heiratete 1409 den burgundischen
Thronfolger Philipp (den Guten),
Grafen von Charolais,
während ihr Bruder, der Dauphin Ludwig,
Herzog von Guyenne, mit Margarete,
der Schwester Philipps des Guten, vermählt
wurde. 1412 richteten die Vier Leden van Vlaanderen an den König die
Bitte, Michele de France (und ihren
Gemahl) die Residenz in der Grafschaft Flandern zu gestatten,“um Sprache,
lebensweise und Sitten des Landes kennenzulernen, auf dass sie es liebe
und selbst geliebt werde“. 1413 nahm Michele de
France feste Residenz in Gent. In den ersten Regierungsjahren
Philipps als Herzog von Burgund, ab November 1419, stand sie
als Vertreterin ihres Gemahls an der Spitze der Regierung von Flandern
und Artois.
Zugleich setzt er die Tradition der Heiratspolitik fort,
die am burgundischen Hof zur Regel geworden ist. Wir haben ihn dabei überrascht,
wie er am Hof von Frankreich die von Philipp dem
Kühnen ausgeheckten Kombinationen in die Tat umsetzte.
Seine Tochter Margarete ist Dauphine,
sein Sohn Philipp, Graf von Charolais,
heiratet Michelle, die Tochter Karls
VI.
Philipp der Gute
hat in Troyes schöne Versprechungen erhalten. In Wirklichkeit beschränkt
sich Heinrich V. darauf, ihm die „Somme-Städte“
zu bestätigen, die Kastellaneien Peronne, Roye und Montdidier, die
Johann
ohne Furcht sich von Karl VI.
als Garantien für die Mitgift Michelles,
der jetzigen Herzogin von Burgund, hatte übereignen lassen.
Philipp der Gute,
der wieder von einem Trauerfall durch den Tod seiner Frau Michelle
von Frankreich betroffen war, die am 8. Juli 1422 in
Gent verstarb, geht den Herzog von Bedford um Unterstützung an.
Bei seinen schwankenden Beziehungen zu Bedford, der den
Herzog braucht und es auch weiß, hat Philipp
nur die Bestätigung für die Städte an der Sommer gewonnen,
die als Garantie für die Mitgift von Michelle
überlassen worden sind und die er trotz ihres Todes behält.
Aus seiner ersten Ehe hatte Philipp
der Gute keine Kinder. Michelle von
Frankreich, die Tochter Karls VI.,
die er sehr jung geheiratet hatte, war am 8. Juli 1422 gestorben.
Markale Jean: Seite 119
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„Isabeau de Bavarie“
Ferner wurde Michelle, die 4. Tochter Karls VI., Philipp, dem ältesten Sohn des Grafen von Nevers (und künftigen Philipp dem Guten) versprochen.
Saller Martin: Seite 117,130,151,156,220,292
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"Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron."
Im Sommer 1395 hält Richard
um die Hand der kleinen Isabella an,
der erst fünfjährigen Tochter des französischen Königpaars.
Karl
VI., der Kronrat und die Herzöge sind sogleich dafür,
das Kind als Unterpfand künftiger Freundschaft hinzugeben. Die Gefühle
der Königin, die zum siebten Mal Mutter wird - es ist wieder ein Töchterchen,
Michelle
getauft - zählen nicht, wenn es um Staatsinteressen geht.
Der Bruder der Königin wird auch abgewiesen, als
er für RUPRECHTS zweiten Sohn
Johann
um
die Hand der Königs-Tochter Michelle anhält.
Es muß in Paris irritieren, daß
König
RUPRECHT zu gleicher Zeit die Vermählung seines ältesten
Sohnes Ludwig mit der englischen
Königs-Tochter Blanca aushandelt.
Der Virtouse in Heiratsstrategie baut dann gleich noch
weiter vor. Er erreicht von Karl VI.
und Isabeau die Einwilligung zur Früverlobung
einer Enkelin mit dem Kronprinzen Ludwig,
sowie einer weiteren Enkelin mit dem zweitältesten Königs-Sohn
Johann. Ferner wird Michelle,
das achtjährige Töchterchen des Königpaars, einem Enkel
des Burgunders versprochen, dem späteren HerzogPhilipp
dem Guten. Eine dreifache Heirats-Allianz soll den dominierenden
Einfluß im Königreich sichern.
Im Juni 1404 besiegelt Isabeau
mit Herzog Johann die Heirats-Allianzen
zwischen der königlichen Familie und dem Haus
BURGUND, die noch Philipp der Kühne
angebahnt
hatte. Mit pompösen Festlichkeiten wird die Doppelhochzeit begangen:
der siebenjährige Kronprinz Ludwig,
der den Titel eines Herzogs von Guyenne trägt, wird mit dem Töchterchen
Johanns,
Margarete,
vermählt; und der älteste Sohn und Erbe
Johanns, Philipp Graf von Charolais,
heiratet Isabeaus neunjährige
Tochter Michelle. Die frühvermählten
Kinder bleiben bis zur Erreichung leidlicher Reife in den elterlichen Haushalten.
Seine mit Wilhelm von Wittelsbach
verheiratete Schwester Margarete erscheint
zweimal im königlichen Heerlager, um Verhandlungen in Gang zu bringen,
freilich vergeblich. Dann schickt auch Johanns
Schwiegertochter Michelle einen beschwörenden
Brief an ihre königliche Mutter, sich für Frieden und Versöhnung
einzusetzen.
Während die Operationen noch laufen, erhält
Herzog
Philipp schwarze Nachricht aus Flandern. Am 8. Juli 1422
ist in Gent seine siebzehnjährige [Richtigstellung: Bei einem
Geburtsjahr 1395 muß es siebenundzwanzigjährig heißen.]
Frau, Michelle von Franmkreich, plötzlich
gestorben. Philipp, der sehr an seiner
sanften Gemahlin hing, ist tief betroffen über den neuen Verlust wenige
Jahre nach dem Mord am Vater. Mit Michelle
sind nun acht von zwölf Kindern Isabeaus
tot.
Alsbald gehen Gerüchte um, daß Michelle
vergiftet
worden sei. Man ist auch schnell zur Hand mit einer Anklage gegen eine
italiensiche Hofdame, die früher Isabeau
diente. Italiener stehen ja im Ruf, sich besonders gut mit auf den Umgang
mit Gift und auf schwarze Künste zu verstehen. Beim Marquis de Sade
wird natürlich wieder Isabeau
zur Anstifterin des unterstellten Giftmoerdes an der Tochter, weil diese
für die Versöhnung mit dem Bruder, dem Dauphin, geworben hatte.
Leo Heinrich Dr.: Band II Seite 51,61
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."
Auch verzichtete er auf das Recht, Lille, Douai und Orchies
wieder von Flandern auslösen zu können und gab seiner Tochter
Micheala,
der Gemahlin Philipps, statt einer
Mitgift in Geld, die Städte Peronne, Roye und Monrdidier
pfandschaftsweise.
Die letzterwähnten Verhandlungen der Brabanter hatten
im Jahr 1422 statt, in welchem ein trauriges Ereignis die Hauptlinie des
burgundischen Hauses betraf. Im Julius nämlich dieses Jahres starb
zu Gent Philipps des Guten Gemahlin,
Michele
von Frankreich, nachdem sie wenige Tage krank gewesen. Unter
dem Volke entstand und befestigte sich der Verdacht, sie sei von einer
ihren Hofdamen vergiftet worden, die sie gleich nach ihrem Erkranken entlassen
hatte.
1409
oo 1. Philipp I. der Gute Herzog von Burgund
x 13.6.1396-15.6.1467
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 132,154,160,163,166,205
- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 303,313,321
- Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483
Verlag Callway München 1979 Seite 89 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf
Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle
1832 Band II Seite 61 - Markale, Jean: Isabeau de Bavarie. Eugen
Diederichs Verlag München 1994 Seite 119 - Schnith Karl: Frauen
des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997
Seite 353,363 - Saller Martin: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin
auf dem Lilienthron. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1979
Seite 117,130,151,156,168,220,269,292 - Schelle, Klaus: Karl der
Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag
Essen Seite 35,48 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 353,363 -