Jüngerer Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau
aus dem Hause der KONRADINER und einer
namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert
I.
Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
Nach Jackman/Fried Konrad II.
von Öhningen, Herzog von Schwaben, Sohn des Herzogs
Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta
von Öhningen
Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die
drei Brüder Konrad, Heribert
und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne
des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen
Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten
Brandenburg Erich: Tafel 3
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen"
VII. Generation
9.
---
Konrad, Graf um Rheingau 949, Herzog von Schwaben 982
-----------
* ca. 920, + 997 20. VIII.
Anmerkungen: Seite 121
------------------
VII. 9. Konrad
Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, 200 [VII 11]
Ergänzungen (Wolf):
Seite 6:
VII 9 Konrad Herzog von Schwaben, * ca. 940 (nicht
920) war (nach Armin Wolf, Wer war Kuno von Öhningen? in: Deutsches
Archiv 36, 1980, 25-85; inzwischen weithin akzeptiert, auch von Eduard
Hlawitschka, Untersuchungen 1987 vertreten) identisch mit Kuno von Öhningen,
der nach der Genealogia Welforum cap. 4 und der Historia Welforum cap.
6 zahlreiche Kinder und weitere Nachkommen hatte (WELFEN,
Rheinfelden, Zähringen, Diessen-Andechs).
VIII 13 hatte also noch Geschwister (vgl. Wolf 1980 Seite
28).
Strittig ist die Gemahlin Konrads
von Öhningen-Schwaben. Nach Wolf war es die in der Genealogia
Welforum und Historia Welforum als Gemahlin Kunos
(von Öhningen) genannte "filia
Ottonis Magni imperatoris" (Richlint),
die eine Tochter Ludolfs, also nicht
Tochter, sondern Enkelin OTTOS DES GROSSEN
war (filia = Nachkommin, vom Stamme OTTOS,
vgl. Söhne Abrahams).
Für Richlint jetzt
auch Donald C. Jackman und Johannes Fried (siehe Stammtafel der Konradiner
Seite 92). Hlawitschka hält an der erstmals 1906 bei von Dungern auftretenden
Annahme fest, Herzog Konrad von Schwaben
sei mit Jutta/Judith verheiratet gewesen. Hlawitschka sieht in ihr
eine Tochter Adalberts von Marchtal. Zu dem Streit zusammenfassend: Armin
Wolf: Quasi hereditatem inter filios, Zur Kontroverse über das Königswahlrecht
im Jahre 1002 und die Genealogie der Konradiner, in: Zeitschrift für
Rechtsgeschichte, Germanische Abteilung 112, 1995, 64-157.
Für Wolf waren die Eltern Konrads
von Öhningen/Schwaben unbekannt, sein Vater war jedenfalls
nicht der von Brandenburg genannte Udo von der Wetterau.
Nach Jackman und Fried war der Vater der 982 verstorbene
Konrad
(Herzog vom Elsaß).
VII. 9-11 sind demnach an anderer Stelle einzuordnen.
An ihrer Stelle ist als Sohn Udos von der Wetterau neben Gebhard
(+ 938), Udo, Bischof von Straßburg 950, + 965 (Continuatio
Reginonis Seite 164 und 176) einzutragen.
VII. Generation
11
---
Vermutungen zur Gattin Konrads
und dem Datum seiner Ehe (963/64) bei Decker-Hauff, Zeitschrift für
württembergische Landesgeschichte 15 (1955) 267f.
Heine Alexander (Hg.): Seite 24,25,39
*******************
"Geschichte der Welfen"
Genealogie der Welfen
4. Rudolf nahm eine Gemahlin aus dem Hause
ÖHNINGEN [Öhningen bei Radolfszell. Itas
Gemahl war nicht der Bruder des heiligen Konrad, sondern dessen Neffe.]
namens Ita, deren Vater der sehr edle Graf Kuno
war, die Mutter aber eine Tochter des Kaiser
OTTO DES GROSSEN. Dieser Kuno
zeugte vier Söhne, Egebert, den Markgrafen von Stade, Leopald, Liutold
und Kuno, und vier Töchter, deren eine sich unserem Rudolf, die andere
mit einem von Rheinfelden, einem Ahnherrn der ZÄHRINGER, die dritte
mit dem König der Rugier und die vierte mit dem Grafen von Andechs
vermählte. Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei
Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf,
den ersten dieses Namens.
6. Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda,
welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten
Grafen Baierns seine Söhne empfing.
Geschichte der Welfen
6. Rudolf, der Bruder des Vorigen, nahm eine Gemahlin namens Ita aus dem Hause ÖHNINGEN [Die Verwandtschaft der Ita ist der Genealogie der Welfen entnommen. Diese Angaben sind teilweise falsch, OTTO hatte keine Tochter Richlint, es gab keinen Grafen Eggebert von Stade, ein Graf Kuno von Öhningen ist unbekannt, Diessen und Andechs werden gleichberechtigt genannt.], deren Vater der sehr edle Graf Kuno, die Mutter aber eine Tochter des Kaisers OTTOS DES GROSSEN namens Richlint war. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Eggebert, Kuno, Liutold und Leopalt. Der erste von ihnen, nämlich Eggebert, hatte die Mark gegen die Dänen an der Grenze Sachsens, Stade genannt, und zeugte Söhne und Töchter, welche sich in verschiedene Länder zerstreut haben. Derselbe Kuno hatte auch vier Töchter, deren eine unseren Rudolf, eine andere einen von Rheinfelden, Ahnherrn der ZÄHRINGER, eine dritte den König der Rugier und eine vierte den Grafen von Dießen heiratete. Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda [In Wirklichkeit hieß diese Tochter Richlindis.].
Thietmar von Merseburg: Seite 118,122,176
*********************
"Chronik"
Der Herzog aber gewann alle bairischen Bischöfe und
einige Grafen für sich; dann zog er im Vertrauen auf diese Bundesgenossen
nach Franken und lagerte sich zu Verhandlungen mit den Fürsten jener
Gegend auf den Wiesen für Bürstadt. Willigis, der damalige Leiter
der Mainzer Kirche, Herzog Konrad [von
Schwaben, KONRADINER, 983-997.
Vater: II, 34. Bruder: Udo vgl. VII, 20 Anmerkung 82.] und die übrigen
Großen fanden sich ein.
Das nächste Osterfest feierte der König in
Quedlinburg [4.4.986: Herzog Heinrich von Baiern,
Herzog
Konrad von Schwaben, Herzog Heinrich von Kärnten, Herzog
Bernhard von Sachsen]; hierbei dienten vier Herzöge: Heinrich
als Truchseß,
Konrad als Kämmerer,
Heinrich der Jüngere als Schenk, Bernhard als Marschall.
In dieser Zeit starben zu unserer Trauer der treffliche
Herzog
Konrad von Schwaben [20.8.997], sein Bruder Graf Herbert
sowie
der wackere Markgraf Hodo eines plötzlichen Todes.
Stälin Paul Friedrich: Seite 190
****************
"Geschichte Württembergs"
Als Nachfolger für Schwaben, von welchem Bayern nunmehr
wieder getrennt ward, ernannte Kaiser OTTO II.
Konrad
(982-997), den Sohn des
Grafen Udo in der Wetterau und
einer Gräfin von Vermandois, einen Brudersohn von
Herzog Hermann I. von Schwaben,
dessen Enkel Herzog
Otto I. gewesen war. Konrad
blieb auch in seinem Stammlande Franken sehr einflußreich und besaß
wohl von der väterlichen Erbschaft her die eine oder andere Grafschaft
in dieser Provinz. Von der Tätigkeit dieses Herzogs, welcher wie sein
Nachfolger neben dem Titel dux Alamanniae auch noch den Namen eines dux
Alsaciorum führte, teilen uns die dürftigen Geschichtsschreiber
dieser Zeit nur sehr wenig mit. Alsbald nach OTTOS
II. Tode (7. Dezember 983) erhielt er Gelegenheit, seine Treue
gegen dessen Sohn und Nachfolger, den jungen OTTO
III., zu erproben. An ihm und dem einflußreichen Erzbischof
Willigis von Mainz scheiterten die Verführungsversuche des nach der
Krone lüsternen
Heinrich von Bayern
auf dem Tage zu Bisenstätt (heutzutage Bürstadt zwischen Worms
und Heppenheim) im Jahr 984, und so sah sich Heinrich
hierdurch besonders genötigt, seine Absichten auf das Königtum
aufzugeben. Bei OTTO versah
Konrad
zu Quedlinburg am Osterfeste des Jahres 985 das Amt des Kämmerers,
und der König erschien selbst zur Zeit seiner Regierung einige Male
in Schwaben, so insbesondere den 14. November 994 auf dem Hohentwiel. Im
Jahr 996 war er unter anderen auch von Schwaben und Franken begleitet,
als er in Italien seinen Neffen Bruno, den Sohn Ottos, des Grafen im Kraichgau
und Herzogs von Kärnten, als ersten deutschen Papst einsetzte. Im
folgenden Jahre, den 20. August, starb Herzog
Konrad eines jähen Todes.
Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226
********************
"Die Salier und das Reich"
Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderlioosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzogsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
Althoff Gerd: Seite 149,161,168
***********
"Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat"
Und in der Tat kam OTTO im
Mai nach Verona zu einem Hoftag, auf dem eine Reihe wichtiger personeller
Entscheidungen fielen. Schwaben erhielt Konrad
aus dem Geschlecht der KONRADINER,
ein Bruder des Cotrone gefallenen Grafen Udo. Wie so häufig
erfahren wir kein Wort darüber, welche Kräftegruppen sich für
die beiden Herzöge eingesetzt haben.
Dabei aber ließ man es nicht bewenden. Vielmehr
feierte man das nächste Osterfest (986) in Quedlinburg, und damit
vielleicht nicht zufällig an dem Ort, an dem sich Heinrich
zwei Jahre zuvor öffentlich als König hatte feiern lassen. Hier
griff man zu einem Ritual, das schon bei der Aachener Königserhebung
OTTOS
DES GROSSEN 936 oder derjenigen
OTTOS
II. 961 benutzt worden war. Thietmar erwähnt es als einziges
Detail der Feier: "hier dienten vier Herzöge:
Heinrich
(der Zänker) als Truchseß,
Konrad
als Kämmerer, Heinrich der Jüngere als Mundschenk, Bernhard
als Marschall" (IV, 9). Dieser Dienst der Herzöge bei der Festfeier
symbolisierte ihre Dienstbereitschaft gegenüber dem jungen König
und damit versprachen sie dieses Verhalten auch für die Zukunft.
Doch auch in dieser zugespitzten Lage entschloß
man sich noch einmal, durch Vermittler einen Ausgleich zu versuchen. Hierzu
sollten neben den Hauptbetroffenen, Ludwig V.,
seiner Mutter Hemma und Erzbischof
Adalbero, die Kaiserin Adelheid als
Mutter Hemmas und damit Großmutter
Ludwigs,
sowie Herzog Hugo Capet und Herzog
Konrad von Schwaben zusammenkommen.
Althoff, Gerd: Seite 47,61
************
"Otto III."
Nach Heinrichs Mißerfolgen
in Sachsen und Erfolgen in Bayern hing nun von der Entscheidung der fränkischen
Großen sehr viel ab. Als herausragende Vertreter dieser fränkischen
Fürsten, die sich mit Heinrich
in Bürstadt bei Worms zu Verhandlungen trafen, werden von Thietmar
Erzbischof Willigis von Mainz und der Schwaben-Herzog
Konrad, der ein Franke war, genannt. Die Verhandlungen erbrachten
ein eindeutiges, für Heinrich
jedoch keineswegs erfreuliches Ergebnis: Die fränkischen Großen
waren unter keinen Umständen bereit, von der Thronfolge OTTOS
III. Abstand zu nehmen.
Auch zum Jahre 987 erfahren wir wieder von Initiativen,
mit denen Fürstinnen den Frieden zwischen den verfeindeten Parteien
herbeiführen wollten. Wieder war es Herzogin
Beatrix, auf deren Initiative sich Kaiserin
Adelheid, Herzog Konrad von Schwaben,
König
Ludwig, Königin Hemma
und Herzog Hugo Capet treffen sollten,
um üer den Frieden zu verhandeln.
Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan
(Hrsg.): Seite 271,279,286,289
***************************************
"Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung
"Otto der Große, Magdeburg und Europa"
In die Zeit nach TheophanusTod
und vor OTTOS III. Volljährigkeit
fallen erstmalige Interventionen für ihre eigene Klostergründung
Selz im Elsaß [Stets Adelheid,
ggf. genannte Mitinterveninten): DD O III. 77 (Äbtissin
Mathilde von Quedlinburg), 78,79,86 (Erzbischof Willigis von
Mainz und die Bischöfe Hildibald von Worms und Notger von Lüttich),
87a ud b sowie 88 (Mitintervenienten wie in 86), 130 (Erzbischof
Willigis von Mainz, Bischof Hildibald von Worms, die Herzöge
Heinrich der Zänker, Konrad von
Schwaben und Otto von Kärnten), 137 und 160; ferner die
Fälschung D O III. 159.] und für Sophia,
ihre Enkelin.
Die anderen drei Fälle aus den Jahren 992-994 zeigen
den
Zänker zusammen mit einer größeren Zahl von
Mitintervenienten für nichtbayerische Empfänger, davon zwei mit
Herzog
Konrad von Schwaben, der gerne als sein großer Rivale
gezeichnet wird; in diesen Jahr sind aber generell viele Mitintervenentionen
der anderen Herzöge zu verzeichnen [Herzog
Konrad von Schwaben ist 992-996 ebenfalls dreimal als Mitintervenient
belegt, vgl. DD O III. 83,130 und 231.].
Die Initiative für Adelheids
Erscheinen ging von einer Gruppe geistlicher und weltlicher Großer
aus - heißt es doch in den Quedlinburger Annalen ausdrücklich,
daß die Anhänger
OTTOS III.
Boten nach Pavia zu Adelheid schickten,
um ihr Erscheinen und um ihren Rat - consilium - baten, wenn sie
für die Königsherrschaft und ihren Enkel Sorge trage - si
quid de regno ac nepote curaret. Dieselbe Quelle bemerkt auch, daß
Adelheid
nicht etwa allein, sondern zusammen mit ihrer Tochter Mathilde,
der Äbtissin von Quedlinburg, mit ihrem Bruder, König
Konrad von Burgund, mit Herzog Konrad
von Schwaben sowie mit - leider
ungenannten - Großen aus Italien, Gallia, Schwaben, Franken
und Lothringen im Norden erschien.
Mitinterventionen können sich aus persönlichen
Beziehungen zur Herrscherin erklären, sie könen aber auch den
Anspruch der Großen auf Mitwirkung an der Herrschaft gemäß
ihrem Rang und ihrer Stellung widerspiegeln. Dieser Anspruch auf Teilhabe
konnte offenbar auch Rivalen in ihrem Handeln zusammenführen, wie
etwa die Herzöge Heinrich den Zänker
und Konrad von Schwaben in einer gemeinsamen
Intervention zugunsten des Klosters Einsiedeln.
Eickhoff, Ekkehard: Seite 84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451
*****************
"Theophanu und der König"
Auf der Veroneser Versammlung wurde mit Schwaben Konrad,
der Bruder des in Cotrone gefallenen Grafen Udo aus dem rheinfränkischen
Hause der KONRADINER, belehnt, die
um Limburg, Weilburg und Wetzlar reiche Güter besaßen.
Als die Könige Lothar
und Ludwig mit großem bewaffneten
Aufgebot in Breisach erschienen, stießen sie dort auf Herzog
Konrad von Schwaben, der Theophanu
und OTTO III. treu ergeben war. Die
Könige mußten unverrichteter Dinge zurück.
Die beiden Parteien trafen sich Mitte Mai 984 bei Bürstadt,
dem Königshof am Rande des Lorscher Waldes. Dort traf Heinrich
der Zänker auf Erzbischof Willigis, Herzog
Konrad von Schwaben und den fränkischen Hochadel mit deren
Gefolge. In den Verhandlungen, die nun in vetrtraulichem Kreis geführt
werden mußten, konnte der hochbegabte Empörer seine ganze Berdesamkeit
spielen lassen, um die Fürsten auf seine Seite zu bringen. Das Verhältnis
der Kräfte wendete sich nun so eindeutig gegen Heinrich,
daß er sich in eine gewaltlose Regelung fügte.
Von Mainz reisten die Kaiserinnen weiter nach Rara in
Thüringen; unterwegs schlossen sich ihnen Herzog
Konrad von Schwaben und eine steigenden Zahl von fürstlichen
Anhängern mit ihrem Gefolge an.
Die mächtigen Vermittler der Friedenentscheidung,
König
Konrad von Burgund, Herzog Konrad von
Schwaben
und die italienischen Fürsten, kehrten in ihre Reiche zurück.
Denn unter den hochadligen Familien waren es vier, die
trotz ihrer verwandtschaftlichen Verbindungen mit den anderen großen
Geschlechtern diesen an Macht und Ansehen weit überlegen waren. Schließlich
gehörten neben LIUDOLFINGERN,
SALIERN
und LUITPOLDINGERN die an der Lahn begüterten KONRADINER,
wiederholt mit dem Herzogtum Schwaben belehnt, in diese Gruppe. Sie hatten
mit KONRAD I. den ersten nicht-karolingischen
König im Reich gestellt und waren mehrfach mit den SALIERN
versippt.
Unter den hohen Besuchern, die in der Karwoche in Quedlinburg
eintrafen, waren alle Häupter der alten ostfränkischen "Reiche",
der regna, erschienen: Die Herzöge
Heinrich von Bayern und Heinrich der Jüngere, Hezilo genannt,
von Kärnten, Konrad von Schwaben und
Bernhard von Sachsen. Dabei wurde die Herrschaft des Königs mit Hilfe
der Fürsten vorgeführt wie einst nach der Krönung
OTTOS
DES GROSSEN:
Herzog
Heinrich von Bayern diente dem Königskinde als Truchseß,
Konrad von Schwaben als Kämmerer,
Heinrich von Kärnten als Mundschenk und Bernhard von Sachsen als Marschall.
Während dieser Ereignisse waren Theophanu
und ihr Hof im Westen. Im neuen Jahr gingen sie nach Andernach, wo die
Erzbischöfe Willigis von Mainz und Giselher von Magdeburg, Herzog
Konrad von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und
der junge Bischof Adalbero von Verdun zu einem glanzvollen Hoftag erschienen.
Emma wurde zum Hof
ihres Sohnes zurückgerufen und Adalbero zur Mitwirkung an einem Versöhnungstreffen
bestimmt, das der König mit seiner Mutter und Großmutter, Königin
Emma und Kaiserin Adelheid,
Herzog
Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben
Ende Mai 987 in Montfaucon abhalten wollte. Als all das noch in
der Schwebe war, starb König Ludwig
nach einem Jagdunfall am 21. Mai in Senlis.
Im Januar 992 steht die Kaiserin mit dem König im
Mittelpunkt eines Hoftages in Frankfurt, zu dem Fürsten und Bischöfe
aus dem Süden erscheinen, auch Konrad von
Schwaben und Heinrich von Bayern.
Ist der Hof in Sachsen und Thüringen, so gehören
Giselher von Magdeburg, der BILLUNGER Herzog Bernhard und Ekkehard von
Meißen zu den häufigsten Gästen der königlichen Beratung.
Im Westen sind Bischof Notger von Lüttich und OTTOS
Vetter, der SALIER Herzog Otto vom
Wormsgau, und Herzog Konrad von Schwaben
regelmäßig beim König
Am 19. Mai 992 trafen Adelheid
und der König mit den Königen Hugo Capet
und Robert in dem Grenzort Neuville
an der Maas zusammen. Willigis, Hildibald, Herzog
Konrad von Schwaben und Hermann, der rheinische Pfalzgraf, waren
im königlichen Gefolge zugegen.
So eilte OTTO III.
nach Hadwigs Tod mit Erzkapellan und
Kanzler von Ingelheim über Badenweiler zum Hohentwiel, um die schwäbischen
Erbschaftsfragen zu klären. Er nahm die Wünsche von Bischof Gebhard
von Konstanz gnädig entgegen, indem er ihm eine Schenkung der Verstorbenen
an das von Gebhard gegründete Kloster in Petershausen bestätigte.
Schon in Badenweiler war Konrad von Schwaben
zur Stelle, auf dem Hohentwiel traf der König auf Herzog
Heinrich II. (den Zänker), dessen Sohn Heinrich
und andere Große. Jedenfalls setzte OTTO
den Anspruch auf einen umfassenden Teil des Erbes durch.
Schmid, Karl: Seite 173
***********
"Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"
Daß Herzog Konrad von Schwaben der Sohn Udos (+ 949), des Bruders Herzog Hermann I. von Schwaben, gewesen sei, steht keineswegs so sicher fest, wie die Forschung annimmt. Ist schon die Filiation nicht ausdrücklich bezeugt, so entstehen starke Zweifel, wenn man bedenkt, daß Udos Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, während sein anderer Sohn Konrad erst 982 Herzog von Schwaben geworden und 997 gestorben sein soll. Schon die Fragwürdigkeit dieser Filiation bringt den altbekannten "KONRADINER-Stammbaum" ins Wanken. Dazu vgl. Kimpen (wie Anmerkung 1) Seite 65.
Heinzelmann Josef:
****************
"Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe
"
Ist Dux Cuno de Beckilnheim Herzog Konrad von Schwaben?
Herzog Konrad von Schwaben
gilt namhaften Historikern als wahrscheinlich identisch mit einem
erst 1128 genannten Herzog Kuno von Böckelheim.
Herzog
Konrad von Schwaben aber gilt noch mehr Historikern für
eine Person mit dem viel diskutierten „Kuno von
Öhningen“. Die Öhningen-Diskussion
stellen wir als zunächst ferner liegend zurück. Umso interessanter
ist die Frage, ob, bzw. welcher Herzog Konrad
(auch Herzog Konrad von Kärnten, ein
SALIER,
wurde ins Spiel gebracht) mit dem Dux Cuno gleichgesetzt
werden darf. Für die Regionalgeschichte stellt sich die Frage natürlich
umgekehrt: Wer war Dux Cuno?
Dass Kuno
und
Konrad derselbe Namen sind,
bezweifelt niemand. Schon Fabricius hat die Identifikation mit dem Schwaben-Herzog
vorgezogen, allerdings auch den SALIER
Herzog Konrad I. von Kärnten, † 1011, für möglich gehalten,
ebenso Irmgard Dietrich. Konrad von Kärnten war aber erst nach dem
Tode seines Vaters Otto († 1004 November 4) Herzog und - was schwerer wiegt
- nachweislich (in höchstwahrscheinlich einziger Ehe) seit mindestens
1002 mit Mathilde,
der Enkelin eben des Herzogs Konrad von
Schwaben, vermählt. Hlawitschkas Argument, dass der SALIER
in keinem Moment seines nicht allzu langen Lebens Herzog und gleichzeitig
Gatte einer Jutta war, ist zwar richtig, zählt aber wenig für
eine Beurkundung fast anderthalb Jahrhunderte später, wo man halt
wusste, dass der Mann am Ende Herzog gewesen war. Auch dass „KONRADINER“
des 9. und 10. Jahrhunderts im Nahegebiet vereinzelt als Besitzer zu belegen
sind, zählt nicht sehr als Argument (der SALIER
könnte Böckelheim von seinem Schwiegerurgroßvater geerbt
haben); wenig zählt auch, dass man frühen SALIER-Besitz
hier überhaupt nicht belegen kann. Dagegen haben wir für den
Herzog von Schwaben eine originale zeitgenössische Beurkundung, die
zeitlich und örtlich nahe liegt: Als Kaiser
OTTO III. 996 November 6 dem selben Willigis den Binger Wald
schenkte, tat er dies cum consensu Conradi
ducis ceterorumque quam plurimorum fidelium nostrorum.
Die Zustimmung Konrads
(und es kann sich hier nur um den Herzog von Schwaben handeln
) hatte irgendwelche rechtliche Gründe, er war wohl Besitzer benachbarter
Güter, vielleicht mit Nutzungsrechten oder als Miteigentümer.
Es ist nicht verboten, hier an den späteren reichen Besitz der Richardis-Verwandtschaft
gerade um Bingen zu denken.
Jutta und Dux Cuno
Bisher übersehen wurde, dass die Urkunde, in der
dux
Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta belegt sind, für
das Kloster Disibodenberg ausgestellt und ausdrücklich von Megenh(art)
de Spanh(eim) bezeugt ist und auch seine, bzw. seiner Mutter Schenkung
beim Klostereintritt der domne Jutte darin aufgeführt wird,
müssen wir die Nachricht im Lichte der Spanheimischen Familien- und
Besitz-Vorgeschichte sehen. Der Passus lautet: Eodem tempore (also zur
Zeit von Erzbischof Willigis 975–1011) dux Cuno
de Beckilnheim et uxor eius Jutta diviciis,
potencia et nobilitate precipui ob remedium animarum suarum et pro
recordacione filie sue Ude iam ididem(!?) defuncte instinctu et rogatu
eiusdem venerabilis archiepiscopi duos agros viginti iugera secundum veram
et firmam estimacionem hominum continentes salice terre et duos mansos
a colonis possessos in villa Boys (Boos) sancto Dysibodo in proprietatem
contradiderunt. Diese Schenkung war keineswegs so umfänglich,
dass man ihrer weit über ein Jahrhundert später und noch dazu
derart ausführlich und hervorhebend gedenken musste; der Besitz scheint
auch nicht gefährdet gewesen zu sein und es gab sicher vor der Neugründung
des Disibodenbergs noch manche andere Schenkung ähnlichen Ausmaßes,
die von Erzbischof Adalbert nicht bestätigt wurde. Alles deutet darauf
hin, dass dieser Passus der Urkunde, ähnlich wie der über die
neue Schenkung Nuwenkirchen der Spanheimer anlässlich der Gelübde
Juttas,
von dieser inspiriert wurde, die sich in der Nachfolge der Uda sah.
Uda (Oda ist ein bei den KONRADINERN
nicht unerwarteter Name) war also auf dem Disibodenberg in irgendeiner
Weise, zur Erziehung, eventuell bei einem verwandten Kleriker, oder auch
nur zufällig, etwa zu einer Wallfahrt, und ibidem defuncta.
(Oder bezieht sich das
ibidem auf Böckelheim? ) Der Wiederkehr
des Namens Jutta (und desjenigen ihrer Lehrerin Uda) wurde 1128 gewiss
Bedeutung beigelegt. Jutta von Spanheim leitete wohl ihren Namen von der
Herzogsgattin
Jutta
her, wenn auch derzeit nur ihre Schwägerin als Nachkomme
bestätigt werden kann. Für die von mir vermutete Abstammungslinie
dürfte der Name Jutta als Fingerzeig dienen.
Ohne jeden Beweis wird im Handbuch der historischen Stätten
selbst in der letzten Auflage der dux Cunode Beckilnheim
mit dem Kärntner Herzog Konrad identifiziert. Im Lexikon des
Mittelalters wird der Kärntner Herzog („wohl“) nur einschränkend
genannt, was Wolf gleich als völlige Identifikation aufführt.
Wolf geht ausführlich auf die Urkunde ein, weil diese von denen als
Beweis für ihre Auffassung angesehen wird, die den dux
Cuno de Beckilnheim mit dem Schwaben-Herzog
Konrad gleichsetzen, und nicht glauben wollen, dass dieser mit
der OTTONIN Richlind
verheiratet war.
Für Wolf spricht gegen die Identität des dux
Cuno mit Herzog Konrad von Schwaben,
dass in der Urkunde von 1128 „außer der Tochter Uda keine
weiteren Kinder des Herzogspaares von Böckelheim genannt werden, weder
Hermann
noch andere bekannte Kinder Konrads von Schwaben“.
Er verlangt, dass in der Urkunde auch die lebenden Kinder vom durch die
Schenkung erwirkten Seelenheil teilhaben sollten und daher genannt werden
müssten. Der Unsinn dieser Forderung erweist sich aus der Folgerung,
„dass das Paar Kuno und Jutta
zum Zeitpunkt der Stiftung keine weiteren Kinder hatte, jedenfalls keine,
die noch zum elterlichen Haushalt gehörten“. Der Nachsatz macht die
ganze Überlegung hinfällig, die sonst dazu führt, dass Wolf
Herzog Konrad von Kärnten eine zumindest halbwüchsige Tochter
ohne weitere Kinder aus erster Ehe zuschreiben muss, aber auch, dass die
von Jackman vorgeschlagene Identifikation mit einem Herzog Konrad vom
Elsaß genauso unmöglich wäre, denn der soll ja der
Vater Konrads von Schwaben (und dreier
weiterer Kinder) sein, die also auch genannt sein müssten. Ich muss
hoffentlich niemandem Beispiele dafür anführen, dass Eltern für
ein einzelnes verstorbenes Kind eine Memorial-Stiftung einrichteten und
nur sich selber miteinbezogen. In einem „Hauskloster“ hätten sie vermutlich
auch die eigenen Eltern und weitere Kinder in die Fürbitten einschließen
lassen, das war hier nicht der Fall. Wenn über diese Schenkung freilich
eine förmliche Urkunde ausgestellt worden war, konnten darin die Kinder
des dux Cuno durchaus genannt sein,
nämlich als zustimmende Zeugen. Mindestens 13 Jahrzehnte später
genügte die Bestätigung durch den örtlichen Erben, nämlich
Meinhard im Namen seiner Gattin.
Schließlich müssen wir auch eine ungefähre
Zeitstellung für die so viel später bezeugte Schenkung finden:
Es wird allgemein angenommen, dass Erzbischof Willigis den Disibodenberg
als Kanonikerstift zu Beginn seiner Amtszeit einrichtete, also bald nach
975. Es bedurfte aber wohl einer gewissen Anlaufzeit, und wenn Uda
nicht völlig zufällig dort starb, oder wenn sie in Böckelheim
starb und auf dem Disibodenberg begraben wurde, kommen wir in die beiden
letzten Jahrzehnte des Jahrtausends. Eine Grenze wäre der Tod ihres
Vaters 997. Wann die Mutter Jutta starb, ist nicht feststellbar.
Hlawitschka meint, ihr gelte der Eintrag einer domna Juditta in
Einsiedeln zum November. Das mag sein, ist sogar wahrscheinlich, hilft
uns aber nicht weiter, nicht einmal chronologisch.
Die Bezeichnung Kunos nach Böckelheim
in der Urkunde von 1128 könnte mit Ansprüchen oder Mitbesitz
Meinhards zu tun haben. 1222 bezeugt eine Randnotiz des Caesarius von Heisterbach
zum Prümer Urbar, dass der Graf von Spanheim auf Burg Böckelheim
seinen Sitz hat und den nahelegenen Prümer Besitz in Weinsheim zu
Lehen trägt. 1235 hat Graf Simon von Spanheim von seinen Gütern
in Waldböckelheim dem Speyerer Domkapitel Zins zu zahlen. Beim Verkauf
an Erzbischof, Dompropst und –kapitel von Mainz, gibt 1278 der Bischof
von Speyer seine Zustimmung, wohl als Lehensherr. Dass die Speyerer Rechte
von den salischen Kaisern stammen,
ist so sicher wie der genaue Zeitpunkt hierfür unsicher ist. Man könnte
sich eine Art Paragium vorstellen: Die Erben des dux
Cuno teilten - nach der Ausschaltung des Usurpators Gottfried
von Lothringen - so, dass der SALIER
die Lehnsherrschaft (die er dann Speyer schenkte) und ein Spanheimer oder
Nellenburger Vorfahr das Lehen erhielt. Damit bleibt leider offen, wer
1105/6 direkter und indirekter Herr der Burg war, als Kaiser
HEINRICH IV. von seinem Sohn dort gefangen gehalten wurde, doch
zuerst wird man an Adalbert von Mörsberg denken.
Darf man aus der Meldung auf ein Kanonissenstift schließen?
… oder ein Herzog Konrad vom Elsaß?
Ich gestehe, bei den vorangehenden Überlegungen Jackmans
Vorschlag weitgehend beiseitegelassen zu haben, Herzog
Konrad von Schwaben sei der Sohn eines Herzogs Konrad vom
Elsass, der 982 starb und den er mit einem bekannten KONRADINER,
dem bisher nur als Ortenaugraf und Sohn Gebhards, aber nicht als
Herzog belegten Konrad identifiziert.
In verwirrender Rabulistik nimmt Jackman den dux
Cuno de Beckilnheim als Beweis dafür, dass dieser Konrad
Herzog
vom Elsaß war, um den nachweislich mit einer Jutta vermählten
dux Cuno nicht
mit dem Herzog Konrad von Schwaben
gleichsetzen zu müssen, dem („Graf
Kuno von Öhningen“)
der Welfenchronist eine Ehe mit der als Tochter
OTTOSI.
bezeichneten Richlind nachsagt, die
von Wolf als Enkelin OTTOS I. postuliert
wird, um den angeblichen Thronbewerber von 1002,
Herzog Hermann II., den
Sohn Konrads, als LUDOLFINGER-Erben
bezeichnen zu können.
Alle meine Argumente in Beziehung auf die Spanheimer
gelten zwar auch, wenn man die Abstammung eine Generation weiter zurück
verlegt. Ich habe nur einen Einwand: Wenn der dux
Cuno de Beckilnheim schon
982 gestorben ist, erschiene mir seine Schenkung zu früh. Sie erfordert
eine Reihe von mehr oder weniger Zeit erfordernden Voraussetzungen, die
mit dem Amtsantritt Willigis’ (975) und der vielleicht auf 977 (oder gar
noch später) zu datierenden Gründung des Stifts Disibodenberg
zusammenhängen. Dass Konrad von Schwaben
eine Schwester namens
Jutta hatte, könnte natürlich dafür
sprechen, dass auch ihre Mutter so hieß. Der Name ist aber schon
seit dem ersten mit einer Jutta verheirateten Udo im „Haus“
der KONRADINER heimisch. Ich kann Jackmans
Hypothese vorerst nur als extrem unwahrscheinlich ablehnen.
Weil ich noch ein überraschendes, bisher übersehenes
Argument aus der Regional- und Reichsgeschichte in der Hinterhand habe,
mache ich mir den Spaß, in die Debatte um Kuno
von Öhningen einzusteigen,
die sich zu einem amüsanten Historikerstreit ausgewachsen hat, der
mit harten Bandagen und mancherlei Finten ausgetragen wird. Dabei werde
ich mir und den Lesern die Mühe machen, Jackmans Erfindung des Elsässer-Herzogs
zu widerlegen. Eigentlich sollte er sich die Mühe machen, Beweise
aufzutischen oder wenigstens Wahrscheinlichkeiten.
.… oder Chuono nobilissimus comes de Oningen?
Die Ermittlungen um den Grafen
Kuno von Öhningen und seine Nachkommen gehen von der mehr
als fragwürdigen, weil in vielen Punkten nachweislich falschen welfischen
Überlieferung aus. In der Genealogia Welforum wird von Rudolf („von
Altdorf“) berichtet, er sei mit einer Ita von Öhningen verheiratet
gewesen, „deren Vater war der sehr edle Graf Kuno,
ihre Mutter war aber eine Tochter Kaiser OTTOS
DES GROSSEN“ (in der späteren Historia Welforum wird zugesetzt:
„namens Richlint“). „Dieser
Kuno zeugte vier Söhne, Egebert,
Markgraf von Stade, Leopald, Liutold,
Kuno, und vier Töchter, von
denen eine unseren Rudolf, die zweite einen von Rheinfelden, die dritte
einen König der Russen und die vierte einen Grafen von Andechs“ (Historia:
„Diessen“) „heiratete“.
Unter den acht genannten Kindern Kunos
fehlt Konrads von Schwaben Nachfolger
und Sohn HermannII., der eine besonders illustre Nachfahrenschaft hatte.
Das allein diskreditiert schon die ganze Meldung. Von den genannten Kindern
hat Ekbert sicher, Leopald höchstwahrscheinlich gar nicht existiert,
auch bei den Töchtern ergibt sich Interpolationsbedarf. Dass ein Herzog
in einer postumen Quelle nobilissimus comes genannt wird, kann man
nicht damit erklären, dass er zu Beginn seiner Ämterlaufbahn
Graf war. Eine chronikalische Nachricht ergeht im Nachhinein und hält
sich mithin an die letzte, höchste Ehre des Vorfahren. Bewerten wir
die Quelle: Von den 16 behaupteten Tatsachen (comes, Kuno,
Öhningen, Richlint, filia OTTONIS
MAGNI, Ita, Ruodolf, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus,
Chuono,
alia filia, tertia, quarta, quidam de Rinvelden, rex Rugorum,comes de Andhese/Diezon)
sind drei nachweislich falsch (comes, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus),
alle anderen sind – außer natürlich den Namen Rudolfs und seiner
Frau Ita, aber nicht ihrer Filiation – mehr oder meist weniger wahrscheinlich,
was selbst Wolf und Jackman zu Konjekturen zwingt. Nachweislich richtig,
100 % wahrscheinlich, also sicher, ist keine einzige.
Darum muss man nicht nur den Namen und die Angabe „Kaisertochter“
für die Frau dieses Kuno mit Vorsicht
behandeln. Wolf muss sie in „Kaiserenkelin“ uminterpretieren, was ja schon
zeigt, wie unzuverlässig die Quelle ist. Selbst wenn in der ganzen
Meldung ein „echter Kern“ nachgewiesen wurde, wird aus dem Sämling
kein sortenechter fruchtbarer, tragender Baum erwachsen können. Man
mag den Grafen Kuno von Öhningen
als einen Reflex des Herzogs Konrad
akzeptieren. Das Bild ist aber derart verzerrt, dass man daraus auf keine
Wirklichkeit zurückschließen darf. Ich lasse hier unerörtert,
dass in beiden Welfen-Chroniken sehr viele andere Fehler oder Erfindungen
nachgewiesen wurden, was das Vertrauen in die Nachricht zu Kuno
von Öhningen nicht gerade stärkt. Wolf aber behauptet:
„In der Historia Welforum heißt nun die Gemahlin Kunos
von Öhningen Richlint.
Hier liegt also ein Quellentext (!!) vor. Es gibt aber auf der anderen
Seite keinen einzigen Quellenbeleg, dass Kuno
von Öhningen oder Konrad von Schwaben
mit einer Judith verheiratet gewesen sei.“
Letzteres stimmt wörtlich. Nicht mit einer Judith,
sondern mit einer Jutta war der Herzog verheiratet. Die Quelle
dafür ist unverdächtig, weil es sich eben nicht um die tendenziöse
Verherrlichung eines Hauses handelt. Auch die Domna Juditta in der
Einsiedler Überlieferung passt als Indiz für eine schwäbische
Herzogin dieses Namens gut, ohne letzte Sicherheit zu geben. Versuchen
wir trotzdem, die Kaisertochter oder -enkelin Richlint
zu retten. Jede Hypothese, die nicht von vornherein unmöglich ist,
muss man durchspielen.
Erste Möglichkeit:
Falls es den Vater Konrad vom Elsass gegeben hat,
könnte dieser der Kuno von Öhningen
sein. Dann wäre sogar der Markgraf von Stade (freilich als Schwiegersohn)
zu erklären. Denn Herzog Konrads von Schwaben
nachweisliche Schwester Jutta (also eine mögliche Tochter dieses
möglichen
Konrads vom Elsass) war mit dem Stammvater der Stader,
Heinrich, verheiratet. Meiner Meinung passt sogar Ita besser in diese Generation,
da ihr Mann Rudolf ein Altersgenosse Konrads von
Schwaben sein dürfte. Dabei könnte man auch die Nachricht
von der Kaisertochter tel quel nehmen. So verschieben sich die Filiationen
um eine Generation, was besitz-genealogisch keine Schwierigkeit darstellt,
wohl aber chronologisch zu überprüfen wäre. Mir ist das
die Mühe nicht wert, vor allem nicht in unserem Zusammenhang.
Zweite Möglichkeit:
Konrad von Schwaben
hatte zwei Frauen. Wolf schließt das aus unter Berufung auf eine
freilich überzeugende Fußnote.
Dritte Möglichkeit:
Jutta war die Kaisertochter.
Vierte Möglichkeit:
werden wir wieder ernst.
Der Reichenauer Memorial-Eintrag
Denn zu allererst muss man eine Reichenauer Memorialüberlieferung
mitheranziehen, deren Interpretation zwischen Wolf und Hlawitschka besonders
umstritten ist. Sie lautet:
…
Cuonradus comes
Liutoldus laicus
Cuonradus laic.
Herimannus
Ita Iudita
Richlint Ruo-
dolf Vuelf Hein-
rich Heinrich
Unter der Voraussetzung, dass Konrad
von Schwaben den Eintrag eröffnet, liegt der Zeitpunkt
vor 983, da er noch Graf genannt wird. Wäre „Konrad vom Elsass“
gemeint, müssten wir noch etwas weiter zurückgehen. Dass die
zwei von der Welfenchronik erfabelten Söhne fehlen, wundert nicht,
wohl aber an welcher Stelle und wie Herzog Hermann erscheint. Im Vergleich
zu Liutold und Konrad (beide als laici bezeichnet) müsste er, weil
ohne Bezeichnung, noch ein Kind und eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt
sein. Wer aber waren die nach ihm aufgeführten Frauen? Voraussetzen
darf man, dass sie dem familiären Rang nach eingetragen wurden, etwaige
Verstorbene natürlich zuerst. Wenn Itaalso eine Tochter des
Cuonradus comes sein soll, war sie
zum Zeitpunkt des Eintrags schon tot. Nur dann kann
Iudita (so Hlawitschka)
und/oder Richlint (so Wolf) seine Gattin sein. Am logischsten erscheint
mir: Ita war die noch lebende Schwiegermutter,
Iudita die
Gemahlin Konrads und Mutter der Kinder,
Richlint die Tochter, mit der Ruodolf verheiratet war, sie steht ja auch
direkt vor ihm.
Uff! Das hieße doch, Iudita/Jutta war eine
Kaiserenkelin und tatsächlich Gattin Konrads,
die Frau Rudolfs hieß Richlint. Eine charmante Wendung. Aber chronologisch
geht das nicht. Die Tochter des 957 gestorbenen Herzogs
Liudolf, der 947/8 Ida,
die 986 Mai 17 verstorbene Tochter
Herzog Hermanns I., geheiratet hatte,
kann nicht schon 982 (spätester Termin für den Gedenkeintrag)
zwar mehrere Enkel gehabt haben, aber noch nicht jene Kinder, die aus der
Welfenchronik im Eintrag noch fehlen. Außerdem ist Ita als Gemahlin
Rudolfs gut belegt.
Wolf würde folgende Variation vorschlagen: Ita
ist Konrads Schwiegermutter, Iuditas
eine Mutter, Richlint seine Frau. Nur
fehlt dann die Gattin Rudolfs.
Noch besser gefiele Wolf und Jackman wohl folgende Möglichkeit:
Nach dem Grafen Konrad sein Schwiegervater
Liutoldus, weil er als Herzog abgesetzt worden war, nur mit
der Bezeichnung laicus. Dann sein Vater Cuonradus, dann sein Sohn
Hermann,
dann Schwiegermutter und Mutter und Gattin. Aber wieder fehlt dann die
Gattin Rudolfs!
Wenn aber Rudolf der eigentliche Mittelpunkt des Eintrags
wäre – zu einem Zeitpunkt, wo er selber noch nicht Graf ist!! – könnte
man Ita für seine Frau, Iudita für seine Schwiegermutter
(also doch die Frau des Cuonradus comes)
halten und Richlint für eine Schwester oder – unerklärlicherweise
vor den Söhnen – für seine wohlbelegte Tochter, die die Historia
Welforum fälschlich Richgarda nennt (Richarda in der Genealogia).
Es ist gut möglich, dass wegen dieser Namensverwechslung vom „Welfen-Historiker“
das unverstandene Richlint zur Schwiegermutter
Rudolfs, das heißt zur Frau Kunos von Öhningen
gemacht wurde.
Lassen wir diese Deutungsversuche, es gibt noch mehr;
aber keine Interpretation deckt sich mit der Welfen-Überlieferung
und den Interpretationen von Wolf und Jackman oder auch Hlawitschka. An
einer Harmonisierung der Historia Welforum mit dem Reichenauer Eintrag
kann man sich nur verheben. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die
Verfasser der Genealogia und der Historia Welforum diesen Eintrag gekannt
und hier den „Grafen“ Konrad und den
Namen Richlint und vielleicht auch
die Söhne Liutold
und
Konrad her haben. Sie fanden, eventuell von
den Reichenauer Mönchen darauf hingewiesen, „ihre“ Welfen Rudolf,
Ita usw. in dem Eintrag und reimten sich das übrige zusammen. Genau
so kannten sie die Chronik Thietmars und den Continuator Reginonis (mit
der Erzählung von dem
Kuno, der Geschlechtsverkehr mit einer
Kaiser-Verwandten gehabt haben wollte) sowie die Schluchsee-Schenkung,
wo sie den Stader Markgrafen Eggebert usw. fanden. Nach eigener Aussage
arbeiteten sie ja summa diligentia investigantes ac multum in diversis
chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes.
Dass ihnen diplomatisches Rüstzeug und eine reichhaltige historisch-genealogische
Sekundärliteratur und eine sichere chronologische Stütze fehlten,
darauf muss man gefasst sein; man darf auch nicht erwarten, dass sie nur
richtige Nachrichten fanden und sie nur richtig auswerteten. Alles mehr
oder weniger zufällig Zusammengetragene verwurstelten sie in zwei
Stufen mit Familienerinnerungen zu einem halb erfundenen, halb wahren Verhau,
aus dem man nichts, aber auch garnichts zur Grundlage einer wissenschaftlichen
These machen darf. Wenn wir – vielleicht nicht einmal alle – Quellen entdecken,
aus denen sie kritiklos rezipierten, dürfen wir diese nicht als bestätigende
Parallel-Überlieferung ansehen, sondern müssen mit komparatistischem
Blick untersuchen, wie sie missverstanden, umgedeutet, vermanscht und weitergesponnen
wurden. Genealogia und Historia Welforum sind Literatur. Genausowenig wie
sie darf man in künftigen Jahrhunderten Wolfs, seiner Parteigänger
und seiner Kontrahenten Texte als Quelle nehmen, ausgenommen für bestimmte
Mentalitäten der Geschichtswissenschaft Ende des 20. Jahrhunderts.
Mithin gibt keine der bisherigen Quellenauslegungen und
-konjekturen die Genealogie des Herzogs Konradvon
Schwaben (und seines wahrscheinlich gar nicht existenten Vaters
Konrad
vom Elsaß) korrekt wieder, schon deshalb, weil die Quellen so
vage sind, dass aus ihnen tragfähige Annahmen nicht hervorgehen können.
So wie ich die hinreißend widersprüchlichen Deutungen anzweifle,
kann man natürlich auch meine Zweifel bezweifeln.
Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten,
wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name
der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich
Konrads
von Schwaben Schwager Heinrich
von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden
Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita
Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit
größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine
Tochter Konrads. Oder doch die Gattin
Konrads?
Der Eintrag:
Graf Konrad, drei Brüder
oder Söhne, zwei Schwestern, eine dritte Schwester oder Tochter oder
seine Frau, Schwager 1 (kaum Schwiegersohn) mit zwei Söhnen, Schwager
2, ergäbe eine gewisse Kohärenz. Sicher haben die Mönche
auf der Reichenau wie alle ihre Zeitgenossen sich wenig um Systematik in
unserem Sinne geschert, aber Alter und Rang waren ihnen wichtig. Genauso
sinnvoll wäre der Eintrag, wenn man ihn auf Jackmans Herzog Konrad
vom Elsaß bezieht: So oder so müssten wir in den Personen
nur die lebenden Vertreter zweier Generationen sehen. Aber so oder so oder
so oder so fehlen einige der doch als zum Zeitpunkt der Eintragung lebend
zu vermutenden Familienmitglieder, darunter die wohl erst später im
Naheland verstorbene Uda. Kurz, der Reichenauer Eintrag ist im Gegensatz
zur Historia Welforum eine Primärquelle, leider eine fast unmöglich
korrekt auszuwertende.
Herzinach und Braubach
Die Identität des dux Cuno
de Beckilnheim mit Kuno von Öhningen
und dem Grafen Konrad des Memorialeintrags
wäre bestärkt, wenn man des letzteren hypothetischen Sohn Liutold
mit dem gleichnamigen Vater der Adelheid von Achalm gleichsetzen darf,
wofür er freilich ein wenig früh geboren wäre. Denn laut
der Zwiefalter Chronik ging die optima curtis iuxta Renum Herzinach nomine
(der wertvolle Hof Hirzenach am Rhein) an Adelheids Enkel Burchart (Bischof
von Utrecht) und Otto (von Lechsgemünd), die Söhne ihrer Tochter
Mahthildis de Horeburc. Diese doch leicht zugängliche Stelle entging
bis heute sämtlichen Regionalhistorikern. Die spätere Besitzgeschichte
gehört nicht hierher, wohl aber die Vorgeschichte. Ursprünglich
war es wohl ein Bestandteil des Fiscus Boppard, in und an dem es erheblichen
konradinischen
Besitz gab. Aus der Zwiefalter Nachricht quibus ex materna dote … in
hereditatem devenisset
geht hervor, dass Hirzenach ein Teil der Mitgift
oder des Erbguts der Mahthildis war. Auf ihre Schwester Willibirg, Gattin
des Grafen Werner III. von Grüningen/Hessen-gau († 1066) kamen große
Besitzungen rechts des Mittelrheins (u. a. halb Braubach), die dann über
die BILSTEINER und GISONEN an die LUDOWINGER gelangten. Auch dieser Erbgang
hat wahrscheinlich seinen Ausgang von Liutold, dem möglichen Sohn
von Graf/Herzog Konrad, genommen.
Werner III. könnte aber einen Teil seiner rheinischen
Besitzungen auch über seine agnatische oder kognatische Verbindung
zu den Nellenburgern ererbt haben. Wie Werner I. († 1040 August 22) an
den zweifellos ihm nahe verwandten Eppo von Nellenburg (und damit dessen
Frau) anzuschließen ist, ob als Schwiegersohn oder, so Eckhardt,
als Sohn, braucht uns hier nicht zu kümmern. So oder so hat er über
Eppos Frau Hadewig (wenn meine Hypothese zutrifft) eine Erblinie zum dux
Cuno de Beckilnheim. Jackman hält ihn allerdings für
Eppos jüngeren Bruder, sodass er Schwager, aber nicht Erbe Hadewigs
wäre. Die Besitzungen um Kreuznach, Pfaffen-Schwabenheim und Dill
gingen freilich nicht an ihn, sondern an seinen Bruder oder Schwager Eberhard
den Seligen, von dem sie weiter an die Spanheimer gelangten. Die Heirat
Werners III. mit Willibirg wäre - vorausgesetzt, Hadewig war eine
Tochter Hermanns II. und Luitold dessen Bruder - 5 : 4 zum gemeinsamen
Vorfahren, dem Herzog Konrad = dux Cuno de Beckilnheim
= Kuno von Öhningen, also
kanonisch unverfänglich.
Noch mehr Anmerkungen zur Öhningen-Debatte und zu den Konradinern
Grundsätzlich ist diese Diskussion um „Kuno
von Öhningen“ und seine ottonische
Gattin meiner Ansicht entschieden: „Wenn man schon um jeden Preis einen
,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns“ (II., Herzog von Schwaben)
„postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare,
allgemein bekannte ottonisch-karolingische
Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga
ins Feld zu führen (Anm: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation
befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).“
„Erbrecht“ war überhaupt so eine Sache. Selbst bei
persönlichem Eigentum (Allodien) ist der Erbgang für bestimmte
Epochen und Rechtsgebiete nicht vorhersagbar: Erbten nur die Söhne,
und zu gleichen Teilen? Die Töchter nur ersatzweise? Was war mit Kindern
vorverstorbener Söhne? usw. usw. Bei Lehen ist der Erbgang noch schwieriger
zu verstehen, denn der Lehnsherr hatte ja ein Interesse, einen handlungsfähigen
Amtsinhaber zu bekommen. Dafür gab es sehr verschiedene Wege. Ganz
ähnlich beschreibt Wolf die Erbansprüche der Thronkandidaten
von 1002, eine andere Materie, allerdings mit dem gleichen Prinzip der
Auswahl dritter Seite unter den Prätendenten. Eine eindeutige Rechtslage
hätte zu einem bestimmten Bewerber geführt. Die Frage wurde –
ohne Wolf zu fragen – auf dem Machtwege gelöst: Wenn es in der Macht
des verstorbenen Kaisers gelegen hatte, seinen Nachfolger zu designieren,
setzte er ihn durch. Wenn einer der Kandidaten den Thron machtvoll usurpierte
wie HEINRICH II., setzte er sich durch.
Wenn die Wahlversammlung der Fürsten einen ihnen möglichst genehmen
Herrscher aussuchte (Idealisten mögen sagen: einen möglichst
geeigneten), setzten sie den auf den Thron. Von Vorteil war für den
Aspiranten in jedem Fall verwandtschaftliche Nähe, ja zu wem? Zum
gerade verstorbenen Herrscher? Zu OTTO DEM GROSSEN?
Zu KARL DEM GROSSEN Großen? Zu
den einflussreichsten Wählern? War nicht manchmal die Abstammung vom
bisherigen Herrschergeschlecht geradezu kontraproduktiv? Man denke an die
im 10. Jahrhundert geradezu verpönten KAROLINGER
oder später LOTHAR VON SUPPLINBURG?
Quasi hereditatem inter filios
Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über
die Herkunft Herzog Konrads. Er und
seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II),
Graf
Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter
Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman
rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig,
mit einem negativen und einem positiven Argument.
Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators,
Udo
comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum
habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen
Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe,
seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne
zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur
zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo,
der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und
Ottovon
Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer
(auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung
Konrads
von Schwaben von
Udos Cousin Gebhard.
Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken.
Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir
zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo
vielleicht
noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil
sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo
Kleriker
werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg,
gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem…
Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit
Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos
einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da
dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo
ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt,
hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich:
Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann
nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann
I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den
– nach Jackman einzigen – Sohn seines Vetters
Gebhard?
Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint
mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried
die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“,
seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche
Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf
die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also
kaum nach 900 geborene Udo verteilte seine Ämter und Lehen
am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel
und eventuell Schwiegersöhne.
Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben
aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard
sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller
Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre
Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen
unbekannten Sohn oder eine Tochter ), verraten schon ihre Namen. Jackman
muss wegen der Vermandois-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard
vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben,
wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde)
als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann,
Ita
und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher
Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von
Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can
be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage
from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way:
… for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat
des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds
und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3
: 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses
Eberhard.
Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht
– wie bisher auch seine Kritiker – dabei die Folgerung für Otto
von Hammerstein: Wenn HEINRICH II.
Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte
er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe
um sein Erbe bringen können.
Ergänzung:
Prof. Dr. Wilhelm Störmer machte mich aufmerksam
auf eine nobilis matrona Ota, die von einem Grafen Chono
und einem Herimannus um ihr Gut Burgbernheim mit Burg, Forst und
zugehörigen Dörfern beraubt worden sei, die es an das Bistum
Würzburg vertauscht hatten. Sie erhält 1000 Januar 1 von OTTO
III. ihr Recht, aber das Gut bleibt bei Würzburg (gewiss
wurde sie mit dem Tauschobjekt entschädigt). Störmer meint mit
gutem Grund, dass die bisher nicht weiter untersuchten drei Personen wohl
eng mit einander verwandt waren und „Namen der mächtigen KONRADINER-Sippe
tragen“.
Brieflich weist er mich auch auf eine Frau Yrmengard
hin, die von HEINRICH II. die ihm von
Graf
Konrad (wohl dem vorigen und Graf im Rangau) übertragenen Güter
Herzogen-Aurach und Langenzenn auch nach dem Tode des Kaisers noch als
Leibgeding besaß. Nach ihrem Tode sollten die Güter an die Bamberger
Kirche fallen, der sie schon bei der Auftragung zubestimmt worden waren.
Guttenberg denkt bei diesem Grafen Chunrad an einen Grafen im Rangau
und den Bruder Chuno des Bischofs Eberhard von Bamberg.
oo Judith von Marchtal, Tochter des Grafen Adalbert
-
Nach Jackman/Fried
oo Richlind (OTTONIN)
-
Kinder:
Liutold Graf von Mömpelgard
-
Konrad Graf
-24.11.994
Hermann II.
945/50-4.5.1003
Ita von Öhningen
-16.10.
oo Rudolf II. Graf von Altdorf (WELFE)
-10.3.
Uda
- jung
Literatur:
----------
Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info
Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 149,161,168
- Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite
47, 52,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln, Seite 122,128,131 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen
Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998
Seite 6,121 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan
Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 175,178,184-187,189-191,226,241/Band
III Seite 490 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König,
Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 71,73,84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451
- Faußner, Hans Constantin: Kuno von Öhningen und seine
Sippe in ottonisch-salischer Zeit - Fried, Johannes: Prolepsis oder
Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10.
und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 Seite 279,292,314,334,341 - Görich Knut: Otto III.
Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995
Seite 146,150 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon
Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Heinzelmann Josef: Spanheimer–Späne
Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge
des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte
Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag:
Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 46-48,65,144
- Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten
Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands.
Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1987, Seite 7-9,47,50-55,58-61,63,65-68, 71,73,78,99-108,110-112,
115-120,122-126,128,130,142-144,147-153,155-158,166-178 - Hlawitschka,
Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen
zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. in: Zeitschrift für Geschichte
des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte
der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München
1971 Seite 274,284,286,288,328 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel
in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag
München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler
Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1962 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen,
Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer
Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Rappmann Roland/Zettler
Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im
frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 90,92,449
- Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"
in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte
Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127-179,211,246
- Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische
Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg
und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 271,272,279,286,289
- Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto
III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997,
Seite 302 A,369 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern.
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