3. Sohn des Herzogs
Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER
und der Judith von Marchtal,
Tochter von Graf Adalbert
Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad II. von
Schwaben und der OTTONIN Richlint,
Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben
Herzog Hermann II. war
nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers
Konrad
von Schwaben
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161
********************
Hermann II., Herzog von Schwaben und Elsaß
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+ 4. Mai 1003
Aus der Familie der KONRADINER. Wohl Sohn Herzog Konrads (+ 997) und der Judith/Jutta (?), Großneffe von Hermann I.
oo Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund
Hermann II. war nach OTTOS III. Tod zunächst aussichtsreichster Thronbewerber, da ihn die Mehrheit der bei OTTOS Beisetzung versammelten Fürsten unterstützte, wurde aber durch Herzog Heinrich von Bayern (HEINRICH II.), mit Unterstützung des Erzbischofs Willigis von Mainz, verdrängt (Juni 1002). Hermann II. erkannte den Erfolg seines überlegenen Konkurrenten zunächst nicht an, so daß es zu kriegerischen Auseinandersetzungen (unter anderem in Straßburg) kam. Angesichts eines drohenden Feldzuges HEINRICHS II. gegen Schwaben unterwarf er sich jedoch am 1. Oktober 1002 zu Bruchsal. Als er wenige Monate später starb, übernahm HEINRICH II. für Hermanns Sohn und Nachfolger Hermann III. (1003-1012).
Literatur:
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ADB XII, 153-155 - NDB VIII 641f.
Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben (+ 949, s. NDB VIII)
Vater:
-------
nach herrschender Meinung Herzog Konrad von Schwaben
(+ 997)
Mutter:
--------
Judith/Jutta
oo Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund
1 Sohn und 3 Töchter
Herzog Hermann III. von Schwaben (seit 1003, + 1012),
Mathilde
[1. oo Herzog Konrad I. von Kärnten, + 1011,
2. oo Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, + 1033,
s. NDB V],
Beatrix
(oo Adalbero von Eppenstein, + 1039, Herzog von Kärnten
s. NDB I),
Kaiserin Gisela (+ 1043, s NDB VI.).
Wie sein Vorgänger Konrad führte auch Hermann den Titel eines Herzogs im Elsaß. Er gehörte nicht zur engeren Umgebung Kaiser OTTOS III., nahm aber an dessen zweitem Italienzug teil (997/99). Nach OTTOS Tod war Hermann von der Mehrzahl der zur Beisetzung des Kaisers (April 1002) in Aachen versammelten Großen unterstützt, zunächst aussichtsreichster Bewerber um die Nachfolge. Nachdem der Bayern-Herzog Heinrich, Drohung und Widerstand Hermanns mit List überspielend, zu Mainz zum König gewählt und gekrönt worden war (Juni 1002), suchte er durch einen Feldzug nach Schwaben die Huldigung des Herzogs zu erzwingen, der sich ihm indessen am 1. Oktober zu Bruchsal aus freien Stücken unterwarf. Als Hermann wenige Monate später starb, übernahm König HEINRICH für den noch unmündigen Sohn und Nachfolger Hermann III., seinem Vetter, die Leitung des Herzogtums. Seitdem zeichnet sich ein Rückgang der Bedeutung Schwabens im Reich ab.
Literatur: (auch zu Hermann I.)
-----------
ADB XII; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto
d. Große, 1876; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto II. u. Otto III., Heinrich
II.; K. Weller, Gesch. d. schwäbischen Stammes b. z. Untergang d.
Staufer, 1944, S. 161 ff., E.E. Stengel, Udo u. Hermann, die Herzoge vom
Elsaß, das Rätsel d. ältesten Wetzlarer Gesch., in: Hess.
Jb. f. Landesgesch. 1, 1951, S. 42 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel
z. dt. Reichsfürstenstand, 1956, S. 208; H. Werle, Titelhzgt. u. Herzogsherrschaft
in: ZSRGG 73, 1956, S. 230 FF.; M. Hellmann, Der dt. Südwesten in
d. Reichspol. d. Ottonen, in Zs. f. Württ. Landesgesch. 18, 1959,
S. 193 ff.; H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, = Forsch.
z. oberrhein. Landesgesch. 13, 1964; H. Büttner, Heinrichs I. Südwest-
u. Westpol., 1964, S. 43 ff:; K. Schmid, Pobleme um d. "Gf. Kuno von Öhningen",
in: Dorf u. Stift Öhningen, 1966, S. 87 ff.; W. Kienast, Der Herzogstitel
in Frankreich u. Dtld (9.-12. Jh.), 1968.
Bei der genealogischen Problemsicherung zeigt sich zunächst,
daß Hermann der Sohn seines Amtsvorgängers
Herzog
Konrad von Schwaben (983-997) war [Diese Filiation ist durch die Einsiedler
Annales Heremi ad 997, MG SS III Seite 144 gesichert: Chuonradus dux
obiit. Herimannus filius eius inducatum
successit. Die Nachricht des späten Annalista Saxo ad 1002 (MG
SS VI Seite 650), daß Hermann
der
Sohn des 982 in Apulien gefallenen dux Udo II. gewesen sei, ist
nicht stichhaltig. Der Annalista Saxo hat, um seine Angabe machen zu können,
lediglich zwei andere Nachrichten seiner eigenen Quellen, der Chronik Thietmars
von Merseburg falsch kombiniert! Vgl. dazu E. Hlawitschka, Die Anfänge
des Hauses Habsburg-Lothringen Seite 48 Anmerkung 4. Auch erscheint Hermann
II. im MG D O III, 213 vom 12.
Juni 996, also noch zu Lebzeiten
Herzog Konrads, bereits als
dux, was eigentlich nur dann verständlich ist, wenn er
als Konrads Sohn auch als dessen bereits feststehender Nachfolger
galt.].
VIII. Generation
13.
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Hermann II., " ..., Herzog von Schwaben 997
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+ 1003 4. V.
Gemahlin: ca. 988 Gerberge, Tochter König Konrads von Burgund (siehe VIII 60)
Anmerkungen: Seite 125
------------------
VII. 13. Hermann II.
Seine Geburtszeit ist ganz ungewiß, siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 6f., wo auch Begründungen der übrigen Daten. Es ist ungewiß, ob er ein Sohn Hermanns I. oder seines Bruders Udo war [VIII 16]
Korrekturen (Jackman):
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Jackman bringt gegenüber Brandenburg und Werner,
der selbst wesentliche Korrekturen zu Brandenburg anmerkt, eine grundlegend
andere Stammesfolge der KONRADINER,
die nachfolgend kurz skizziert und zur Diskussion gestellt werden
soll.
Jackman leitete die KONRADINER
von Graf Udo von Orleans (+ 834) und seiner Gemahlin Ingeltrud
von Paris ab.
Von ihren drei Kindern wurde Wilhelm 866 hingerichtet,
Irmintrud,
die Gattin des Königs KARLS II.
und Graf Gebhard (im Lahngau, + nach 879) der Vater von Udo.
Udo (+ nach 879) hat aus seiner Ehe mit der WELFIN
Judith vier Söhne:
Konrad den Älteren, den Vater des späteren
Königs
KONRAD I.,
Graf Eberhard,
Bischof
Rudolf und Gebhard,
Herzog von Lothringen.
Der Ehe Graf Eberhards mit Wiltrud, Tochter des
Walaho, entstammen vier Kinder:
Konrad "Kurzbold", Gebhard, Graf im Ufgau (+
ca. 948), Eberhard II., Graf im Maienfeld, und eine Tochter,
die den Wormsgaugrafen Wernher (SALIER)
heiratet.
Udo I., Graf im Rheingau, und Hermann I., Herzog
von Schwaben, sind die Kinder Gebhards, Herzog von Lothringen (+
910), aus dessen Ehe mit der EZZONIN Ita.
Für Udo I. ist die Verbindung zum Hause
VERMANDOIS bekannt. Die bei Brandenburg und Werner nicht namentlich
genannte Tochter Heriberts I., Graf von Vermandois, hieß wahrscheinlich
Kunigunde.
Jackman postuliert noch eine zweite Verbindung zum Haus
VERMANDOIS: Für Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948),
den Sohn
Eberhards I., nimmt er eine weitere - bisher unbekannte
Tochter Heriberts I. - Adela von Vermandois als Gattin an.
Dieser Ehe entstammt
Konrad I., Herzog im Elsaß,
der Judith von Öhningen
zur Frau hatte. Diesen sind die Kinder Judith (oo Heinrich Graf
von Stade),
Udo II., Herzog im Elsaß, Konrad
II., Herzog von Schwaben, der als "Konrad
von Öhningen" identifiziert wird, und Heribert, Graf im
Kinziggau, zuzuordnen.
Heriberts Sohn ist Otto von Hammerstein.
Von Konrad
II. "von Öhningen" stammen unter anderem die Kinder: Ita,
Judith,
Kunigunde, Hermann II., Herzog von Schwaben,
und Konrad III., Graf in der Ortenau.
Aus der Ehe Konrads
III. mit Beatrix von Lothringen stammt auch Kuno von Rheinfelden,
der Vater des späteren Königs RUDOLF,
womit dieser als KONRADINER und KARLS-Nachkomme
erwiesen ist.
Für Udo I., Graf im Rheingau (+ 949) lassen
sich als Kinder nur Gebhard (+ 938), Otto I., Graf im Grabfeld,
und Bischof Udo nachweisen. Zu den
späteren Nachkommen Ottos I. gehören Hermann von Kastl
(+ 1056) und Gebhard von Sulzbach.
Bemerkung (Rösch): Gerberge von Burgund, siehe VIII
61
Ergänzung (Werner): Oda, + früh [VIII 17]
Ergänzung (Wolf): J. Fried: "Prolepsis oder Tod",
in Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs
zum 65.Geburtstag, Böhlau Verlag, Köln 1995, bestätigt im
wesentlichen die von Jackman aufgestellte Stammesfolge der KONRADINER.
Der von Jackman vorgenommene agnatische Anschluß von Rheinfelden
an die KONRADINER wird von J. Fried
nicht übernommen.
VIII. Generation
16-17
--------
Es ist unverständlich, wenn Brandenburg in seiner
Anmerkung zu Brandenburg VIII, 13 bemerkt, es sei ungewiß, ob Hermann
II. von Schwaben ein Sohn Hermanns I. (ganz abwegig.
Dessen Tochter und Erbin hatte Liudolf,
der Sohn OTTOS I., geheiratet) oder
seines Bruders Udo war. Die Brüder Hermann I. und Udo
liegen eine genaue Generation früher, und Udos Ehe mit einer
Heribert-Tochter führt ja erst in die karolingische
Abkunft seiner Söhne Gebhard, Konrad (Herzog von Schwaben),Udo
und Heribert herbei. Wenn Brandenburg sagen wollte, es sei ungewiß,
von welchem dieser Brüder Hermann II.
abstamme (und diese Ungewißheit trifft zu), so hat er dies nicht
in der Tafel zum Ausdruck gebracht, wo Hermann
II. als Sohn Herzog Konrads
von Schwaben (982-997) eingetragen ist. Hermann
war zwar Nachfolger Konrads in Schwaben, aber nicht sein Sohn, sondern
sein Neffe (Uhlirz 251). -
Hermanns II. früh
verstorbene Schwester Oda (vgl. Decker-Hauff, ZWLG 15, 1955, 267f.
fehlt bei Brandenburg.
VII. 109 Hermann II., 997
Herzog von Schwaben, 1002/03 Thronprätendent gegen HEINRICH
II.
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, + 1003 V 4
oo c 988 Gerberga, Tochter König
Konrads von Burgund, Witwe Graf Hermanns
von Werl
+ 1019 (eventuell 1018) am VII 7.
Die Angaben zu Herzog Hermann
II. von Schwaben sind bei Werner VIII, 16 ermittelt, zu Gerbergavgl.
oben VI, 22.
Hermann II. Herzog von Schwaben
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945/50-4.5.1003
Nach Prof. Armin Wolf und Johannes Fried war der Herzog
Hermann von Schwaben ein Enkel Herzog
Liudolfs von Schwaben und Urenkel OTTOS
I., seine
Mutter Richlint
wäre gleichzeitig die Cousine Kaiser
OTTOS II.
Aus mir unverständlichen Gründen wird für
Hermann
von Schwaben unbedingt OTTONEN-Verwandtschaft
nachzuweisen versucht. Aufgrund des Ansehen seines Vaters Konrad,
seinen verwandtschaftlichen Beziehungen, seiner eigenen Machtpositionen
und seiner nahen Beziehungen zum Hof OTTOS III.
muß Hermann als einer der drei
bedeutenden Thronkandidaten des Jahres 1002 gelten. Die Ehe mit der ottonen-
und karolinger-blütigen Gerberga
von Burgund, einer Nichte der Kaiserin
Adelheid, ersetzt die zum Teil konstruierten Versuche der OTTONEN-Verwandtschaft
Hermanns.
Man sollte in diesem Zusammenhang nicht den Einfluß der Kaiserin
Adelheid unterschätzen, die fast 50 Jahre lang Einfluß
auf die Politik der Reichsregierung nahm. Den Gemahl ihrer Nichte wird
sie sicher gefördert haben, denn sie zeigte oft einen beinahe schon
übertriebenen Familiensinn.
Hermann unterhielt
verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Stade und Walbeck, zu
den Königen von Burgund, zu Markgraf Heinrich im Nordgau und über
seine Gemahlin sogar zu Heinrich von Bayern.
Erzbischof
Heribert von Köln und Bischof Heinrich von Würzburg
gehörten
ebenfalls dem Hause der KONRADINER
an. Viele Große des Reiches schienen den Herzog
Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen,
wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt,
weil er die Eigenschaft der Milde besessen habe.
Ob diese Eigenschaft der Milde unbedingt positiv zu sehen
ist, möchte ich doch bezweifeln. Vermutlich war Hermann
das,
was man heute ein "Weichei" nennen würde. Vielleicht war sogar Gerberga
die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde
und Gisela waren
außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige
Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender
und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz
von ihrer Mutter geerbt haben?]. Sein fast schon passiv zu nennendes Verhalten
in den Thronkämpfen war erschreckend. Auch wenn ihn die beim Begräbnis
OTTOS
III. anwesenden Fürsten die Zusicherung zur Wahl gegeben
hatten, so wartete er auf die Ansetzung eines Wahltages, den es dann nie
gab. Er griff erst in die Kämpfe ein, als sich schon alles gegen ihn
entscheiden hatte.
Ich würde zusammenfassend sagen, daß Hermann
ein Mann von weichem Charakter war, der sich auf die Zusage seiner Standesgenossen
verließ und anscheinend erwartete, daß ihn diese zum Königsthron
verhelfen würden. Vielleicht fühlte er sich aufgrund seines Ansehens
und seiner Beliebtheit des Thrones zu sicher. Auch von Hermann
von Schwaben sind mir große Erfolge bei der selbständigen
Durchführung von Reichsaufgaben nicht bekannt.
König HEINRICH I.
--------------------------------------------------------
Gerberga
OTTO I. DER GROSSE
2. oo Ludwig IV. von Frankreich
1. oo Edgitha
--
------------------------------------------
Mathilde
Liudolf
Liutgard
oo 2. Konrad König von Burgund
oo Ida von Schwaben
oo Konrad der Rote
--
--
--
Gerberga
Richlint
Otto von Worms
oo Konrad/Kuno
Herzog von Schwaben
--
------------------------------------
oo ---------------------------------
Hermann II.
Konrad I.
Heinrich
Herzog von Schwaben Herzog von Kärnten
--------------------------------
--
Beatrix Gisela
Mathilde 1. oo -----------------------
KONRAD II.
3. -------------------------------------------------------------------------------
Wenn wir Richlint
als Tochter Liudolfs von Schwaben anerkennen
wollten, dann wäre Mathilde von Schwaben mit Konrad
I. von Kärnten in einer Nahehe 4 : 3 verheiratet gewesen.
Die Mehrzahl der Großen, die
dem Leichenbegräbnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann
ihres Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung
der Königswürde; denn Heinrich,
so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen
ungeeignet.
Der gottesfürchtige und demütige
Herzog
Herrmann von Schwaben und Elsaß
[Herrmann
II., KONRADINER,
Kandidat Erzbischof Heriberts von Köln, vgl. IV, 54.] griff
gegen Heinrich
zu
den Waffen, verleitet von vielen, denen seine Milde zusagte. Dagegen wartete
der kluge, kriegserfahrene Herzog Dietrich von Lothringen ruhig ab, für
wen sich der größere und bessere Teil des Volkes entscheiden
würde.
Heinrich kam
zu Anfang des Monats Juni mit den Großen der Baiern und O-Franken
nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz die Königsweihe
zu empfangen. Das suchte Herzog Hermann
zu
verhindern und verschloß ihnen jeden Zugang, wobei ihm der hochgehende
Rhein zustatten kam. Herzog Heinrich
aber beriet sich mit den Seinen hierüber, wandte sich dann scheinbar
nach Baiern zurück, als glaubte er nicht mehr an den Übergang,
und begab sich nach Lorsch, der Ruhestääte des hl. Nazarius.
Dann zog er schnell auf Mainz und setzte unbehelligt über den Rhein,
Hier wurde er am 6. Juni von allen ihm Ergebenen zum Könige gewählt
und von Willigis nach Empfang der Königssalbung gekrönt.
Der König nahm alle in seine
Dienste, woher sie immer kamen, überschritt als neuer König nochmals
den Hochwasser führenden Rhein und versuchte durch das ihm ergebene
O-Franken in Schwaben einzufallen, um den aufsässigen Hermann
durch Verwüstung seines Landes zur Aufgabe seiner Pläne zu ewegen.
Doch der Herzog wollte sich keineswegs beugen, als er von der Plünderung
seines Landes erfuhr; leider erhob er sich vielmehr gegen seinen Herrn
und König und griff zusammen mit seinem Schwiegersohne Konrad mit
Waffengewalt Argentia oder Straßburg an, den Vorort seines Herzogtums;
denn Wizelin, der Bischof diese Stadt, hatte gewagt, ihm entgegenzutreten;
man ersteig die Mauern und ließ den Besiegten nichts. Ein verruchter
Haufe der Schwaben drang hemmungslos während des gierigen Plünderns
ohne Wissen des Herzogs sogar in die Domkirche der hl. Gottesmutter, raubte
den gesamten Schatz und steckte zur Krönung seiner Schandtat das Haus
des Herrn in Brand. Wäre ihnen wirklich Heil zu eigen gewesen, sie
hätten im Schreken über ihr Unglück beim ersten Einsteigen
niemals weiterzugehen gewagt. Während nämlich die Ritter des
Bischofs auf Veranlassung Reinwards nur unzuvwerlässig Widerstand
leisteten, fiel ein großer Haufe beim Einbruch durch eigenen Lanzen
und endete als Strafe Gottes sein Leben elendiglich. Herrmann
war ganz untröstlich darüber, doch weil ihre große Zahl
die Schuldigen schützte, zog er ab, ohne die Tat zu strafen.
Von da wollte er wieder nach Franken
ziehen und die bevorstehende kalte Winterzeit dort verbringen, um bei Frühlingsanbruch
Herzog
Herrmann, seinen letzten Gegner diesseits der Alpen, mit Heeresmacht
zum Nachgeben zu veranlassen. Doch der war in tiefer Sorge vor der in Straßburg
verwirkten Strafe Gottes und außerstande, sich länger gegen
das um seinetwillen notleidende Volk suchzusetzen, und erbat durch vertrauenswürdige
Vermittler für sich und seine Parteigänger des Königs Gande.
Danach erschien, wie gesagt,
Herzog Hermann,
der Sohn des Oheims meiner Mutter [Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben,
vgl. Stammtafel. - Er mußte seine Rechte an der Frauenabtei St. Stephan
abtreten.], in frommer Reue am 1. Oktober in Bruchsal demütig vor
dem Könige. Er erlangte seine barmherzige Gnade; man einigte sich
wegen des Lehens und seiner berechtigten Wünsche; nur der Straßburger
Schaden blieb ausgenommen: Er mußte ihn auf Befehl und Entschluß
des Königs aus seinem Allod vergüten und das Stift in der Stadt
wiederherstellen; damit wurde er sein treuer Lehnsmann und Freund.
In Frankfurt leistete auch
Herzog Herrmann dem
König in Ergebenheit Dienste und fand bei ihm die seinem Range gebührende
freundliche Behandlung. Als der König von hier schied, wandte er sich
in den Moselgau und zog dann nach Diedenhofen [15.1.1003]; hier fand ein
allgemeiner Hoftag mit den Einheimischen statt. Während sich aber
der König dort voller Wohlwollen bemühte, allen irgendwie Bedrängten
Rechtsschutz zu gewähren, suchten Herrmann und Dietrich [Herzog
Herrmann von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen. Vorgehen
des Königs gegen den
KONRADINER
(vgl. Anmerkung 83, Übergabe von St- Stephan-Straßburg an den
Bischof fand hier statt.] das zu hintertreiben; waren sie doch nur dem
Namen, nicht ihrem Verhalten nach Herzöge; doch umsonst; gar bald
sollten sie sich dem Hort der Gerechtigkeit verdienermaßen unterliegen
sehen. Der König ließ nämlich des Herzogs Burg Morsberg
[Marimont
bei Bensdorf (Lothringen.] niederreißen, weil es die Not des Volkes
verlangte.
Dann zog er schnell in die Heimat
zurück und betrat schwäbischen Boden, um zu ordnen und zu bestätigen,
denn seit kurzem war das Land der Obhut Herzog Herrmanns beraubt
und unterstand seinem noch unmündigen, gleichnanmigen Sohne [Hermann
II., + 4. Mai 1003. - Herrmann III. 1003-1012]
Hilsch, Peter: Seite 52-81
***********
"Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"
Hermann II. war Mitregent des Vaters und könnte das Kloster Regenbach als Herrschaftsstützpunkt, Repräsentationsbau, Stätte religiöser Absicherung, vielleicht als Grablege und als vorgeschobenen Posten gegen die Würzbürger Bischofskirche angelegt haben. Er wurde 997 Nachfolger seines Vaters in Schwaben-Rätien-Elsaß. Er war kein junger Mann mehr und politisch von erheblichem Gewicht, wahrscheinlich ein Vertrauter des jungen Kaisers. Er zog zeitweise mit OTTO III. nach Italien und begleitete ihn auch auf seinem zweiten Romzug. Er bezeugte 998 eine Urkunde, mit der der Kaiser einem Grafen Berthold das Marktrecht in Villingen verlieh. Beim dritten und letzten Romzug war er offenbar nicht dabei. Hermann war verheiratet mit Gerberga von Burgund, der Tochter des burgundischen Königs Konrad. Diese war eine Urenkelin der Herzogin Regilinde und eine Enkelin der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, daß Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, verheiratet gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser. Hermann erstrebte nach dessen Tod 1002 als Kandidat des Erzbischofs Heriberts von Köln die Nachfolge gegen Herzog Otto von Kärnten und Herzog Heinrich IV. von Bayern. Bei der Leichenfeier OTTOS III. am 5. April 1002 hatte der größte Teil der anwesenden Großen ihn anerkannt, ihm Schutz und Beistand versprochen, Heinrich dagegen für ungeeignet zum Herrschen erklärt. Es ist bis jetzt lebhaft umstritten, worauf Hermann seine Kandidatur letztlich gründete, wobei offen bleiben muß, ob vielleicht Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Zwar wird Hermann von seinem Verwandten Thietmar von Merseburg als ein gottesfürchtiger und demütiger Mann geschildert, der gerade wegen seiner Milde von vielen zum Widerstand gegen den nach des Chronisten Meinung rechtmäßigen Kandidaten verführt worden sei, doch kann es ihm an "königlichen" Anspruch und Selbstbewußtsein kaum gefehlt haben. Da Otto von Kärnten, dessen Sohn Konrad mit Hermanns Tochter Mathilde vermählt war, verzichtete, stiegen Hermanns Chancen, weil Ottos Parteigänger in ihm den geeigneten Kandidaten sahen. Trotz weitreichender Familienverbindungen scheitere er letztlich am Durchsetzungswillen Heinrichs, obwohl er die Unterstützung vieler Fürsten und Bischöfe hatte, die ihn bei OTTOS Beisetzung im April 1002 in Aachen zum Nachfolger designiert hatten. Heinrich kam ihm zuvor und ließ sich im Juli vor allem durch geistliche Fürsten wählen und von Erzbischof Willigis von Mainz krönen. Hermann besaß zunächst einen beachtlichen Anhang und bei seinem ersten Kriegszug stand auch ein Teil der Franken auf seiner Seite. Mehrere militärische Aktionen und Plünderungszüge wurden von beiden Seiten durchgeführt, mehrmals zog auch Heinrichs Heer durch Franken, das von Thietmar nun als königstreu geschildert wurde, und durch Schwaben und verwüstete Hermanns Besitzungen. Im Herzogtum selber kam es zu Unruhen, weil der Bischof von Straßburg und Bischof Heinrich von Würzburg auf Heinrichs Seite standen und sich von einer Schwächung des Herzogs eine Verbesserung der eigenen Stellung versprachen. Nach hartnäckigem Widerstand unterlag Hermann und mußte sich am 1.10.1002 demütig in Bruchsal vor HEINRICH unterwerfen. Bis auf einen von ihm zu zahlenden Schadensersatz für Übergriffe seiner Leute in Straßburg blieb er besitzmäßig offenbar ungeschoren und wurde in Schwaben als Herzog bestätigt. Die durchaus glaubwürdigen Miracula S. Verenae berichteten, dass dem Schwaben-Herzog Hermann zunächst mehrere Töchter geboren worden waren und er erst nach einer Wallfahrt zur heiligen Verena in Zurzach einen männlichen Leibeserben, den späteren Hermann III., erhielt. Im Zusammenhang mit der Beerdigung ihres Sohnes Berthold haben Hermann und Gerberga in Marchtal ein weltliches Chorherrenstift eingerichtet und aus Hermanns mütterlichem Erbe bepfründet.
Keller Hagen: Seite 135-137
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"Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann
II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125).
Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis
und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert"
in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
131. Band
Gegenüber der energischen, zupackend-überrumpelnden
Art, in der Heinrich vorging, erscheint
das Verhalten Herzog Hermanns von Schwaben
als das eines Zauderers, der wirklich aktiv erst wurde, als es im Grunde
schon zu spät war - als Heinrich
vollendete Tatsachen geschaffen hatte. Doch war dies kaum eine Frage des
Charakters. Wie sich gleich zeigen wird, konnte Hermann
nicht so vorgehen wie Heinrich, wenn
er nicht das Prinzip negieren wollte, durch das er wohl erst Chancen auf
den Königsthron erhielt: dass die Großen in einer einheitlichen,
gemeinsamen Wahlhandlung über den künftigen Lenker des Reiches
zu entscheiden hatten. Wie sich den ausführlichen Berichten Thietmars
von Merseburg, der auf Heinrichs Seite
stand, entnehmen läßt, erstrebte die überwiegende Mehrheit
der Großen, die die Leiche OTTOS III.
nach Aachen geleiteten, eine gemeinsame Königswahl, über deren
Termin und Ort man wohl erst beraten wollte. Sie weigerten sich trotz des
starken Drucks, den Heinrich beim Durchzug
durch Bayern auf sie ausübte, fast geschlossen, sich vor der allgemeinen
Wahl in irgendeine Richtung festzulegen: Sie versprachen, sich der Entscheidung
zu unterwerfen, die dann die maior vel melior pars populi, das heißt
der größere und angesehenere Teil der Versammlung, treffen würde.
Bei der Beisetzung OTTOS III., die
am 5. April, am Ostersonntag, in Aachen stattfand, versprach der Großteil
der Anwesenden, Hermann von Schwaben
zur Königswahl zu verhelfen. Noch immer ging diese Gruppe davon aus,
daß es zu einem gemeinsamen Wahlakt kommen würde, bei der der
Kandidat der Mehrheit von allen angenommen werden sollte.
Wie Thietmar angibt, war Hermann
von Schwaben von vielen zur Kandidatur
aufgefordert worden; er hatte sich also sicher nicht offen in diese Rolle
gedrängt. Allem Anschein nach wurde diese Haltung von einem Teil der
Großen geschätzt. Bei kirchlichen Wahlen galt nichts als verwerflicher,
sich nach Ämtern zu drängen und selbst den Anspruch auf höhere
Würden zu erheben. Die Demut und Gottesfurcht, die ihn - im Gegensatz
zu Heinrichs handstreichartigem Vorgehen
- die Wahlentscheidung abwarten ließ, wird hier in die Nähe
von Furchtsamkeit und mangelnder Strenge gerückt. Umgekehrt sollen
eben die, die Hermann als König
wollten, Heinrich die Ideoneität
zum Königsamt abgesprochen haben. Hatte er sich durch den energisch
verfochtenen Anspruch auf das Königtum, durch sein gewaltsames Vorgehen,
bei dem er zeitweilig sogar den Erzbischof von Köln als Geisel gefangensetzte,
in den Augen derer disqualifiziert, die eine echte und reguläre Wahlentscheidung
anstrebten?
Die bei der Leichenfeier in Aachen ins Auge gefaßte
Wahlversammlung kam nicht zustande. Wir wissen nicht, ob sie nie anberaumt
wurde oder ob
Heinrich am 7. Juni durch
die handstreichartig inszenierte Wahl und Krönung in Mainz anderen
Plänen zuvorgekommen ist. Doch wurde Hermann
von Schwaben gerade in dieser Phase auch militärisch aktiv.
Zunächst versuchte er, Heinrich den
Rheinübergang zu verlegen und somit - falls er überhaupt damit
rechnete und nicht andere Gründe hinter Heinrichs
Erscheinen bei Worms vermutete - zu verhindern, dass Heinrich
vollendete
Tatsachen schaffen konnte. Nachdem Heinrich
gekrönt worden war, begann Hermann
den offenen Kampf: Dies war jetzt noch die einzige Möglichkeit,
zu demonstrieren, daß er Wahl und Krönung Heinrichs
nicht als rechtmäßig und verbindlich ansah, das heißt
die letzte Möglichkeit, die eigene Kandidatur aufrecht zu erhalten
und dem eigenen Anhang die Möglichkeit zu geben, sich zum Widerstand
zusammenzuschließen. Vor allem versuchte Hermann
mit
Gewalt, in seinem Herrschaftsbereich eine geschlossene Stellungnahme -
aus der der Bischof von Straßburg wie schon vorher der von Augsburg
ausgeschert war - aufrecht zu erhalten. Im Herbst 1002 war die Aussichtslosigkeit
seines Kampfes klar: er unterwarf sich, nachdem Heinrich
auch
Lothringen gewonnen hatte, in Bruchsal.
Stälin Paul Friedrich: Seite 191
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"Geschichte Württembergs"
Auf Konrad folgte in der Herzogswürde Hermann
II. (997-1003) nach einer Nachricht sein Sohn, nach einer anderen
sein Neffe, Sohn seines Bruders Udo, der im Jahr 982 in Calabrien
gefallen war. Vermählt war er mit Gerberga,
Tochter König Konrads von Burgund, einer
Stiefschwester von Gisela, der Mutter
des späteren Kaisers HEINRICH II.
und Witwe eines Grafen Hermann von Werla. Bei OTTOS
zweiter
Romfahrt
erscheint er im März 999 zu Rom in seiner Umgebung, wie der Kaiser
anderseits bei seinem letzten Zug nach Italien den 11. Juni 1000 die schwäbische
Pfalz
Hohentwiel berührte.
Nachdem OTTO jenseits
der Alpen im Jahr 1002 seinen Tod gefunden und mit ihm die männliche
Nachkommenschaft
OTTOS I. erloschen
war, trat unter anderen Bewerbern um die Königskrone auch Herzog
Hermann auf. Sonst als mächtiger, reicher und kluger, dabei
aber demütiger und milder Mann geschildert, scheint er hier mehr fremder
Eingebung gefolgt zu sein. Bei dem Leichenbegräbnis OTTOS
in Aachen (den 5. April 1002) wußte er von den meisten anwesenden
Großen des Reiches die Zusage ihrer Mitwirkung für seine Pläne
zu erreichen und es mögen zu seinen Anhängern namentlich der
Erzbischof
Heribert von Köln,
sodann Gottfried, wahrscheinlich Graf der Ardennen
und spätere Herzog von Nieder-Lothringen, Erzbischof Gisiler von Magdeburg,
der sächsische Graf Brun, sehr wahrscheinlich damals schon sein Schwiegersohn,
gehört haben. Allein im Juni 1002 wurde zu Mainz vornehmlich auf Betreiben
des Mainzer Erzbischofs Willigis der nächste Blutsverwandte des verstorbenen
Kaisers (Eigener Einwurf: Nach meiner Meinung ist dies nicht richtig,
da Otto von Worms und die Kinder des Pfalzgrafen Ezzo näher mit OTTO
III. verwandt waren), der Bayern-Herzog von der jüngeren
sächsischen Linie, durch fränkische, bayerische und
oberlothringische Große zum König gewählt. Es war Herzog
Hermann von Schwaben
den Monat zuvor nicht gelungen, Heinrich
den Rheinübergang zu verwehren, indem ihn der letztere durch einen
verstellten Rückzug überlistet hatte, und auch mit einem Vorschlag,
das Reich zu teilen, fand er keinen Anklang. Erbittert fiel er nunmehr
im Bunde mit seinem Schwiegersohn Konrad, dem Sohne Herzog Ottos von Kärnten,
über die erste Stadt seines Herzogtums Straßburg her, weil dieselbe
zu ihrem königlich gesinnten Bischof hielt, und ließ sie ausplündern.
Auch die Kathedralkirche wurde ausgeraubt und eingeäschert, eine Untat,
welche keineswegs sicher mit Hermanns Wissen
geschah, diesem jedoch von den mönchischen Schriftstellern seiner
Zeit schwer angerechnet wird.
König HEINRICH
seinerseits war durch O-Franken und das nördliche Schwaben zum
Bodensee gezogen, woselbst er sich am 24. Juni und den folgenden Tagen
auf der Insel Reichenau aufhielt. Es kam ihm hier das Gerücht zu,
Hermann
wolle den Streit in offenem Kampfe entscheiden, allein schon am
29. des Monats erhielt er die Nachricht, der Herzog wolle und könne
bei seinem Vorsatze nicht beharren. Sofort wandte er sich über Sontheim
an der Brenz nach Franken, indem er unterwegs die Höfe Hermanns
verwüstete. Dessen Leute führten noch einige glückliche
Unternehmungen gegen
HEINRICHS Anhänger,
die Bischöfe von Straßburg, sowie seinen Schwager, dem Grafen
Gerhard im Elsaß, aus und entrissen den beiden ersteren namentlich
durch List die Feste Breisach. Allein da der Herzog den König in allen
anderen Landschaften nach einander anerkannt sah, entschloß er sich,
ehe der bereits für das kommende Frühjahr gegen ihn geplante
Feldzug zur Ausführung kam, zur Nachgiebigkeit. Als HEINRICH
sich gerade in Bruchsal aufhielt, eilte er zu ihm, bat ihn hier am 1. Oktober
demütig um Verzeihung und erhielt dieselbe, wie berichtet wird, auch
wirklich durch Vermittlung der Königin und der Fürsten. Von nun
an blieb er dem König ergeben, fand sich einige Male am Hoflager ein
und hatte sich auch der königlichen Gunst wiederholt zu erfreuen.
Doch starb er bereits den 3. oder 4. Mai 1003.
Herzog Hermann II. hinterließ
außer seinem gleichnamigen Sohne und Nachfolger drei Töchter,
welche vielfach in die Geschichte ihrer Tage verflochten sind. Wahrscheinlich
die älteste von ihnen, die schöne, kluge und geschäftsgewandte,
wissenschaftlich gebildete, aber auch stolze Gisela,
heiratete noch jung in erster Ehe, welcher ein Sohn Liudolf entsproß,
den sächsischen Grafen Bruno (von Braunschweig) einen nahen Verwandten
des Kaiserhauses. Früh verwitwet reichte sie - ohne Zweifel um das
Jahr 1007 - ihre Hand dem ritterlichen Ernst von der Ostmark, der durch
sie das Herzogtum Schwaben gewann. Zuletzt - wohl spätestens gegen
Ende des Jahres 1016 - wurde sie die Gemahlin des SALIERS,
in der Folge Kaiser KONRAD
II. Einigen freilich nicht ganz zuverlässigen Nachrichten
zufolge hätte sie Konrad entführt,
jedenfalls aber verstieß der Bund gegen die kirchlichen Eheverbote
wegen zu naher Verwandtschaft [KONRAD
sowohl als Gisela stammten von König
HEINRICH I. ab, jener in 4., diese in 3. Generation (Richtig
ist 5. und 4.)]. Die zweite Tochter
Mathilde vermählte
sich zuerst mit Konrad, einem Oheim Kaiser KONRADS,
Sohn und Nachfolger Herzog Ottos von Kärnten, nach seinem Tode mit
Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Die dritte Tochter, deren Namen
wohl eher Beatrixals Brigitte gewesen, war ohne Zweifel die Gemahlin
Adalberos aus dem Stamme der EPPENSTEINER Grafen im Mürzthal, Nachfolger
von Konrad im Herzogtum Kärnten [Unrichtig ist die Annahme einer vierten
Tochter
Gerberga, welche an den Markgrafen Heinrich vom Nordgau
verheiratet und Mutter des späteren schwäbischen Herzogs Otto
III. gewesen sein soll, sowie nicht genügend zu begründen die
zweier weiterer Töchter Hadwig, Gemahlin des Grafen Eppo von Nellenburg
und Mutter Eberhards des Seligen von Nellenburg, und Richware, erste Gemahlin
Berchtolds von Zähringen, Herzog von Kärnten.].
Frommer Hansjörg:
****************
"Spindel Kreuz und Krone"
Gisela Gemahlin Konrads II.
-----------------------------------
Die Bruchsaler Unterwerfung von 1002
------------------------------------------------
Am 1. Oktober 1002 mußte Herzog
Hermann II. von Schwaben sich in Bruchsal vor dem neuen König
HEINRICH II. demütigen und unterwerfen und wurde dafür
erneut mit seinem Herzogtum belehnt. Damit fand ein unruhiges und bewegtes
Jahr seinen Abschluß, das für diesen Herzog
Hermann ganz andere Perspektiven gehabt hatte. Im Januar war
OTTO
III. in der Nähe von Rom gestorben, ohne direkten Erben,
und auch ohne jemanden als Nachfolger "designiert" zu haben. Die deutschen
Könige waren immer in einem Wahlakt erhoben worden, aber die letzten
drei Wahlen waren nicht "frei" gewesen, weil der Sohn jeweils zu Lebzeiten
des Vaters gewählt und gekrönt wurde. Jetzt konnten die Fürsten
entweder auf die weitere Verwandtschaft des sächsischen
Hauses zurückgehen oder den wählen, den sie für
den geeignetsten hielten. Ein Enkel
OTTOS DES
GROSSEN über seine Tochter Liutgard
war
der etwa 950 geborene Herzog Otto von Kärnten, der sich aber zu alt
fühlte. Ein Ur-Enkel HEINRICHS I.
war der 30-jährige
Herzog Heinrich von Bayern,
der Sohn Heinrichs des Zänkers,
der gern König geworden wäre.
OTTO III.
hatte
verfügt, daß er in Aachen beigesetzt werden wollte. So brachte
seine Begleitung unter der Führung des Erzbischofs Heribert von
Köln den toten Kaiser über die Alpen. Heinrich
schloß sich dem Leichenzug als "nächster Angehöriger" an,
aber Heribert gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht der sei,
den die Mehrheit als König haben wolle. In Augsburg wurden die Eingeweide
OTTOS
III. beigesetzt. Bei der Gelegenheit gelang es HEINRICH,
die Reichsinsignien, die mit dem toten Herrscher zusammen transportiert
wurden, in seine Gewalt zu bringen. Trotzdem verständigte sich bei
der Beisetzung OTTOS III. am 5. April
in Aachen die Mehrheit der anwesenden Fürsten darauf, im Herbst den
Herzog
Hermann II. von Schwaben
zum neuen
König zu wählen.
Hermann stammte aus
einer fränkischen Adelsfamilie, die immer in großer Treue zu
den OTTONEN gehalten hatte. Sein Vater
Udo
gehörte
zu den Opfern der Sarazenen-Schlacht von Cotrone 982, und sein Onkel Konrad
war von OTTO
II. als zuverlässiger Gefolgsmann 983 zum Herzog von Schwaben
erhoben worden. Ihm folgte Hermann
997 nach. Leider wissen wir nichts über seine Vorgeschichte.
Er dürfte um die Jahrtausendwende etwa 40 Jahre alt gewesen sein.
Er gehörte zur engsten Umgebung OTTOS III.
und begleitete ihn auf dessen zweitem Romzug 998 bis 999. Einer seiner
Gefolgsleute, der ZÄHRINGER Birchtilo oder Berthold, der sich bei
der Mißhandlung eines Gegen-Papstes besonders hervorgetan hatte,
erhielt 999 "auf Bitten des vortrefflichen Herzogs
Hermann" von OTTO III. das
Markt-, Münz- und Zollrecht in Villingen. Vor seinem letzten Romzug
traf sich der Kaiser im Juni 1000 auf dem Hohentwiel mit dem Herzog. Einen
offiziellen Vertreter für Deutschland bestimmte er nicht, aber da
seine Tante Mathilde gestorben und
Erzbischof Willigis von Mainz in Ungnade gefallen war, dürfte
Hermann
von Schwaben als Verantwortlicher zurückgeblieben sein.
So war es verständlich, dass vor allem die Fürsten um OTTO
III. ihn als neuen König sehen wollten. Hermanns
Familie
war zwar vornehm, aber zu den höchsten Kreisen gehörte er vor
allem durch seine Frau Gerberga. Sie
war eine Tochter des Königs Konrad von Burgund
und damit eine Nichte der Kaiserin Adelheid.
Ihre Mutter Mathilde war die Tochter
der französischen Königin Gerberga,
die wiederum eine Tochter HEINRICHS I.
war. Gerberga von Schwaben war also
von allerhöchster Abstammung, burgundisch, französisch-karolingisch
und sächsisch. Ihr Vater Konrad
hatte aus einer ersten Ehe eine Tochter Gisela,
die 972 den
bayerischen Herzog Heinrich den Zänker
geheiratet hatte, also die Mutter von Herzog Hermanns
Gegenkandidaten. Aus der zweiten nach 960 geschlossenen Ehe mit Mathilde
gab es vier Kinder, Rudolf, Bertha,
Gerberga
und
Mathilde. Damit dürfte
unsere
Gerberga vor 970 geboren sein.
Dann könnte sie um 985 mit Hermann
verheiratet
worden sein, und er wäre bei der Eheschließung 25 Jahre alt
gewesen. Genauere Daten gibt es leider nicht. Die Heirat von
Hermann
und
Gerberga
war aber sicher ein politischer Akt, damit wurden Hermann
und
sein Onkel Konrad, der Herzog von Schwaben, für ihre Treue
zu OTTO III. und gegen Heinrich
den Zänker belohnt. Die Ehe wurde wohl von der Kaiserin
Adelheid vermittelt, und mit dieser Erhöhung Hermanns
war
dann auch schon die Zusage auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben verbunden.
Während Hermann in Aachen an der
Beisetzung OTTOS III. teilnahm, sammelte
Heinrich
Anhänger. Mitte April sprachen sich die Sachsen für ihn aus.
Auch in Bayern und Mainfranken hatte er Anhänger, ebenso im Westen,
weil seine Frau
Kunigunde eine LUXEMBURGERIN
war. Aber vor allem stützten ihn die meisten Bischöfe, angeführt
von Willigis von Mainz. Hermann
blockierte den Rheinübergang bei Worms, um Heinrich
den Weg abzuschneiden, aber dieser nahm einen Umweg über Lorsch, erreichte
Mainz und wurde am gleichen Tag gewählt und von Willigis gekrönt.
Die Kroninsignien hatte er ja bereits. Bisher hatten die Bischöfe
nicht mitgewählt, jetzt gaben sie den Ausschlag für Heinrich.
Hermann
wollte
diese Entscheidung erst nicht akzeptieren, aber nachdem
Heinrich
sich über den Sommer geschickt verstärkt hatte, resignierte er
schließlich, und es kam zur Unterwerfung von Bruchsal, einer abgesprochenen
Inszenierung, in der auf die Erniedrigung die Wiederbelehnung folgte, aber
für den Herzog von Schwaben, der sich schon als König gesehen
hatte, doch eine sehr demütigende Erfahrung. Über diese Bruchsaler
Unterwerfung gibt es keinen genauen Bericht. Wir wissen also nicht, ob
sie im Freien oder im Saal, im größeren oder kleineren Rahmen
stattfand. Aber sie war ein öffentlicher Akt mit Zuschauern und Zeugen,
und es ist durchaus denkbar, daß auch die Familie Herzog
Hermanns daran teilgenommen hat oder sogar teilnehmen mußte.
Hermann und
Gerberga
hatten drei Töchter und einen spätgeborenen Sohn. Die älteste
Tochter, Mathilde, war damals schon mit Konrad, dem Sohn Ottos von Kärnten
verheiratet, die zweite Tochter Gisela
12 Jahre alt, die dritte Beatrix (manchmal auch Brigitta) etwas
jünger, und der Sohn Hermannvielleicht erst drei Jahre.
Weinfurter, Stefan: Seite 37,50-53,63,76,165
******************
"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."
Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen
Herzöge. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen Herzog
Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog
Hermann II. von Schwaben (997-1003),
Herzog Dietrich von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog Bernhard I. von
Sachsen (973-1011) und dem SALIER Otto
von Worms (+ 1004), der Herzog der Franken genannt wurde und zeitweilig
auch Herzog von Kärnten (985-989 und 1002-1004) war. Dazu kam der
Markgraf Ekkehard von Meißen (985-1002) und schließlich ist
noch der lothringische Pfalzgraf Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen.
Er, der mit Mathilde, der Schwester
Kaiser
OTTOS III. verheiratet war, hatte im Raum um Aachen und Köln
eine Macht- und Rangstellung ausgebildet, die der eines Herzogs entsprach.
Vielleicht muß man auch noch den sächsischen Grafen Bruno hinzurechnen.
Die Mehrheit der Fürsten im Reich, angeführt
vom Kölner Erzbischof Heribert, erstrebten eine gemeinsame
Königswahl durch die Großen des Reiches, wie es bei Thietmar
heißt. Und viele von ihnen schienen den Herzog
Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen,
wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt,
weil er die Eigenschaftder Milde besessen habe - ganz im Gegensatz zu HEINRICH
II., so wird man ergänzen müssen.
Aber noch gab Ekkehard nicht auf. Seine Hoffnung setzte
er in ein Treffen mit Herzog Hermann II. von Schwaben,
den vor allem die westlichen Fürsten unterstützten, und anderen
Großen des Reiches in Duisburg.
Geradezu verzweifelt hatte sein hartnäckigster Gegenspieler
um die Königswürde, Herzog Hermann II.
von Schwaben, versucht, ihm den Weg zum Krönungsort zu
versperren. Ohne Erfolg, denn Heinrich wandte
eine List an, tat so, als würde er umkehren, drehte dann erneut um
und setzte bei Worms, wo sein Verbündeter Bischof Burchard saß,
in Eile über den Rhein. Es war ein Überrumpelungsmanöver,
und es führte zu Ziel.
Wer konnte auch hoffen, gegen den Gesalbten des Herrn
erfolgreich Widerstand zu leisten? Auch Herzog
Hermann II. von Schwaben, der anfangs die Großen des Reiches,
die KONRADINER, die SALIER
und die EZZONEN, auf seiner Seite wußte, stand plötzlich allein.
Er war der letzte, "der die Ratschläge der Verständigen nicht
nutzen wollte" und dagegen den Rat (unbedachter) junger Männer befolgt
habe, so daß es im Juni zu einigen Geplänkel mit ihm kam. Dabei
wurde die Bischofsstadt Straßburg von den Schwaben verwüstet
und geplündert, weil der dortige Bischof Werner sich gegen seinen
eigenen Herzog gestellt hatte.
Am 1. Oktober 1002 endlich unterwarf sich auch Herzog
Hermann II. von Schwaben in Bruchsal dem neuen König. Dies
geschah, wie üblich, mit dem ganzen, öffentlich inszenierten
und vorher abgesprochenen Unterwerfungsritual, das darauf ausgerichtet
war, die neue Rangordnung im Reich demonstrativ und öffnetlich zur
Schau zu stellen. "Mit nackten Füßen und mit Hilfe glaubhafter
Vermittler erschien er vor dem König, bat um Vergebung für die
bösen Taten, bat um Gnade, um durch königliche Gabe seine Güter
weiterhin zu besitzen, und beugte, um dies zu erreichen, die Knie bis auf
den Boden". Den Schaden, den er dem Bischof Werner von Straßburg
(1001-1028) zugefügt hatte, mußte er teuer bezahen. Das Frauenkloster
St. Stephan in Straßburg, ein Mittelpunkt herzoglicher Präsenz
in der Stadt, ging an den Bischof über. Daraufhin erlangte er die
Gnade des Königs, behielt im übrigen seine Macht und Funktion
und wurde, wie es heißt, HEINRICHS
"Gefolgsmann und Freund": Auch er hatte sich der
neuen Machtverteilung gebeugt.
Der Herzog von Schwaben, Hermann
II. (997-1003), der den neuen König den härtesten
Widerstand entgegengesetzt hatte, gehörte dem mächtigen Haus
der KONRADINER an. Sein hoher Rang
wird daran ersichtlich, daß er mit einer Frau aus königlichem
Hause vermählt war, mit Gerberga (+ 1019),
der Tochter König Konrads von Burgund (937-993).
Eine seiner Töchter war
Mathilde, die Gemahlin des SALIERS
Konrad, Herzogs von Kärnten (1004-1011). Eine andere hieß Gisela
und
wurde die Faru KONRADS II., des ersten
salischen
Kaisers
(1024-1039): Ein Netz vornehmster und einflußreichster Verbindungen
zeichnet sich ab. In Schwaben selbst führten freilich der frühe
Tod Hermanns II. am
5. April 1003
und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen
Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt.
HEINRICH II. war
jetzt unangefochten König, und zwar, wie es in der genannten Urkunde
heißt, "im Reich ohne irgendeine Teilung". Gab es in Diedenhofen
etwa nochmals Diskussionen darüber, ob nicht doch auch der Herzog
von Schwaben eine quasikönigsgleiche Stellung erhalten solle? In den
Annalen von Sankt Gallen ist überliefert, der "Herzog von Alemannien
und Elsaß", also Hermann II.,
habe versucht, "das Reich vielleicht zu teilen und anteilig zu beanspruchen".
Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH
II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS
Konrad
von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog
Hermanns II. von Schwaben, verheiratet
war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des
Königs war ein harter Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe
hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den
Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören
wir, habe die Ansicht HEINRICHS II.
verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer
Nahehe 4. Grades, sondern sogar 2. Grades verheiratet sei.
Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226-230
*********************
"Die Salier und das Reich"
Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich
auf konradinischer Grundlage und bewegte
sich in konradinischen Bahnen, und
als in der zweiten Generation mit den kinderlioosen Herzog
Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische
Ansprüche wiederum an einen KONRADINER
gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um
eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können,
wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad
bedeutsamer als liudolfingische Abkunft.
Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog
Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher
Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog
Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard
II., über deren Schwiegersohn
Liudolf und
dessen Sohn Otto
die Verfügungsgewalt
über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen"
Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen
Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog
Konrad und Herzog Hermann II. gelangt
sein; daß Konrad seine Herzoggsherrschaft in Schwaben durchzusetzen
vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs
Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und
Hermann
II. verfügten andererseits über alaholfingischen und
burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen
Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith,
Hermann
von seiner burgundischen Gattin
Gerberga,
die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester
Kaiser
OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte
Herzog Burchards II. war. Weil
Hermann II.
1002 das Königtum
HEINRICHS II.
zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH
die konradinische Stellung im Oberrheinraum
- im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte
förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach
Hermanns
II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten
Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen
er "hinreichend viele" hatte: Mathilde,
Gisela
und
Beatrix.
Die ältere dieser konradinisch-salischen
Verbindungen ist die vor 1002 geschlossene Ehe der Mathilde mit
Konrad, dem Sohn des Otto "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des
Roten und der Liutgard, einer Tochter
OTTOS
DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto
"von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann
II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und
schwäbische Machtpositionen zusammenschloß und die nach der
Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels
von OTTO III. zu HEINRICH
II. Auch dem von HEINRICH
in den Vordergrund gerückten geblütsrechtlichen Anspruch auf
die Nachfolge OTTOS III. entsprechend
war sie von Bedeutung - weshalb HEINRICH,
ein Urenkel HEINRICHS I., zunächst
Otto "von Worms", gleichfalls einen Urenkel HEINRICHS
I., bewog, zu seinen Gunsten auf die Thronkandidatur zu verzichten
[Nach meiner Meinung schließt sich der Autor bisher üblichen
Denkweisen an. Entscheidend für die Nachfolge nach Geblütsrecht
war nicht die Verwandtschaft zu König HEINRICH
I., sondern zum letzten König, OTTO
III. Neben Herzog Heinrich IV. von
Bayern lebten 1002 allein noch sieben Urenkel König
HEINRICHS I. Herzog Otto Heinrich von Burgund war sogar ein
Enkel König HEINRICHS I. Nach
Geblütsrecht waren aber vor allem die Enkel Kaiser
OTTOS II. und gleichzeitigen Neffen des letzten Herrschers zu
berücksichtigen, nämlich die EZZONEN Liudolf, Hermann und Otto,
der spätere Herzog von Schwaben. Otto "von Worms" wurde von Heinrich
von Bayern die Krone angeboten, weil er als Enkel OTTOS
I. näher mit dem letzten Herrscher OTTO
III. verwandt war. Die ebenfalls genannten Thronkandidaten Brun
von Braunschweig und Ekkehard von Meißen hatten kaum geblütsrechtliche
Ansprüche. Hermanns
Anspruch bezog sich nach meiner Meinung auf das Ansehen seiner
Familie und die karolingisch-liudolfingische
Abkunft seiner Gemahlin Gerberga.].
Doch war es dann der KONRADINER
Hermann, den die Mehrzahl der Großen
bei der Leichenfeier für OTTO III.
als den aus vielerlei Gründen geeigneteren benannt hatten, und sein
mit ihm verbündeter "salischer"
Schwiegersohn Konrad, die beide nach dem Verzicht Ottos den Waffengang
glaubten wagen zu könen, und eine conditio sine qua non ihres Wagnisses
muß es doch gewesen sein, daß ihnen, ihren Anhängern und
ebenfalls den sich abwartend Verhaltenden die Macht Hermanns
und Konrads in Rheinfranken und Schwaben als Ausgangsbasis eines konradinischen
Königtums geeignet erschien. Die Macht beruhte auf einem großen
Besitz, der nicht nur durch OTTONEN-Verwandtschaft,
sondern auf vielfältigeren, oben angedeuteten Wegen in ihren Händen
zusammen gekommen war, und mittels dessen Plünderung - anstatt in
einer Feldschlacht der Heere oder in einem Zweikampf der Prätendenten
- ihr Widerstand gebrochen wurde [S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter Heinrich II., 3 Bände,, Berlin 1862-1875, hier Band
1, Seite 228f.].
Als sich Hermann
und Konrad am 1. Oktober 1002 im Königshof Bruchsal dem inzwischen
weithin als König anerkannten Gegner unterwarfen, mußten nicht
nur diese beiden, sondern mußte auch Otto "von Worms", dieser freilich
gegen Entschädigung Einbußen hinnehmen.
König HEINRICH verpflichtete Hermann
zur Wiedergutmachung des dem Straßburger Bischofs angetanen
Schaden aus seinem Allod und zur Schenkung der Frauenabtei St. Stephan
an die Bischofskirche. Thietmar bezeichnet Straßburg als caput
ducatus sui (sc. Hermanni), und
eben diese Rolle Straßburgs als konradinischer
Herzogs-"Hauptstadt"
beendete König HEINRICH nun zugunsten
des Straßburger Bischofs.
988
oo 2. Gerberga von Burgund, Tochter des Königs
Konrad
965/66-7.7.1018/19
1. oo Hermann I. Graf von Werl
- um 985/88
Kinder:
Mathilde
ca 988-29.7.1031/32
1003
1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten
um 975-12.12.1011
1014
2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen
-13.5.1026/27
nach 1026/27
3. oo Esiko Graf von Ballenstedt
- um 1059/60
Gisela
13.11.989-15.2.1043
vor 1002
1. oo Bruno Graf von Braunschweig
ca 975/80- ca 1010 ermordet
um 1010
2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben
970-31.5.1015
1016
3. oo KONRAD II.
12.7.990-4.6.1039
Berthold
Anfang 992- Anfang 993
Beatrix
ca 990/1000-12.5. nach 1025
1019
oo Adalbero I. Herzog von Kärnten
um 980-28.11.1039
Hermann III.
ca 994/vor 1.995-1.4.1012
oder 991/92 (Hlawitschka)
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 202-207
-
Beumann,
Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite
157-159,163 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln 1987, Seite 23-26,29,67 - Brandenburg Erich: Die
Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der
Aisch 1998 Seite 7,125 - Büttner, Heinrich: Schwaben und Schweiz
im frühen und hohen Mittelalter, Gesammelte Aufsätze von Heinrich
Büttner 1972, Vorträge und Forschungen Band XV, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß.
Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos
III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß
im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991
- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke
Verlag 1991, Band I Seite 154,189,222,226-230,232,240,248/Band II Seite
162,510-512/ Band III Seite 154,308,489,492,497 - Ennen, Edith:
Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Erkens,
Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers.
Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 25,27,31 - Fried,
Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie
im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 VII,109 Seite 109,214,223,227,229,292,300, 322,334,341 - Hilsch,
Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift
für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hirsch,
Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1.
und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Hlawitschka,
Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische
Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert,
Saarbrücken 1969, Seite 46-48,65,104,148 - Hlawitschka, Eduard:
Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024. Gründeten sie im Verwandtenanspruch
oder in Vorstellungen von freier Wahl?, in Reich und Kirche vor dem Investiturstreit
von Karl Schmid (Hrsg.) Seite 49-65, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985
- Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11.
Jahrhunderts, Seite 7-9,13-16,20,24,43,45-60,65,67,73-76,78,82,85,100,102-104,108,
110-112,116,119,124-128,130,136-138,140,148, 151-153,155,158,166,169-171,175-178
- Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit.
Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 328,366-372, 375,381,403,418,446
- Keller, Hagen: Schwäbische Herzöge als Thronbewerber:
Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen
1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis
und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert, in Zeitschrift für
Geschichte des Oberrheins Band 131 1983 - Kienast, Walther: Der
Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R.
Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler
Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1962 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge
von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar
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Schmid
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