Sohn des Herzogs
Hunold von Aquitanien
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1931
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Waifar, Herzog von Aquitanien
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+ 768
Schon seit Karl Martell versuchten die fränkischen Hausmeier, das seit dem späten 7. Jh. stark verselbständigte Herzogtum Aquitanien wieder der fränkischen Reichsgewalt zu unterwerfen. 745 zwangen Pippin und sein Bruder Karlmann den Herzog Hunoald zur Kapitulation und zum Eintritt ins Kloster, erlaubten aber seinem Sohn Waifar die Nachfolge im Dukat. Ein Streit um fränkische Kirchengüter in Aquitanien führten 760 zu einem ersten Feldzug Pippins gegen Waifar, dem 761-763 und 766-768 sieben weitere folgten. 762 wurde Bourges erobert, 766 die Garonne erreicht. Remistan, ein Onkel Waifars (Sohn Herzog Eudos), hatte sich zeitweise Pippin unterstellt, brach aber 767 seinen Eid und ging wieder zu Waifar über; Pippins Grafen gelang 768 seine Gefangennahme; in Bourges wurde er gehenkt. Im gleichen Jahr zog Pippin bis zur Garonne: "sehr viele von der Partei Waifars kamen zu ihm und unterwarfen sich seiner Herrschaft" (Cont. Fredeg. 51). Der flüchtige Herzog wurde wenig später - offenbar von eigenen Leuten - ermordet; "man behauptet, es sei auf Betreiben des Königs geschehen" (ebd. 52). Damit erlosch das aquitanische Herzogtum und wurde endgültig in die fränkische Grafschafstverfassung einbezogen.
Quellen:
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Cont. Fredeg. 35,41-52 (MGH SRM II) - Ann. regni Francorum
ad a. 748, 760-768 (MGH SRG) -
Literatur:
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Hist. de l'Aquitaine, hg. Ch. Higounet, 1971 - M. Rouche,
L'Aquitaine des Wisigopths aux Arabes 418-781, 1979 -
Werner Karl Ferdinand: Seite 389,393
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"
Als Grifo erfuhr,
daß Pippin seine Wahl zum König
betreibe und vielleicht sogar schon erreicht hatte, fühlte er sich
erneut zurückgesetzt. Er wandte sich an den Aquitanier-Herzog
Waifar, um einen Aufstand anzuzetteln, ließ aber mächtige
Gefolsleute in Le Mans zurück.
Unter diesen strategisch sehr günstigen Voraussetzungen
ging Pippin seit 760 daran, das Problem
Aquitanien endgültig zu bereinigen. Von
Herzog
Waifar, dem Nachfolger Hunoalds,
verlangte er mehr Rücksichtnahme auf die Besitzungen fränkischer
Kirchen in Aquitanien und erinnerte ihn nachdrücklich an die Oberhoheit
des Königs. Die Franken wurden durch de heftige Reaktion Waifars
überrascht, der in ihr eigenes Gebiet vorstieß. Die Aquitanier
kamen bis Autun, Chalon, später bis Narbonne und selbst in das Gebiet
um Tours. Der nun folgende Krieg sollte bis 768 dauern.
Pippin brach den aquitanischen Widerstand in systematischem
Vorgehen. Zuerst besetzte er im Norden Aquitaniens eine Reihe von Befestigungsanlagen,
die er zerstörte oder zu fränkischen Stützpunkten ausbaute.
Er nahm Bourges und drang dann auf seinen Feldzügen tiefer in as Feindesland
ein. Der letzte Widerstand schien beendet, als kurz vor Pippins
Tod
Waifar
von seinen eigenen Leuten umgebracht wurde.
Schieffer Rudolf: Seite 53,58,66
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"Die Karolinger"
Das Jahr 745 sah dann wieder beide Brüder zusammen
beim Heereszug gegen Hunoald
von Aquitanien, der während des bayerischen Unternehmens
einen Einfall in Neustrien gewagt hatte und nun zur Kapitulation gezwungen
wurde. Man ließ ihn seine Tage im Kloster beschließen, gestattete
ihm aber, seinem Sohn Waifar den aquitanischen
Dukat zu übertragen.
Auch damit nicht zufrieden, wandte sich Grifo
bald als letzer Zuflucht innerhalb des Reiches Aquitanien zu, dessen Herzog
Waifar ihn jedoch nur für begrenzte Zeit schützen
konnte.
Damit wiederum war die Voraussetzung gegeben, um das
ausgedehnte Herzogtum Aquitanien, nach dem schon Karl
Martell gegriffen hatte, planmäßig niederzuringen.
Die letzten Seiten der von Pippins
Vetter Nibelung als Familienchronik
redigierten Fredegar-Fortsetzung sind voll von Nachrichten darüber,
daß seit 760 nahezu jährlichen, zermürbenden Feldzügen
der Widerstand südlich der Loire gebrochen und die Machtbasis des
dux
Waifar zerstört wurde. Um der fränkischen Königsgewalt
Respekt zu verschaffen, wurden befestigte Städte erstürmt und
ganze Landstriche verwüstet, "so daß kein Bauer der Gegend mehr
Äcker oder Weinberge zu bebauen wagte". 762 fiel Bourges, 766 war
die Garonne erreicht, und 768 nahm der Kampf ein wenig rühmliches
Ende als der letzte aquitanische Herzog einem Mordanschlag aus der eigenen
Umgebung zum Opfer fiel, an dem schon Zeitgenossen Pippin
die Schuld gaben.
Riche Pierre: Seite 75,99
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"Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."
Der Herzog wurde gezwungen, Geiseln zu stellen und einen
Treueid zu schwören. Wenig später mußte er sich in ein
Kloster auf der Ile de Re zurückziehen; den Versuch, weiteren Widerstand
zu leisten, überließ er seinem Sohn Waifar.
Von 760 bis zu seinem Todesjahr 768 unternahm Pippin
alljährlich einen Heereszug nach Aquitanien. Dabei stieß er
immer weiter in das Landesinnere vor, in die Auvergne, die Grafschaften
Berry und Querzy, das Limousin. Mit seinen verbesserten Belagerungsmaschinen
eroberte er Stadt für Stadt. Ganz im Gegensatz zu den zeitüblichen
Gewohnheiten überwinterte er sogar im Feld, um im Frühjahr den
Kampf sofort wiederaufnehmen zu können. Im Jahr 768 erreichte er die
Garonne und konnte die Unterwerfung der Basken entgegennehmen. Herzog
Waifar, beständig auf der Flucht vor seinen Verfolgern,
wurde schließlich von seinen eigenen Leuten getötet, auf Betreiben
Pippins,
wie es hieß.
Literatur:
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Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile
eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987 Seite 26
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 75, 99 -
Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
Seite 53,58,66,72 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs
bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
1995 Seite 363,389,393 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser
und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 57 -