Ältester Sohn des Königs
Hugo
IV. von Zypern aus seiner 2. Ehe mit der Alice
von Ibelin, Tochter von Seneschall
Guido
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1932
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Peter I., König von Zypern aus dem Hause LUSIGNAN
1358-1369
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* um 1328, † 18. Januar 1369
Sohn von Hugo IV. und Alix von Ibelin
1. oo Echive von Montfort
2. oo Eleonore von Aragon
1347 Graf von Tripolis; wegen des Versuchs,
in
den Westen zu entweichen, vom Vater gefangengehalten (1349), dann aber
als Thronerbe gegenüber dem Sohn seines älteren Bruders
Guido († 1343) bevorzugt, was zu einem
langen Prozeß führte. Am 14. November 1358 zum König
von Zypern gekrönt, erhielt er 1360 auch die Krone von
Jerusalem,
1368 die Krone von Armenien. Seine Operationen gegen die
Türken
im südlichen Anatolien brachten ihn in Konflikt mit dem
Mamluken-Sultan
von Ägypten. Peter I. reiste
in
den Westen, um Unterstützung zu suchen, und wurde von den
Königen
von Frankreich und England, die einen Kreuzzug planten, freundlich
empfangen.
An der Spitze der Kreuzfahrer bemächtigte er sich Alexandrias
(September
1365), das er aber bald wieder räumen mußte. Seine
Bemühungen
um ein Abkommen mit dem Sultan scheiterten; eine zweite Reise ins
Abendland
blieb ergebnislos. Der König, der neue Steuern ausschreiben
mußte
und griechischen Bürgern gegen Geld Abgabenbefreiungen
gewährte,
entfremdete sich durch sein autoritäres Auftreten seinen Baronen,
die ihn schließlich ermordeten.
PETER I.
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† 1369 ermordet
Peter I. wurde durch die Vorsorge des Vaters gut erzogen und war wissenschaftlich gebildet. Er war kraftvoll, kriegerisch, impulsiv-leidenschaftlich und auch ein Meister der Verstellung. Er geriet wegen seiner Liebschaft mit einer königlichen Zofe schroff gegen den Vater, der auf eine neue, standesgemäße Ehe drängte. Peter geriet wegen dieser Zofe, die auch sein Bruder Johann liebte, schroff gegen diesen, was zur Todfeindschaft wurde. Er wurde vom Vater zusammen mit Johann zeitweise inhaftiert, da er versucht hatte, der vom Vater nach Italien fortgeschickten Zofe nachzureisen. Peter war 1357/58 Regent für den durch Europa reisenden Vater, folgte ihm 1359 als König von Zypern-Jerusalem und überging dabei die Erbrechte seines Neffen Hugo de Lusignan. Er war vorher Titular-Graf von Tripolis, wurde 1368 König von Armenien-Kilikien und gewann damit wichtige Handelsbeziehungen nach Ost-Asien. Er geriet damit aber auch verstärkt in die Zange zwischen Ägypten und dem Osmanischen Reich, verlor einen Großteil von Armenien an Ägypten und begründete als ungeschickter Herrscher den beginnenden Niedergang von Dynastie und Königtum. Zypern wurde mehr und mehr nur Spielball der Interessen von Ägypten, Venedig und Genua, die Städte - besonders Famagusta - wurden selbständiger. Peter I. erzeugte mit seinem brutalen Sinn, seiner Wollust und Rachsucht eine Atmosphäre der Verunsicherung und latenter Spannung und wurde letztlich das Opfer einer Verschwörung des Bruders, des Schwagers und dessen Schwagers.
1342
oo ESCHIVA DE MONTFORT, Tochter des Connetable
von Cypern, Honfroy II. von Toron und Tyrus
† vor
1353 Cousine
1353
oo ELEONORE
VON ARAGAON, Tochter des Grafen Peter
von Ribagorza und der Johanna von Foix
† 1416/17
1368-1379 Mitregentin von Cypern
Unter Peter I. erlebte die Herrschaft der LUSIGNANS ihren Höhepunkt. Der König unternahm erfolgreiche Eroberungszüge nach Kilikien und wurde 1368 zum König des von den Mamluken hart bedrängten Klein-Armenien gewählt, allerdings ohne die Regierung anzutreten. Neben seinen armenischen Abenteuern betrieb Peter I. aber vor allem noch einmal einen wirklichen Kreuzzug zur Wiedereroberung des Heiligen Landes, tatkräftig unterstützt von seinem auch literarisch bedeutsamen Kanzler Philipp von Mezieres. In jahrelangen Reisen durch Europa bereitete er den Feldzug vor, und mit der Eroberung Alexandriens (1365) ließ sich das Unternehmen gut an, mußte aber sofort abgebrochen werden, weil die Beute unermeßlich war, dass das Heer nicht mehr an Krieg dachte, sondern nur noch daran, wie der Raub in Sicherheit gebracht werden könne. Peter I. wurde 1369 das Opfer einer allgemeinen Adelsrevolte, nicht wie man bis vor kurzem annahm, wegen Ehehändeln und Hofintrigen, sondern weil sich die Barone entschlossen gegen seine etwas absolutistischen Tendenzen wehrten. Er hatte nichtadelige Bourgeois in Kronämter einrücken lassen, hielt sich ausländische Söldner, die das Waffenprivileg der Barone zu unterhöhlen drohten, behielt Steuern bei, die ihrer Natur nach zeitlich befristet waren, und löste die Revolution schließlich aus, als er Vasallen ohne den Spruch der Haute Cour einkerkerte. Die Revolution von 1369 hatte zur Folge, dass das Recht von Jerusalem jetzt offiziell auch zum zypriotischen gemacht wurde.
Großer Bildatlas der Kreuzzüge:
Seite
142
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Manchmal wird Peter als
begeisterter Kreuzfahrer vom alten Schlag bezeichnet, der von der
Wiedererrichtung
der christlichen Herrschaft über Jerusalem träumte.
Zutreffender
ist wohl, dass ihm vorrangig an der Sicherheit der Insel Zypern und der
Wahrung ihrer Stellung im Ost-West-Handel gelegen war. Während
seiner
Regierungszeit erreichte die Königsherrschaft des Hauses
LUSIGNAN über Zypern ihren Höhepunkt an Macht und
Wohlstand, so dass Zypern zum Zentrum der Angriffe gegen die Muslime
wurde.
Zuerst konzentrierte sich Peter
auf die Kriegsführung gegen die türkischen Emirate im
südlichen
Kleinasien, die ihre Schiffe zum Angriff auf sein Königreich und
zum
Raub an christlichen Kaufleuten aussandten. Im Jahr 1360 wurde ihm von
der armenischen Bevölkerung die Herrschaft über Corycus übertragen.
Im nächsten Jahr nahm er den wichtigsten Hafen Adalia ein. In den
Jahren 1362 und 1363 folgte eine Reihe kleinerer Einfälle in
türkische
Küstenstädte.
Da die Ressourcen Zyperns für größere
Unternehmungen nicht ausreichten, brach der König in den Westen
auf,
um für Unterstützung zu werben. Der Papst gab seinem
Unternehmen
den Status eines Kreuzzuges. Peter
durchreiste bei seiner Suche nach Männern und Geld Frankreich,
England,
die Niederlande, Deutschland, Böhmen und Polen. Die von ihm
angeworbenen
Truppen segelten 1365 von Venedig ab und trafen sich mit den Zyprioten
auf Rhodos. Im Oktober nahmen sie mit Alexandria die wichtigste
Hafenstadt
Ägyptens ein und plünderten sie. Da sie Alexandria nicht
halten
konnten, zogen sie sich, beladen mit geraubten Güter, fünf
Tage
später nach Zypern zurück.
Nun herrschte Krieg zwischen Zypern und dem
Mamluken-Sultanat
von Ägypten. In den nächsten fünf Jahren lösten
Friedensverhandlungen
und erneute Flottenangriffe einander ab. Ein Hauptfeldzug im Januar
1367
scheiterte wegen schlechten Wetters. Ein türkischer Angriff auf
Corycus,
der gleichzeitig mit einer Meuterei in Adalia erfolgte, spaltete die
Aufmerksamkeit
des Königs, der noch im Spätherbst 1367 die Gelegenheit zu
Einfällen
in Nord-Syrien und Kilikien im Jahr 1368 in Palästina fand. Peter
wurde
zu Beginn des Jahres 1369 während einer Palastrevolution
ermordet.
1342
1. oo Eschiva von Montfort, Tochter des Honfroy
II. von Toron
† vor 1353
Cousine
1353
2. oo Eleonore von Aragon-Ribagorza, Tochter des
Grafen Peter und der Johanna von Foix
um 1338 † 26.12.1417
1369-1379
Mitregentin
von Zypern
Geliebte:
- Jeanne Laleman, Witwe Johanns von Montolif
- Eschiva von Scandelion
Kinder:
2. Ehe
Peter II. der Dicke
um 1357 † Oktober 1382
Margarethe
† 1397
1385
oo Jakob Graf von Tripolis
† 1395/97
Literatur:
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Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs
Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte.
Verlag
Herder Freiburg im Breisgau 1992 Seite 134,140,142 - Lehmann
Johannes:
Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991 Seite
393 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge,
Verlag
W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 216,217 - Norwich John Julius:
Byzanz.
Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH,
Düsseldorf
und München 1993 Band III Seite 375 - Pernoud Regine: Frauen
zur Zeit der Kreuzzüge. Verlag Herder Freiburg im Breisgau
1995 Seite
228-250 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 1219-1228,1233 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 178 -