Sohn des byzantinischen Edelmannes Manuel
Laskaris
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 627
********************
Theodor I. Laskaris, byzantinischer Kaiser von Nikaia
1205-1221
-------------------------
* um 1175, † November
1221
oo Tochter des Kaisers Alexios III. Angelos
Führte den Titel ‚Despotes‘. Infolge
der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 floh er nach Kleinasien
und bildete um Nikaia ein byzantinisches Widerstandszentrum, das sich (nach
Theodors
Ausrufung zum Kaiser noch 1205) zum byzantinischen Nachfolgestaat
entwickelte. 1208 ließ er sich durch den auf sein Betreiben hin erhobenen
Patriarchen Michael IV. zum Kaiser krönen. Theodor
I. Laskaris kämpfte auch mit den unmittelbar benachbarten
Selguqen, die von Theodoros' Schwiegervater
Alexios,
der nach wie vor den Kaiser-Titel beanspruchte, zum Krieg angestachelt
wurden. 1211 schlug Theodor I. Laskaris jedoch
den Sultan der Selguqen und nahm Alexios
gefangen.
1214 zwang er den lateinischen Kaiser
Heinrich von Flandern zur Anerkennung der Grenzen und Autonomie
des Reiches von Nikaias. Theodors I. Laskaris
langfristiges Ziel war stets die Rückgewinnung von Konstantinopel;
dem diente seine Vermählung mit der Schwester des lateinischen
Kaisers Robert von Courtenay, dem
er im Gegenzug seine Tochter
Eudokia
als Gemahlin anbot. Um die Gunst des Papstes zu erlangen, leitete er in
Nikaia Verhandlungen über eine mögliche Kirchenunion ein. 1219
schloß er einen Handelsvertrag mit den Venezianern, der diesen Freihandel
im ganzen Reich von Nikaia gewährte. Da Theodor
I. Laskaris keine Söhne hinterließ, folgte ihm sein
Schwiegersohn Johannes III. Vatatzes
nach. Theodor I. Laskaris schuf geordnete
wirtschaftliche, administrative und militärische Strukturen und ermöglichte
so seinen Nachfolgern eine aktive Weiterführung der Politik zur Befreiung
Konstantinopels.
Mit Theodoros Laskaris,
der um 1200 Anna, die Tochter
Alexios III. Angelos (1195-1203)
heiratete und zum Despotes ernannt wurde, und seinem
Bruder Konstantinos, der am 12./13. April
1204 zum Kaiser ausgerufen wurde, stieg die Familie zu den
höchsten Würden auf. Konstantin
starb wahrscheinlich schon 1205, während Theodoros
im selben Jahr zum Kaiser ausgerufen und im Frühjahr 1208 in
Nikaia gekrönt wurde.
Gründete das Kaiserreich Nicäa, das neben anderen
das Erbe des Byzantinischen Reiches wärend der Herrschaft der Lateiner
in Byzanz bewahrte.
THEODOR I. LASKARIS
----------------------------------
† 1222
Theodor I. Laskaris wurde um 1200 Despot, 1204 Regent zu Bursa (Brussa) und kaiserlicher General. Er wurde 1205 Kaiser von Nikäa, das zum Sammelbecken aller Legitimisten wurde. Er bekriegte das Lateinische Kaiserreich, mit dem er 1207 einen Waffenstillstand schloß. Er wurde 1208 gekrönt und 1214 von Bulgarien und Rom als selbständiger Kaiser anerkannt. Diese Verlagerung nach Kleinasien entfachte die Gegensätze zu den Rumseldschuken von Konya neu. Er regierte im Raum Lydien, Phrygien mit Pergamon, Smyrna, Milet und Ephesos und gewann unter anderem vom ebenfalls neuentstandenen Kaiserreich Trapezunt Amasra und Heraclea und Teile von Paphlagonien dazu. Er besiegte 1211 die Seldschuken und seinen Schwiegervater, den Ex-Kaiser Alexios III., den er nach der Schlacht bei Antiochia gefangensetzte. Die Schlacht bei Rhyndakos 1211 gegen Kaiser Heinrich von Byzanz ging verloren, Theodor I. mußte Grenzgebiete abtreten und konsolidierte sein kleines Teilreich geschickt.
1199
oo ANNA
ANGELINA VON BYZANZ, Tochter des Kaisers Alexios III.
†
1214-1216
oo PHILIPPA VON ARMENIEN, Tochter des Fürsten
Rupen III.
†
1219
oo MARIA
DE COURTENAY, Tochter des Kaisers Peter II. von Byzanz
† 1222
1222 Regentin zu Nikaia
Norwich John Julius: Band III Seite 218-248
*****************
"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Der größte, mächtigste und bedeutendste
dieser Staaten war das sogenannte Reich von Nikäa, wo Theodor
I. Laskaris, ein Schwiegersohn Alexios'
III., 1206 als Kaiser anerkannt und zwei Jahre später
gekrönt wurde. Als Herrscher eines Reichs, das allgemein als byzantinisches
Exil galt, hatte Theodor I. Laskaris von Nikäa
Anfangsschwierigkeiten zu meistern, die eine schwächere Persönlichkeit
nicht bewältigt hätte. Abgesehen von seinen Rivalen in Epiros
und Trapezunt, von wo David Komnenos
im Herbst 1204 mit besorgniserregender Schnelligkeit westwärts eilte,
schossen auf seinem eigenen Gebiet kleine griechische Fürstentümer
wie Pilze aus dem Boden: eines in Philadelphia, ein weiteres im Mäandertal,
ein drittes in der unbedeutenden kleinen Stadt Sampson in der Nähe
von Milet. Als dieses schlimme Jahr sich dann dem Ende zuneigte, überquerte
zudem ein von Balduin, dessen Bruder
Heinrich und Graf Ludwig von Blois geführtes Franken-Heer
den Bosporus und durchstreifte Kleinasien. Zwar hatte sich Theodor
verpflichtet,
außer der Verwaltung auch das Heer wiederaufzubauen, doch war dieses
zu dem Zeitpunkt noch völlig unvorbereitet. Am 6. Dezember 1204 erlitt
es bei Poimanenon (heute vermutlich Eski Manyas), etwa 60 Kilometer südlich
des Marmarameeres, denn auch eine vernichtende Niederlage, und die Franken
erhielten dadurch die Kontrolle über die gesamte Küstenregion
Bithyniens bis nach Brussa (Bursa). Wären sie nur 100 Kilometer weiter
bis Nikäa marschiert, hätten sie Theodors
Kaiserreich vielleicht schon kurz nach seiner Entstehung vernichtet. Er
hatte jedoch Glück, denn sie mußten ihren Feldzug wegen einer
bedrohlichen Balkankrise überstürzt abbrechen.
Endlich konnte Theodor I. Laskaris
ernsthaft
an die Gestaltung seines neuen Staates denken. Dabei diente ihm das alte
Byzanz in jeder Hinsicht als Muster, denn er zweifelte nicht daran, dass
seine Landsleute früher oder später in ihre angestammte Hauptstadt
zurückkehren würden. Soweit er ehemalige Höflinge und Staatsbeamte
aufsparen konnte, setzte er sie wieder in ihre alte Funktion ein. Auch
berief er Bischöfe und andere bedeutende Kirchenleute aus dem Exil
nach Nikäa zurück. Und nach dem Tod des Patriarchen, der sich
hartnäckig geweigert hatte, sein Refugium in Didymoteichos zu verlassen,
überließ er ihnen die Wahl des Nachfolgers. Sie fiel auf Michael
Autorianos. Dieser krönte und salbte
Theodor in der Osterwoche des Jahres 1208 zum Basileus.
Nun gab es also zwei Ostkaiser und zwei Patriarchen:
je einen lateinischen in Konstantinopel und einen griechischen in Nikäa.
Frieden konnte zwischen ihnen nicht herrschen, denn der eine wie der andere
war entschlossen, seinen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen. Balduins
Bruder und Nachfolger Heinrich von Hainault
hatte zwar in den ersten anderthalb Jahren seiner Regierungszeit alle Hände
voll mit dem Bulgaren-Zar
Kalojan zu tun, der im Sommer 1206 mit seinem Heer Adrianopel
geplündert, den größten Teil Thrakiens angegriffen hatte
und bis vor die Mauern Konstantinopels marschiert war, doch dann fiel dieser
am 26. Oktober 1207 mitten in den Vorbereitungen zur Belagerung von Thessalonike
dem Mordanschlag eines kumanischen Stammesführers zum Opfer, so dass
Heinrich
den Druck auf seinen Erzfeind
verstärken konnte. Er setzte sich indes nicht sogleich in Marsch,
da er sich wie Theodor
zunächst
mit dem Aufbau einer Regierungs- und Verwaltungsordnung beschäftigen
mußte. 1209 überwand er dann - mit einiger Mühe - seine
Kreuzfahrerskrupel und schloß ein Militärbündnis mit dem
Seldschuken-Sultan
Kaichosrau von Ikonion, der im Heranwachsen eines neuen griechischen
Staates im westlichen Kleinasien ebenfalls eine Provokation und Bedrohung
sah. Kaichosrau, in dessen Streitmacht
jetzt auch ein fränkisches Kontingent kämpfte, war schon im Begriff,
gegen Nikäa zu Feld zu ziehen, als ein unerwarteter Besucher bei ihm
vorsprach: Ex-Kaiser
Alexios III. Dieser war gegen Ende des Jahres 1204 Bonifaz
in die Hände gefallen und hatte danach in dessen Burg Montferrat
etliche Jahre als Gefangener zugebracht. 1209 oder 1210 war er jedoch von
seinem Vetter Michael, dem Despoten von Epiros, ausgelöst
worden und hatte sich in der leisen Hoffnung auf den Weg nach lkonion gemacht,
der Sultan würde ihm wieder zu seinem Thron verhelfen. Dass
Kaichosrau im Augenblick nicht das geringste Interesse daran
hatte, den griechischen Kaiser wieder einzusetzen, sondern ihn vielmehr
gänzlich zu verderben trachtete, verdient kaum der Erwähnung.
Aber er begriff auf der Stelle, dass Alexios im
diplomatischen Spiel für ihn ein brauchbares Pfand darstellte, bot
er ihm doch die Möglichkeit, als Anwalt eines legitimen Herrschers
gegen einen usurpatorischen Emporkömmling aufzutreten. So marschierte
er mit seinen Truppen im Frühjahr 1211 mit dem vorgeschobenen Ziel,
Theodor
zu stürzen und durch Alexios zu
ersetzen, in das Reichsgebiet von Nikäa ein. Da die beiden Streitmächte,
deren Kern jeweils ein Kontingent lateinischer Söldner bildete, etwa
gleich stark waren, kam es zu mehreren verbissen ausgetragenen Kämpfen,
die aber keine Entscheidung brachten. Zum letztenmal schlug man sich am
Mäander in der Nähe von Antiochia; dabei wurde Kaichosrau
I. vom Pferd gestoßen und getötet - wenn man griechischen
Quellen glauben darf, von Kaiser
Theodor persönlich im Zweikampf. Daraufhin suchte sein
Seldschuken-Heer das Heil in der Flucht. Alexios
III. geriet in Gefangenschaft und verschwand bis zum Ende seines
Lebens in einem Kloster.
Dieser Sieg trug Theodor
zwar kaum territorialen Gewinn ein, beseitigte aber seinen letzten griechischen
Rivalen und entlastete ihn, da Kaichosraus
Nachfolger Kaikawus sich von Anfang
an verhandlungsbereit zeigte, zumindest vorübergehend von der seldschukischen
Bedrohung. Er konnte sich militärisch nun ganz auf die Kreuzfahrer
konzentrieren. Bei diesem Gegner war ihm indes weniger Erfolg beschieden.
Am 15. Oktober 1211 erlitt sein Heer am Rhyndakos (Fluß) erneut eine
Niederlage gegen Heinrich von Hainault,
dessen Streitmacht anschließend gegen Pergamon und Nymphaion marschierte.
Doch vermochte die lateinische Seite, mittlerweile von Bulgarien im Hintergrund
einmal mehr hart bedrängt, aus ihrem Vorteil keinen Profit zu ziehen.
Ende 1214 schlossen die rivalisierenden Kaiser den Friedensvertrag von
Nymphaion; danach sollte Heinrich die
Nordwest-Küste Kleinasiens bis Adrarnyttion (heute Edremit) im Süden
behalten und das übrige Gebiet bis zur seldschukischen Grenze, einschließlich
des gerade von den lateinischen Truppen eroberten Territoriums, an Theodor
fallen.
Mit diesem Vertrag begann die Blütezeit Nikäas.
Endlich machten die Kreuzfahrer dem jungen Reich die Existenz ganz offiziell
nicht mehr streitig. Außerdem war die Westgrenze jetzt genauso sicher
wie die zum Osten hin. Fast gleichzeitig setzte der Niedergang des Lateinischen
Reiches ein.
Kaiserin Jolante
führte die Versöhnungspolitik ihres Bruders mit Nikäa
fort und bekräftigte sie, indem sie ihre Tochter Maria
mit
Theodor Laskaris als dritte Ehefrau
verheiratete. Diese Neuigkeit wurde in Epiros mit Entsetzen aufgenommen.
Theodor
Dukas, der sich mit der Gefangennahme - und möglicherweise
Ermordung - Peters von Courtenay nicht
zufriedengeben wollte, zeigte sich immer weniger geneigt, Theodor
Laskaris als den rechtmäßigen Basileus anzuerkennen.
Dukas' Stern
ging schnell auf. Moralisch war seine Position aller dings zwielichtig,
da er die ersten fünf Jahre nach dem Fall Konstantinopels mit
Theodor I. Laskaris auf nikäischem Reichsgebiet verbracht
und ihm nach der Kaiserkrönung einen Treueeid geleistet hatte. Schließlich
hatte er sich erst auf dessen dringendes Ersuchen hin mit seinem Bruder
Michael in Arta zusammengetan. Seitdem hatte sich die Situation völlig
verändert. Im Friedensvertrag von 1214 zwischen Nikäa und den
Franken sah Theodor Dukas einen unverzeihlichen
Verrat. Das weitere Handeln des Kaisers, der seine Zeit überwiegend
auf den Kampf gegen das Reich von Trapezunt verwendet hatte, statt auf
die Wiedereroberung Konstantinopels hinzuarbeiten, hatte Dukas'
Loyalität aufs äußerste strapaziert. Die Vermählung
der lateinischen Prinzessin mit Theodor
I. Laskaris
brachte das Faß schließlich zum Überlaufen.
So lautete jedenfalls die offizielle Version.
Theodor I. Laskaris war
ein fähiger Herrscher gewesen, der mehr geleistet hat, als
man 1205 für möglich gehalten hätte. Er hinterließ
keine Söhne, und die Wahl Johannes Vatatzes',
des Mannes seiner älteren Tochter Irene,
zum Nachfolger schien eine reine Formalität. Doch seine beiden noch
lebenden Brüder waren nicht einverstanden; sie begaben sich sogleich
nach Konstantinopel und überredeten den jungen Kaiser
Robert, zu ihren Gunsten militärisch einzugreifen. Robert
ließ sich in der ihm eigenen Dummheit darauf ein. Er erreichte nichts,
als dass sein Heer von Vatatzes' Truppen
bei Poimanenon aufgerieben wurde. Theodor I. Laskaris
hatte dort etwa 20 Jahre zuvor eine ähnliche, wenn auch längst
nicht so vernichtende Niederlage durch ein lateinisches Heer erlitten.
1. oo 2. Anna von Byzanz, Tochter des Kaisers Alexios
III.
† 1212
1214-1216
2. oo Philippa von Kleinarmenien, Tochter von
Ruben III.
†
1219
3. oo Maria de Courtenay, Tochter des Kaisers
Peter II.
um 1200 † 1222
1222 Regentin
zu Nikäa
Kinder:
Sophie (-Eudokia)
†
als Nonne
1226-1229
1. oo 1. Friedrich II. Herzog von Österreich
1211 † 15.6.1246
um 1230
2. oo Anseau de Cayeux Regent von Byzanz
† nach 1240
Irene
†
1239 als Nonne
1212
oo 1. Johannes III. Dukas Vatatzes Kaiser von
Nikäa
1193 † 3.11.1254
Maria
†
1270
1218
oo Bela IV. König von Ungarn
1206 †
3.5.1270
Nikolaus Thronerbe seit 1208
†
um 1211
2. Ehe
Konstantin
†
Er war ohne Erbrecht und wurde 1249 Herzog von
Thrakesion.
Literatur:
-----------
BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991 Seite 751
- Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte
des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch
Gladbach 1982 Seite 163,191 - Csendes Peter: Philipp von Schwaben.
Ein Staufer im Kampf um die Macht. Primus Verlag 2003 Seite 135 - Norwich
John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag
GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 219,223-227,232,237
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 207 -