Einziger Sohn des Herzogs
Wido II. von Spoleto aus dem Hause der WIDONEN
oder nach A. Thiele Sohn von Kaiser
WIDO VON SPOLETO und der Ageltrude
von Benevent, Tochter von Fürst Adalgis
Lexikon des Mittelalters: Band IX Seite 69
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Wido IV. (Guido), Herzog von Spoleto
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+ vermutlich Frühjahr 897
Sohn Widos III. (+ 882/83), Bruder der Ita, Gattin Fürst Waimars von Salerno.
Wido IV. trat nicht sofort die Nachfolge seines Vaters als Herzog (oder Markgraf) von Spoleto an, da sein Onkel WIDO II., der Camerino regierte, die Herrschaft über beide Teile des Dukats in seiner Hand vereinigte und bis März 888, als er König des Westfrankenreiches wurde, oder bis zur Ernennung zum König von Italien (12. Februar 889) beibehielt. Wido wurde daher zwischen Anfang 888 und Anfang 889 Herzog. Er vertrieb die Byzantiner aus Benevent (895), exilierte für kurze Zeit auch den dortigen Bischof und herrschte mindestens ein Jahr und acht Monate über das Fürstentum Benevent. Als Waimar, der sich zu Widobegeben wollte, von dem Gastalden von Avellino, Adelferius, gefangengenommen und getötet wurde, belagerte der Herzog Avellino und erzwang die Herausgabe der Leiche seines Schwagers. Danach zog Wido nach Rom, um dort mit Kaiser LAMBERT (dem Vetter seines Vaters) und dessen Mutter Ageltrude zusammenzutreffen. Unterwegs wurde er jedoch auf einer Tiberbrücke von seinem späteren Nachfolger Alberich getötet.
Literatur:
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E. Hlawitschka, Die Widonen im Dukat v. Spoleto, QFIAB
63, 1983, 80f., 90f.
WIDO IV.
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+ um 900 ermordet
Sohn des Kaisers WIDO VON SPOLETO
Herzog von Spoleto-Benevent
Vielleicht hängt es damit zusammen, daß der
neue Kaiser die ererbten Herzogtümer Spoleto und Camerino [13
Guido
dux et marchio wird nicht vor dem Jahre 895 erwähnt (Ann.
Benevent. 895, Chronica S. Bened., Chronic. Salernit. c. 147, Scr. III
174,201-204,544); siehe über ihn die Bemerkung Muratoris (Ann. d'Italia
a. 896), der mit Recht die Annahme zurückweist, als ob dieser
Wido
ein Bruder des Kaisers LAMBERT gewesen
sein könne: vielleicht war er ein Sohn des früh verstorbenen
Markgrafen
Wido, des Sohnes Lamberts des Älteren vgl. Wüstenfeld
(Forschungen zur deutschen Geschichte III, 430).] nicht länger in
seiner Hand behielt, sondern die seinem Verwandten übergab, der gleichfalls
den Namern Wido führte.
896
Von Rom, als sie es nicht mehr halten konnte, zog sie
sich nach Spoleto, dem einstigen Sitz ihres Gemahls zurück, dessen
Nachfolger, der Markgraf Wido gerade ein Jahr zuvor den hoffärtigen
und bitter verhaßten Griechen die Stadt Benevent entrissen und dadurch
neuen Glanz über seine Familie verbreitet hatte.
897
Bald danch schüttelte er das Joch ab, Farold, der
deutsche Vasall, mußte sich ohne Zweifel zurückziehen und zu
Anfang des Jahres 897 hielt Ageltruda mit
ihrem Sohn LAMBERT und in Begleitung
des Markgrafen Wido ihren Einzug in Rom, das ihr neuen Gehorsam
und Unterwerfung zollte.
Hlawitschka, Eduard: Seite 216-218,226
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"Die Widonen im Dukat von Spoleto", in: Stirps Regia
Die letzte Klage über Wido III. stammt vom
August 882. Ein Lehnsmann Widos III. hätte in Narni 83 Menschen
an den Händen verstümmelt [213 Ebd. Seite 269 nr. 310.],
er hat also das kaiserliche Strafrecht im Kirchenstaat zu schroff wahrgenommen.
Noch 882 (kaum erst 883) dürfte dann Wido III. verstorben sein
[214 Eine genauere Einengung ist nicht möglich. Jedoch ist
sicher, daß WIDO II. im Juli
883 bereits die Nachfolge im Spoletanischen Bereich angetreten hatte; vgl.
Liber largitorius vel notarius monasterii Pharphensis, ed. G. Zucchetti,
(= Regesta Chartarum Italiae 11), Roma 1913, Seite 61 nr. 59. Vgl indessen
auch in Anm. 224.], - und zwar offenbar unter Hinterlassung zweier damals
noch unmündiger Kinder, nämlich eines Sohnes Wido, den
wir zwischen 888 und 897 als Markgraf Wido IV. und zugleich
als letzten WIDONEN in Spoleto und
Camerino wiederfinden können, und dessen Schwester Ita, die
mit dem Fürsten Waimar von Salerno vermählt wurde [215 Wido
IV. von Spoleto und Ita, Gemahlin des Fürsten Waimar I.
von Salerno, sind als Geschwister erwiesen durch den Catalogus regum Langobardorum
et ducum Beneventanorum, MG SS rer. Langob. Seite 497: Isdem ferme diesbu
Guaimarius
Salerni princeps Benevtum proparabat, wo Guidodux et marchio
nach der Vertreibung der Griechen mit rauhen Methoden seine Herrschaft
ausbreitete (vgl. Seite 496). Veniebat tunc quasi simpliciter ad iam
fatum marchensem veluti ad cognatum, cuis idem princiopem sororem habebat
iugalem. Vgl. auch Chron. Salern. c. 146, MG SS III Seite 544: Die
Beneventaner an Waimar: Tantum vos artius exoramus, ut Guidoni
cognato vestro legationem dirigatis, ut citius cum magno exercitu quasi
sororem suam verstramque coniugem visitaturus veniat ... marchioni Guidoni
..., ilico cum valido exercitu Salernum venit, gaudium patriae suaeque
sorori, Idte nome, nimirum dedit ... Guido ille marchio.
Ebd. Seite 547 c. 153 sagt Ita - nach der Blendung ihres Gemahls
durch den Gastalden Adelgerius von Avellino -, als Atenulf von Capua für
seinen Sohn Landulf (897, vgl. N. Cilento, Le origini Seite 196f.) um die
Hand ihrer Tochter bittet: 'Ego sum ex regali stegmate orta, et cum
subdito consanguinitatem annecto' - Nun schenkte Itas und Waimars
Enkel, Fürst Gisulf I., (Sohn Waimars II. und Gaitelgrimas), 971 (oder
962?) zusammen mit seiner GemahlinGemma dem Kloster Montecassino
Besitz in den Grafschaften Marsi, Balba, Furcone und Amiterno wie auch
in der Mark Fermo und in der Mark Spoleto, der von seiner Großmutter,
der Fürstin Ita stammte (a partibus domnae Yttae gloriosae
principissae aviae maea), und den er seiner Frau Gemma als
Morgengabe zugeteilt hatte; E.Gattola, Ad Historiam abbatiae Cassinensis
accessiones I, Venedig 1734, Seite 80f.:
Clarefacimus nos ... Gisolfus
divina protegente clementia princeps et filius bonae recordationis domni
Waimari olim principis et mulier nomine Gemma gratia Dei principissa
... Quoniam mih ex dicti Gisolfi pertinentes est rebus per comitato
Marsicano et per Balba et per comitatu de Furcune et per comitatu de Amiterno
et pro finibus et pertinencia de Marcha de Firmo et Marca de Spoliti pertinentes
mihi a partibus domnae Yttae gloriosae principissae aviae meae,
in quo ego nominatae Gemma domini misercordia principissa quartam
partem profiteor habere procionem per scriptum morgincaph mihi emissum
a supradictus domnus Gisolfus gloriosissimus princeps vir meus,
et dum nobis amboque et uxori congruum est peo nostrae salutis animae offerirent
illud in monasterio S. Benedicti, quod situm est in monte Cassino ... Leos
Chronica monasterii Casinensis I c. 61 (wie Anm. 72) Seite 176 gibt diese
sehr mißverständich verfaßte Urkunde wieder. -
Wenn nun Itas Besitz einst von Herzog und
Markgraf
Lambert herrührte, kann Ita, deren Tochter 897 heiratsfähig
war (siehe oben), selbst nur Tochter oder Enkelin Lamberts (+ 879/80)
gewesen sein. Die erste Möglichkeit scheidet indessen aus, weil Lambert
dann zwei Söhnen - Wido III., den wir als Sohn und Nachfolger
schon kennengelernt haben, und Wido IV., den wir soeben als Itas
Bruder
nachgewiesen haben - den Namen Wido gegeben haben müßte,
was doch sehr unwahrscheinlich ist. So bleibt - wegen des Erbbesitzes
Itas in den Marken Spoleto und Fermo - eben nur die Möglichkeit,
daß Ita und Wido IV. Kinder des schon nach kurzer,
etwa dreijähriger Amtszeit verstorbenen
Herzogs Wido III. von Spoleto
waren.
A. Sanfelice die Monteforte, Ricerche (wie Anm. 18) Tafelbd.
tav. III. setzt Ita und Wido IV. als Kinder Kaiser
WIDOS und Geschwister Kaiser LAMBERTS
an. Das ist meines Erachtens unmöglich, da es von Wido IV.
im Catal. reg. Lang. et duc. Benev. (wie oben) Seite 497 heißt: Interea
predictus marchio Spoletium perrexit, imperatorem
Lambertum eiusque matrem imperatricem cernere cupiens; statt
des einfachen eiusque hätte dann wohl eiusque et suam matrem
geschrieben. Hier hilft auch nicht die Annahme - so Sanfelice di Monteforte
I Seite 26 und 35 -, daß Wido IV. und Ita keine Volleschwister
Kaiser
LAMBERTS waren, da sie aus Kaiser WIDOS
erster Ehe mit Judith, der Tochter Eberhards von Friaul,
hervorgegangen seien. Da es eine solche Ehe überhaupt nicht gab, dazu
vgl. Anm. 220. Die Versuche Th. Wüstenfelds, Über die Herzoge
Seiet 430 und Tafel nach Seite 432, Wido IV. und Ita als
Kinder des Grafen Konrad von Lecco oder Lamberts des Kahlen von Camerino
zu betrachten, können noch weniger überzeugen.]. Sein Onkel WIDO
II., der Bruder Herzog Lamberts, vereinte nun beide Dukatsteile,
den von Spoleto und den von Camerino, in seiner Hand.
Zu erwähnen ist nur noch, daß WIDO
II. Spoleto und Camerino seinen offensichtlichen Großneffen
Wido
IV., wohl Sohn des Ende 882/Anfang 883 verstorbenen Markgrafen Wido
III., hinterließ [239 Vgl. oben Anm. 214,215.]. Die Frage
freilich, wann dies geschah, ist ungelöst. Dieser Wido IV.
sollte
der letzte seines Geschlechtes sein, der über Spoleto gebot. 895 findet
man ihn jedenfalls bei der Verdrängung der Griechen aus Benevent führend
beteiligt [241 Ann. Beneventani, MG SS III Seite 174: 895. Expulsi
sunt Graeci de Benevento per Guidonem marchionem. Weiterhin
Catalog. regnum Langob. et ducum Benev. contin. cod. Vatic., MG SS rer.
Langob. Seite 486f.; Lupi Barensis Protospat. chron. ad 894, MG SS V Seite
53. Vgl. auch J. Gay, L'Italie meridionale et l'empire byzantin depuis
l'avenement de Basile I. jusqu'a la prise de Bari par les Normands (871-1081),
Paris 1904, Seite 147ff.], und er behielt Benevent auch über 1 Jahr
und 8 Monate in seiner Gewalt [242 Chron. S. Benedicti Casin., MG
SS rer. Langob. Seite 488; Catal. reg. Langob. et ducum Benevent., ebd.
Seite 494.]. Im Frühjahr 897 wurde er auf einer Tiberbrücke
- offenbar bei einem Besuch in Rom - von Alberich, der auch sein
Nachfolger werden sollte, ermordet [243 Gesta Berengarii
imp. II 23 ff. und 88ff., dazu die Glosse, MG Poetae Lat. IV Seite 372
und 375. Romaufenthalt Widos IV. bezeugt durch Catalog. reg. Lang.
et ducum Benev. cod. Vatic., MG SS rer. Langob. Seite 497. Zuletzt hierzu
zusammenfassend G. Arnaldi, Alberico di Spoleto, in: Dizionario biografico
degli Italiani I, Roma 1960, Seite 658.].
Literatur:
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Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 367,421,424,426
- Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in: Stirps
Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Seite
176,216-218,226 -
Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern
und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1960 Sweite 285 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 389 -