Tochter des Fürsten Adelchis
von Benevent (853-878) und der
Adeltrude
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 204
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Ageltrude, Kaiserin
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Tochter des Fürsten Adelchis von Benevent (853-878) und der Adeltrude
oo seit etwa 875 mit Herzog Wido II. von Spoleto, dem späteren König (889) und Kaiser (891)
Nach dem Tode des Gatten (894) war sie gemeinsam mit dem Sohn LAMBERT (Kaiser seit 892) und einem Verwandten ihres Mannes, Wido IV., dem Regenten der Mark Spoleto, bemüht, Benevent, das 891 in die Hände der Byzantiner gefallen war, für ihre Familie zurückzugewinnen. Das Einschreiten Widos IV. in S-Italien (August 895) veranlaßte Papst Formosus im September 895, den ostfränkischen König ARNULF VON KÄRNTEN zum Italienzug zu bewegen. Am 22. Februar 896 wurde dieser, nachdem Ageltrude mit der Unterstützung einiger Mitglieder der einheimischen Aristokratie vergeblich versucht hatte, ihm den Zugang nach Rom zu versperren, zum Kaiser gekrönt. Der Chronist Liutprand gibt Ageltrude die Schuld, die Krankheit, die ARNULF bald darauf erfaßte, durch Gift hervorgerufen zu haben. Eine bessere Grundlage (wir sind weit davon entfernt von sicherem Wissen) hat die Meinung einiger moderner Historiker, die Ageltrude und LAMBERT eine gewisse Rolle bei der Veranstaltung der Leichensynode zuschreiben, in deren Verlauf Formosus, etwa 10 Monate nach seinem Tod (896), von Papst Stephan VI. einem makabren Gericht unterworfen wurde: Ageltrude und LAMBERT hätten auf diese Weise für den Verrat des Formosus, der ARNULF gerufen hatte, Rache genommen. Gegen Ende März oder Anfang April 897 zog Ageltrude in Benevent ein, das sie ihrem Bruder Radelchis im Namen des Kaisers übergab. Nach LAMBERTS Tod (898) zog sich Ageltrude, die wiederholt die in ihrem Besitz befindlichen Güter von den neuen Herrschern Italiens bestätigt erhielt, in ein Kloster zurück. Das letzte erhaltene Lebenszeichen von ihr stammt vom August 923.
Literatur:
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DBI I, 384-386 - Hartmann, Gesch. Italiens III, 2, 1911,
111-180
WIDO III. (I.)
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+ 894
oo AGELTRUDE VON BENEVENT
+
Tochter des Herzogs Adalgis
Ageltrude herrschte
nach 894 als Regentin für ihren Sohn in Rom, beherrschte die
Päpste und starb als Nonne zu Fontana Brocoli bei Salsomaggiore.
Das Jahr 896.
Arnolf zog zum zweitenmal nach Italien, gelangte bis Rom und erstürmte mit Beistimmung des obersten Priesters die Stadt der Römer mit den Waffen. Dies war in den vorhergehenden Jahrhunderten deshalb unerhört, weil es nie geschehen war, außer daß die Senonischen Gallier unter ihrem Führer Brenno lange Zeit vor Christi Geburt es einmal vollbrachten. Die Mutter Lanbert's, welche von ihrem Sohne zur Beschirmung zurückgelassen worden war, entfloh heimlich mit ihren Leuten. Arnolf wurde bei seinem Einzuge in die Stadt von Formosus, dem Bischof des apostolischen Stuhles, mit großen Ehren empfangen, und durch die Krönung vor dem Altar des heiligen Petrus zum Kaiser gemacht. Als er von dort zurückkehrte, wird er von einer Lähmung ergriffen, an welchem Uebel er lange zu leiden hatte.
In demselben Jahre scheidet Lanbert, der Sohn Wido's, dessen wir kurz zuvor gedachten, aus dem Leben und Ludowich, der Sohn Boso's, zieht auf die Einladung der Langobarden von der Provence aus und begiebt sich nach Italien.
Zu derselben Zeit um das Fest des heiligen Andreas wird
Graf Alberich, der den Megingaud erschlagen hatte, von Stephan, dem Bruder
Walo's getödtet. Im J. d. g. M.
Liudprands von Cremona: Seite 280,284
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"Werke" in: Quellen zur Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Band VIII
32.
Als nun Widos
Gemahlin sich von allen Seiten hart bedrängt sah und die
Aussicht zu entrinnen ihr durchaus genommen war, begann sie mit Schlangenlist
darauf zu sinnen, wie sie den König ums Leben bringen könnte.
Sie ließ einen der vertrautesten Diener
Arnulfs zu sich kommen und warb mit großen Geschenken
um ihn, daß er ihr helfe. Als er ihr nur dann helfen zu können
erklärte, wenn sie die Stadt in die Gewat seines Herrn ausliefere,
versprach sie ihm nicht nur Gold und nochmals Gold, sondern schenkte es
ihm auch auf der Stelle, wobei sie ihn bat, den König, seinen Herrn,
aus einem Becher, den sie ihm reichte, trinken zu lassen: sein Leben, sagte
sie, werde dieser Trunk nicht gefährden, sondern nur der Seele Wildheit
mildern. Und um ihren Worten Glauben zu verschaffen, ließ sie in
seiner Gegenwart einen ihrer Diener aus dem Becher trinken, der eine Stunde
lang vor seinen Augen verweilte und dann gesund hinwegging.
37.
Aber der Gattin des Wido,
welche Arnulf den Tod bereitet hatte,
bereitete der gerechte Gott den Schmerz der Witwenschaft. Indem nämlich
König
Wido dem abziehenden Arnulf
wie oben erwähnt wurde, auf dem Fuße folgte, ereilte ihn der
Tod [66 Letzte Urkunde vom April 894 (Fonti 36 Seite 54 Nr. 21).
Beisetzung in der Kathedrale von Parma.] am Ufer des Flusses Taro: Auf
die Nachricht von seinem Hinscheiden begab sich Berengar
eilends nach Pavia und riß die Herrschaft mit Gewalt an sich. Da
aber die Getreuen und Anhänger des Wido
sich sorgten, Berengar möchte
sich wegen der erlittenen Unbill an ihnen rächen, und weil die Italiener
immer zwei Herren haben wollen, um den einen durch die Furcht vor dem anderen
in Schranken zu halten [67 Darnach Rahewin Gesta Friderici imp.
III 37 a. Ende.], so setzten sie Lambert,
den Sohn des verstorbenen Königs Wido,
auf den Thron [68 891 Mitregent, 892 Kaiser.], einen schönen,
dem Knabenalter eben entwachsenen und sehr kriegerischen Jüngling.
Hlawitschka, Eduard: Seite 95,129,183,213
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"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien
(774-962)", in: Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII
Wie WIDO VON SPOLETO,
der spätere König und Kaiser, die Tochter eines langobardischen
Fürsten von Benevent, Ageltrude,
wohl in der Abischt der besseren Festigung seiner Stellung in Spoleto heiratete
[7 Vgl. A. Hofmeister, Markgrafen Seite 366.], so ließ der
schon unter Berengar II. geschickt
emporgestiegene Lanfranc, Sohn Giselberts von Bergamo, seine
beiden Kinder in altfränkische Adelsfamilien einheiraten; Giselbert
II. heiratete Alsinda, die Tochter des angesehenen Markgrafen Arduin
Glabrio von Turin; Franca wurde die Gemahlin des Markgrafen Amelrich
ex
genere Francorum.
Am 21. Februar 891 war er in Rom, um an der Kaiserkrönung
WIDOS
teilzunehmen. Zusammen mit dem Bischof Wibod von Parma, einem der gewiegtesten
Diplomaten dieser Zeit, intervenierte er für die Überlassung
großer Fiskalgüter an die Kaiserin
Ageltrude, WIDOS Gemahlin;
dilecti
consiliarii werden sie dabei genannt.
Auf Bitten Adalberts von Ivrea und Ageltrudes,
der Witwe Kaiser WIDOS, bestätigte
BERENGAR sodann am 13. Juni 910 Gariardo vicecomiti eiusdemque
Adalberti fideli allen erworbenen und ererbten Besitz, vornehmlich
den in Caddo, Premosello und Longomiso im Comitat von Ossola (de comitatu
Oxilense).
Die Kaiser WIDO und
LAMBERT
überlassen mit einer in Ravenna am 1. Mai 893 ausgestellten
Urkunde auf Bitten der Gemahlin Kaiser WIDOS,
Ageltrudis,
die curtis iuris nostri publici Leminis (= Almenno) im Comitat von
Bergamo an Cohunradum dilectum patruum ac patruelem nostrum illustrem
marchionem und an dessen Frau Ermengunde.
Hlawitschka, Eduard: Seite 219
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"Die Widonen im Dukat von Spoleto", in: Stirps Regia
Für ihn ist also kennzeichnend eine Interessenverlagerung
nach dem Süden. Das zeigt sich an seinen persönlichen Beziehungen,
indem er ja (um 875/76) eine Ehe mit Ageltrude,
der Tochter des Herzogs Adelgis von Benevent einging [20 Vgl.
T. Leporace, Ageltrude, regina d'Italia e imperatrice nel secolo IX, Benevento
1937; Belege auch bei E. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen
Reiches III² Seite 251 Anm. 4; zum Datum Th. Wüstenfeld, Über
die Herzöge Seite 406. - Die gelegentlich zu findende Meinung, daß
Wido
II., bevor er Ageltrude
heiratete, mit Judith, einer Tochter des Markgrafen Eberhard
von Friaul, ehelich verbunden war - so A. Sanfelice di Monteforte,
Richerde Textbd. Seite 20,26 und Tafelbd. Tafel III u.ö. -, geht auf
eine irrtümliche Interpretation eines Abschnitts im Testament Eberhards
von Friaul durch Th. Wüstenfeld, a.a.O. Seite 406, zurück. Daß
dies ganz unhaltbar ist, hat bereits P. Hirsch, Die Erhebung Berengars
I. von Friaul zum König in Italien, Diss. Straßburg 1910, Seite
67 Anm. 3, gezeigt. Nach R. Hiestand, Byzanz Seite 27, hatte WIDO
"erst Rotrud, eine Tochter Eberhards von Friaul, dann um 875 Ageltrude
von Benevent, die Tochter Adelchis I., geheiratet". Eine
Tochter Eberhards namens Rotrud hat es aber überhaupt nicht gegeben.],
ebenso wie auch an seiner Politik.
870/76
oo WIDO I. Markgraf von Spoleto
855-12.12.894
Kinder:
LAMBERT II.
um 875-15.10.898
Wido IV. Herzog von Spoleto-Benevent
- 8.897 ermordet
Ita
-
oo Waimar I. Graf von Salerno
- 2./3.901
Literatur:
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Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste.
Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 71,72,74
- Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm.
Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 108 - Dümmler
Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker
und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 253,367,416,418,421,424-426,432 -
Ennen,
Edith: Frauen im Mittelalter. C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Hlawitschka,
Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962),
in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard
Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 95,129,183,213,226,285 -
Hlawitschka,
Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der Deutschen Geschichte,
Anton Hirsemann Stuttgart 1968, Seite 147,150,158 - Hlawitschka,
Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia Eduard Hlawitschka,
Verlag Peter Lang Frankfurt am Main, Seite 219,240 - Jahrbücher
von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 164,166 - Liudprands von Cremona:
Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band
VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 246,280,284
- Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern.
Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo:
Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter.
Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 597 - Regino Chronik.
Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 304 - Riche, Pierre: Die Karolinger,
Deutscher Taschenbuch Verlag München 1991, Seite 263 - Schieffer,
Rudolf: Die Karolinger, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
Band 411, 1992, Seite 192 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 389 -