Begraben: Kirche zu Monza
Eventuell Sohn des Grafen Haicho und damit Ur-Ur-Enkel des Herzogs
Eticho vom Elsaß
Er könnte auch der Neffe des Abtes Thetibalds von Ebersheim sein.
Lexikon des Mittelalters: Band 162 Seite 162
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Hugo, Graf von Tours, 1. Hälfte 9. Jh.
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Karolingischer Amtsträger, ETICHONE
811 zusammen mit Bischof Heito von Basel und Aito von Friaul Gesandter
KARLS DES GROSSEN in Byzanz, trat Hugo
mit dem karolingischen Herrscherhaus
in engste Verbindung, als 821 LOTHAR,
Sohn LUDWIGS DES FROMMEN,
Hugos Tochter Irmingard
zur Frau nahm; durch die Heirat der anderen Tochter Adelheid
war Hugo mit den WELFEN verschwägert.
Hugos bedeutende Stellung im Reich
zeigt sich daran, dass er unter den um 824 im Reichenauer Verbrüderungsbuch
eingetragenen 'nomina amicorum viventium' die Reihe der Grafen eröffnete
und bei der Taufe des Dänenkönigs Harald
Klak in Ingelheim 826 mit Matfrid von Orleans Kaiserin
Judith geleitete. 824 und 827 an Feldzügen gegen die Bretonen
und die Sarazenen beteiligt, wurde Hugo
828 seiner Ämter enthoben, da wegen seiner Säumigkeit das fränkische
Ersatzheer zu spät an der spanischen Grenze eingetroffen war. Nach
Thegan galt Hugo von Tours als besonders
ängstlich; überdies soll er Kaiser LOTHAR
zur Untreue gegen seinen Vater angestachelt haben.
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Hugo, seit 821 Schwiegervater des
Kaisers LOTHAR I., und Graf Matfrid
wurden 828 auf einem Hoftag in Aachen abgesetzt, da ihnen Versagen in Spanien
vorgeworfen wurde. Durch das zögerliche Vorrücken des fränkischen
Hauptheeres waren die plündernden Feinde schon vom Schlachtfeld verschwunden,
als dieses erst eintraf.
Heinrich Büttner:
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"Geschichte des Elsaß I" 1991
Auf der Reichsversammlung des September 820 in Quierzy war bereits Graf
Hugo von Tours, der im Elsaß reich begütert war,
wie sein Tausch mit Weißenburg in Quierzy bezeugt, mit dem Bischof
Adaloch von Straßburg erschienen. Ob damals bereits die Heirat LOTHARS
mit der Tochter Graf Hugos in Aussicht
war, steht dahin. Im Oktober 821 wurde auf der Reichsversammlung in Diedenhofen
die Vermählung LOTHARS I., der
seit 817 Mitregent des Kaisers war, und der Grafentochter
Irmingard, die durch ihre Herkunft dem ETICHONEN-Geschlecht
verwandt war, vollzogen. Als Morgengabe erhielt Irmingard
den Herrenhof in Erstein an der Ill mit 60 abhängigen Hufen
überwiesen. In Worms wurde im Jahre 829 an KARL
das Elsaß, Alamannien und ein Teil des burgundischen Gebietes
übertragen. LOTHARS Teil war durch
das Herausbrechen dieses wichtigen Gebietes bedeutend geschmälert;
seine Verärgerung wurde durch die Grafen
Hugo, der große Interessen im Elsaß hatte, und Matfrid,
der über eine angesehene Stellung im Moselgebiet verfügte, noch
geschürt. Denn beide waren in ihrem Einfluß bei LUDWIG
DEM FROMMEN gestürzt worden; LOTHAR
wurde nach Italien gesandt, um der widerstrebenden Partei die Spitze zu
nehmen. Nach der Absetzung Kaiser LUDWIGS
auf dem Lügenfeld zu Colmar erhielt Ludwig
der Deutsche das Elsaß. Nach der Freilassung
LUDWIGS DES FROMMEN 834 begleitete Graf
Hugo mit anderen Großen LOTHAR
I. nach Italien. Nach der 839 erfolgten Aussöhnung zwischen
LUDWIG und LOTHAR
kam das Elsaß wieder an Kaiser LOTHAR;
seine Anhänger erhielten ihren Besitz und teilweise ihre Lehen wieder
zurück.
Gerd Tellenbach: Seite 57
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"Der großfränkische Adel"
Die Anhänger LOTHARS I., die
ihre Lehen und Eigengüter jenseits der Alpen verloren hatten, mußten
in Italien versorgt werden. Hugo von Tours und
seine Gattin Ava erhielten
unter anderem den alten Königshof Leocate am Lambro. Aber Hugo
konnte in Italien keine Rolle mehr spielen, da er, wie viele
seiner Genossen, bereits 836 von einer katastrophalen Seuche dahingerafft
wurde. Wenige Jahre später starb auch Ava.
Franz Vollmer: Seite 139, 163
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"Die Etichonen"
Möglicherweise sind einzelne ETICHONEN
von KARL DEM GROSSEN zu besonderen
Königsdiensten herangezogen worden; auch der Aufstieg Hugos
von Tours beginnt ja bereits unter KARL
DEM GROSSEN selbst. Es ist aber sicher kein Zufall, dass dieser
ETICHONE nach des Kaisers Tod so einflußreich
wird und machtvoll in der allgemeinen Politik agieren kann.
Hugos Familie rechnet jetzt zu den vornehmsten des Reiches und
den ältesten, die in sich die Reichseinheitstradition verkörpern
und vertreten, aber andererseits die Schwäche der Zentralgewalt benutzen,
sich selbst in den Vordergrund zu schieben. Hugo
wird Schwiegervater des Kaisers, und LOTHARS
Gunst und Vertrauen bringen ihn nach Oberitalien, wo eine Nachkommenslinie
noch im 10. Jahrhundert zu verfolgen ist. Die vornehme Stellung Hugos
spiegelt sich auch in den Ehen seiner beiden Töchter Adelais/Aelis
und Bertha.
Adelais heiratet in 1. Ehe den WELFEN Konrad, den Bruder der Kaiserin
Judith, Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN,
des WELFEN Rudolf und Ludwigs des Deutschen
Gemahlin Emma. Bertha wird die Gemahlin
Girards "von Roussillon", der zuerst Graf von Paris, dann Verwalter von
Burgund (Vienne) ist. Verkörperte Hugo
noch einmal in seiner Person die die Grenzen der Teilreiche negierende
alte Reichseinheit, so zeigt sich bereits in der nächsten Generation
eine bemerkenswerte Beschränkung auf einzelne Landschaften. Sein Sohn
Liutfrid ist nur noch im Elsaß und in Oberitalien interessiert,
seine Töchter Bertha und Aelis
scheinen dagegen den burgundischen Besitz Hugos
geerbt zu haben.
Während sich so Ende des 8. Jahrhunderts langsam fast über
alle Nachkommen Etichos
ein bisher nicht erhelltes Dunkel legt, tritt zu Beginn des 9. Jahrhunderts
mit "Hugo von Tours" eine politisch
höchst aktive Persönlichkeit auf, die unmißverständlich
als Nachkomme Etichos
gekennzeichnet ist.
Hugo "timidus" wird 811 von KARL
DEM GROSSEN als Gesandter nach Konstantinopel geschickt. Bereits
807 trat unter KARL DEM GROSSEN ein
Hugo comes auf, der möglicherweise
mit dem ETICHONEN zu identifizieren
ist. Vor allem aber unter LUDWIG DEM FROMMEN
sehen wir ihn unter den Mächtigen des Reiches. Jetzt ist Hugo
Graf von Tours; er ist es wahrscheinlich auch von Sens und hat
damit 2 der wichtigsten westfränkischen Positionen in seiner Hand.
Ältere ETICHONEN-Rechte an diesen
Positionen sind nicht bekannt; die Verleihung ist also wohl der besonderen
persönlichen Gunst LUDWIGS DES FROMMEN
zu verdanken. Von Kaiser LUDWIG hat
Hugo vor allem auch das Nonnenkloster
S. Julian d'Auxerre zu Lehen. 821 erreicht die enge Verbindung
Hugos mit dem Herrscherhause ihren Höhepunkt: LUDWIGS
DES FROMMEN Sohn LOTHAR I. heiratet
Hugos Tochter Irmgard.
Hugo bleibt auch in diesen Jahren der
größten Hofnähe im Elsaß begütert und interessiert,
wie sein Weißenburger Gütergeschäft von 820 ausweist. Er
muß aber wichtige Kampfaufgaben des Reiches übernehmen: 824
ist er Führer im Feldzug gegen die Bretonen, 827 gegen die Sarazenen.
Dass hiermit die Grenze seiner Einsatzbereitschaft für das Reichsinteresse
erreicht ist, stellt sich nur zu deutlich heraus: 828 muß er von
LUDWIG DEM FROMMEN wegen Hilfeverweigerung
für den Grafen Bernhard von Barcelona gegen die Sarazenen abgesetzt
werden; er verliert damit die vom Kaiser empfangenen Lehen wie die Grafschaft
Tours und das Kloster S. Julien d'Auxerre und damit wohl auch die Grafenrechte
in Sens. Bei seinem Schwiegersohn LOTHAR I.
bleibt aber Hugo auch in den Jahren
830 bis 836 führend und von bestimmenden Einfluß . Um 834/35
taucht Hugo in Oberitalien auf. Er
ist hierin wohl LOTHAR gefolgt und
wird von diesem für seine Verluste nördlich der Alpen entschädigt
worden sein. In Italien hat er - sicher über seinen kaiserlichen Schwiegersohn
LOTHAR - eine beachtliche Stellung
und rechnet zu den "primores" des Landes. Seine Besitzbasis liegt im Gebiet
von Mailand; nach dem Königsgut Leocate am Lambro, das er nun innehat,
wird er "dux de Locate" genannt. Hier im Süden überraschte
ihn auch der Tod; in der Kirche von Monza, die von Hugo
reich mit Schenkungen bedacht worden war, findet er sein Grab.
Hugo war nach Herzog
Eticho/Adalricus der bedeutendste Angehörige dieses Hauses,
der sich am nachhaltigsten in der großen, alle landschaftlichen Rahmen
sprengenden Politik betätigt hat. Sein hoher Adel wie auch seine außergewöhnlich
einflußreiche Stellung unter LUDWIG
und LOTHAR werden von den zeitgenössischen
Schriftstellern gebührend hervorgehoben.
Dass Hugo wirklich ETICHONE
ist, wissen wir durch Thegans ausdrückliches Zeugnis. Bestätigt
wird dies durch die Übereinstimmung der Namen der unmittelbaren Nachkommenschaft
Etichos und
der Nachkommen Hugos: die Namen Liutfrid,
Eberhard und Hugo finden sich hier wie dort. Überdies sprechen die
vielfältigen Beziehungen Hugos
zum Elsaß für seine ETICHONEN-Stämmigkeit.
820 tauscht Hugo mit der Abtei
Weißenburg seine nordgauische Eigengüter in Niederbronn, Preuschdorf,
Walf, Barr und Fröschweiler gegen Güter in Dettweiler. Auf Hugos
Schenkung soll auch ein Kreuz des Odilienberg-Klosters Niedermünster
zurückgehen. Auch Hugos Kinder
stehen in engen Beziehungen zum Oberrheingebiet.
So erhält Hugos Tochter Ermengard
von ihrem kaiserlichen Gemahl LOTHAR I.
ihre Morgengabe im elsässischen Erstein, worauf sie 849 ein Kloster
stiftet. Der Sohn Liutfrid
und dessen Söhne Hugo und Liutfrid
sind Laienäbte von Münster-Granfelden. Auch der Urenkel
Hugo, Lothars II. Sohn, wird nochmals
Herzog des Elsaß. Bei besitzgeschichtlichen Vergleichen ergibt es
sich rasch, dass Hugos und seiner Nachkommenschaft
Besitz durchwegs im gleichen elsässischen Gebiet liegt, in dem auch
Herzog Eticho
und seine unmittelbaren Nachkommen begütert waren.
oo Ava
- um 840
Kinder:
Irmingard
-20.3.851
821
oo LOTHAR I.
795-29.9.855
Adelheid
-
oo Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau
-16.2.863
Liutfrid
um 800/05- um 864
Bertha
-
819
oo Gerhard Graf von Vienne
800- 878/79
Hugo
- vor 25.1.835